Modell: USS Providence CLG/CG-6
Hersteller: Ships & Co
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Ätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: N° 002
Preis: 85 €

Das Original

USS Providence war ursprünglich einer der zahlreichen Leichten Kreuzer der Cleveland-Klasse und wurde Ende der 1950er zum Lenkwaffenkreuzer umgebaut. Um relativ schnell die Zahl der Lenkwaffenschiffe zu vergrößern, sollten eine Reihe von vorhandenen Kreuzern umgebaut werden. Obwohl es mit der Cleveland-Klasse Stabilitätsprobleme gab, viel die Wahl auf diese, da viele Schiffe vorhanden waren (im Gegensatz z.B. zu den Leichten Kreuzern der Worcester-Klasse) und auch außer Dienst waren (im Gegensatz zu den meisten Schweren Kreuzern der Baltimore-Klasse). Ursprünglich sollten 13 Schiffe umgebaut werden, tatsächlich blieb es bei sechs Schiffen. Drei Schiffe erhielten Talos-Flugabwehrraketen (Galveston, Little Rock, Oklahoma City), drei Terrier-Flugabwehrraketen (Providence, Springfield, Topeka). Der Umbau betraf im Wesentlichen nur die achteren Aufbauten. Diese Schiffe unterschieden sich dann aber nicht nur in Bezug auf den Lenkwaffen-Starter, sondern auch in Bezug auf die Form des achteren Aufbau mit dem Lenkwaffen-Magazin und die Form der Masten. Dazu gab es weitere Unterschiede. Galveston und Topeka behielten vorne zwei 15,2 cm-Drillingstürme und drei 12,7 cm-Zwillingstürme, während die anderen vier Schiffe zu Flaggschiffen umgebauten wurden. Hierfür wurde die Brücke nach vorne und seitlich erweitert, so dass nur noch ein 15,2 cm-Drillingsturm und ein 12,7 cm-Zwillingsturm beibehalten werden konnte.

Providence war 186 m lang und 20 m breit. Ihre Verdrängung betrug etwa 15 000 ts. Ihre Dampfturbinen leisteten 100 000 PS und trieben vier Schrauben, womit 32 Knoten erreicht worden sein sollen.

Bewaffnung
3 x 15,2 cm L/47 (ein Drillingsturm)
2 x 12,7 cm L/38 (ein Zwillingsturm)
1 x Terrier-Flugabwehrraketen-Zwillingsstarter (120 Raketen)

Providence wurde zwischen 1943 und 1945 bei Bethlehem Steel Co. in Quincy gebaut. Nach der Indienststellung (klassifiziert als CL-82) am 15.5.1945 wurde sie im Atlantik als Schulschiff benutzt, bevor bis 1949 regelmäßig ins Mittelmeer abgeordnet wurde. Am 14.6.1949 wurde sie außer Dienst gestellt und Teil der Reserveflotte im Atlantik. 1957-59 erfolgte in der Marinewerft Boston der Umbau zum Lenkwaffenkreuzer (klassifiziert als CLG-6).

Nach ihrer Wiederindienststellung wurde sie Teil der 7. Flotte in Japan. Sie blieb für den Rest ihrer Dienstzeit Teil der Pazifikflotte, abwechselnd bei der 7. Flotte in Japan und der 1. Flotte an der Westküste. Oft war sie als Flaggschiff eingesetzt. Ab 1967 wurde Providence für Küstenbeschuss im Vietnam-Krieg verwendet. Zuletzt war sie dort 1972 im Einsatz. Am 31.8.1973 wurde sie außer Dienst gestellt. Als Teil der Reserveflotte wurde sie am 1.7.1975 in CG-6 umklassifiziert, am 30.9.1978 (oder 30.7.?) wurde sie aber gestrichen und 1980 zum Abwracken nach Terminal Island (zwischen Los Angeles und Long Beach) verkauft.

Der Bausatz

Der Bausatz von Ships & Co scheint das Schiff in einem Zustand ab 1970 darzustellen (ausgehend von der Datierung der Photos auf NavSource Online: Cruiser Photo Archive und einem Aufbau vorne auf der Plattform für die See-See-Versorgung (UNREP)).

Der Rumpf ist mit einem Großteil der Aufbauten in einem sehr dunklen Resin gegossen und auf den Boden des Kartons geklebt (den Kleber muss dann erst mal wieder entfernen…). Grundsätzlich sind die Proportionen richtig wieder gegeben. Allerdings ist der Rumpf an der Wasserlinie etwa fünf Millimeter zu kurz. Die Gussqualität ist ok, aber nicht perfekt. Ein paar Unsauberkeiten u.a. am Bug, Heck und am Übergang Deck zu den Aufbauten sind auszubessern.

Hier dann Teile für die Aufbauten mittschiffs, die diesmal gut gegossen und detailliert sind:

Danach geht es zu Teilen für die Brücke, Feuerleitgeräte, UNREP-Mast, 15,2 cm-Turm…

Hier beginnt man schon darüber nachzudenken, wohin welches Teil gehört, da die Anleitung nicht sehr hilfreich ist (darüber später mehr). Die Teile sind zwar wieder gut detailliert, aber es gibt Unsauberkeiten beim Guss. Schwer zu korrigieren ist ein Überfluss im Bereich der Brückennocken, die geschlossene Reling am Unterbau für die Mk 34- und Mk 37-Feuerleitgeräte ist teilweise beschädigt bzw. fehlt komplett.

Hier dann Boote, Terrier-Starter, 12,7 cm-Turm, SPQ-5-Feuerleitgeräte, SPS-52-Radar (durch Resinüberfluss aus der Form besteht hier ziemlicher Korrekturbedarf), weitere Teile, die nicht leicht identifizierbar sind...

Links dürften Rettungsmittel sein, rechts Anker, Mk 34-Feuerleitgeräte und SPS-30-Radar (von den letzten beiden wird nur jeweils ein Teil benötigt):

Links Beiboote, vorderer Schornstein, Kranpfosten, Teile für die Rettungsboote, rechts Terrier-Raketen (die Startrakete ist gut dargestellt, der Flugkörper selbst etwas seltsam), Davits, Bootslagerungen...

Teile für oberen Bereich des Fockmasts inklusive der dort angebrachten TACAN-Anlage sind nicht auszumachen...

Es liegen drei Platinen mit Ätzteilen bei: eine für die Masten, eine für eine SPS-37A-Radarantenne und eine mit Relings. Angesichts der drei massiven Gittermasten wäre die entsprechende Platine dringend notwendig - aber keines der Teile für die drei Masten entspricht der Zeichnung von Alan Raven in U.S. Cruisers von Norman Friedman!

Das ist aber leider nicht das einzige Problem! Auch bei den Radar-Antennen liegen nicht alle notwendigen bei: Providence hatte 1970, also zu dem Zeitpunkt, ab dem auch der Aufbau auf der See-See-Versorgungsplattform erkennbar ist, auf dem Fockmast SPS-10 und SPS-29, auf dem mittleren Mast SPS-30 und auf dem achteren Mast SPS-52. Die beiden Antennen für den Fockmast fehlen, die beiden anderen liegen als Resinteile bei, was in diesem Fall akzeptabel ist, da diese Antennen nicht auf einer Gitterstruktur beruhten. Lediglich Teile der SPS-30-Antenne könnten mit Ätzteilen verbessert werden. Bei Indienststellung waren es SPS-10 und SPS-17 auf dem vordereren, SPS-8B auf dem mittleren und dem achteren Mast SPS-42. Diese Antennen sind alle nicht enthalten. Die im Bausatz entaltene SPS-37A-Antenne war dagegen nie an Bord! Vielleicht sollte dann sich an dem Schwesterschiff Springfield versuchen, was zeitweise diese Atenne mitführte... Ätzteile für Teile der Bootshalterungen mittschiffs fehlen, genau müssen die prominenten Funkantennen auf dem Vorschiff, dem 12,7 cm-Turm und ganz achtern selbst ergänzt werden. Weiteren Bedarf für Detailverbesserungen wird sich nach einem genaueren Studium der Photos sicher noch ergeben...

Der Abziehbilderbogen ist sehr umfangreich gestaltet und enthält u.a. Kennummern in verschiedenen Größen, Flugdecksmarkierungen (teilweise auf dem Scan nicht sichtbar, da sie weiß gedruckt sind), Warnhinweise, Auszeichnungen, Markierungen für Bordflugzeuge/-hubschrauber, Namensschilder. Aus letzteren wird auch klar, dass dieser Bogen wohl in mehreren Bausätzen des Herstellers beigelegt werden wird.

Die Anleitung

Die Anleitung beginnt mir kurzen Angaben über den Lebenslauf des Schiffes und seiner technischen Daten - auf Italienisch. Danach gibt es eine Übersicht über die beiliegenden Resinteile (nicht alle gezeigt!), ohne diesen aber eine Beschriftung zuzuordnen. Die Bauanleitung besteht dann aus neun Schritten, die durch Farbphotos illustriert sind. Durch Pfeile werden die jeweils hinzufügenden Bauteile markiert.

Die Positionierung der einzelnen Teile wird dadurch aber nicht unbedingt klar. Es empfiehlt sich eine Zeichnung (wie z.B. in U.S. Cruisers von Norman Friedman enthalten) und Photos (für Quellen im Internet s.u.) zu Rate zu ziehen. Angaben über die Ätzteile und die Abziehbilder sucht man genauso vergeblich, wie Farbangaben. Das bedeutet, dass auf jeden Fall zusätzliche Quellen notwendig sind, um diesen Bausatz bauen zu können.

Quellen

Fazit

Positiv hervorzuheben ist, dass Ships & Co einen Bausatz einen Lenkwaffenkreuzer dieser Epoche herausgebracht und damit eine Lücke geschlossen hat. Der Bausatz bietet im Grunde auch eine gute Basis für den Bau der Providence als Lenkwaffenkreuzer in einem späten Bauzustand. Leider sind der Rumpf und damit wohl auch andere Teile etwas zu kurz ausgefallen. Bei einem Teil der Resinteile ist die Gussqualität auch nicht optimal, überwiegend ist sie aber in Ordnung und die Detaillierung gut. Während der Bausatz auf den ersten Blick wegen der enthaltenen Abziehbilder und Ätzteile sehr vollständig ist, muss man leider nach einem genaueren Studium der Teile sagen, dass die Ätzteile überwiegend nicht brauchbar sind. Sowohl in Bezug auf Radarantennen, als auch in Bezug auf die Gittermasten muss man sich nach Alternativen umschauen. Im Falle der Gittermasten bleibt da momentan wohl nur der Eigenbau. Die Anleitung ist keine große Hilfe, insbesondere in Bezug auf die enthaltenen Kleinteile. Es fehlen auch Angaben über die Ätzteile, Bemalung und Abziehbilder. Obwohl der Bausatz für den erfahrenen Modellbauer, der bereit ist die Probleme im Detailbereich, insbesondere bei den Gittermasten, auszugleichen, eine gute Basis bietet, ist der Bausatz auch angesichts des hohen Preises nur

DURCHSCHNITT

Lars