Deckelbild

Modell: The Imperial Chinese Navy Ching Yuen
Hersteller: S-Model
Maßstab: 1/700
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Messingrohre, Abziehbilder
Art.Nr.: PS700006
Preis: ca. 15 €

Das Original

1885 wurden vier Kreuzer für die chinesische Nordflotte (Beiyang-Flotte) bestellt: zwei Geschützte Kreuzer von Armstrong und zwei Panzerkreuzer von Vulcan. Damals war die Frage, ob ein Panzerdeck (Geschützte Kreuzer) oder ein Seitenpanzer (Panzerkreuzer) besser für Kreuzer waren, unklar. Dies ist wohl der Grund, warum die relativ ähnlich bewaffneten Schiffe verschiedene Formen von Panzerung erhielten. Die beiden bei Armstrong gebauten Schiffe waren Jingyuan (靖遠, früher Ching Yuen geschrieben) und Zhiyuan (致遠, auch Chih Yuan), die bei Vulcan gebauten Schiffe waren Jingyuan (經遠, auch King Yuan, ähnlich wie der erste Armstrong-Kreuzer ausgesprochen!) und Laiyuan (來遠, auch Lai Yuen).

Die beiden Armstrong-Kreuzer waren typische Elswick-Kreuzer der zweiten Generation: sie waren seetüchtiger als die erste Generation, da sie eine Back und Poop erhielten. Aber immernoch wurde eine zu schwere Bewaffnung auf einen zu kleinen Rumpf gepackt: sie erhielten drei 21 cm- und zwei 15,2 cm-Geschütze bei einer Verdrängung von ca. 2100 t! Die bei Vulcan gebauten Schiffe fielen etwas größer aus (ca. 2600 t) und hatten ein 21 cm-Geschütz weniger - eventuell wegen des Gewichts des Seitenpanzers.

Jingyuan war 81,4 m über alles lang, 11,4 m breit und verdrängte 2310 ts. Der Antrieb erfolgte über zwei Sätze horizontale Dreifachexpansions-Dampfmaschinen (Verbunddampfmaschinen) und vier Kessel, die zusammen 3300 PS (5500 PS mit erhöhten Dampfdruck) leisteten. Bei Probefahrten wurden mit normalen Dampfdruck 15,26 kn und mit erhöhten Dampfdruck 18,5 kn erreicht. Die Besatzung setzte sich aus 260 Personen zusammen.

Bewaffnung
3 x 21 cm L/30 Krupp (12 t) (eine Zwillings- und eine Einzellafette
2 x 15,2 cm Armstrong (4 t BL) (zwei Einzellafetten)
8 x 5,7 cm (6-Pfünder)
6 x 3,7 cm (1-Pfünder)
6 x 1,1 cm elfrohrige Gatling-MG
4 x 45,7 cm-Torpedorohre (an Bug, Heck und Seiten über Wasser)

Für die Geschütze unterhalb der 5,7 cm (6-Pfünder) gibt es in der Literatur auch andere Angaben: zwei 4,7 cm (3-Pfünder), sechs 3,7 cm (1-Pfünder) und sechs Gatling-MG (Warships for Export); zwei 4,7 cm (3-Pfünder), acht 3,7 cm (1-Pfünder) und sechs Gatling-MG (The Chinese Steam Navy) oder gar keine (Conway's All the World's Fighting Ships). Oben in der Liste sind die Angaben aus der Anleitung von S-Model.

Jingyuan wurde von 1885-87 bei Armstrong Whitworth in Elswick gebaut und wurde Teil der chinesischen Nordflotte. Im Chinesisch-Japanischen Krieg war sie an der Seeschlacht am Yalu am 17. September 1894 beteiligt. Sie fuhr zusammen mit dem Panzerkreuzer Laiyuan an Steuerbord der chinesischen Schlachtschiffe (die chinesische Flotte fuhr in einer Dwarslinie mit den beiden Schlachtschiffen Dingyuan (Ting Yuen) und Zhenyuan (Chen Yuen) in der Mitte). Sie wurde von den japanischen Geschützten Kreuzern Yoshino, Takachiho, Akitsushima und Naniwa beschädigt, wobei zwei Mann starben und 17 verletzt wurden, konnte sich aber nach Port Arthur (Lüshun) zurück ziehen. Zusammen mit dem Rest der Nordflotte wurde sie ab dem 15. Januar 1895 in Weihai (Weihaiwei) von den Japanern belagert und am 9. Februar von der japanischen Belagerungsartillerie versenkt (durch einen 23,9 cm- oder 28 cm-Treffer am Bug - nach Angabe der Anleitung wurde sie nur schwer beschädigt und dann durch das Torpedokanonenboot Guangyi (Kuang Yi oder Kwang Yi) versenkt - aber dieses Schiff wurde sieben Monate früher bei Pungdo versenkt. In Weihai war damals allerdings das Schwesterschiff Guangbing (Kuang Ping), die spätere japanische Kohei Go). 60 Mann der Besatzung starben. Das Wrack wurde 1896-97 gehoben und verschrottet.

Der Bausatz

S-Models hat mit diesem Bausatz die Serie von chinesischen Schiffen aus dem Chinesisch-Japanischen Krieg weiter ausgebaut: aktuell sind die Schlachtschiffe Dingyuan (Ting Yuen) und Zhenyuan (Chen Yuen) sowie die Geschützten Kreuzer Yangwei (Yang Wei), Chaoyong (Chao Yung) und Jiyuan (Tsi Yuan) erhältlich. Das Schwesterschiff der Jingyuan (Ching Yuan), die Zhiyuan (Chih Yuen), ist angekündigt, dürfte aber dem hier besprochen Bausatz zumindest sehr ähnlich sein.

Der Rumpf entspricht von der Form den mir bekannten Zeichnungen, auch die Abmessungen dürften stimmig sein. Die Gravuren sind etwas grob, ansonsten ist der Rumpf gut detailliert (und wird durch geätzte Bug- und Heckzier noch weiter detailliert).

Die Aufbauten sind bei diesem Schiff sehr übersichtlich. Der Schornstein ist oben offen. Die Schutzschilde für die 21 cm-Geschütze sind hinten offen und die Lafette angedeutet. Die Plastikrohre liegen alternativ auch als gedrehte Messingrohre bei, genauso sind für die Davits auch alternativ Fotoätzteile vorhanden.

Dem Bausatz liegt der für S-Model typische Spritzling für die leichten Geschütze, Beiboote und andere Kleinteile bei. Die Beiboote sind wie die leichten Geschütze etwas grob. Zumindest ein Teil der leichten Geschütze hatte auch ein Schutzschild: die jeweils vor und hinter dem 15,2 cm-Geschütz mittschiffs, das am Ende der Back und der Vorderkante der Poop sowie die beiden auf dem Mastkorb des Großmasts.

Der letzte Spritzling enthält Lüfter, die 15,2 cm-Geschütze, weitere 21 cm-Rohre und Davits (für die alternative Messing- bzw. Fotoätzteile beiliegen). Die 15,2 cm-Geschütze sind stark vereinfacht: das Schutzschild ist hinten nicht offen, der Verschluss des Geschützes ist nur angedeutet.

Wie schon erwähnt, liegen gedrehte Rohre für die 21 cm-Geschütze bei:

Die Fotoätzteile

Es liegen drei Platinen bei, die u.a. Reling, Davits, Niedergänge, Wanten, Davits, die Kompassplattform, Steuerrad, Bug- und Heckzier, Schotten, Anker, Ankerkette und Sailinge enthalten. Auch ein Namensschild für das Modell liegt bei.

Decals

Zwei  Flaggen liegen bei:

Die Anleitung

Die Anleitung enthält eine kurze englische und chinesische Geschichte des Schiffs. Der Zusammenbau wird in sechs Schritten relativ übersichtlich erklärt. Die Bemalangaben beziehen sich auf den viktorianischen Anstrich, den Jiangyuan in China bis zum Chinesisch-Japanischen Krieg hatte. In diesem Krieg wurden eventuell ihr Rumpf komplett schwarz und die Aufbauten hellgrau gestrichen.

Auch hier ist es schwierig festzustellen, ob die Anleitung in Bezug auf die Aufstellung der leichten Geschütze korrekt ist. Die 5,7 cm-Geschütze (Teile TA3?) waren eventuell in der Back und Poop (diese Geschützpforten sind geschlossen dargestellt) sowie vor und hinter dem 15,2 cm-Geschütz mittschiffs aufgestellt. Die Geschütze mittschiffs hatten Schutzschilde, die beim Bausatz fehlen. Die 3,7 cm-Geschütze (TA1?) stehen laut Anleitung im vorderen Mastkorb, am Ende der Back und mittschiffs auf der Höhe des Großmasts - laut Fotos und Zeichnungen hatten die letzten vier Schutzschilde. Die 1,1 cm-Gatling-MG (TA4) waren hinter dem Schornstein, im hinteren Mastkorb und am vorderen Ende der Poop - die letzten vier hatten anscheinend Schutzschilde.

Quellen

  • Warships for Export. Armstrong Warships 1867-1927 von Peter Brook, Gravesend, 1999
  • The Chinese Steam Navy 1862-1945 von Richard NJ Wright, London, 2000
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
  • Chinese cruiser Jingyuen (1886) (Wikipedia)

Fazit

Dieser Bausatz eines Geschützten Kreuzers aus dem Chinesisch-Japanischen Krieg ist wieder sehr gelungen und vollständig. Die 15,2 cm-Geschütze, die restlichen leichten Geschütze und die Beiboote können noch verfeinert werden. Insgesamt ist der Bausatz eine gute Grundlage und deshalb

alt empfehlenswert

Lars