Modell: Minenschiff Königin Luise
Hersteller: G.K.-Verlag
Maßstab: 1/250
Material: Karton
Art.Nr.: M02 (Lasercut-Detaillset L02)
Preis: € 28,- (Lasercut-Detaillset ebenfalls € 28,-)
erhältlich bei:
Manfred Krüger
Straße: Fasaneriestr. 22
PLZ / Ort: 63456 Hanau
E-Mail:
oder bei cfp.muerell.de
Das Original
Die Königin Luise lief am 10. April 1934 als Baunummer 731 bei den Howaldtswerken in Hamburg vom Stapel. Benannt wurde sie nach Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg-Strelitz, der Frau des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Die Königin Luise wurde von der Hapag für den Seebäderdienst von Hamburg/Cuxhafen nach Helgoland und Sylt beschafft und versah von Mai 1934 bis Ende August 1939 ihren Dienst auf diesen Routen. Zu Kriegsbeginn wurde sie von der Kriegsmarine eingezogen und für den nahenden Kriegseinsatz umgebaut. Am 13. September 1939 stellte sie als Minenleger wieder in Dienst.
Zu Beginn der Feindseligkeiten legte sie, zusammen mit anderen ehemaligen Seebäderschiffen, Minensperren in der Nordsee, später nahm sie an der Besetzung Norwegens und Dänemarks teil. Im Zuge der Vorbereitungen für das Unternehmen "Barbarossa" verlegte Königin Luise im September 1941 in die Ostsee um den Finnischen Meerbusen zu verminen. Am 25. des Monats lief sie auf der Rückfahrt vom Legen der Juminda-Sperre in der Nähe Helsinkis auf eine sowjetische Mine und sank. 40 Menschen fanden dabei den Tod. Das Wrack wurde 1947 gehoben und abgebrochen.
Technische Daten:
Länge: 93,50 m
Breite: 12,80 m
Tiefgang: 3,60 m
Vermessung: 2399 BRT
Antrieb: 2 x 6zyl.-Zweitakt-Dieselmotoren, 2 Schrauben
Leistung: 3600 PS
Geschwindigkeit: 16 kn
Seeausdauer: 4000 sm bei 16 kn
Besatzung (als Minenschiff): 8 Offiziere, 72 Uffz. und Mannschaften
Bewaffnung:
2 x 8,8 cm Flak
1 x 3,7 cm Flak
2 x 2 cm Flak
Wasserbomben
240 Minen
Der Bausatz
Das Modell wird in Form eines A4 großen, leimgebundenen Heftes geliefert. An und für sich bin ich ja kein großer Freund dieser Bindung, da beim Heraustrennen immer die Gefahr besteht, die Bögen zu beschädigen. In diesem Fall merkt man aber gleich, dass man sich beim G.K.-Verlag Gedanken gemacht hat: Die Seiten mit den Bauteilen sind nämlich perforiert und können damit gefahrlos entnommen werden! Bevor es aber so weit ist, sollte man sich gründlich mit der Konstruktion des Modells vertraut machen, und dazu ist die Heftform ideal geeignet.
Man beginnt - logisch - auf der vorderen Umschlaginnenseite, die zunächst die Geschichte und die technischen Daten des Vorbilds beschreibt.
Es folgt die 28 Seiten starke Anleitung. Sie ist in 34 übersichtliche Baustufen gegliedert (diese sind häufig noch weiter unterteilt) und besteht vor allem aus aussagekräftigen Skizzen, die oftmals noch durch zweisprachige Kommentare (Deutsch und Englisch) ergänzt werden.
Vorbildlich ist auch die Teileliste auf der hinteren Umschlaginnenseite, die zu jedem Bauteil seine Bezeichnung aufführt, auf welchem Bogen es zu finden und in welchem Bauschritt es zu verbauen ist.
Die eigentlichen Bauteile befinden sich auf zwölf beidseitig bedruckten Bögen aus Karton. Die Druckqualität ist ausgezeichnet, das Druckraster sehr fein und mit bloßem Auge praktisch nicht zu erkennen. Der Liniencode entspricht dem Jahrzehnte alten Quasistandard der Wilhelmshavener Kartonmodelle, die Bauteile sind aber, wie heute üblich, im sichtbaren Bereich weitestgehend von den störenden Knicklinien freigehalten.
Das Unter- und Überwasserschiff sind schon konstruktiv voneinander getrennt, so dass man die Königin Luise sowohl als Vollrumpf- als auch als Wasserlinienmodell bauen kann. Beide werden auf dem üblichen Grundgerüst aus einem Mittellängsspant und zahlreichen Querspanten aufgebaut. Beim Unterwasserschiff kommen noch vier weitere Längsspanten dazu, die aber nicht senkrecht sondern - nach Art der Senten - schräg stehen. Sie halten eine Anzahl von Längsbändern, auf die sich wiederum die Rumpfhaut großflächig abstützt, in der richtigen Form. Das klingt jetzt erst mal ziemlich sperrig und erfordert auch einigen Bauaufwand, dafür hilft einem diese Bauweise aber auch sehr, ein dellenfreies Unterwasserschiff zu erhalten.
Die Holzbeplankung liegt, wie in echt, als separates Teil auf den eigentlichen Decks auf. Bevor man die laminierten Bauteile auf das Spantengerüst klebt, ist natürlich das sorgfältige Vorrunden entsprechend der erheblichen Balkenbucht ein absolutes Muss.
Der Rest des Modells weist konstruktiv keine weiteren Besonderheiten auf, hat es aber trotzdem in sich! Die Teileanzahl wird mit 1631 bis 1902 angegeben, das ist für ein Modell dieser Größe ganz beachtlich (Zum Vergleich: Die weit größere Bismarck von HMV bringt es auch "nur" auf etwa 7500 Teile). Aber keine Angst: Es gibt in dem Bogen eine ganze Menge Klein- und Kleinstteile, die man auch ohne große Abstriche beim Endergebnis einfach weglassen kann, z.B. die Knotenbleche am Scheinwerferpodest.
Die beiden 8,8 cm Geschütze sind etwas schlichter gehalten als der Rest des Modells, was unter dem Schutzschild aber auch nicht allzu sehr auffallen dürfte (und ein bisschen Platz für Eigeninitiative muss ein Konstrukteur doch dem Bastler noch übriglassen!). Bauchgrimmen habe ich allerdings bei dem 3,7 cm Fla Geschütz: Das Modell gibt eine 3,7 cm/L69 Flak M42 wieder, die nach meiner Kenntnis aber erst 1942 entwickelt wurde - für ein Schiff, das schon im Herbst 1941 gesunken ist, ein Ding der Unmöglichkeit. Ich würde, bei aller gebotenen Vorsicht (ich bin ja schließlich nicht der Reichskriegsmarinepapst!), auf die 3,7 cm/L83 SK C/30 tippen. Solange kein Ersatz in Sicht ist, kann man ja das beiliegende Geschütz mit Fixogum anheften oder etwas C/30-ähnliches aus den vorhandenen Teilen annähern. [Anmerkung des Herausgebers: der Konstrukteur des Bogens hat angekündigt die richtige Variante der 3,7 cm Flak als Ersatz den Kunden zur Verfügung zu stellen]
Es ist übrigens ein großes Glück, dass bei der Königin Luise nur zwei kurze Stücke der Minenschienen sichtbar im Freien liegen. Denn natürlich kann man aus dem Bogen auch noch die passenden Minen bauen - jede aus je 26 Teilen. Selbstverständlich kann man sich auch hier die Arbeit etwas vereinfachen, es ist aber trotzdem beruhigend, dass nur zwölf Stück davon auf einen warten!
Sämtliche Bullaugen- und Fensterklappen liegen als separate Teile bei und sind auf der Vorder- und Rückseite passgenau bedruckt. Damit kann man sie, je nach Belieben, geöffnet oder geschlossen darstellen. Das Selbe trifft auch auf sämtliche Aufbautüren zu. In die meisten Türöffnungen ist auch gleich ein Matrose hineingezeichnet. Am Modell sollten die meisten Türen natürlich geschlossen sein, dort wo sie aber offen stehen, sieht man dann auch gleich den Grund dafür. Konsequenterweise sind im Bogen auch gleich ein paar Dutzend Matrosenfiguren enthalten, mit denen man das Modell bei Bedarf gleich bemannen kann.
Farbgebung
Der Bogen gibt die Königin Luise im Tarnanstrich vom Frühjahr 1941 wieder. So weit ich das anhand eines einzelnen Schwarz-Weiss-Fotos des Vorbilds beurteilen kann, ist das Tarnmuster korrekt wiedergegeben und die verwendeten Blaugrautöne machen ebenfalls einen guten Eindruck.
Die Holzdecks sind sehr schön texturiert wiedergegeben. Wer will, kann sie mit ein wenig Pastellkreide noch etwas abstumpfen, bei einem Kriegsschiff im Dauereinsatz sicherlich nicht verkehrt.
Für alle Rettungsflösse liegen blassgelbe Alternativteile bei. So kann man sie, je nach Gusto, frisch gestrichen oder von der Sonne ausgebleicht bauen.
Passgenauigkeit
Bei Kartonmodellen kann man ja im Allgemeinen zur Passgenauigkeit erst nach dem Zusammenbau etwas sagen - ein erstes 'dry fitting' geht naturgemäß nicht. Nun ist die Königin Luise aber keine völlige Neukonstruktion, sondern in weiten Teilen mit dem Modell des Seebäderschiffs, dass es schon seit einer Weile von HMV gibt, identisch. Das HMV-Modell nun wurde schon von zahlreichen Modellbauern gebaut und die einhellige Meinung lautet, dass es sich um ein äußerst passgenaues Modell handelt - nichts anderes ist auch von der jetzigen Ausführung als Minenleger zu erwarten.
Lasercutsatz
Zeitgleich mit dem Modellbogen ist auch ein lasergeschnittener Detailsatz zur Königin Luise erschienen, der auf drei Karton-"Platinen" allerlei Bauteile umfasst, die schwierig bis unmöglich auszuschneiden sind oder schlichtweg keinen Spaß machen. Neben der vollständigen Reling sind das z.B. Niedergänge, Leitern, die Minenschienen, Schlauchhaspeln, ein paar Dutzend Paddel und - ja! - auch die Laufrollen der Minen (letztere mit einer üppigen Reserve, denn welcher Bastler hätte nicht das berüchtigte, gefräßige Teppichmonster bei sich zuhause!). Der Satz für die Königin Luise liegt mir nicht vor, immerhin aber der des letztjährigen Kümos Christine - auch von Hofmann Lasercutting & Engraving gefertigt - und dieser ist von ausgezeichneter Qualität.
Die Teile müssen noch angestrichen werden wozu die 10-Seitige Anleitung, wie auch zur sonstigen Verarbeitung, Hinweise gibt. Auch hier gibt es, wie schon beim eigentlichen Modellbogen, am Schluss eine Bauteileliste.
Fazit
Das Minenschiff Königin Luise erfüllt zweifellos den Anspruch eines High End-Kartonmodells, den der Verlag an sich selbst gestellt hat. Das Schiff ist auch im (wenn nicht gar wegen des) vorliegenden Tarnanstrich eine attraktive Erscheinung und schließt nebenbei eine wichtige Lücke im Angebot der Kriegsmarine. Die Umsetzung im Modell ist sehr gelungen und spürbar von Praktikern geprägt. Damit ist dieser Bausatz (wenn auch vielleicht nicht unbedingt als das aller-aller-erste Kartonmodell eines Anfängers)
uneingeschränkt empfehlenswert
Michael Kaintoch
Wir danken dem G.K.-Verlag für das Bausatzmuster