Modell: Supermarine Walrus Mk.I 'Silver Wings'
Hersteller: Airfix
Maßstab: 1/48
Material: 157 Plastikteile + Abziehbilder
Art.Nr.: A09187
Preis: ca. 44 € (bei Airifx)

2015 brachte Airfix die Supermarine Walrus Mk. I im Maßstab 1/48 auf den Markt und die Fangemeinde jubelte. Zu recht! Die 2018 erschienene Abziehbildvariante "Silver Wings" fand hingegen weniger Beachtung, sicher auch, da ja nichts neues an Plastik in der Schachtel lag. Ich habe mir den Bausatz dennoch nochmal vorgenommen und stelle ihn hier gerne vor. Da das Original sicher eines der bekanntesten Flugboote des 20. Jahrhunderts ist, spare ich mir hier den Vorbildteil.

Der Bausatz

Der Bausatz ist nach meinem Dafürhalten einer der willkommensten Großserien-Bausätze im Maßstab 1/48 der vergangenen 20 Jahre, wobei ich zugeben muss, dass ich immer schon einen "wunden Punkt" bei Flugbooten hatte. Die verschiedenen Bausatzvariationen von Classic Airframes haben mich irgendwie nie überzeugt, was sicher auch an einigen Bauberichten lag, die nicht gerade ermutigend waren, aber das ist ja nun schon eine Weile "Geschichte". Airfix' Walrus macht schon beim Anschauen Spaß und man möchte sofort anfangen, Teile vom Spritzling zu knipsen und schon mal "trocken" zusammen zu halten.

Der Rumpf weist eine kräftige, aber nicht zu kräftige "Lochnieten"-Struktur auf, die aber unter Lack sehr viel dezenter rüberkommt und zwar selbst dann noch, wenn man mit einem 'washing' drüber gegangen ist. Das wiederum ist bei der "Silver Wings"-Version zu begrüßen, da sich hier ein 'preshading', meiner Meinung nach, verbietet. Die Oberflächen verfügen aber auch über diverse erhabene Details, wie zum Beispiel die Verstärkungen der Katapultaufnahmen.

Da die Tragflächen auch beigeklappt dargestellt werden können, sind die Flächenwurzeln natürlich ebenfalls adäquat detailliert worden.

Im Inneren bekommen wir es, außer mit einer sehr schönen Spanten-/Rippenstruktur, leider auch mit dem einzig wahren Manko des Bausatzes zu tun: nämlich einer Vielzahl von erhabenen Ausdrückermarken. Viele davon werden nach dem Zusammenbau der Rumpfhälften nicht mehr sichtbar sein, aber einige eben leider doch. Da sie genau in den Zwischenräumen der Spanten- und Rippenstrukturen liegen, ist ein Überarbeiten schwierig, denn leider kann man sie nicht einfach mit einem dünnen Stück Plastik überkleben, da die Ausdrückermarken ziemlich ungleichmäßig vorstehen. Ich würde mit diesem Problem in der Art umgehen, dass ich erstmal prüfen würde, welche Ausdrücker später überhaupt sichtbar wären, und nur für diese würde ich dann eine Lösung suchen.

Das Interieur ist wirklich sehr umfangreich zu nennen. Außer dem "Üblichem" gönnt Airfix uns noch so einiges mehr, wie zum Beispiel eine richtig gute Seilhaspel im Bug oder einen "faltbaren" Anker. Die zusammengefalteten, bzw. gerollten Rettungsmittel im Heck sind zwar auch vorhanden, aber ich bezweifel, dass man sie, aus welchen Blickwinkel auch immer, würde sehen können. Bemerkenswert finde ich noch, dass Airfix an die Rückseite des Instrumentenbrettes gedacht hat, da man etwas davon noch durch den offenen Bugstand wird sehen können. Im übrigen kann man die Abwehrstände an Bug und auf dem Hinterrumpf natürlich auch geschlossen darstellen. Apropos Abwehrstände: die unterschiedlich gefertigten Vickers-MG sind recht simpel dargestellt. Das gilt besonders für die angegossenen Magazintrommeln. Wer es detailreicher mag sollte nach Alternativen zum Beispiel von Gaspatch Ausschau halten.

Die Tragflächen sind getrennt von den Steuerflächen gefertigt worden und können beigeklappt oder ausgeklappt dargestellt werden. Für die jeweilige Anordnung müssen diverse differenzierte Arbeitsschritte beachtet werden, auf die aber sehr gut, durch entsprechende Symbole, in den einzelnen Bauabschnitten hingewiesen wird. Um auf Nummer Sicher zu gehen, dass man keinen Fehler macht, könnte man die, für die gewählte Variante, unnötigen Schritte zum Beispiel mit einem roten Farbstift auskreuzen.

Die Bauteile weisen eine sehr gelungene Darstellung der Stoffbespannung auf. Dies gilt im übrigen auch für die separaten Steuerflächen und die Leitwerksteile. Der Übergang von blechbeplankten zu stoffbespannten Bereichen ist auf den ersten Blick vielleicht etwas zu heftig, aber ich bin mir sicher, dass dies "unter Lack" sicher deutlich weniger auffallen wird, als das jetzt am Spritzling der Fall ist.

Nicht gut dargestellt wurden die gekreuzten Stahltrossen auf der Oberseite des Tragflächenmittelstücks. Sie dienten dazu, das Flugboot nach der Rückkehr per Kran aus dem Wasser zu hieven und müssen natürlich dargestellt werden, aber was Airfix da gemacht hat sieht aus wie breite, flache Spanngurte und nicht wie Trossen.

Das Fahrwerk kann ebenfalls alternativ angeordnet werden. Auch hier weisen entsprechende Symbole die Schritte, die zum aus- oder eingefahrenen Fahrwerk führen, deutlich aus. Dennoch sollte man eventuell auch hier auskreuzen, was man nicht auszuführen hat, wenn man sich auf die eine oder andere Version festgelegt hat. Die Reifen sind nicht hälftig geteilt, sondern als Vollreifen und getrennt von den Rädern gefertigt. Für die ausgefahrene Fahrwerksanordnung hat Airfix sogar an gewichtsbelastete Reifen gedacht. Topp! Beim Heckrad hat man auch schon wieder die Wahl. Airfix hält hier sowohl die frühe, verkleidete Version als auch die späte, unverkleidete Version mit dem deutlich größeren Reifen vor.

Der Motor samt Gondel ist ansprechend und gut detailliert ausgeführt worden. Wer es hier gerne noch etwas feiner mag, sollte die Anschaffung des Resin-Sets von Vector Resin erwägen. Das macht schon noch einen deutlich sichtbaren Unterschied, wie ich finde. Die beiden Zweiblatt-Propeller, die beim großen Vorbild einfach zu einem Vierblatt-Propeller zusammengebaut worden waren, sind ausgesprochen gut wiedergegeben worden und besonders gut gefällt mir dabei die sehr fein ausgeführte Nabenscheibe. Da die im Bauplan vorgesehene Nabenhaube nicht immer montiert war könnte man diese auch weglassen um die Nabe zeigen zu können.

Die Abwurfbewaffnung besteht wahlweise aus 110-kg-Spreng- oder 110-kg-Mk. VIII-Wasserbomben, sowie sechs 45-kg-Sprengbomben. Die Darstellung der 110-kg-Spreng- und -Wasserbomben ist tadellos, aber die Röhrenleitwerke der, zugegeben sehr kleinen, 45-kg-Bomben sind massiv gespritzt, was nicht sehr überzeugend aussieht. Hier muss man dann wohl selber bei.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder lassen die Darstellung von drei Maschinen zu. Da die ungetarnten, britischen Vorkriegsmaschinen alle eher unspektakulär aussahen, hat Airfix zwei "Ausländer" mit auf den Bogen genommen, die etwas mehr Farbe ins Spiel bringen, aber keine Vorkriegsmaschinen darstellen.

Die erste Version ist eine Maschine des Kreuzers HMS Cumberland aus dem Jahr 1937 und wirklich unspektakulär. Schwarze Kennbuchstaben, schwarze Leitwerksbinde...das bunteste sind hier die Kokarden und das kleine Wappen des Kreuzers. Na ja...war halt so.

Version Nr. 2 ist ein französisches "Walross" und flog mit der Flotille 53S im letzten Kriegsjahr 1945. Hier sorgen die französischen Kokarden, die Tricolore am Ruder und das größere Staffelemblem für etwas mehr Farbigkeit.

Die dritte Abziehbildversion ermöglicht die Darstellung einer der drei irischen Maschinen aus dem Zeitraum 1939/40. Bunte Kokarden gibt es hier nicht, dafür aber die irische Trikolore am Ruder sowie als recht breites Band auf den oberen und unter den unteren Tragflächen. Embleme gibt es hier nicht.

Die Anleitung

Fazit

Airfix' Walrus-Bausatz ist auch in der "silver wings" Version sein Geld wert. Der Bausatz ist bis auf die wenigen Mankos allererster Güte, verspricht viel Bastelspaß und die ungetarnten Maschinen stellen einen willkommenen Kontrast zu all den getarnten "Mühlen" dar, die man evtl. schon in der Vitrine stehen hat. Und warum darf es nicht auch mal ein Ire oder ein Franzose sein?

alt sehr empfehlenswert

Olaf Krabbenhöft