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Modell: Kapitän Khlebnikov/Kapitän Chlebnikow/Капитан Хлебников
Hersteller: Orel (Oriel/Орел)
Maßstab: 1/200
Material: Karton, Papier
Art.Nr.: 152
Preis: 37 € (www.kartonmodellshop.de)

Das Original

Der russische Eisbrecher Kapitan Chlebnikow (Kapitan Khlebnikov/Капитан Хлебников) wurde mit Kreuzfahrten für Quark Expeditions in der Arktis und Antarktis bekannt. Ursprünglich wurde sie aber als sogenannter Reede-Eisbrecher der Kapitan Sorokin-Klasse von der finnischen Werft Wärtsilä für die UdSSR gebaut.

Durch den Betrieb der atomgetriebenen Eisbrecher Lenin und der Arktika-Klasse sowie der großen diesel-getriebenen Eisbrecher der Moskwa- und Jermak-Klasse gelang es die Nordostpassage ab den 1960ern praktisch ganzjährig nutzbar zu machen. Ein Nachteil dieser großen Eisbrecher war allerdings ihr großer Tiefgang, der ihnen ein Anlaufen vieler sibirischer Häfen unmöglich machte, so dass sie auch keine Handelsschiffe zu diesen geleiten konnten. Die Eisbrecher der Kapitan Sorokin-Klasse wurden so entworfen, dass sie nur 8,5 m Tiefgang haben und damit noch auf der Reede dieser Häfen operieren können. Der Entwurf ist typisch für in Finnland gebaute Eisbrecher der Epoche: der Wohnbereich ist unterhalb der Brücke in einem Quader-förmigen Aufbau untergebracht, der von dem Aufbau mit den Maschinen getrennt ist. Die Wohnblock ist so soweit wie möglich von den Maschinen und dem Rumpf entfernt und damit von den lautesten Geräuschquellen, insbesondere während des Eisbrechens. Dieser Bereich ist dazu besonders wärme- und schallisoliert sowie klimatisiert. Der Besatzung wird dazu der Komfort von Einzelkabinen, einem Kino, Sauna und Schwimmbad geboten.

Vier Schiffe wurden 1976-81 gebaut: Kapitan Sorokin (Капитан Сорокин), Kapitan Nikolajew (Капитан Николаев), Kapitan Dranitsyn (Капитан Драницын) und Kapitan Chlebnikow (Капитан Хлебников). In den 1980ern erhielt Kapitan Sorokin von den Nordseewerken einen Thyssen-Waas-Bug (Hammerkopfbug), auch das Heck wurde modifiziert. Dadurch wurde ihre Fähigkeit Fahrrinnen ins Eis zu brechen verbessert. Die Schwesterschiffe blieben unverändert. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR gingen die vier Schiffe an verschiedene Unternehmen. Die ersten drei Schiffe gingen an die Murmansker Seereederei (OAO), während Kapitan Chlebnikow von der Far-Eastern Shipping Company (FESCO) betrieben wird. Kapitan Sorokin wurde 1997 in die Ostsee verlegt und der Hafenverwaltung von St. Petersburg unterstellt. Heute werden wahrscheinlich die ersten drei Schiffe von Rosmorport betrieben. Kapitan Dranitsyn und Kapitan Chlebnikow wurden zu Passagierschiffen umgerüstet und für Kreuzfahrten, aber auch wissenschaftliche Expeditionen verwendet. Hinten im Maschinenaufbau ist ein Hubschrauberhangar mit dahinterliegendem Flugdeck untergebracht. Zwei Hubschrauber dienen der Aufklärung der Eisverhältnisse.

Kapitan Chlebnikow ist 132,5 m lang, 26,5 m breit und verdrängt 14 665 t (14 900 t?). Der Antrieb ist diesel-elektrisch. Sechs Diesel-Motoren leisten insgesamt 24 800 PS und produzieren Strom für drei Elektromotoren mit insgesamt 22 000 PS, die drei Schrauben treiben. Damit werden 19 kn erreicht. 1,5 m dickes Eis kann bei 1 kn Fahrt kontinuierlich gebrochen werden. 3 m dickes Eis kann durch Rammen gebrochen werden. Die Besatzung bestand ursprünglich aus 76 Personen. Als Kreuzfahrtschiff konnten bis zu 120 Passagiere untergebracht werden (wobei die Besatzung auf 60 Personen reduziert wurde?).

Kapitan Chlebnikow wurde lief 1981 bei Wärtsilä in Helsinki vom Stapel und wurde noch im gleichen Jahr in Dienst gestellt. Sie diente in der Nordostpassage und hatte ihren Heimathafen in Wladiwostok. 1990 ging sie an die Far-Eastern Shipping Company (FESCO) und wurde zum Kreuzfahrtschiff umgebaut. Als solches wurde es von Quark Expeditions gechartert und für Kreuzfahrten in der Arktis und Antarktis genutzt. 1996-97 war sie das erste Schiff, das mit Passagieren die Antarkts umrundete. 2006 erreichte sie die Bucht der Wale und damit den Rekord der Fram als südlichstes Schiff. In der Folge wurde sie auch für wissenschaftliche Expeditionen genutzt, 2009 unterstützte sie die Versorgung der Forschungsstationen im McMurdo Sund in der Antarktis. Wegen verschärfter Umweltauflagen, die den Betrieb von mit Schweröl-angetriebenen Schiffen in der Antarktis verboten, wurde Kapitan Chlebnikow 2011 aus dem Kreuzfahrtgeschäft genommen. Seither wird sie in der Arktis zur Unterstützung der russischen Öl- und Gasindustrie eingesetzt.

Der Bausatz

Orel hat die Kapitan Chlebnikow als Vollrumpfmodell im Bauzustand als Kreuzfahrtschiff für Quark Expeditions herausgebracht. Der Bau als Wasserlinienmodell ist auch möglich, wenn man den Rumpf nur oberhalb von "Deck" III baut.

Der Bausatz enthält zwölf DIN A3 Bögen aus festem Karton, die farbig bedruckt sind. Wenn beide Seite des Teils sichtbar sind, ist auch die Rückseite farbig bedruckt. Die einzelnen Teile des Modells sind sehr gut detailliert, es ist sogar eine Inneneinrichtung für die Brücke vorhanden. Wie bei den meisten neueren Kartonbögen, sind die Knicklinien nicht mehr auf die Teile gedruckt, so dass sie später auch nicht übermalt werden müssen. Die Knicklinien sind durch kurze Striche an den Kanten markiert (die eventuell übermalt werden müssen).

Hier noch Detailaufnahmen einiger Teile, u.a. des Hubschraubers, der Brückenfenster sowie der Rettungsboote:

Der Bogen enthält zwei Mil Mi-2 Hubschrauber, die keinerlei Kennung oder sonstige Markierungen aufweisen. Auf Aufnahmen aus der Zeit als Kreuzfahrtschiff sieht man Varianten der Eurocopter Écureuil oder Bell Ranger an Bord.

Für die Spanten und andere internen Verstärkungen liegen neun schwarz-weiß bedruckte DIN A3-Bögen bei. Diese Teile müssen verstärkt werden, wobei die dafür notwendige Dicke auf den Teilen angegeben ist.

Für den Bogen ist auch ein gelaserter Spantensatz erhältlich. Fotoätzteile für Reling und Niedergänge sowie eine Ankerkette gibt es als Zubehör in diesem Maßstab.

Die Anleitung

Die historischen und technischen Angaben über das Vorbild sind nur in Russisch enthalten, die Hinweise für den Zusammenbau dagegen in Deutsch, Englisch, Polnisch und Russisch. Es folgt eine Seitenansicht und Aufsicht im Maßstab 1/400. Der Zusammenbau wird auf auf zehn DIN A3-Seiten beschrieben und sollte für fortgeschrittene Modellbauer (für Anfänger dürfte ein so komplexer Bogen nicht unbedingt geeignet sein) keine Fragen offen lassen.

Wer die Kapitan Chlebnikow im Zustand zur Zeit der UdSSR bauen will, müsste die Aufbauten weiß einfärben und den Schornstein mit einem roten Band mit gelbem Hammer und Sichel versehen. Einige neuere Fotos zeigen das Schiff mittschiffs mit dem Namen der Reederei FESCO in weißen Buchstaben aufgemalt, inzwischen ist auch der Schriftzug "Quark Expeditions" entfernt worden. Der Rumpf war zeitweise dunkelblau gestrichen (ist noch?). Dazu wurden die Kommunikationsantennen auf der Brücke während ihrer Dienstzeit mehrfach modifiziert.

Quellen

Fazit

Aus diesem Bogen dürfte man ein sehr detailliertes Modell dieses bekannten Eisbrechers bauen können. Der Bausatz hat laut Hersteller die höchste Schwierigkeitsstufe, was wegen der Komplexität stimmig wirkt. Interessant ist dieser Bausatz nicht nur für ausgewiesene Kartonmodellbauer, da der Bogen auch als Schablone genutzt werden kann, um das Modell aus anderen Materialien (z.B. Polystyrolplatten) auch in anderen Maßstäben zu bauen. Insgesamt ist dieser Kartonbausatz

alt sehr empfehlenswert

Lars