Quelle Abbildung: Wikimedia Commons
Modell: French Torpedo Depot Cruiser Foudre
Hersteller: Yumematu
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: -
Preis: 6563 Yen (bei Fleetnet, ca. 47 €)
Das Original
Beiboote wurden lange Zeit für Angriffe auf feindliche Häfen genutzt. Durch die Entwicklung von Spierentorpedos und schließlich von selbst angetriebenen Torpedos konnten Beiboote so stark bewaffnet werden, dass sie wesentlich größere Schiffe versenken konnten. Mehrere Marinen setzten so bewaffnete Boote erfolgreich ein, z.B. die russische Marine im Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878) und die französische Marine im Chinesisch-Französischen Krieg (1884-1885). Ende des 19. Jahrhunderts wurden spezielle Torpedoboote für diese Aufgabe entworfen, die als Beiboote mitgeführt werden konnten. Eine logische Weiterentwicklung waren spezialisierte Torpedoboot-Träger. Die britische Royal Navy baute 1878 die Hecla aus einem Handelsschiff um, auf die die 1888-91 gebaute Vulcan folgte. Die französische Marine reagierte 1892 mit der Foudre.
Die Foudre wurde als Croiseur porte-torpilleurs klassifiziert, d.h. als Torpedoboot-tragender Kreuzer. Wie das britische Gegenstück Vulcan erhielt auch Foudre die Bewaffnung und Panzerung eines Geschützten Kreuzers. Dazu konnten acht Torpedoboote mittschiffs mitgeführt werden, die über Kräne ausgebracht werden konnten. Wie die mitgeführten Torpedoboote veraltete das Konzept schnell, da die kleinen Torpedoboote sich nicht gegen schnellere und stärkere, hochseegängige Zerstörer hätten durchsetzen können. Entsprechend wurde eine neue Aufgabe für das Schiff gesucht. Sie wurde erst als Reparaturschiff, danach als Minenleger genutzt. 1912 wurde die Foudre zum Wasserflugzeugträger umgebaut, 1913 erhielt sie vorne ein Flugdeck, von dem mitgeführte Maschinen starten konnten. Damit wurde sie zu einem der ersten Flugzeugträger überhaupt und erhielt eine Rolle, die ihrem ursprünglichen Konzept ähnelte. Ihre offensive Waffe waren nicht mehr Torpedoboote, sondern Flugzeuge.
Die Foudre war 118,7 m lang, 15,6 m breit und verdrängte voll beladen 6089 t. Ihre 24 Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen trieben zwei Schrauben. Mit 11 808 PS wurden 19,6 kn erreicht. Die Besatzung setzte sich aus 410 Mann zusammen.
Bewaffnung 1897
8 x 10 cm modèle 1891
4 x 6,5 cm
4 x 3,7 cm
8 Torpedoboote (sieben von Le Creusot und eines von Yarrow gebaut)
Die Foudre wurde 1892-97 von Ateliers et Chantiers de la Gironde in Bordeaux gebaut. Als Teil der Mittelmeerflotte wurde ihr Konzept erprobt, wobei sich dessen Grenzen schnell herausstellten. 1903 wurde sie zur Reserveflotte verlegt, die sie nur für Fahrten nach Saigon 1904 und 1905 verließ, um ihre Torpedoboote sowie U-Boote nach Indochina zu verlegen. 1906, erneut bei der Reserveflotte, wurde sie zum Reparaturschiff umfunktioniert und 1910 zum Minenleger umgebaut. 1912 folgte schließlich der Umbau zum Wasserflugzeugträger, wofür sie an der Stelle der Lagerungen und Kräne für Torpedoboote Hangars für Flugzeuge erhielt. 1913 kam ein 35 m langes Startdeck hinzu.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Foudre zur Verteidigung des Suez-Kanals gegen die osmanische Armee abgeordnet, wobei ihre Flugzeuge eine Schlüsselrolle spielten. Für den Rest des Kriegs wurde sie in der Ägäis eingesetzt, überwiegend lag sie in Milos. 1921 wurde sie gestrichen und 1922 zum Abwracken verkauft.
Der Bausatz
Der Bausatz von Yumemato stellt die Foudre im Zustand bei Fertigstellung dar. Der Rumpf kann sowohl in der Wasserlinien- als auch der Vollrumpfvariante gebaut werden. Typisch für den Hersteller ist, dass der Rumpf innen hohl ist und relativ zerbrechlich wirkt. Der Rumpf wirkt von der Form und den Details korrekt, auch wenn die Details (z.B. die Luken der Bullaugen) relativ massiv sind.
Auf den Plänen wirkt es so, als wären die Torpedoboote jeweils über einer Kuhl gelagert, d.h. das im Bausatz dargestelle Glattdeck wäre falsch.
Die Kleinteile sind mit relativ viel Grat gegossen und teilweise vereinfacht. Die Kräne für die Torpedoboote bestehen beim Original aus einer verstrebten (in der Mitte) und mit Löchern (am Rand) versehenen Struktur, während die Teile hier einfach massiv sind.
Auch die Beiboote sind vereinfacht dargestellt. Beim Original waren sieben der von Le Creusot gebauten Torpedoboote identisch, während das achte von Yarrow hergestellt wurde. Laut den Plänen der Foudre des Service historique de la Défense hatten die Torpedoboote von Le Ceusot ein Bugtorpedorohr, während das von Yarrow ein schwenkbares Torpedorohr achtern hatte. Im Gegensatz dazu sind die im Bausatz enthaltenen Boote alle gleich ausgeführt.
Im Bausatz fehlen die leichten Geschütze. Foudre hatte vier 6,5 cm-Geschütze, die auf dem Oberdeck etwas hinter den vordersten Schwalbennestern bzw. etwas vor den hintersten Schwalbennestern standen. In diesen Schwalbennestern waren Scheinwerfer untergebracht, je ein weiterer Scheinwerfer stand vorne auf der Brücke und auf dem achteren Kommandostand. Die mittleren, großen Schwalbennestern waren mit 10 cm-Geschützen bestückt, die, wie die beiden 10 cm auf dem Oberdeck, mit Schutzschilden ausgestattet waren. Je zwei 3,7 cm-Geschütze standen auf der Brücke und dem achteren Kommandostand.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus einem japanischen Text und einigen Zeichnungen, die den Zusammenbau erklären. Es empfiehlt sich, zusätzlich die Pläne des Service historique de la Defénse sowie Fotos zu Rate zu ziehen. Die Pläne waren zeitweise auf der Seite dieses französischen Archivs online, teilweise findet man sie noch auf gespiegelten Seiten (oder den Autor dieser Besprechung fragen).
Die Foudre hatte um 1900 wahrscheinlich einen schwarzen Rumpf und ockerfarbene Aufbauten und Schornsteine. Das Unterwasserschiff war grün. Die Beiboote hatten wahrscheinlich weiße Rümpfe, die Torpedoboote waren auch hell bemalt (eventuell ockerfarben?).
Quellen
- French seaplane carrier Foudre (Wikipedia)
- Pläne der Foudre des Service historique de la Défense
- 100 ans Marine française. Croiseurs. Garde-côtes. Hors-série des Marines Magazine, N° 2, Septembre, 2002
- 3 siècles de croiseurs français von Gérad Piouffre und Henri Simoni, Nantes, 2001
- Steel, Steam & Shellfire The Steam Warship 1815 - 1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1992
- The Development of a Modern Navy. French Naval Policy 1871-1904 von Theodore Ropp, Annapolis, 1987
- Les hydravions des frères CAUDRON (mit Fotos der Foudre als Wasserflugzeugträger. pdf-Datei!)
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Fazit
Die Foudre von Yumemato dürfte nicht einfach zu bauen sein und einiges an Eigeninitiative bei den Details erfordern. Andererseits wirken die Grundformen richtig und wo bekommt man sonst einen Bausatz eines Torpedoboot tragenden Kreuzers her? Für die Fans der Epoche ist der Bausatz empfehlenswert.
brauchbar
Lars