Schachteldeckel

Modell: USS Wichita CA-45 WWII
Hersteller: Midship Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Spritzguss, Weissmetall, Ätzteile, Messingdraht
Art.Nr.: MPK303
Preis: 42 -70 €

Das Original

Wichita war der 18. und letzte Schwere Kreuzer der U.S. Marine, der im Rahmen der Washingtoner und Londoner Flottenverträge erlaubt war und gebaut wurde. Ursprünglich sollte Wichita das achte Schiff der New Orleans-Klasse werden, wurde aber dann als Schwere Kreuzer-Veriante der Brooklyn-Klasse gebaut.

Deren Rumpf sollte eine größere Reichweite ermöglichen, dazu wurde der Freibord erhöht und so die Seetüchtigkeit verbessert. Durch das Verlegen der Anlagen für die Bordflugzeuge ins Heck konnte die Flak verbessert aufgestellt werden, u.a. konnte Geschütze der schweren Flak so aufgestellt werden, dass sie direkt nach vorne und hinten schießen konnten. Als schweres Flakgeschütz kam hier zum ersten Mal das neue L/38-Geschütz zum Einsatz – einmalig für US-amerikanische Kreuzer als Einzellafetten. Auch die schwere 20,3 cm-Artillerie wurde verbessert. Die Rohre hatten in den Drillingstürmen erstmalig unabhängige Höhenrichtung. Dazu war der Abstand zwischen den Rohren vergrößert, was die Streuung der Salven verringerte. Da der Turm so entsprechend breiter ausfiel, wurde die Barbette konisch gestaltet, um den Gewichtszuwachs einzuschränken. Ein Nebeneffekt war, dass die Panzerung so durch die Schrägstellung verbessert wurde. Zusätzlich wurde die Panzerung durch einen dickeren Seitenpanzer und dickere Panzer an den Türmen und Barbetten im Vergleich zur vorausgegangen Vincennes verstärkt.

Wichita blieb ein Einzelschiff, war aber der Ausgangspunkt für die Entwicklung der wesentlich größeren Baltimore-Klasse, die im Zweiten Weltkrieg ohne die Einschränkung der Flottenvertrage gebaut wurde.

Wichita war 185,42 m lang und 18,82 m breit. Voll belanden verdrängte sie bei Indienststellung 13 015 ts, 1945 stieg die Verdrängung auf 14 611 ts. Der Antrieb erfolgte mit vier Turbinen und acht Kesseln, die insgesamt 100 000 PS leisteten, womit 32,5 kn bei Indienststellung und 32 kn 1944 erreicht wurden.

Bewaffnung 1939
9 x 20,3 cm L/55 (drei Drillingstürme)
8 x 12,7 cm L/35 (vier geschlossene und vier offene Einzellafetten)
8 x 1,27 cm MG (Einzellafetten)
4 Curtiss SOC Seagull-Bordflugzeuge

Bewaffnung Dezember 1943
9 x 20,3 cm L/55 (drei Drillingstürme)
8 x 12,7 cm L/35 (vier geschlossene und vier offene Einzellafetten)
20 x 4 cm L/56 Bofors (vier Vierlinge, zwei Zwillinge)
18 x 2 cm L/70 Oerlikon (Einzellafetten)
4 Curtiss SOC Seagull-Bordflugzeuge

Die Wichita wurde auf der Marinewerft Philadelphia von 1935 bis 1939 gebaut und wurde als Teil der Atlantik-Flotte in Dienst gestellt. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde sie für Neutralitätspatrouillen vor der Ostküste und der Karibik sowie für eine Reihe von Besuchen von südamerikanischen Staaten eingesetzt. Anfang August 1940, die USA waren zu diesem Zeitpunkt offiziell noch neutral, nahm Wichita an der Besetzung Islands teil, von wo sie aus in den folgenden Monaten zum Schutz von US-Handelsschiffen eingesetzt wurde. Am 5. Januar 1942 (nachdem die USA offiziell im Krieg waren) wurde Wichita vor Anker im Hafen von Hvalfjordur (Island) in einem Hurrikan durch eine Kollision mit dem Frachter West Nohno und einem britischen Trawler sowie anschließendes Auflaufen beschädigt. Nach den Reparaturen wurde sie weiter zum Geleitschutz von Handelsschiffen eingesetzt, teilweise gemeinsam mit Schiffen der Royal Navy. Am 8. November 1942 war sie Teil der Sicherungskräfte für die Landung in Nordafrika (Operation Torch), wobei sie französische Küstenbatterien und U-Boote bei Casablanca beschoss, dabei selbst von einer Küstenbatterie beschädigt wurde (14 Mann wurden verletzt). Sie war auch an der Versenkung des Leichten Kreuzer Primauguet im Rahmen der gleichen Operationen beteiligt.

Um die Jahreswende wurde Wichita in den Pazifik verlegt und war am 29. Januar 1943 an der Schlacht von Rennel beteiligt, wo sie von einem Torpedo getroffen wurde, der allerdings ein Blindgänger war. Von April bis August war sie im Bereich der Aleuten im Einsatz, danach wurde sie auf der Puget Sound-Marinewerft in Bremerton bis Jahresende modernisiert. Im Januar 1944 war Wichita eines der Schiffe, die die Invasion der Marshall-Inseln absicherten, worauf Sicherung der Träger bei den Angriffen auf Yap, Woleai, die Pallau-Inseln, Hollandia, Wake, Truk und Satawan folgten. Im Juni folgte die Invasion der Marianen (Wichita wurde zum Landzielbeschuss eingesetzt), die zur Schlacht in der Philippinensee am 19. Juni 1944 führte – Wichita sicherte erneut die Träger. Diese Aufgabe übernahm sie auch bei Angriffen auf Palau, die Karolinen, Philippinnen und dem japanisch besetzten niederländischen Ostindien (heutiges Indonesien) sowie bei der Landung auf Morotai. Am 2. Oktober 1944 überlebte sie im Gegensatz zu vielen anderen US-Schiffen einen Taifun unbeschadet. Am 12. Oktober geleitete sie die Träger bei einem Angriff auf Formosa (heutige Taiwan). An den folgenden beiden Tagen wurden der Schwere Kreuzer Canberra und der Leichte Kreuzer Houston von japanischen Flugzeugen torpediert und Wichita wurde zum Abschleppen des ersteren und schließlich zur Sicherung der beiden beschädigten Schiffe eingesetzt. Am 18. Oktober gehörte sie zu den Schiffen Halseys, die zur Sicherung der Landung auf Leyte eingesetzt wurden. In der Folge kam es zur Schlacht um Leyte (23. – 26.10), in der Wichita erst die Träger sicherte und wurde in der Schlacht von Kap Engano am 25.10 zusammen mit drei Kreuzer und zwölf Zerstörern unter Konteradmiral Du Bose voraus geschickt, um die japanischen Schiffe, die die Angriffe der Träger überlebt hatten, zu versenken. Wichita war an der Versenkung des Trägers Chiyoda und des Zerstörers Hatsuzuki beteiligt. Wegen Problemen mit der Antriebsanlage musst sie danach von Dezember 1944 bis Februar 1945 in die Werft in Terminal Island (bei Los Angeles). Ab März 1945 bis Kriegsende wurde Wichita zur Unterstützung der Landung auf Okinawa eingesetzt, wobei sie bei einem japanischen Luftangriff am 12. Mai durch friendly fire (12,7 cm-Flakgranate) beschädigt wurde (ein Mann wurde getötet, elf verletzt). Nach Kriegsende war sie an der Besetzung Japans und dem Rücktransport von ehemaligen Kriegsgefangenen und Soldaten (Operation Magic Carpet) beteiligt. Am 15. Juli 1946 kam sie zur Reserve in Philadelphia und am 2. Februar 1947 wurde sie außer Dienst gestellt. Am 1. März 1959 erfolgte die Streichung aus der Marineliste, sie wurde in Panama City (Florida) abgewrackt. Wichita erhielt 13 battle stars für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg.

Der Bausatz

Der Bausatz von Midship Models ist im Endeffekt eine Wiederauflage des alten Classic Warships-Bausatzes, wurde aber durch weitere Teile (Spritzgussteile, Ätzteile, Abziehbilder) ergänzt. Der Bausatz stellt den Bauzustand nach der Modernisierung Ende 1943 dar, also etwa den Zustand, in dem sie sich zwischen dem 3.12.1943 und dem 9.12.1944 - dem Beginn der nächsten Reparatur und Modernisierung - befand.

Der Rumpf ist 3 mm zu lang - nach den meisten Quellen, aber laut dem Warship Pictorial von Classic Warships Publishing ist die Länge korrekt. Die Breite stimmt - und hier stimmt die Angabe im Warship Pictorial auch halbwegs mit den Angaben in den anderen Quellen überein. Die Form des Rumpfs ist korrekt wieder gegeben. Die Detaillierung ist gut, lediglich die Spitterschutzschilde sind etwas dick. Auffallend ist, dass die Lafetten der 2 cm-Oerlikons schon an den Rumpf angegossen sind.

Die Aufbaudecks sind auch wieder recht gut detailliert, erneut ist der Splitterschutz etwas zu dick.

Bei den Schornsteinen wirken die Details recht massiv.

Hier dann Beiboote (die nur für frühe Bauzustände gebraucht würden), Flaggenkasten, Splitterschutzschilde sowie Mk. 33- (für die schwere Flak) und Mk. 34-Feuerleitgeräte (für die schwere Artillerie). Bei dem Mk. 34 (Teil R18) fehlt der Drehkranz mit etwas größeren Durchmesser als das Feuerleitgerät bzw. die Basis darunter und die Details hinten kann man auf den Fotos nicht erkennen. Diese müssen also entfernt werden. Die Mk. 33 der Wichita waren hinten abgerundet, was die Bausatzteile kaum sind - die aber auch wegen Resinüberfluss aus der Form nachgearbeitet werden müssen.

Die 20,3 cm-Drillingstürme sind gut, die Rohre sind allerdings zu dick und sollten besser durch Messingrohre ersetzt werden. Auch die 12,7 cm-Türme sind gut. Die Lademaschinen zum Üben für die 12,7 cm-Besatzungen scheinen nicht komplett an der Basis ausgegossen zu sein.

Rettungsflöße und die Curtiss SOC Seagull liegen als Weißmetallteile bei. Bei den Rettungsflößen dürfte es teilweise etwas umständlich sein, die vom Gussast zu entfernen - es liegen aber auch Spritzgussteile bei. Der Rumpf der Seagull wirkt nicht ganz richtig, die Tragflächen sind dafür sehr dünn. Die Verstrebungen und der Katapultwagen können durch die beiliegenden Ätzteile ersetzt werden.

Dem Bausatz liegen auch zwei identische Spritzlinge mit Waffen und anderen Ausrüstungteilen bei. Diese Teile weisen viel Grat und viele Einsinkstellen auf und die Detaillierung und Abmessungen variieren von der Qualität. Die 4 cm-Bofors und die 2 cm-Oerlikons sollten besser durch andere Teile ersetzt werden, im Falle der 2 cm-Oerlikons liegen auch geätzte Schilde und Rohre bei. Es gibt auch bessere Darstellungen der offenen 12,7 cm-Lafetten, z.B. von Loose Cannon und Niko Models.

Die Fotoätzteile

Der Ätzteilsatz wurde ursprünglich für die Brooklyn-Klasse entworfen, weshalb einige Teile nicht gebraucht werden. Enthalten sind hier u.a. Relings, Flugzeugkran, Netzte für Rettungsmittel, Katapulte, Details für die Seagull und Masten, Schraubenschutz sowie Rohre und Schilde für die 2 cm-Oerlikon. Die Gitterkonstruktion für die Scheinwerferplattform liegt im Gegensatz zur Plattform selbst nicht bei, eventuell kann der vorhandene Scheinwerferturm angepasst werden.

Von den enthaltenen Radarantennen werden SK (B42, B43) und der Mk. 4 Feuerleitradar (B32, 33, 35) für die Mk. 33 Feuerleitgeräte gebraucht. Auf den Mk. 34-Feuerleitgeräten war vorne eine unverkleidete Mk. 8-Antenne, die nicht enthalten ist, und achtern eine Mk. 3-Antenne (B23, B24) montiert. Die SG-Radarantennen auf beiden Masten fehlen.

Decals und weitere Teile

Flaggen und Kennnummern (verschiedene Größen) liegen als Abziehbilder bei. Markierungen für die Bordflugzeuge fehlen.

Zusätzlich liegt ein Messingdraht für die Masten bei (allerdings finde ich bei meinem Exemplar nur noch eine Stärke für die Masten selbst, keine für die Spieren und Rahe).

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus sechs Seiten. Über das Vorbild sollten wohl technische Angaben angegeben werden, es finden sich aber nur Angaben über den Leichten Kreuzer Helena (den es ebenfalls von Midship Models gibt). Enthalten sind Farbangaben für WEM und Model Master - allerdings keine Übersicht, wo welche Farben verwendet werden sollen und wo die Abziehbilder platziert werden sollen. Für die Resin-, Weißmetall-, Spritzguss- und Ätzteile sind Teileleisten enthalten, die abgesehen von den Spritzgussteilen auch beschriftet sind (wobei bei manchen Radarantennen nur "Radar" steht, was nicht hilfreich ist). Der Zusammenbau wird in vier Schritten plus Detailzeichnungen für einzelne Baugruppen erklärt. Insgesamt sollte der Bau so unproblematisch sein, aber im Detail können schon Fragen auftauchen, z.B. beim Zusammenbau der Masten, des Flugzeugkrans und der Scheinwerferplattform.

Von Ende 1943 bis Ende 1944 war Wichita im Schema 21 gestrichen, d.h. die vertikalen Flächen waren Navy Blue 5-N und die Decks (auch die Holzdecks) Deck Blue, 20-B. Weiße "45"-Kennnummern befanden sich am Bug und am Heckspiegel.

Der Bau der Wichita im Zustand von 1945, als sie nach dem Schema 22 bemalt war, ist durchaus machbar. Wesentliche Änderungen sind der Ausbau des Steuerbord-Katapults, an dessen Stelle zwei 2 cm-Oerlikons kamen. Die 2 cm am Heck neben dem Flugzeugkran wurden durch 4 cm-Zwillinge ersetzt und als Bordflugzeug wurden Curtiss SC-1 Seahawk statt der Seagull eingesetzt.

Der Umbau in einem Zustand vor der Modernisierung Ende 1943 ist etwas aufwendiger, da insbesondere die Brücke modifiziert werden muss. Ihre früheren Anstriche waren das typische Hellgrau der Vorkriegszeit, Schema 1 Ende 1941, Schema 12 mod wahrscheinlich ab Anfang 1942 und Schema 22 ab Ende 1942 bis Mitte 1943. Zeichnungen vom Zustand von 1939 und 1945 für eventuelle Umbauten finden sich z.B. im Warship Pictorial.

Quellen

Fazit

Der Midship Model-Bausatz der Wichita stellt eine gute Grundlage für den Bau dieses Schweren Kreuzers da. Allerdings ist der Bausatz nicht so komplett, wie die Vielzahl von enthaltenen Materialien vielleicht vermuten lässt, es fehlen z.B. drei Radarantennen, die aus entsprechenden Ätzteilsätzen ergänzt werden müssen. Die Gussqualität ist zwar überwiegend gut, bei einzelnen Teilen ist aber Nacharbeit angesagt, genauso müssen einzelne Teile korrigiert werden. Die Detaillierung ist überwiegend gut, teilweise aber zu massiv, z.B. bei den Splitterschutzschilden und den Schornsteinen. Für die 20,3 cm-Rohre und die 4 cm-Vierlinge und Zwillinge sollte man Ersatz suchen. Obwohl ich auch überlegt habe, dem Bausatz vier Sterne zu geben, fiel die Bewertung dann knapp wie folgend aus:


alt guter Durchschnitt

Lars