Deckelbild

Modell: R.O.C. Navy Kang Ding class (La Fayette)
Hersteller: Veteran Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Ätzteile, Abziebilder
Art.Nr.: 70002
Preis: 70,2 €

Das Original

Die taiwanesische Kang Ding-Klasse wurde aus den französischen Fregatten der La Fayette-Klasse entwickelt. Letztere wurde entworfen, um einerseits unabhängig, z.B. zum Schutz der französischen Überseeterritorien, andererseits aber auch als Teil von Trägerkampfgruppen operieren zu können. Der Schwerpunkt ist die Antischiffsbekämpfung, die Flugabwehr ist auf eine Nahbereichsabwehr beschränkt und auf eine U-Jagd-Ausrüstung wurde ganz verzichtet. Die Besonderheit der Klasse ist, dass bei ihr zum ersten Mal konsequent bei einem Kriegsschiff Maßnahmen zur Verringerung der Radar- und Infrarotsignatur angewendet wurden, weshalb sie stealth-Fregatten genannt werden. Für die französische Marine wurden fünf Schiffe gebaut, der Entwurf war aber auch für den Export vorgesehen. Bis heute wurden sechs Schiffe für Taiwan (Kang Ding-Klasse), drei vergrößerte für Saudi-Arabien (Al-Riyadh-Klasse) und sechs verkleinerte für Singapur (Formidable-Klasse) gebaut.

Die Kang-Ding-Klasse, ursprünglich Projekt Bravo bzw. Kuang Hua II, ähnelt der La Fayette-Klasse stark und ist ebenso für die Antischiffsbekämpfung ausgelegt. Allerdings ist sie auch für die U-Jagd ausgelegt. Die Klasse wurde unter problematischen Bedingungen gebaut. Die französische Regierung untersagte wegen des Konflikts zwischen der Volksrepublik China und der Republik China (Taiwan) den Verkauf von französischen Waffensystemen. Die Bewaffnung stammt also aus US-amerikanischen und taiwanesischen Quellen, wodurch sich Probleme mit der Kompatibilität der Systeme, u.a. der Software ergeben. Um trotzdem den Auftrag zu erhalten, gab es gewaltige Schmiergeldzahlungen von Seiten der Hersteller an die taiwanesischen Verantwortlichen (dazu gibt es eine Reihe von ungeklärten Todesfällen und Versuche, die französische Regierung entsprechend zu beeinflussen).

Statt eines 10 cm und zwei 2 cm-Geschützen, haben die taiwanesischen Schiffe eine 7,62 cm OTO-Breda, zwei 4 cm und ein 2 cm-Phalanx. Die Exocet wurden durch taiwanesische Hsiung Feng 2-Antischffsraketen ersetzt. Die U-Jagdbewaffnung besteht aus einem Sikorsky S-70C(M) Thunderhawk-Bordhubschrauber (taiwanesische Version der Seahawk) und 32,4 cm-Torpedos, im Gegensatz zu den französischen Schiffen ist auch ein Bug- und Schleppsonar vorhanden. Neben der Software-Probleme ist die Flugabwehr ein wesentliches Problem der Kang Ding-Klasse: sie verfügt nur über das veraltete Sea Chaparall-System, eine Variante der AIM-9D Sidewinder aus den 60ern, was nicht gegen Raketen verwendet werden kann.

Die Kang Ding ist 124,2 m lang und 15,4 m breit. Voll beladen verdrängt sie 3800 t. Ihre vier Diesel leisten 21000 PS, womit 25 Knoten erreicht werden.

Bewaffnung:
1 x 7,62 cm L/62 Oto Melara Mk 75
2 x 4 cm L/70 Bofors (zwei Einzellafetten)
1 x 2 cm L/76 Phalanx Mk 15 mod2 (sechsrohriges Gatling)
2 x Vierfachstarter für Hsiung Feng II-Anti-Schiffraketen
1 x Vierfachstarter für Sea Chaparrel-Flugabwehrraketen
2 x 32,4 cm-Drillingstorpedorohre Mk 32
1 Sikorsky S-70C(M) Thunderhawk-Bordhubschrauber

Von der Kang Ding-Klasse wurden bei DCN in Lorient gebaut und von der China SB Corporation in Kaohsiung ausgerüstet. Die Schiffe sind: Kang Ding (PFG-1202, gebaut von 1993-96), Si Ning (PFG-1203, 1994-96), Kun Ming (PFG-1205, 1994-97), Di Hua (PFG-1206, 1995-97), Wu Chang (PFG-1207, 1995-97) und Chen Du (PFG-1208, 1995-98).

Der Bausatz

Das Modell kann als Wasserlinien- oder Vollrumpfmodell gebaut werden. Für die letztere Variante liegt auch eine Helling als Modellständer bei. Der Rumpf ist 5 mm zu kurz und fast 1 mm zu schmal, von den Proportionen aber anscheinend richtig. Ansonsten ist der Rumpf, der schon den Großteil der Aufbauten angegossen hat, sehr detailliert. Z.B. sind die Schanzkleider dünn und enthalten innen die Verstärkungsrippen. Am Bug ist ein auffälliger Anguss, der aber leicht und unproblematisch entfernbar ist. Bei meinem Exemplar war trotz sorgfältiger Verpackung eine Satellitenantenne oben auf dem Hangar abgebrochen.

Auch der Unterwasserrumpf hat diesen auffälligen Anguss. Er scheint gut an den Oberwasserrumpf zu passen und ist sehr detailliert. Die Schlinkerkiele und Stabilisatoren sind sehr dünn gemacht. Die Helling ist für die, die eine Vollrumpfversion bauen wollen, eine schöne Zugabe.

Für die Aufbauten sind noch zwei weitere Teile enthalten, die erneut gut detailliert sind. Bei dem Großmast/Schornstein ist Vorsicht beim Entfernen des Angusses angebracht.

Die Bewaffnung ist sehr detailliert wiedergegeben. Bemerkenswert ist z.B. die Wiedergabe des Phalanx-Systems. Das Rohr des 7,62 cm-Geschützes ist aber deutlich zu lang, obwohl es von den Proportionen her richtig ist. Die Rohre der 4 cm-Geschütze waren bei meinem Exemplar stark verbogen – kurz in kochendes Wasser gehalten und sie wurden wieder gerade.

Hier dann noch diverse Teile wie Rettungsinseln, die Basis für das 7,62 cm-Geschütz, EADS Dagaie-Störkörperwerfer, zwei Thales Castor IIC I/J-Band-Feuerleitradars, zwei Thales 20V90-Navigationsradars (auch als Landehilfe für den Hubschrauber), ein EADS Najir Mk 2 optisches Feuerleitgerät, ein Thales Triton G G-band-2D-Suchradar, 32,2 cm-Torpedorohre, Ruder, Teile für die Schrauben und den Großmast. Die Rah des Großmast ist für ein Resinteil wirklich bemerkenswert detailliert. Der obere Teil des Mastes war leicht verbogen, konnte aber durch Halten in kochendes Wasser ebenso leicht korrigiert werden.

Zuletzt noch die sehr schön gemachte Sikorsky S-70C(M) Thunderhawk sowie die Schraubenwellen:

Die Fotoätzteile

Auf der Ätzteilplatine finden sich Teile für einen sehr detaillierten Thales DRBV-26D D-band 3D-Suchradar, weitere Antennen am Großmast, die Sea Chaparrel-Raketen (natürlich dann flach), Schrauben (auch flach), Niedergänge, Türen (mehr als gebraucht), Rotoren für die Sikorsky S-70 und Relings. Letztere sind bereits von der Art und Länge angepasst. Die Relings für den hinteren Teil des Aufbaus sind aber sehr massiv – das die Dreibeinrelingpfosten nicht richtig als Dreibein ausgeführt sind, sondern dieses nur angedeutet ist, ist wohl nicht so schlimm.

Decals

Die Abziehbilder enthalten die Kennummern, Flugdeckmarkierungen, Markierungen für den Bordhubschrauber und eine Flagge.

Die Abziehbilder sind, was ich bisher noch nicht gesehen habe, mit der Vorderseite nach unten gedruckt. Ob sie dann richtig aussehen, kann ich noch nicht sagen.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Übersicht über die Resin-Teile, einer Farbanleitung mit Angaben für Gunze- und Tamiya-Farben sowie mehreren Zeichnungen, die den Zusammenbau erklären.

Zusätzlich findet sich ein dreiseitiger, englischer Text über das Vorbild sowie eine CD-R mit 55 Fotos des Originals – eine sehr gute Idee des Herstellers!

Quellen

 Fazit

Veteran Models hat hier einen sehr detaillierten und vollständigen Bausatz dieser modernen taiwanesischen Fregatte herausgebracht. Auch die Gussqualität ist bemerkenswert, hinzu kommt die Anleitung plus die CD-R mit den Vorbildfotos. Negativ schlägt der hohe Preis für das relativ kleine Modell und die zu kleinen Abmessungen des Rumpfs zu buche. Der Bausatz ist momentan auch nicht leicht aufzutreiben. Eine billigere, aber nicht so detaillierte Alternative gibt es von Bronco Models. Insgesamt ist der Bausatz

alt empfehlenswert

Lars