Modell: Hebeschiff SMS Vulcan
Hersteller: Alliance Modelworks
Maßstab: NW 35059
Material: Resin, Photoätzteile und Messingteile
Art.Nr.: 1/350
Preis: ca. 110 €
Das Original
Schon bald nach der Einführung des U-Boots 1906 ließ die kaiserliche Marine ein Bergungsschiff für Notfälle mit U-Booten bauen. SMS Vulkan wurde 1908 in Dienst gestellt. Sie war ein Doppelrumpfschiff, und praktisch um einen Kran mit einer Hebekraft von 500 Tonnen herumgebaut. Sie sollte sich über ein defektes U-Boot positionieren, woraufhin Taucher ihr Hebegeschirr an speziellen Halterungen am Boot befestigen sollten. Daraufhin konnte sie das Boot anheben und es konnte entweder sofort repariert oder vom Hebeschiff in eine geeignete Werft gebracht werden. Die eher geringe Höchstgeschwindigkeit von 12 Knoten wurde seinerzeit als ausreichend angesehen, um mit den U-Booten Schritt zu halten.
Im Januar 1911 wurde das Schiff zum ersten Mal eingesetzt, als U-3 auf einer Ausbildungsfahrt im Kieler Hafen sank. Leider lag die Vulkan gerade dann mit demontierten Bodenventilen im Trockendock; sie wurde schnellstmöglich klargemacht, während ein Schwimmkran das havarierte Boot anhob. So konnten insgesamt 30 Besatzungsmitglieder aus dem vorderen Torpedoraum gerettet werden, bevor die Trosse des Krans riss und das Boot wieder sank, mit dem Kommandanten und zwei weiteren Besatzungsmitgliedern im Turm eingeschlossen. In der folgenden Nacht war die Vulkan wieder einsatzbereit und konnte das havarierte Boot auch wie vorgesehen heben, allerdings zu spät, um die Turmbesatzung zu retten. Das spätere U-Boot-As Max Valentiner diente seinerzeit als Bergungsoffizier auf der Vulkan und beschrieb die Bergungsarbeiten in seinen Memoiren.
Die Vulkan wurde neben der Rettungstätigkeit zur Ausbildung und zur Erprobung eingesetzt. Während des Krieges hob sie noch zwei weitere havarierte Boote, U-30 im Jahr 1915 und UC-45 im Jahr 1917. Nach dem Ende ersten Weltkrieges sollte die Vulkan gemeinsam mit dem zweiten und verbesserten Bergungsschiff SMS Zyklop an die Briten ausgeliefert werden. Auf der Überführungsfahrt nach Harwich sank sie am 6. April 1919. Ihre Konstruktion beeinflusste auch die Bergungsschiffe anderer Marinen.
Der Bausatz
Dieser Multimedia-Bausatz von Alliance Modelworks stellt den Bauzustand des Schiffes von 1919 darstellen. Neben bekannt sauber modellierten und gegossenen Resinteilen besteht ein Großteil des Kits aus einem regelrechten kleinen Stapel von fünf Ätzteilplatinen unterschiedlicher Größe und Stärke, der richtig Gewicht hat. Eine sechste geätzte Platte dient als Namensschild für das Modell. Neben dem Namen enthält sie technische Daten. Leider sind auch ein paar Satzfehler enthalten.
Alle Ätzplatinen sind mit selbstklebender Folie gut geschützt und sehen sehr sauber aus. Das komplette Deck liegt in mehreren Ätzteilsegmenten bei. Die quer verlaufende Beplankung ist auch auf den amtlichen Plänen des Schiffes zu erkennen. Der Detailreichtum ist groß, die Möglichkeiten der Reliefätzung werden voll ausgenutzt. Die Relings haben keine durchlaufende Klebekante, das sorgt für Originaltreue, ist aber auch deutlich instabiler und schwerer zu verarbeiten. Teils sind die Relings bereits gemeinsam mit den dazugehörigen Decksteilen geätzt.
Die beiden Masten liegen als Drehteile bei. Das Modell kann sowohl als Vollrumpf- als auch als Wasserlinienmodell gebaut werden, es müssen wunschweise die Unterwasserteile angebaut und entsprechend versäubert werden. Alle Resinteile sind sehr gut verpackt und haben den Versand gut überstanden. Besonders geschützt sind die filigranen Ruderlager. Der Rumpf hat schön wiedergegebene erhabene Stöße der Beplattung. Will man ihn als Vollrumpfmodell bauen, wird sich zeigen, wieviel Nacharbeit insbesondere hieran das erfordern wird.
Die farbig gedruckte Bauanleitung ist klar gestaltet und sollte den Zusammenbau des Modells gut darstellen. Leider enthält sie keinerlei Farbangaben. Eine Farbliste der Kaiserlichen Marine samt Verweisen auf RAL-Töne findet sich hier: Farbgebung der Schiffe der kaiserl. Marine. Instinktiv würde ich die dort angegebenen helleren Farbtöne zuerst versuchen wollen, also RAL 7035 Lichtgrau und 7038 Achatgrau. Die heute noch benutzten Töne RAL 7000 Fehgrau und 7001 Silbergrau könnten etwas dunkel wirken.
Quellen
- SMS Vulkan (Wikipedia)
- Max Valentiner: U 38 – Wikingerfahrten eines deutschen U-Boots. Berlin 1934
- U-Boot-Hebeschiff S.M.S. VULKAN (U-Boot-Net)
- SMS Vulkan (www.max-valentiner.dk)
Fazit
Mit einem Bausatz dieses ungewöhnlichen und beeindruckenden, wie wohl eher obskuren Schiffes war wohl kaum zu rechnen. Wir interessierten Modellbauer können uns über das unternehmerische Wagnis von Alliance und Battlefleet freuen, die uns einen so ambitionierten und spannenden Bausatz beschert haben. Im Kasten sieht alles sehr attraktiv aus, und es bleibt zu hoffen, dass der Zusammenbau problemlos von Statten geht. Das Fehlen jeglicher Bemalungsanleitung ist bei dem Ausmass an Recherche und Mühe, das in die Konzeption des Kits geflossen ist, schwer zu verstehen, passende Farben sollten sich aber finden lassen.
sehr empfehlenswert
Frank Spahr