Deckelbild

Modell: Spanish AEGIS frigate Alvaro de Bazan
Hersteller: BigBlueBoy
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Messingteile, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 71006
Preis: ca. 43 € (bei HobbyEasy.com)

Das Original

Ende der 1970er begannen die britische, deutsche, französische, italienische, kanadische, niederländische, spanische und US-amerikanische Marine gemeinsam eine Fregatte im Rahmen des NFR-90-Programms (NATO Frigate Replacement for 90s) zu entwerfen. Dieses Programm scheiterte 1989 an unterschiedlichen Entwurfsvorstellungen und insbesondere daran, dass jeweils die eigene Industrie gefördert werden sollte. Die deutsche, niederländische und spanische Marine schlossen sich daraufhin Trilateral Frigate Cooperation zusammen. Das Ziel war es Flugabwehrfregatten als Ersatz für die Lütjens-, Tromp- bzw. Baleares-Klasse zu entwickeln.

Diese Zusammenarbeit war sehr lose, d.h. die daraus resultierenden der Sachsen- (F124), De Zeven Provinciën- (LCF) und Álvaro de Bazán-Klasse (F100) weisen sehr deutliche Unterschiede auf. Am ähnlichsten fällt noch die Bewaffnung aus: SM-2- und ESSM-Flugabwehrraketen sowie Harpoon-Anti-Schiffsraketen. Dagegen wählten die drei Marinen jeweils ein unterschiedliches Modell für das Bordgeschütz. Die spanische Schiffe erhielten ein 12,7 cm von BAe Systems (früher United Defense), während die deutschen ein 7,62 cm und die niederländischen ein 12,7 cm, beide von OTO Melaria, erhielten. Auch für die Nahbereichsabwehr gab es unterschiedliche Lösungen: die spanischen Schiffe verlassen sich auf ESSM-Raketen, während die deutschen zusätzlich über RAM-Raketen und die niederländischen über Goalkeeper-Geschütze verfügen. Für die U-Jagd stehen auf allen drei Klassen Bordhubschrauber und Torpedorohre zur Verfügung. Die spanischen Schiffe haben, wie die niederländischen, einen Hangar für einen Hubschrauber, die deutschen dagegen für zwei.

Abweichend von den beiden anderen Marinen entschied sich die spanische nicht die europäische APAR- und SMART L-Radarsysteme einzubauen, sondern das amerikanische SPY-1-Radar als Teil des AEGIS-Systems. Den Konstrukteuren gelang es dieses System in einem relativ kleinen Rumpf unterzubringen – die Álvaro de Bazán-Klasse verdrängt nur etwas über 6000 Tonnen im Vergleich zu den 8000 bis 10 000 Tonnen der mit AEGIS-ausgestatteten japanischen, südkoreanischen und US-amerikanischen Schiffe. Die Radarantennen sind bei den spanischen Schiffen nicht unterhalb der Brücke angebracht, sondern in einem Aufbau hinter der Brücke. Dadurch konnten sie auch ein Deck höher als bei den US-amerikanischen Schiffen der Arleigh Burke-Klasse untergebracht werden. Da der passive phasengesteuerte (phased array) SPY-1 Radar, im Gegensatz zu dem aktiven phased array-Radar APAR auf den deutschen und niederländischen Schiffen, wegen der längeren Radarwellen nicht präzisse genug für die Lenkung der SM-2-Flugabwehrraketen im Endanflug ist, verfügt die Álvaro de Bazán-Klasse über SPG-62-Feuerleitradar. Hiervon sind nur zwei vorhanden, während die größeren AEGIS-Schiffe anderer Marine über drei verfügen (die Ticonderoga-Klasse sogar über vier). Da der Feuerleitradar für die SM-2-Raketen, anders als bei älteren Raketen, nur im Endanflug notwendig ist, können parallel trotzdem mehr als zwei Ziele bekämpft werden.

Ursprünglich sollten sechs Schiffe für die spanische Marine gebaut werden, dies wurde aber auf fünf gekürzt: Álvaro de Bazán (F101), Almirante Juan de Borbón (F102), Blas de Lezo (F103), Méndez Núñez (F104) und Cristóbal Colón (F105). Der Entwurf erwies sich im Gegensatz zu anderen mit AEGIS-ausgerüstete Typen als Exporterfolg: die australische Marine hat drei ähnliche Schiffe der Hobart-Klasse bestellt. Für die norwegische Marine wurden fünf Schiffe einer verkleinerten Variante, die Fridtjof Nansen-Klasse, gebaut.

Die Álvaro de Bazán-Klasse ist 146,7 m lang, 18,6 m breit und verdrängt 6256 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Diesel für die Marschfahrt. Zwei Gasturbinen werden für hohe Geschwindigkeiten zugeschaltet. Insgesamt leistet dieser kombinierte Antrieb (CODAG) 48 000 PS, womit 28 kn erreicht werden. Die Besatzung setzt sich aus 201 Personen zusammen.

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/54 Mk 45 Mod 2
2 x 2 cm Oerlikon
4 x 1,27 cm Browning M2-MG
2 Vierfach-Starter für Harpoon-Antischiffsraketen
1 48fach VLS Mk 41-Starter für SM-2 und ESSM-Flugabwehrraketen (meist 36 SM-2 und 48 ESSM, je vier ESSM passen in eine Zelle)
4 x 32,4 cm Mk 32-Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre für Mk 46-Torpedos)
1 Sikorsky SH-60B Seahawk-Bordhubschrauber

Die Klasse wurde von 1999 bis 2012 bei Navantia in Ferrol gebaut. Die fünf Schiffe bilden zusammen das 31. Geleitgeschwader (31ª Escuadrilla de Escoltas), das in Ferrol stationiert ist. Die Schiffe wurden bisher u.a. im Indischen Ozean gegen Piraten und 2011 während des Libyen-Kriegs eingesetzt.

Der Bausatz

BigBlueBoy ist ein relativ neuer chinesischer Kleinserienhersteller, der überwiegend Fotoätzteile, Drehteile und anderes Zubehör anbietet. Der Bausatz der Álvaro de Bazán ist nach dem Bausatz der französischen Fregatte La Fayette der zweite komplette Bausatz von BigBlueBoy. Auf dem ersten Blick fällt auf, dass der Bausatz nur 17 Resinteile enthält, dafür aber zwei Platinen mit Fotoätzteilen und 23 gedrehte Teile.

Der Rumpf ist komplett mit allen Aufbauten gegossen, wobei die Gussqualität überwiegend gut ist. Nur vereinzelt sind die Details, wie Schotten, leicht verwaschen. Der Rumpf ist etwa 3 mm zu kurz und 1 mm zu schmal, die Form des Originals ist aber gut wieder gegeben. Die fehlende Detaillierung der Innenseite des Schanzkleids am Bug wirkt auf den ersten Blick wie ein Makel, scheint aber dem Original zu entsprechen.

Neben dem Rumpf liegen als Resinteile noch der 12,7 cm-Turm, die Aldebaran-Störsender, das Sirius-Feuerleitgerät, diverse Kommunikationsantennen, Teile des Masts, Bootkräne sowie die beiden Beiboote bei.

Die gedrehten Mesingteile umfassen das Rohr des 12,7 cm-Geschützes, die Kanister für die Harpoon-Starter sowie Behälter der Rettungsinseln.

Die Fotoätzteile

Auf den beiden Platinen mit Fotoätzteilen finden sich entsprechend viele Teile, u.a. zur Darstellung der See-zu-See-Versorgungsvorrichtung, die Gestelle der Harpoon-Starter, die Verkleidung des vorderen Schornsteins, Details für die Beiboote, Teile des Masts, SPG-62-Feuerleitradargeräte (als SPG-51 bezeichnet), SRBOC-Störkörperwerfer, Anker, Gitter am Hubschrauberdeck sowie Relings.

Die Darstellung einiger dieser Teile mit Fotoätzteilen ist fraglich, z.B. de SRBOC-Werfer, deren Originale rund und nicht flach sind. Auch die Antennen des SPG-62-Feuerleitradars sind keine flachen Scheiben, sondern leicht konisch. Positiv ist, dass die Relingteile bereits abgelängt sind und dass der Bausatz sehr vollständig ist.

Es fehlt allerdings der SH-60B-Hubschrauber, den man aus anderen Quellen (z.B. Trumpeter) besorgen muss. Entsprechende fotogeätzte Rotoren gibt es z.B. von BJ-Modellbau. Für Fotos des Ausrütungszustands  der spanischen Seahawk, der mittels der SH-60B von Trumpeter darstellbar sein sollte, siehe den Link unten.

Dazu sind die 2 cm-Geschütze und 1,27 cm MG nicht dargestellt. Diese sind auch auf den Fotos schwer zu finden. Ich denke, dass die 2 cm der meisten Schiffe auf den Brückenflügeln stehen, bei einigen eventuell neben dem vorderen Schornstein. Die MG stehen wahrscheinlich neben dem VLS-Starter auf dem Vorschiff bzw. auf dem Hangar neben dem Unterbau des achteren SPG-62-Feuerleitradars.

Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen die Kennnummern und Namensschilder für alle fünf Schiffe, dazu die Decksmarkierungen, Flaggen und diverse andere Details, wie z.B. die Warnmarkierungen auf der Unterkante des Hangartors.

Der Name des Typschiffs ist allerdings falsch geschrieben ("Alvrdo de Bazan"), dazu fehlen die Akzentzeichen - eventuell ist dies aber originalgetreu.

Die Anleitung

Die Anleitung ist auf Chinesisch und Englisch - aber beruht überwiegend auf Zeichnungen mit nur minimalem Text. Der Zusammenbau wird in acht Schritten beschrieben plus einiger Untermontagen. Verschiedene Farben stellen jeweils die Art der Teile dar.

Die Anleitung sollte überwiegend ausreichend sein. Die Identifizierung der Resin-Antennen und die Zuordnung zu der richtigen Position, dürfte aber nicht trivial sein. Farbangaben fehlen vollständig.

Quellen

Fazit

Es ist sehr erfreulich, dass BigBlueBoy sich der Álvaro de Bazán-Klasse gewidmet hat - eine der im Maßstab 1/700 noch fehlenden Klassen von modernen europäischen Geleitschiffen. Der Bausatz ist sehr vollständig, umfasst u.a. einen vollständigen Satz Fotoätzteile, Drehteile und Abziehbilder. Es fehlen alllerdings der SH-60B Seahawk-Bordhubschrauber, die 2 cm-Geschütze sowie die MG - und einige der Teile, die mittels Fotoätzteilen dargestellt sind, hätten man sich lieber statt in 2D als Ätzteil in 3D aus Resin gewünscht, z.B. die SRBOC-Täuschkörperwerfer. Da der Bausatz zumindest bei chinesischen Händlern für einen Kleinserienbausatz recht günstig ist und man so z.B. die zusätzlichen Teile für den Hubschrauber leicht verschmerzen kann, ist der Bausatz insgesamt trotzdem

alt sehr empfehlenswert

Lars