Deckelbild

Modell: USS West Virginia Colorado Class Battleship BB-48 1945
Hersteller: Blue Ridge Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Spritzguss, Fotoätzteile, Drehteile, Abziehbilder
Art.Nr.: BRM 70001
Preis: 135 € (bei NNT)

Das Original

Das Schlachtschiff West Virginia war das letzte Schiff der Big Five, der stärksten Schlachtschiffe, die der US Navy zwischen den Weltkriegen zur Verfügung standen. Die fünf Schiffe setzen sich aus zwei Schiffen der Tennessee-Klasse und drei der Colorado-Klasse zusammen. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Klassen war, dass die letztere Klasse statt mit zwölf 35,6 cm-Geschützen mit acht 40,6 cm-Geschützen bewaffnet war.

Von den fünf Schiffen waren alle bis auf Colorado während des japanischen Angriffs in Pearl Harbor. Maryland und Tennesee überlebten den Angriff durch mehreren Bombentreffer beschädigt, während California und West Virginia versenkt wurden. Colorado und Maryland hatten bereits zusätzliche Torpedowülste erhalten, so dass sie nicht stark modernisiert wurden. Die relativ schnell nach Pearl Harbor reparierte Tennesse, die aber noch keine Wülste hatte, diente als Prototyp für den Umbau der beiden anderen, inzwischen geborgenen Schiffe. Der Umbau dieser Schiffe, also auch der West Virginia, war radikal: sie erhielt 2,55 m breite Torpedowülste, die bis zum Oberdeck reichten. Neben der Verbesserung des Unterwasserschutzes, wurde die Stabilität so erhöht und der Seitenpanzer weiter aus dem Wasser gehoben. Der Horizontalpanzer wurde ebenfalls verstärkt. Oberhalb des Rumpfs wurde bis auf die Türme der schweren Artillerie und das Katapult achtern alles verändert. Sie erhielten neue Aufbauten, die der South Dakota-Klasse ähnelten. Dabei wurde auch die Rauchabzüge in einem Schornstein vereinigt und eine gewaltiger Turmmast hinter der Brücke errichtet, so dass West Virginia danach kaum mehr Ähnlichkeiten zu den beiden Schwesterschiffen hatte, die bis zu Kriegsende ihren Papierkorbfockmast behielten! Auch die Flak wurde vollständig modernisiert: statt der alten Mittelartillerie und einigen 12,7 cm L/25-Geschützen kamen acht 12,7 cm L/38-Zwillingstürme an Bord, dazu noch zahlreiche 4 cm-Bofors und 2 cm-Oerlikons.

West Virginia war nach dem Umbau 190,2 m lang, 34,8 m breit und verdrängte 40 354 t. Der Antrieb bestand aus vier Turbinensätzen und acht Kesseln, die insgesamt  29 500 PS leisteten, womit 20,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus ca. 2400 Mann zusammen.

Bewaffnung 1944
8 x 40,6 cm L/45 Mk 1 (vier Zwillingstürme)
16 x 12,7 cm L/38 Mk 12 (acht Zwillingstürme)
40 x 4 cm L/56 Bofors (zehn Vierlingslafetten)
50 x 2 cm L/70 Oerlikon (Einzellafetten)
3 Vought OS2U Kingfisher Aufklärungsflugzeuge

West Virginia wurde von 1920-23 von Newport News Shipbuilding gebaut und war danach ein Teil der Pazifikflotte. Während des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 erhielt sie sieben Torpedo- und zwei Bombentreffer, wodurch sie in Brand geriet und im flachen Wasser sank. 105 Mann der Besatzung wurden getötet. Am 17. Mai 1942 gelang es die insbesondere an der Backbordseite durch die Torpedotreffer schwer beschädigte West Virginia wieder zu heben. Nach ersten Reparturen in Pearl Harbor wurde sie im Mai 1943 in die Puget Sound-Marinewerft in Bremerton überführt, wo die endgültigen Reparaturen sowie die umfassenden Modernisierungen nach dem Vorbild der Tennessee erfolgten.

West Virginia war am 14. September 1944 wieder einsatzbereit und unterstützte ab dem 18. Oktober die Landung auf Leyte. Bei dem japanischen Gegenangriff gehörte West Virignia am 25. Oktober zu den alten Schlachtschiffen, die die Surigao-Straße sicherten. Wegen ihrer umfassenden Modernisierungen, die auch die Feuerleitung umfassten, konnte West Virginia in der Nachtschlacht mittels radar-geleiteten Feuer entscheidend zu der Versenkung des japanischen Schlachtschiffs Yamashiro beitragen. West Virginia unterstützte danach weiter den alliierten Vormarsch auf den Philippinen. Im Februar 1945 unterstützte sie die Landung auf Iwo Jima mit Landzielbeschuss (teilweise aus 500 m Entfernung!), im April nahm sie gleiche Aufgabe während der Landung auf Okinawa war. Am 1. April wurde sie von einem Kamikaze getroffen, wodurch vier Mann der Besatzung starben und 23 verwundet wurden. Sie blieb aber weiter im Einsatz.

West Virginia war neben dem Leichten Kreuzer Detroit eines der überlebenden Schiffe von dem Angriff auf Pearl Harbor, die am 2. September 1945 der japanischen Kapitulation in der Buch von Tokio beiwohnten. Nach meheren Magic Carpet-Fahrten (Rücktransport amerikanischer Soldaten) verlegte sie nach Seattle zur Reserveflotte, wo sie am 9. Januar 1947 außer Dienst gestellt wurde. Am 1. März 1959 wurde sie aus dem Marineregister gestrichen und im August zum Abwracken an einer New Yorker Firma verkauft.

West Virginia erhielt für ihre Einsätze im Pazifik fünf Battle Stars.

Der Bausatz

Von den Big Five gibt es aktuell von Blue Ridge Models Bausätze der Tennessee, California und West Virginia - alle im Zustand nach der Modernsierung. Dazu ist noch die Maryland von Trumpeter im Zustand von 1941 und die Colorado von Loose Cannon im Zustand von 1942 erhältlich. Weiterhin gab es alle fünf bei HP-Models (später Zustand) und die Tennessee, California, Maryland und West Virginia von Hi-Mold (1941-Zustand) sowie einige der Schiffe im 1941-Zustand von Classic Warships, die zum Teil noch hier und dort erhältlich sein könnten.

Mit diesem hier besprochenen Bausatz der West Virginia schafft Blue Ridge eine Art Rundum-Sorglos-Paket. Alle Teile, die man eventuell als Zurüstteile dazu kaufen könnte, sind bereits enthalten! Hier könnte derjenige, der nur den rohen Bausatz möchte, vielleicht mit Kritik ansetzen und sagen, er würde unnötig Geld ausgeben.

Der Bausatz basiert auf dem alten Modell von Classic Warships. Es wurde jedoch komplett von Mike Czibovic, bekannt durch seine Firma Corsair Armada Productions, überarbeitet.

Der Rumpf ist beeindruckend gegossen und mit einer feinen Plankenstruktur versehen, so daß das mit gelieferte Holzdeck nicht zwingend benutzt werden muß. Während des Kriegs war das Deck eh in den Tarnanstrich einbezogen.

An der Unterseite der Türme hatten sich Blasen gefangen, so daß man doch ein klein wenig spachteln muß. Aber ansonsten sind die Resinteile hervorragend gegossen. Die 12,7 cm Zwillinge gefallen mir mit ihren Details besonders. Die anderen Teile stehen dem aber wenig nach.

Zwar sind ausreichend feine Planken in das Deck graviert, doch gibt es als Option noch ein Holzdeck von Artwox. Man kann auch zwischen 40mm Bofors aus Resin oder Ätzteilen wählen. Da hätte ich mir persönlich nur noch die Resin Oerlikons mit geätzten Schilden gewünscht.

Ätzteile werden von Tom's Modelworks und FiveStar beigesteuert. Die Sets sind sehr umfangreich und man kann so die Detaillierung ausreizen. So sind zwar schon Türen am Bausatz vorhanden, man kann sie aber durch Ätzteile betonen oder auch offen zeigen.

Ein Decalbogen mit separat beigefügten Hoheitsabzeichen für die transparenten Flugzeuge ist auch dabei.

Zusätzlich sind ein gedrehter Mast und gedrehte Rohre für Haupt- und Mittelartillerie enthalten.

Die Anleitung

Die umfangreiche Anleitung kommt als 20-Seitiges Heft von etwa A5-Format daher. Es werden darin auch die Alternativen geschildert, die man hat. Die Erkennbarkeit ist aufgrund der Fülle an Informationen, die hier gezeigt werden sollen, manchmal schwierig. Es ist allerdings auch Recherchearbeit notwendig. Da alle jemals auf diesem Schiff eingesetzten Radarantennen im Bausatz verfügbar sind, um auch jeden möglichen Bauzustand nach der Modernisierung zeigen zu können, muss man herausfinden, welche man nun braucht. So weit geht die Anleitung nicht.

Quellen

Fazit

Hier bekommt man viel für sein Geld. Für manchen mag es zu viel sein, aber wie in der Bauanleitung beschrieben: Man hat die freie Wahl, was man alles verbaut und auch wie. Denn schließlich baut man an seinem eigenen Modell. Deshalb ist dieser Bausatz

alt sehr empfehlenswert

Ralf Schuster

(Text über Original von Lars)

Wir danken Blue Ridge Models für das Bausatzmuster