Modell: Soviet nuclear submarine "K-19" Hotel class
Hersteller: Flagman
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 235001
Preis: ab ca. 10 €
Das Original
Die bei der NATO Hotel-Klasse bezeichnete U-Boot-Klasse war das erste SSBN der Sowjetunion und hatte die Bezeichnung Projekt 658. Die erste Einheit wurde am 17. Oktober 1958 auf Kiel gelegt. Zwischen 1960 und 1962 wurden in Severodvinsk insgesamt acht Boote gebaut. Alle wurden zwischen 1988 und 1991 wieder ausser Dienst gestellt.
Im ursprünglichen Bauzustand trugen sie drei Raketen R-13 (westliche Bezeichnung SS-N-4), die aufrecht im Turm standen. Die fast 12 m langen Raketen machten eine Ausbuchtung im Kiel des Bootes im Bereich des Turmes erforderlich. Nach späteren Maussstäben hatten die Raketen mit 650 km eine sehr geringe Reichweite. Deswegen hätten sie von ihrer Basis in der Barentsee über den Atlantik fahren müssen, um die USA zu bedrohen. Die Boote mussten zum Starten der Raketen auftauchen, das Starten aller drei Raketen dauerte 12 Minuten. Von 1965-1970 wurden sie auf das Raketensystem R-21 (SS-N-5 Shark ) umgerüstet, das eine Reichweite von 1.400 km hatte. Bei K-55 und K-178 wurden die Raketensysteme ausgebaut, sie fuhren bis zur Ausserdienststellung bei der Pazifikflotte. Die anderen Boote fuhren bei der Nordmeerflotte. K-145 wurde 1969-1970 umgebaut, nur sechs Jahre nach der Indienststellung. Der Rumpf wurde um 13 m verlängert und der Turm so vergrössert, dass er Platz für die R-29 (NATO-Bezeichnung SS-N-8 Sawfly ) hatte. K-40 wurde 1977 zum Befehlsboot umgebaut (den Sowjets fehlte ein weltweites Funknetz, sie verwendeten dafür spezielle Boote als Funkwiederholer).
K-19 wurde zum berüchtigsten sowjetischen Atom-U-Boot in der Geschichte, das bei den U-Boot-Fahrern als "Hiroshima" bekannt ist, nachdem der Reaktor zweimal hintereinander durchgegangen war und zwei Besatzungen radioaktiv verseucht hatte. Die erste Katastrophe ereignete sich am 4. Juli 1961, nachdem ein Leck am Reaktor aufgetreten war. Mehrere Besatzungsmitglieder drangen in den verseuchten Maschinenraum ein, um eine Reparatur duchzuführen. Die Reparatur erwies sich als unmöglich, die Besatzung ging von Bord und K-19 wurde in den Hafen geschleppt. Acht Menschen starben durch die Strahlung, und die Krebsrate unter den Überlebenden war schrecklich. 1962-1964 wurde der Reaktor ersetzt, aber am 4. Februar 1972 geriet K-19 vor Neufundland in Brand. An der Rettungsaktion waren mehr als 30 Schiffe beteiligt, aber die Bekämpfung des Feuers kostete 28 Mann das Leben. Von diesem schrecklichen Ereignis wurde 2002 ein Film (K-19 Witwenmacher ) gedreht. Das unglückliche Boot wurde 1991 ausser Dienst gestellt. Die einzige Einheit Hotel III wurde 1969-1970 zur Testplattform für die neue R-29 (SS-N-8 Sawfly ) umgebaut und mit sechs Starterschächten versehen.
Technische Daten
Verdrängung: 5.500 t getaucht
Abmessungen: Länge 114 m, Breite 9,2 m, Tiefgang 7,31 m
Maschinenanlage: Nuklearantrieb
Geschwindigkeit: 18 Knoten aufgetaucht, 26 Knoten getaucht
Tauchtiefe: 240 m Einsatztauchtiefe, 300 m Höchsttauchtiefe
Bewaffnung
Hotel I Raketensystem D-2 mit drei Raketen R-13 (SS-N-4)
Hotel II Raketensystem D-4 mit drei Raketen R-21 (SS-N-5 Shark)
Elektronik: Luftraumüberwachungsradar "Snoop Tray", Sonar "Herkules", Sonar "Feniks"
Besatzung 104
Der Bausatz
Wer hier eine Formenneuheit erwartet wird enttäuscht. Hier liegt ein klassischer Formentausch mit Zvezda vor. Sogar die beiden transparenten Ständer für das Display sind vorhanden. Ein Gussrahmen, eine beidseitig bedruckte Anleitung und ein Decal-Blatt kommen in einer etwas überdimensionierten Faltschachtel zum Modellbauer.
Der Gussrahmen beinhaltet alle wichtigen Teile der Antriebsanlage, die Periskope, die beiden Decksteile und den Turm mit Turmdach. Alles ohne Grat und sauber gespritzt. Nur sind die beiden Decksteile in den Rumpf einzupassen, so dass hier Nacharbeit in Form von Spachtel- und Schleifarbeit angesagt ist.
Die beiden Rumpfhälften weisen gut dargestellte Flutschlitze und die Markierung für die Wasserlinie auf. Allerdings sind an der Oberfläche der Rumpfschalen leichte Erhebungen, die man glattschleifen sollte.
Decals
Das Decal-Blatt ist sauber gedruckt, ohne Versatz, relativ kantenscharf und enthält die üblichen Markierungen sowjetisch-russischer U-Boote, Schiffskennungen. Erfreulicherweise sind auch Decals für die Wasserlinie vorhanden. Etwas zu groß ausgefallen ist lediglich das Decal für die Turmfenster, was sich jedoch gut umändern lässt.
Anleitung
Der Bauplan besteht aus einem beidseitig bedruckten Blatt im DIN-A-4-Format und beinhaltet die Montageanleitung, die den Modellbauer in 8 Baustufen sicher zum Ziel führt, die Teileübersicht und die Bemalungsanweisung, die sich auf das Farbsortiment von Revell, Humbrol und Model Master bezieht. Unverständlich ist die Angabe, dass K-19 1961 einen Anstrich in Medium blue-grey und ab 1964 in Black satin gefahren sein soll. Hier ist Recherche erforderlich, denn ein blau-grauer Anstrich ist mir nicht bekannt.
Fazit
Eine absolute Formenneuheit präsentiert Flagman mit dem Bausatz der Hotel-Klasse nicht. Der Guss entstammt den Formen von Zvezda, wie es schon bei der K-3 der Fall war. Die Details sind durchschnittlich, mit ewas Aufwand lässt sich aber ein ansprechendes Modell bauen. Es ist nur eine Vollrumpf-Option vorgesehen, wer Waterline bevorzugt muss die Säge ansetzen. Insgesamt ist der Bausatz noch
empfehlenswert
Jörg
Quellen
Chris Chant Moderne Unterseeboote, Verlag Stocker-Schmid 2005