Modell: Hanse Kogge, 14. Jahrhundert
Hersteller: Krick
Maßstab: 1:72
Material: Holz
Art.Nr.: 20340
Preis: ca. 125,- Euro
Das Original
1997 und 1998 spülten die Herbststürme Wrackteile eines mittelalterlichen Schiffes an die Westküste der Insel Poel. Dendrologische Untersuchungen datierten die Wrackteile auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. 1999 wurde schließlich nach umfangreicher Suche das zu etwa 60% erhaltene Wrack einer Kogge mit einer Ladekapazität von min. 200t gefunden. Die Poeler Kogge ist mit einer Länge ü. Alles von 31,50m das größte bisher gefundene spätmittelalterliche Handelsschiff. Sie ist ca. 8,20 m länger als die 1962 bei Bremen gefundene Kogge.
Das Holz zum Bau der Kogge wurde im Gebiet der Weichsel gefällt, die Werft konnte dagegen noch nicht identifiziert werden. Nach dem Ursprungsort des Holzes hat man den Schiffstyp auch "Baltische Kogge" getauft.
technische Daten:
Typ: | Kogge baltischer Bauart |
Material: | Kiefer |
Länge ü. Alles: | 31,50 m |
Breite: | 8,50 m |
Höhe bis Deck: | 3,65 |
Tiefgang: | 2,60 m |
Vom Nachbau der Poeler Kogge, der Wissemara, hat modellmarine.de zwei Fotoalben veröffentlicht:
Der Bausatz
Eine Modelllänge von 43 cm im Maßstab 1/72 entspricht einer Kogge von knapp 31 m Länge ü. Alles. Genau wie die Poeler Kogge weist das Modell eine ausschließliche Klinkerbeplankung auf. Das Vorbild des vorliegenden Bausatzes einer Hanse Kogge ist daher meiner Meinung nach eine große Kogge baltischen Ursprungs.
Beim Öffnen des Baukastens zeigt sich der Inhalt sehr aufgeräumt.
Rumpfplatte und Spanten bestehen aus 3mm Sperrholz und wurden lasergeschnitten. Einen Verzug insbesondere der Rumpfplatte konnte ich nicht feststellen.
Der Aufbau der Unterkonstruktion wird durch ein "falsches" Deck aus 1mm Sperrholz vervollständigt. Die "Linsen-"Form des Decks gefällt mir nicht. Mir liegen zwar nur die Pläne der Bremer Kogge vor, doch diese zeigen ein sehr viel eckigere Form des Decks. Da die Kogge in erster Linie ein Handelsschiff war, halte ich die Decksform der Bremer Kogge auch für die baltische Kogge für richtiger.
Der sichtbare Kiel, die Steven und sichtbren Spanten wurden in Massivholz gelasert. Sehr schön finde ich, dass die Maserung des Holzes der Längsrichtung der Bauteile entspricht. Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht immer.
Die Planken wurden aus 1mm Sperrholz gelasert. Die linke Platte liegt dem Bausatz 2x bei.
Die Grundkonstruktion des Vor- und Achterkastells sowie die Bauteile des klinkergebauten Beiboots wurden ebenfalls vorgelasert.
Vervollständigt werden die Holzteile des Bausatzes durch das Leistenmaterial zur Beplankung der Decks und Kastelle, sowie Rundstäbe aus Ramin für den Mast und die Rahe.
Die zum Bau des Modells benötigten Kleinteile liegen spererat verpackt bei. Die Tüte auf dem linken Bild enthält kleine Fässer, mit denen sich die Decksladung darstellen lässt, die auf dem rechten Bild enthält, die Dreicksjungfern, Blöcke, Ösen und weitere Kleinteile.
Fotoätzteile
Die kleine Platine enthält die reliefgeätzten Scharniere für die Ruder der Kogge und das Beiboot sowie für die Lukendeckel. Die beiden Anker wurden aus aus Zinn gegossen.
Segel und Flaggen
Zur Herstellung des Hauptsegels liegt ein Stück Stoff bei. Leider wird in den beiliegenden Plänen nur auf die Herstellung des Segels ohne Bonnets eingegeangen. Wer auf dieses Charakteristische Detail der Takelage nicht verzichten möchte, muss einen Blick in die Sekundärliteratur werfen. Mit Hilfe des Flaggenbogens lässt sich die Kogge den Hansestädten Lübeck, Elbing, Bremen, Hamburg oder Danzig zuordnen.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus einem 38 DIN A5 Seiten umfassenden Begleitheft und 4 Planbeilagen. Auch wenn die Anleitung den Bau des Modells sehr ausführlich beschreibt, ist gerade für den Einsteiger in das Hobby zusätzliche Literatur zu empfehlen. Allgemeine Punkte, wie der Bau einer Helling werden nicht erläutert.
Fazit
Das Vorbild des vorliegenden Bausatzes einer Hanse Kogge könnte, wie oben beschrieben, eine große Kogge baltischen Ursprungs sein.
Die Anordnung des Decks, der Decksplanken und Spills auf den beiliegenden Plänen und der Anleitung erinnern mich allerdings sehr stark an die Abbildung auf Seite 71 aus Björn Landströms Buch "Das Schiff" von 1961. Mir ist kein Fund bekannt, der die zeichnersiche Darstellung bestätigt hat. Da das Deck aus einzelnen Leisten beplankt wird, sollte es auch einem wenig geübten Modellbauer leicht fallen, die Planken gem. der bekannten Funde nicht in Längsrichtung sondern quer anzuordnen.
Viel wichtiger finde ich bei einem Bausatz, der sich auch an Einsteiger in den historischen Schiffsmodellbau wendet, die Qualität der enthaltenen Hölzer, da diese über Erfolg oder Mißerfolg eines solchen Projektes entscheiden. Diese ist bei meinem Bausatz durchweg gut. Weder der falsche Kiel noch die Spanten zeigen Verformungen.
Während der Anfänger einen soliden und gut durchdachten Bausatz erhält, findet der fortgeschrittene Modellbauer eine gute Grundlage für Erweiterungen und Verbesserungen vor, daher ist der Bausatz
empfehlenswert
Christian
Wir danken der Firma Krick für das Bausatzmuster