Modell: U-Boot Biber
Hersteller: Italeri
Maßstab: 1/35
Material: Polsystyrol, Abziehbilder, Fotoätzteile
Art.Nr.: 5609
Preis: ab ca. 23 €
Das Original
"Der Biber war ein kleines Einmann-Tauchboot, welches bestückt mit zwei Torpedos (genauer gesagt: Aufschlagtorpedos) hauptsächlich defensiven Einsätzen gegen den alliierten Nachschub eingesetzt wurde. Oft wird in Fachkreisen darüber gestritten, ob der Biber nun ein kleines U-Boot im technischen Sinne war oder nur ein Tauchboot. Aus technischer Sicht mag letzteres sicherlich auch richtig sein, wie man anhand fehlender Trimm- und Regelzellen beim Biber (notwendig für einen problemlosen Schwebezustand des getauchten Bootes) unschwer erkennen kann. Fakt ist jedoch: Der Biber konnte tauchten und entgegen zahlreicher Meinungen auch eine begrenzte Zeit auf Sehrohrtiefe fahren. Dies bestätigten mehrere Biberfahrer, besonders von in Norwegen stationierten Flottillen. Diese Flottillen kamen nie zum Einsatz und die Fahrer verfügten somit über ein hervorragendes Training. Die Biberfahrer, die in Holland zum Einsatz kamen, erhielten jedoch eine eher dürftige Ausbildung, nach deren Beendigung sie unverzüglich an die Front in den sofortigen Einsatz geschickt wurden. Für weiteres Training blieb keine Zeit.
Mit seiner hellgrauen Farbgebung passte sich der Biber sehr gut der Meeresfarbe an und konnte nur schwer entdeckt werden. Er sollte sich seinem Ziel in Überwasserfahrt nähern, seine beiden Torpedos abfeuern und dann wieder versuchen die Basis wohlbehalten zu erreichen. Um sich den Blicken feindlicher Flugzeuge und Schiffe zu entziehen, konnte der Biber sehr schnell tauchen.
Der Bootskörper des Bibers bestand aus 3 mm dünnem Stahlblech ST 52. Der Turm war aus Aluminium-Druckguss gefertigt, wobei hier das Material, bedingt durch die geringe Festigkeit, wesentlich stärker ausgeführt war, als der dünne Rumpf. Der Grund für die Wahl des Aluminiums lag wohl in der geringeren Beeinträchtigung des Kompasses im Gegensatz zu herkömmlichem Stahl. Die Aufbauten wie Schnorchel, Kompass, Sehrohr und Turmluk bestanden ebenfalls aus Aluminium. Ein großer Nachteil dieses Materials bestand darin, dass es sich nicht schweißen ließ, es blieb also nichts anderes übrig, als die Einzelteile miteinander zu verschrauben. Ebenso erfolgte die Befestigung des Turms am Bootskörper durch eine Verschraubung.
Der Biber konnte zum einen mit Seeminen und zum anderen mit Torpedos bewaffnet werden, wobei am häufigsten jedoch Torpedos zum Einsatz kamen. Für den Biber und auch für andere Kleinkampfmittel wie Hecht, Molch und Seehund, mussten die herkömmlichen Torpedos, wie sie auf großen U-Booten zu finden waren, erst umgebaut werden. Ein normaler Torpedo besaß soviel Untertrieb, dass er den Biber in die Tiefe gezogen hätte. Kleinst-U-Boote besaßen nur einen geringen Restauftrieb im Vergleich zu großen U-Booten. Daher wurden die Torpedos untertriebsfrei bzw. untertriebsarm umgebaut, indem einfach ein Batterietrog entfernt wurde. Aus dem Torpedotyp T III entstand so der T III c. Als Zündung wurde die TZ 2 mit der Pi 2f verwendet. Diese Torpedos besaßen eine Geschwindigkeit von 18,5 kn bei einer Laufstrecke von 4000 m.
Umgeben von nur 3 mm Stahlblech, sollten die Biber-Kleinst-U-Boote 1944/45 noch eine Wende im längst aussichtslosen U-Boot-Krieg herbeiführen. Doch hatten sie angesichts der alliierten Übermacht und der vielen technischen Probleme dieser unausgereiften Tauchboote keine reale Chance. Die meisten der Biberfahrer kehrten nie zurück."
Modifiziert aus Die Biberfahrer, Einzelkämpfer im U-Boot-Krieg, von Enrico Döring
Technische Daten des Biber
Länge über alles: 9,035 m
Maximale Breite: 1, 570 m
Größter Druckkörperdurchmesser: 0,960 m
Tiefgang: 1,230 m
Wasserverdrängung: 6,25 m3 (mit Bewaffnung)
Überwasserantrieb: Benzin-Motor Opel Blitz 32 PS
Unterwasserantrieb: Torpedomotor 13,3 PS
Überwassergeschwindigkeit: 6,5 Knoten
Fahrtbereich über Wasser: 100 Seemeilen bei 6,5 Knoten
Unterwassergeschwindigkeit: 5,3 Knoten
Bewaffnung: 2 Torpedo Typ G 7e (Eto)
Druckkörper: 3 mm Stahlblech
Sicherheitstauchtiefe: 20 Meter
Einsatztauchtiefe: ca. 40 Meter
Tauchzellen: 2 Stück, jeweils Bug und Heck
Der Bausatz
Als absolute Neuheit präsentiert Italeri nun die Spritzguss-Version des deutschen Kleinst-U-Bootes
Biber im Maßstab 1/35 und liefert damit einen überdurchschnittlich gut detaillierten Bausatz des interessanten Vorbilds ab.
In der mit einem Biber-Motiv bunt bedruckten großformatigen Verpackung findet der Modellbauer vier Gussrahmen, ein Decal-Blatt, eine Fotoätzteilplatine, Folie für die Fenster und eine übersichtliche Bauanleitung mit beiliegendem Korrekturblatt.
Der Guss ist kantenscharf, auf dem Stand der Zeit, die Gratbildung noch akzeptabel.
Spritzling A enthält die beiden Rumpfhälften. Schon hier ist der hohe Detaillierungsgrad bemerkenswert. Flansche, Nieten, Verschraubungen, Schweißnähte – alles filigran und perfekt für den Maßstab umgesetzt. Weiterhin die Antriebsanlage, Luken, Handräder, den Fahrersitz, Schnorchel, Auspuff, Marinefiguren.
Bemerkenswert die Details des gut umgesetzten Rumpfes mit Schweißnähten, Verschraubungen. Der Verschraubungsbereich des Alu-Turms auf den Rumpf jedoch ist mangelhaft dargestellt, die Schraubenköpfe fehlen. Die beiden Rumpfhälften passen noch relativ gut, ohne Spachtel- und Schleifarbeiten wird es bei der Montage allerdings kaum gehen. Gut ausgeformt auch die Einstiegsluke, die wahlweise offen oder geschlossen dargestellt werden kann, um Einblick in den Fahrerraum zu haben. Weiterhin sind enthalten die Gleitschienen zum Abschuss der Torpedos. An den Rumpfteilen und beispielsweise am Sehrohr gibt es teilweise einen recht dicken Anguss und eine über die Länge verlaufende schwache Gussnaht, die verschliffen werden muss. Gleiches gilt für den Schnorchel. Beides ist für die heutige Gusstechnik eigentlich inakzeptabel. Hier sollte von Italeri nachgearbeitet werden.
Ebenfalls gut umgesetzt im linken Bild die Handräder für die Ruderanlage. Das große Handrad für die Seitenruder das kleinere für die Tiefenruder. Gut detailliert auch die Auspuffanlage und der Fahrersitz. Die beiliegenden zwei Marinefiguren sind für den Maßstab zwar richtig, aber auch nicht wirklich von annehmbarer Qualität. Die Proportionen sind teilweise unstimmig. Eine dritte Figur für den Fahrer fehlt.
Spritzling B ist zweifach vorhanden und beinhaltet die Torpedobewaffnung und den Ständer für das Display, sowie die Kufen für die Unterseite des Bootskörpers.
Die Torpedos sind in zwei Versionen ausgeführt. Einmal als G7a und G7e. Wie schon oben erwähnt waren der Biber und andere Kleinst-U-Boote jedoch mit G7e-Vesion T IIIc ausgerüstet, was für ein authentisches Modell berücksichtigt werden sollte.
Auch hier sind alle Teile wie Torpedokörper, Gefechtsköpfe, Zünder und Antrieb sauber ausgeformt, bemerkenswert gut detailliert und ohne jegliche Gratbildung. Unstimmig wirken allerdings die etwas "aufgesetzt" wirkenden Details bei den Torpedoendstücken links oben im Bild.
Die Fotoätzteile
Die beiliegende Fotoätzteilplatine ist von relativ guter Qualität und beinhaltet u.a. die Halterungen für die Gleitschienen zum Abschuss der Torpedos, die reliefgeätzte Instrumententafel, Lukenabdeckungen und Verkleidungen für die Segmentverbindungen des Bootskörpers.
Decals
Das Decal-Blatt ist ohne Versatz sauber gedruckt und beinhaltet mehrere Bootskennungen, Abziehbilder für die Instrumententafel, wahlweise für die Version mit beiliegendem PE-Teil oder nur als Decal, zwei Haifischmäuler für unterschiedliche Bootsversionen und Namenschilder für das Display.
Dem Bausatz liegen auch Klarsichtteile für die Fenster als Abziehfolie bei, die allerdings falsch ausgeführt worden sind. Laut Bauanleitung benötigt der Modellbauer vier rechteckige Teile für die Fensterverglasung des Turmaufbaus. Hier liegen jedoch drei rechteckige und in der Größe falschen Teile vor, sowie fünf runde Teile, die in der Größe ebenso unterschiedlich ausfallen. Hier dürfte ein Verpackungs- oder Produktionsfehler vorliegen, weshalb ich Italeri schon kontaktiert habe.
Die Anleitung
Der großformatige Bauplan führt in 14 Baustufen sicher durch den Bau. Für Baustufe 10 liegt ein gesondertes Korrekturblatt bei. Das Bemalungsschema zeigt drei verschiedene Versionen und bezieht sich auf das Sortiment von Model Master.
Quellen
Die Biberfahrer, Einzelkämpfer im U-Boot-Krieg, von Enrico Döring, Verlagsbuchhandlung Schnier, 2008
Fazit
Von Italeri gut umgesetzter Bausatz des interessanten Vorbilds. Sauberer und fein detaillierter Guss. Leichte Gratbildung an einigen Teilen ist noch akzeptabel. Jedoch ohne Spachtel- und Schleifarbeiten wird man allerdings beispielsweise am Rumpf kaum auskommen.
Nach dem Seehund von Bronco Models nun ein weiteres Modell eines Kleinst-U-Bootes der DKM, das in keiner Sammlung fehlen sollte. Abstriche sind bezüglich der Gratbildung und der falschen Fensterfolie zu machen. Insgesamt noch
empfehlenswert
Jörg