Deckel

Modell: Type 22 Batch 3 Frigate HMS Cornwall
Hersteller: Atlantics Water Line
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Weißmetall, Ätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: ANT001
Preis: 26,95 Britische Pfund (ca. 32,5 €)

Das Original

Die britische Lenkwaffenfregatte Cornwall ist das Typschiff des Batch III des Typs 22. Die Fregatten des Typs 22 sollten die Leander-Klasse (Typ 12M) ersetzen und waren anfangs primär als U-Jagd-Schiffe vorgesehen. Auf eine Geschützbewaffnung wurde verzichtet, die Bewaffnung bestand anfangs aus Exocet-Anti-Schiff-Raketen, den damals neuen Sea Wolf-Nahbereichsflugabwehrraketen sowie Torpedos und den Bordhubschrauber für die U-Jagd. Von dem ersten Batch wurden vier Schiffe (Broadsword, Battleaxe, Brilliant, Brazen) gebaut, wegen der hohen Kosten wurden die Schiffe nur langsam gebaut. Diese Schiffe fielen relativ kurz aus, um in die bestehenden Werftanlagen zu passen. Nach dem diese vergrößert worden waren, bestellte man sechs um 15,4 m verlängerte Schiffe des Batch 2 (Boxer, Beaver, Brave, London, Sheffield, Coventry), die verbesserte Seeeigenschaften aufwiesen.

Aus Kostengründen sollte das Programm eingestellt werden, da sich aber die Schiffe des ersten Batch im Falkland-Krieg bewährten und dazu die in diesem Krieg versenkten Schiffe ersetzt werden mussten, wurden vier Schiff des verbesserten Batch 3 bestellt: Cornwall, Cumberland, Campbeltown und Chatham. Die Schiffe wurden erneut leicht verlängert und erhielten verbesserten Turbinen. Als Konsequenz aus dem Falkland-Krieg wurde wieder eine Bordkanone an Bord genommen, da diese für den Landzielbeschuss als notwendig erachtet wurde. Um Platz für diese zu schaffen, wurden die Exocet-Starter auf dem Vorschiff der Batch 1- und 2-Schiffe durch Harpoon-Starter ersetzt, die hinter der Brücke aufgestellt werden konnten. Dazu erhielten sie ein Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütz.

Bei der Namensgebung kehrte man zur alphabetischen Benennung zurück, d.h. die Namen fingen alle mit C an (Fregatten des Typs 21: A-Klasse; Typ 22 Batch 1 und 2: B-Klasse, mit Ausnahme der drei letzten Schiffe; Zerstörer des Typs 45: D-Klasse). Die Fregatten des Typs 22 Batch 3 (Cornwall-Klasse) sind die bisher größten als Fregatten klassifizierten Schiffe, die für die Royal Navy gebaut wurden: sie sind größer als die zeitgenössischen Typ 42-Zerstörer. Die nachfolgende Duke-Klasse (Typ 23) fiel wieder kleiner aus.

Aktuell befinden sich nur noch die Schiffe des Batch 3 im Dienst der Royal Navy, sie sollen aber bald außer Dienst gestellt werden. Die Batch 1-Schiffe wurden nach Brasilien verkauft, wo drei von ihnen noch aktiv sind. Von den Batch 2-Schiffen sind zwei nach Rumänien und eines nach Chile verkauft worden, zwei wurden als Zielschiffe versenkt und eines wurde abgewrackt.

Cornwall ist 148,1 m lang und 14,8 m breit. Sie verdrängt 5300 ts (4900 ts?). Der Antrieb erfolgt über vier Gasturbinen (zwei für Marschfahrt, zwei für Höchstgeschwindigkeit), die insgesamt 47 240 PS leisten und eine Geschwindigkeit von 32 kn ermöglichen.

Bewaffnung
1 x 11,4 cm L/55 Mk. 8
1 x 3 cm Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütz (siebenrohrige Gatling-Kanone)
2 x 2 cm GAM-BO1
2 x Vierfach-Harpoon-Antischiffsraketenstarter
2 x Sechsfach-Sea Wolf-Luftabwehrstarter GWS 25 Mod 3 (72 Raketen an Bord)
6 x 32,4 cm Torpedorohre STWS Mk 2 (zwei Drillingsrohre, 36 Torpedos)
2 Westland Lynx oder 1 Westland Sea King oder 1 AgustaWestland Merlin

Cornwall wurde von 1983-88 bei Yarrow in Scotstoun (Glasgow)gebaut, ihr Heimathafen ist Devonport (Plymouth). 2001 war sie an der Invasion in Afghanistan beteiligt. 2007 wurde sie im Persischen Golf zur Unterstützung des Kriegs im Irak eingesetzt. Hierbei wurden 15 Besatzungsmitglieder, die mit zwei Beibooten im Grenzgebiet zwischen Irak und Iran ein des Schmuggels verdächtigten Schiffs kontrollierten, von iranischen Paramilitärs gefangen genommen und für 13 Tage festgehalten. Ende 2010 wurde sie zu einem Einsatz gegen Piraten im Golf von Aden geschickt, im Februar 2011 half sie bei der Evakuierung von britischen Staatsbürgern und Flüchtlingen aus Libyen. Bei ihrer Rückkehr im April 2011 soll sie außer Dienst gestellt werden.

Der Bausatz

Der Bausatz der Cornwall im Maßstab 1/700 des neuen britischen Herstellers Atlantics ist der Bausatz einer Typ 22 Batch 3-Fregatte (bisher gab es nur die Batch 1 von WEM) und kommt in einer etwas ungewohnten Verpackung daher. Das Modell ist als Wasserlinienmodell ausgelegt. Der Rumpf ist komplett mit den Aufbauten und einigen Details gegossen. Die Detaillierung ist relativ einfach bis grob, z.B. die angegossenen Türen und Rettungsinseln. Die Gussqualität ist zwar recht gut, die Verarbeitung des Urmodells aber nicht perfekt (z.B. sieht man größere Spalten am Schornstein). Der Bausatz ist von der Länge her stimmig, aber etwas zu schmal – so dass das sowieso schon sehr schlanke Schiff noch dünner wirkt.

Teile

Die Umrisse des Brückendecks im Bereich des Fockmasts sind nicht richtig, beim Original kann man außen am Mast vorbei hinter diesen gelangen. Der Aufbau dahinter mit den Lüftern für die Turbinen und den beiden Satellitenantennen ist von der Form her komplett falsch. Der Unterbau der Antennen reicht nicht bis zum Deck, sondern nur bis zu dem Deck darüber, ist aber da aber breiter als beim Modell.

Das Deckshaus auf dem Hangar, auf dem das achtere Feuerleitradar für die Sea Wolf steht, reicht im Gegensatz zum Original auf der Backbordseite nicht bis zur vollen Schiffsbreite. Das Flugdeck ist auf den letzten zwei Dritteln etwas breiter, was der Bausatz nicht berücksichtigt. Das Gitter für die Harpune des Hubschraubers ist als erhabene Platte dargestellt. Die Öffnungen unterhalb des Flugdecks sind nur angedeutet. Bei Original befindet sich backbords die Kabeltrommel für den Schleppsonar, die allerdings bei einem 1/700-Modell auch bei korrekter Ausführung kaum sichtbar sein dürfte.

Die beiden Masten sind aus Weißmetall gefertigt. Der Fockmast (links auf dem Foto) ist relativ grob gemacht, z.B. die angegossenen Leitern und der Radar. Auch die Öffnungen, in die die geätzten Rahe geklebt werden sollen, sind sehr groß. Auf der Rückseite befinden sich zwei Rauchabzugsanlagen, die beim Bausatz nur als einfache Plattform angedeutet sind. Bei Großmast (rechts auf dem Foto) fehlen erneut die Rauchabzüge, die erneut nur als Plattformen angedeutet sind. Die Antennen oben auf dem Mast fehlen vollständig. Der Aufbau mit Lüftern an der Basis des Großmasts ist viel zu schmal, es fehlen zwei seitliche Plattformen sowie die Einrichtungen für die See-See-Versorgung.

Die Teile für die Bewaffnung sind ebenfalls aus Weißmetall und überwiegend nicht brauchbar. Der 11,4 cm-Turm und die 32,4 cm-Torpedorohre sind zu groß, die Harpoon-Starter mit den angegossenen Abweisern kaum als solche erkennbar, auch die Sea Wolf-Starter, 2 cm-Geschütze und das Goalkeeper-Geschütz (liegen zwei bei) überzeugen nicht.

Die beiden Typ 911-Feuerleitgeräte für die Sea Wolf sind vereinfacht dargestellt.

Als Beiboote sind ein weiteres Schlauchboot (RHIB) und ein Motorboot, an das gleich die Davits angegossen sind, enthalten. Letzteres ist inzwischen nicht mehr an Bord. Für eine frühe Variante müsste es durch bessere Teile ersetzt werden.

Als Bordhubschrauber liegt eine Westland Lynx (mit früher Nase) bei, die trotz etwas Grat wahrscheinlich brauchbar sein dürfte. Cornwall hatte als Bordhubschrauber auch Sea King und die neuesten Variante der Lynx, sie kann auch Merlin mitführen. Fotos von letzteren an Bord habe ich bisher nicht gefunden.

Eine Reihe von Details fehlen, so z.B. das Sea Archer-Feuerleitgerät auf der Brücke für das 11,4 cm-Geschütz, die Sea Gnat-Störkörperwerfer (die beiden erhabenen Linien auf deren Position sind nicht einmal eine vereinfachte Darstellung) und das Fallreep.

Die Fotoätzteile

Es liegen zwei Ätzteilplatinen bei. Eine enthält die Rahe für die Masten und ein Kran bei – mit den Plänen stimmen letzte nicht ganz überein. Die zweite umfasst Reling und Netze fürs Flugdeck, die relativ dick ausfallen.

Dazu ist der Hauptrotor für den Lynx-Bordhubschrauber enthalten

Abziehbilder

Als Abziehbilder liegen die Flugdecksmarkierungen und die Kennnummern bei.

Die Flugdeckmarkierungen entsprechen denen auf dem Jecobin-Plan für den Zustand von 1988, aber nicht den auf in den 2000er gemachten Fotos erkennbaren Markierungen. Es liegen keine Abziehbilder für den Lynx-Bordhubschrauber bei.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer einfachen Explosionszeichnung, die die Positionen der Teile zeigt und ein paar Hinweise in Bezug auf potentielle Gefahren und geeignete Kleber enthält. Angaben über den Anstrich fehlen.

Die vier Schiffe der Cornwall-Klasse wurden in ihrer Dienstzeit nur gering modifiziert. Es gibt Unterschiede bei den Beibooten, das Motorboot wurde auf allen Schiffen entfernt. Ein Teil der Schiffe, zumindest Chatham und Cumberland erhielten neben dem Großmast Plattformen mit einem Davit für RHIB. Cumberland wurde mit dem 11,4 cm Mk 8 Mod 1-Geschütz mit der eckigen Turmverkleidung nachgerüstet.

Der Umbau in die – im Maßstab 1/700 – 2,9 mm kürzeren Batch 2-Variante dürfte kaum weniger aufwendig sein, als die Fehler des Bausatzes zu beheben. Für den Bau der 2,4 cm kürzeren Batch 1-Variante gibt es den WEM-Bausatz.

Quellen

Fazit

Dies ist bisher der einzige Bausatz, aus dem eine Typ 22-Fregatte des Batch 3 gebaut werden kann. Anfänger dürften bei diesem Bausatz lediglich mit der sehr einfachen Anleitung Probleme haben. Fortgeschrittene Modellbauer, die aus dem Bausatz ein originalgetreues Modell bauen wollten, sollten sich Pläne, z.B. von Jecobin, besorgen und sich darauf einstellen, nicht nur eine Reihe von Fehlern korrigieren, sondern auch den Großteil der Details ersetzen bzw. ergänzen zu müssen. Insgesamt ist der Bausatz

alt brauchbar


Lars