Modell: Vosper Motor Torpedo Boat
Hersteller: Airfix
Maßstab: 1/72
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: A05280
Preis: ca. 20 €
Das Original
1944 erschien das Vosper Torpedoboot Typ I, das mit seinen 22 Metern Länge eher klein war, vergleicht man es mit einem deutschen S-Boot. Die Admiralität hatte nach einem kampfwert gesteigerten Typ verlangt, der es u.a. besser mit den deutschen Vorpostenbooten im Kanal und in der Nordsee aufnehmen konnte. Daher wurde die Torpedowaffe zwar im Kaliber verkleinert, dafür aber in der Anzahl verdoppelt. Eine manuell bediente 20 mm Oerlikon-Zwillingskanone auf der Back verstärkte die Offensivbewaffnung nach vorne. Der Rumpf wurde weiterhin mit Mahagoni doppelt beplankt, das Deck aber abweichend nun aus Sperrholz gefertigt. Die Typ I Vospers wiesen eine generell verbesserte Ausstattung mit Radar, Funk und internen Telefonen auf und verfügten sogar über ein Horchgerät, um U-Boote aufspüren zu können. Hierzu mussten sie allerdings gestoppt liegen. Die Boote taten Ihren Dienst im Zusammenspiel mit all den anderen kleineren Einheiten, aber auch bei Bedarf mit den Zerstörern der Royal Navy. Sie lauerten bei Nacht an den Konvoi-Routen, legten Minen oder setzen Agenten bzw. Kommandotrupps ab. Lediglich 17 Einheiten des Typs I wurden fertiggestellt und keines der Boote ging während des Zweiten Weltkriegs verloren.
Technische Daten:
Besatzung: 13
Länge: 22,3 m
Breite: 5,94 m
Tiefgang: 91 cm
Verdrängung: 45 ts
Antrieb: 3 Packard 12M mit zusammen 4200 PS
Geschwindigkeit: 40 Knoten (74 km/h)
Reichweite (max.): 756,4 km, bei 20 kn
Bewaffnung:
4 x 45,7 cm Torpedorohre
1 x Oerlikon 20 mm Zwillingsgeschütz
2 x 7,7 mm Vickers K Zwillings-MG
2 x 5,1 cm Leuchtraktenwerfer (optional)
1 x Vernebelungsanlage
Der Bausatz
Mit diesem Bausatz sind Kindheitserinnerungen verbunden und vermutlich nicht nur meiner Kindheit. Das Airfix Vosper war eines der allerersten Schiffsmodelle, die ich überhaupt gebaut habe. In meiner Erinnerung war es ein anständiger Bausatz und als ich das Besprechungsmuster erhielt, war ich sehr gespannt wie sehr die Zeit, immerhin 34 Jahre, die Erinnerung verklärt hatte.
Nun ja....der Bausatz ist baubar und je nach dem wie viel Aufwand ein Modellbauer betreiben will, bzw. wie viel extra Geld ein Modellbauer ausgeben möchte, kann man ein anehmbares Modell daraus bauen. Angesichts der Tatsache, dass es der einzige Bausatz dieses Typs in Plastikspritzguss ist, bleibt einem auch keine große Wahl.
Rumpf und Deck bestehen aus fünf Bauteilen. Boden, zwei Seitenteile, ein Heckspiegel und eben das Deck, das über diverse angeprägte Teile bzw. Details verfügt. Die angeprägten Bootshaken etc. kann man so nicht stehen lassen. Diese sind viel zu filgran gestaltet und sollten unbedingt gegen Eigenbauten ersetzt werden. Einige "Deckstützspanten" sorgen leider für quer über das Deck laufende Einsinkungen, die sich aufgrund der vielen an Deck stehenden Details nur schwer verspachteln lassen werden. Hier wird man wohl einige Kompromisse eingehen müssen. In die offenen Bulleyes werden Klarsichtteile eingesetzt, die aufgrund des Alters der Form einiges an Gusshaut aufweisen. Ansonsten passen sie aber recht gut. Unter dem Forderrumpf fehlt das dreieckige Hilfsruder, das sich aber einfach ergänzen liesse.
Das Brückenhaus ist der Zeit entsprechend einfach gehalten. Schade ist hierbei aber, dass der Windabweiserkragen massiv gehalten ist. Auch hier muss der Modellbauer selber 'ran'. Es nützt eben nichts. Drei 'Windschutzscheiben' aus Klarmaterial sollen hier für Durchblick sorgen, aber auch diese sind im Grunde nicht zu gebrauchen, da zu dick und zu wenig klar.
Unter Gusshaut 'leiden' fast alle Bauteile. Dies gilt auch für die Zwillings-Oerlikon auf der Back. Mittlerweile gibt es einige Kleinserienmodelle verschiedener Oerlikons in 1:72, zum Beispiel von DIY-Models, die helfen könnten, das Modell zu verbessern. Verbessern kann man so einige Bereiche des Modells. Great Little Ships, erhältlich online via www.hannants.co.uk, hat da so einiges im Sortiment. So lassen sich die sehr einfachen Zwillings-MG und der Nebeltopf ersetzen. Die Leuchtraketen hat Great Little Ships ebenfalls im Sortiment, was sehr praktisch ist, da Airfix an dieser Stelle je ein 12,7 m Browning vorsieht, für die ich so keinen Fotobeleg kenne.
Die Torpedorohre sehen ganz anständig aus und benötigen kaum extra Aufwand. Einige kleine Einsinkungen müssten gefüllt werden und das war es an sich auch schon. Etwas zu filigran sind auch die Wellenschäfte ausgefallen. Wer also ein Vollrumpfmodell bauen möchte, sollte ein etwas kräftiges Rundmaterial verwenden. Die diversen Lüfter sind entweder zweiteilig oder einteilig ausgeführt. Die Einteiligen haben nur sehr kleine, angedeutete Einläufe, die nachgearbeitet werden müssen.
Der Gefechtsmast ist ein besonderes Merkmal der Typ I Vospers. Er trug die unterschiedlichen Radar- und Funkantennen, die allerdings altersbedingt recht grob ausfallen. Mit etwas Eigenleistung kriegt man das aber auch in den Griff.
Abziehbilder
Für die Rumpfnummern liegen schwarze Ziffern-Abziehbilder bei. Flaggen sind unverständlicherweise als dicke Sticker beigefügt. Vermutlich hat man hier ungeübte Jungmodellbauer im Blick, allerdings wäre dann eine Alternative als Abziehbilder oder aus Papier sinnvoll gewesen.
Fazit
Alles in allem ist die Wiederauflage des Vosper-Bausatzes sehr willkommen, da er mit etwas Eigenleistung zu einem ansprechenden Modell dieses schnittigen Torpdobootes vollendet werden kann. Der Preis ist, anders als beim Deutschen E-Boot, erfreulich gering, so dass sich auch Modellbauer mit kleinem Budget den Bausatz leisten können. Natürlich ist der Bausatz nicht mit neuen Formen von heute zu vergleichen, aber trotz seines Alters halte ich das Modell, auch wegen seiner Einzigartigkeit in Spritzguss, für
guter Durchschnitt
Olaf Krabbenhöft
Wir danken Airfix für das Bausatzmuster