HMS Ethalion der Artois-Klasse vs. spanische Thetis, 16.10.1799

Quelle: Wikimedia Commons

Modell: 1:700 WL HMS Seahorse Artois-class 38-gun frigate
Hersteller: PetrOs Modellbau auf Shapeways
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck (Smooth Fine Detail Plastic)
Art.Nr.: -
Preis: 48,68 €

Das Original

Die britische 38-Kanonenfregatte 5. Ranges HMS Seahorse war eines von zehn Schiffen der Artois-Klasse, die damals zu den schweren, mit 18-Pfündern bewaffneten Fregatten zählten. Die Klasse war Teil des ersten Neubauprogramms von Fregatten seit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Dieses Bauprogramm wurde 1790 beschlossen. 38-Kanonenfregatten hatten Priorität, da die französische Marine ein Übergewicht bei großen 18-Pfünder-Fregatten hatte. Die Artois-Klasse wurde von Sir John Henslow entworfen und war eine vergrößerte Version der 32-Kanonenfregatten der Pallas-Klasse.

Die Artois-Klasse war länger als frühere 38-Kanonen-Fregatten, wobei diese Länge überwiegend vor den vordersten Geschützen eingefügt wurde, um das Stampfen zu verringen. Dies war nicht wirklich erfolgreich, auch war die Artois-Klasse nicht schneller. Die Schiffe der Artois-Klasse waren aber trotzdem gute Kreuzer mit guter Seetüchtigkeit, Manövrierfähigkeit und genügend Freibord, so dass ihre Leebatterie auch bei schwerem Wetter eingesetzt werden konnte. Die Klassifizierung als 38-Kanonen-Fregatte bezog sich nur auf die langrohrigen Kanonen, die spätere Bestückung mit Karronaden änderte an dieser Klassifizerierung nichts - auch nicht, als die Karronaden in zunehmendem Umfang die langrohrigen 9-Pfünder-Kanonen auf dem Vorder- und Achterdeck ersetzten. Durch die zusätzlichen Karronaden wurde die Kampfkraft der Fregatten, insbesondere auf kurze Entfernung, massiv verstärkt. Langrohrige 9-Pfünder wurden nur noch als Jagdgeschütze beibehalten. Neben der Verstärkung der Bewaffnung durch Karronaden wurden auch die Schanzkleider während der Koalitions- und Napoleonischen Kriege verstärkt, insbesondere die auf dem Vorderschiff wurden höher und erhielten Stückpforten.

In dem Neubauprogramm waren sechs 38-Kanonen-Fregatten vorgesehen, die nach Ausbruch des Ersten Koalitionskrieg 1793 bestellt wurden: Artois, Diana, Apollo, Diamond, Jason und Seahorse. 1795 wurde zwei weitere bestellt, die aus Nadelholz gebaut wurden und deshalb weniger haltbar waren: Tamar (auch Tamer geschrieben) und Clyde. Im gleichen Jahr wurde noch ein letztes Schiff aus Eichenholz bestellt, die Ethalion. Von diesen Schiffen gingen in den ersten beiden Koalitionskriegen vier verloren: Artois, Apollo, Jason und Ethalion. Die anderen drei aus gutem Holz gebauten Schiffe dienten bis 1810-15. Eines davon, Diana, wurde 1814-15 nach drei Jahren in der Reserve noch einmal überholt und 1815 an die niederländische Marine verkauft, in der sie unter dem gleichen Namen bis 1839 diente. Die beiden Nadelholzschiffe dienten nur bis 1802 bzw. 1805. 1805-06 wurde unter Verwendung einiger weniger Teile der alten Clyde noch ein zehntes Schiff der Klasse, erneut aus Nadelholz, gebaut. Diese zweite Clyde diente nur bis 1810. Aus der Artois-Klasse wurde noch eine verbesserte Version entwickelt, von der 1798-1900 ein Schiff, die Active, gebaut wurde.

Seahorse war 44,6 m lang (Länge des Batteriedecks), 12,0 m breit und verdrängte 999,5 "tons burden". Der Antrieb bestand aus Vollschiffstakelage, womit bis 12 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand anfangs aus 270 Mann und wurde bis auf 315 Mann verstärkt.

Bewaffnung 1794
28 x 12 cm 18-Pfünder 38cwt-Kanonen (auf dem Batteriedeck)
10 x 9,2 cm 9-Pfünder-Kanonen (zwei auf dem Vorderdeck, acht auf dem Achterdeck)
6 x 13,8 cm 24-Pfünder-Karronaden (zwei auf dem Vorderdeck, vier auf dem Achterdeck)

Bewaffnung 1815
28 x 12 cm 18-Pfünder 38cwt-Kanonen (auf dem Batteriedeck)
2 x 9,2 cm 9-Pfünder-Kanonen (zwei auf dem Vorderdeck)
16 x 15,9 cm 32-Pfünder-Karronaden (zwei auf dem Vorderdeck, 14 auf dem Achterdeck)

Die Seahorse wurde 1793-94 von Marmaduke Stalkartt in Rotherhithe gebaut und in der Marinewerft Deptford ausgerüstet. Ursprünglich diente sie auf der Irischen Station, wo sie 1796 die Kaperschiffe Calvados, L'Indemnité und Princesa erbeutete. 1797 kam sie zur Mittelmeerflotte und nahm mit dieser am 22. Juli an Nelsons Angriff auf Santa Cruz teil. Im gleichen Jahr erbeutete sie das Kaperschiff La Belliqueuse. 1798 erbeutete sie die französische 12-Pfünder-Fregatte La Sensible und zerstörte den Aviso (Tartane) L'Anémone. 1802 wurde Seahorse außer Dienst gestellt, 1803 überholt und wieder in Dienst gestellt. Danach diente sie wieder im Mittelmeer, 1806 in der Karibik und 1807 wieder im Mittelmeer. Dort eroberte sie am 5. Juli die osmanische 52-Fregatte Badere-i-Zeffee und versenkte die Korvette Aziz Fezzan - das Gefecht, für das die Seahorse wohl am bekanntesten ist. 1810 erbeutete sie das Kaperschiff La Stella di Napoleon. 1811 wurde sie erneut außer Dienst gestellt. Nach einer Überholung wurde sie 1812 wieder in Dienst gestellt und wurde in Nordamerika im Krieg von 1812 gegen die USA eingesetzt. 1813 versenkte sie auf der anderen Seite des Atlantiks das Kaperschiff La Subtile. 1814 wurde sie wieder in Nordamerika eingesetzt. Am 27. August war sie an der Zerstörung des Forts Washington am Potomac beteiligt, im September an dem erfolglosen Angriff auf Baltimore. Am 14. Dezember setzte sie ihre Boote in der Schlacht auf dem Lake Borgne ein. 1815 wurde Seahorse zum letzten Mal außer Dienst gestellt und 1819 abgewrackt.

Der Bausatz

PetrOs Modellbau hat auf Shapeways Modelle der Artois-Klasse in mehreren Maßstäben herausgebracht: im Maßstab 1/200 als HMS Diana, in den Maßstäben 1/700, 1/1000 und 1/1200 als HMS Seahorse. Es gibt sowohl Vollrumpfmodelle als auch Wasserlinienmodelle. Ich habe mir natürlich das Wasserlinienmodell im Maßstab 1/700 gekauft.

Das Modell stellt einen frühen Bauzustand dar, also noch ohne vorne hochgezogene Schanzkleider, aber schon mit hohem Schanzkleid auf dem Achterdeck. Das dürfte dem Bauzustand der meisten Fregatten der Artois-Klasse bei Fertigstellung entsprechen. Für einen späten Bauzustand müsste man das Schanzkleid auch auf dem Vorschiff erhöhen und dort Stückpforten einfügen - vielleicht kommt diese Variante noch von PetrOs.

Das Modell in der Qualität Smooth Fine Detail Plastic wird in dem üblichen, fast durchsichtigen Acrylmaterial gedruckt. Die Teile werden in einem Rahmen gedruckt, der die Teile schützt und das Verpacken erleichtert.

Um die Teile besser beurteilen zu können, habe ich sie grundiert:

Der Rumpf selbst ist weitgehend komplett als ein Teil gedruckt - es fehlt lediglich das Oberdeck (Vorderdeck/Achterdeck), das als seprates Teil beiliegt. Der Rumpf ist von den Abmessungen und Formen origintalgetreu. Die Stückpforten sind offen gedruckt und dadurch, dass das Oberdeck als Extrateil ausgeführt ist, können alle Kanonen auf dem Batteriedeck bemalt und aufgestellt werden. Die Bordwände des Batteriedecks sind relativ dick ausgeführt und dienen auch dazu, dass Oberdeck leichter montieren zu können. Ich denke, dass die Dicke den Zusammenbau erleichtert, aber optisch nicht weiter auffällt. Bemerkenswert ist die offen gedruckte Galion. Hier fehlen allerdings die Grätings.

Die Druckqualität ist bei meinem Exemplar sehr gut. Man muss eventuell etwas an den Rumpfseiten vorne nachschleifen, aber ansonsten dürfte man das Modell direkt bemalen und weiter detaillieren können.

Das Vorder- und Achterdeck (Oberdeck) ist als ein Teil inklusive der Bootsbalken über der Kuhl und den Niedergängen in die Kuhl gedruckt. Es passt perfekt auf den Rumpf (rechtes Foto):

Die übrigen Teile sind in zwei Rahmen gedruckt. Auf dem ersten Rahmen findet man 30 18-Pfünder-Kanonen, die komplett mit Lafetten gedruckt sind. Die Rohre könnten etwas konischer und dünner sein. Sie müssen auch noch etwas sorgfältger gereinigt werden, als ich es vor der Grundierung gemacht habe. Außerdem enthält der erste Rahmen fünf Anker, diese sind auch etwas dick geraten. Auf dem zweiten Rahmen findet man 22 9-Pfünder-Kanonen und 18 32-Pfünder-Karronaden. Man kann also verschiedene Bewaffnungsvarianten darstellen (muss aber berücksichtigen, dass diese eventuell nicht zu der Form der Schanzkleider passt). Enthalten sind zudem vier Beiboote.

Die Masten, Rahe, Takelage etc. muss man selbst ergänzen. Es empfiehlt sich hier das Anatomy of the Ship-Buch über die Diana oder zumindest die Tabellen und Abbildungen in The heavy frigate zu Rate zu ziehen. Der Hersteller überlegt, entsprechende gedrehte Messing- und Fotoätzteile anzubieten.

Der Bausatz enthält natürlich auch keine Anleitung oder Bemalangaben. Auch hier dürften die unten genannten Bücher, zeitgenössische Modelle und Abbildungen hilfreich sein. Es sind einige Farbvarianten möglich.

Quellen

Fazit

Es ist sehr begrüßenswert, dass PetrOs Modellbau nach Skytrex (Meridian Trafalgar Range; heute bei Naval Models & Books erhältlich; siehe z.B. hier und hier) weitere Schiffe der Koalitionskriege/Napoleonischen Kriege im Maßstab 1/700 anbietet. Aufgrund der Vorteile des 3D-Drucks sind die Rümpfe wesentlich besser als gegossene Rümpfe, da die Stückpforten offen sind und dazu das Batteriedeck vollständig dargestellt werden kann. Auch insgesamt ist die Detaillierung besser und es sind mehr Kleinteile enthalten. Allerdings muss man auch hier die Takelage selbst ergänzen (bei Skytrex was sie zu massiv, hier fehlt sie). Das sollte aber mit entsprechender Erfahrung machbar sein. Hoffentlich werden bei PetrOs Modellbau auch ein später Zustand der Artois-Klasse mit hohen Schanzkleidern und weitere Schiffe der Epoche erscheinen! Dieser Bausatz ist auf jeden Fall der bisher beste eines Schiffs dieser Epoche im Maßstab 1/700.

alt empfehlenswert

Lars