05.03.1938 - 75 Jahre Schlacht von Cabo de Palos
Vor 75 Jahren kam es bei Cabo de Palos im westlichen Mittelmeer zur größten Seeschlacht im Spanischen Bürgerkrieg (siehe Jahrestage auf Modellmarine). In dieser traf eine Flotte der Republikaner, die aus zwei Leichten Kreuzern und fünf Zerstörern bestand, auf die Flotte der Faschisten mit den Schwerer Kreuzern Canarias und Baleares sowie einem Leichten Kreuzer. Der republikanischen Flotte gelang es die Baleares zu versenken, versäumte es aber diesen Sieg zu nutzen.
Modell: Schwerer Kreuzer der Canarias-Klasse "Canarias" 1938
Hersteller: HP Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: WW II-WL-SP-002
Preis: 79 €
Das Original
Die spanische Schiffsbauindustrie war ab 1909 mehrheitlich im Besitz der britischen Werften John Brown und Vickers-Armstrong, was dazu führte, dass die Mehrzahl der gebauten Schiffe auf britischen Entwürfen beruhte. Nach drei Klassen von Leichten Kreuzern - Reina Victoria Eugenia, Blas de Lozo und Almirante Cervara – wurden 1928 zwei Schwere Kreuzer auf Kiel gelegt. Diese beiden Schiffe – Canarias und Baleares – waren Varianten der britischen Kent-Klasse. Sie sollten statt vier 10,2 cm Flak acht 12 cm-Geschütze erhalten. Dazu sollten die Torpedorohre statt drehbar auf dem Oberdeck fest auf dem Hauptdeck installiert werden. Ein Katapult hinter den Schornsteinen war geplant. Die Schiffe fielen nach dem Putsch Francos gegen die demokratische Regierung und dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs den Faschisten Francos in die Hände, die sie übereilt fertig stellten. Sie erhielten abweichend vom ursprünglichen Entwurf eine stromlinienförmige Brücke. Die Maschinen und Kesseln waren so angeordnet, dass statt der drei Schornsteine der Kent-Klasse zwei Schornsteine vorgesehen waren, die aber zu einem massiven Schornstein vereinigt wurden. Wegen der übereilten Fertigstellung, war die Ausrüstung mit schwerer und leichter Flak sowie Feuerleitgeräten anfangs provisorisch. Die Schiffe erhielten nur nach und nach einen Teil der fehlenden Ausrüstungsgegenstände.
Die Canarias, die den Spanischen Bürgerkrieg im Gegensatz zu ihrem Schwesterschiff überlebte, wurde in Bezug auf die Feuerleitung und leichte Flak wiederholt modernisiert. 1952 wurde bei einer Überholung der massive einzelne Schornstein entfernt und sie erhielt zwei Schornsteine. Dazu kamen Dreibeinmasten und Radaranlagen.
Canarias war 193,55 m lang, 19,5 m breit und verdrängte voll beladen 13 279 t. Der Antrieb erfolgte über vier Turbinensätze und acht Kessel, die insgesamt 90 000 PS leisteten, womit bei Probefahrten 33,69 kn erreicht wurden (allerdings ohne zwei 20,3 cm-Türme und zahlreiche anderem Ausrüstungsgegenständen).
Bewaffnung 1938
8 x 20,3 cm L/50 Vickers-Armstrong Model 24 Mark D (vier Zwillingstürme)
8 x 12 cm L/45 Vickers-Armstrong Mark F (acht Einzellafetten)
2 x 5,7 cm (zwei Einzellafetten)
4 x 4 cm L/39 Vickers PomPom (vier Einzellafetten)
4 x 3,7 cm L/83 SK C/30 Rheinmetall (zwei Zwillingslafetten)
3 x 2 cm L/65 C/30 Rheinmetall (drei Einzellafetten)
12 x 53,3 cm-Torpedorohre (fest eingebaut, unklar ob vorhanden)
Canarias (benannt nach den Kanarischen Inseln) wurde von 1928 bis 1936 von der Sociedad Española de Construcción Naval in Ferrol gebaut und in den Dienst der Flotte der Faschisten gestellt. Am 29. September 1936 konnte sie zusammen mit dem Leichten Kreuzer Almirante Cervara in der Schlacht von Cape Espartel die republikanische Blockade der Straße von Gibraltar aufbrechen und den Zerstörer Almirante Ferrandiz versenken. Sie wurde in der Folge dazu eingesetzt, Truppen von Marokko nach Spanien zu transportieren, Konvois zu sichern, republikanische Handelsschiffe anzugreifen und die eigenen Truppen zu unterstützen, so z.B. beim Angriff auf Malaga 1937. Am 5. März 1937 gelang es dem Schweren Kreuzer nicht, ein von vier baskischen Trawlern gesichertes Handelsschiff zu versenken (Schlacht von Cape Machichaco). Während Canarias zusammen mit dem Schwesterschiff Baleares und dem Leichten Kreuzer Almirante Cervara zwei Handelsschiffe sicherte, traf sie in der Nacht vom 5./6. März 1938 auf die Flotte der Republikaner, die sich aus den Leichten Kreuzern Libertad (ex Principe Alfonso) und Méndez Núñez sowie fünf Zerstörern zusammensetzte. In der Schlacht von Cabo de Palos wurde die Baleares von drei der Zerstörer durch Torpedos versenkt. Allerdings nutzte die republikanische Flotte diesen Sieg nicht aus, z.B. um die Waffenlieferungen für die Faschisten aus Deutschland und Italien zu verhindern. Im Gegenteil konnte die faschistische Flotte, d.h. im Wesentlichen die Canarias zusammen mit Almirante Cervara und dem frisch modernisierten Leichten Kreuzer Navarra (ex Republica, ex Reina Victoria Eugenia) die Seeherrschaft erringen. Sie beschädigte am 29. August 1938 den republikanischen Zerstörer José Luis Díez schwer. Dazu versenkte sie während des Bürgerkriegs 17 republikanische Schiffe und zwei russische Schiffe sowie erbeutete zwölf republikanische, ein griechisches und zwei russische Schiffe.
Während des Zweiten Weltkriegs blieb das faschistische Spanien offiziell neutral. Die Canarias beteiligte sich im Mai 1941 an der Suche nach Überlebenden der Bismarck – fand aber keine. Im Ifni-Krieg 1957-58 wurde Canarias zur Unterstützung der Bodentruppen gegen marokkanische Truppen eingesetzt. 1975 folgte die Außerdienststellung als letzter der unter den Kriterien des Washingtoner Flottenvertrags und mit 20,3 cm-Geschützten bewaffneter Schwerer Kreuzer. 1977 wurde sie zum Verschrotten verkauft.
Der Bausatz
Von HP Models sind drei Bausätze der Canarias-Klasse erhältlich: Canarias im Zustand von 1938, Canarias im Zustand von 1944 und Baleares im Zustand von 1938. Hier wird der Bausatz der Canarias des Zustands von 1938 besprochen. Der Rumpf liegt in der Wasserlinienvariante bei. Er ist ca. 2 mm zu kurz und 1 mm zu breit. Von der Form entspricht er den mir vorliegenden Zeichnungen. Die Detaillierung und der Guss ist überwiegend gut. Es gibt wenige Luftblasen und der unterere Teil des Stevens muss leicht korrigiert werden. Ob die am Heck dargestellten Wasserbomben 1938 vorhanden waren, konnte ich nicht sicher feststellen - zeitweise führte Canarias dort auf jeden Fall Wasserbomben mit.
Die Aufbauteile sind gut detailliert und berücksichtigen auch die Unterschiede zum Schwesterschiff. Der Schornsteingrill ist nur geschlossen dargestellt.
Die Detaillierung der Kleinteile ist in Ordnung. Gut sehen die 4 cm-Flak aus, die 12 cm- und 3,7 cm-Flak können besser detailliert werden. Bei letzteren ist dies auch kein Problem, da dies die Standard 3,7 cm-Zwillingslafette der Kriegsmarine ist, die es von diversen Zubehörherstellern gibt. Die 12 cm-Flak hatten damals noch keine Schutzschilde. Diese erhielten sie erst während des Zweiten Weltkriegs.
Dem Bausatz liegen gedrehte Messingrohre für die 20,3 cm-Geschütze bei, die allerdings nur minimal vorne angebohrt sind.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus einer stimmigen Zeichnung des Bauzustandes von 1938, einer Übersicht über die Teile, eine Explosionszeichnung, Zeichnungen für die Abmessungen der Masten und einer farbigen Darstellung des Anstrichs.
Abgesehen von der Zuordnung der leichten Flak - was sind die 5,7 cm-, 4 cm- und 2 cm-Geschütze - ist die Anleitung klar. Auch der Anstrich dürfte stimmig sein. Genaue Farbangaben fehlen allerdings, hier muss man selbst passende Töne heraussuchen. Zeitweise hatte Canarias an den Schweren Türmen und einem Teil der Feuerleitanlagen Symbole und Parolen aufgemalt - eventuell war dies auch 1938 der Fall.
Quellen
- Acorazados y cruceros von Dionisio García Flórez, Madrid, 2002
- Hiszpanskie krazowniki ciezkie typu "Canarias" von Thomasz Walczyk, Tarnowskie Góry, 1998
- Spanish cruiser Canarias (Wikipedia)
- Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
- Conway’s All the World Fighting Ships 1922-1946 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1980
- Schlacht von Cabo de Palos (Wikipedia)
Fazit
Der Bausatz der Canarias von HP Models stellt eine gute Grundlage für ein detailliertes Modell dar. Verbesserungspotential gibt es primär bei Details wie leichten Flaks. Insgesamt ist der Bausatz
empfehlenswert
Lars