Nakajima Kikka (Orangenblüte)
Typ: strahlgetriebenes Versuchsflugzeug Nakajima "Kikka"
Hersteller: MPM (upgraded Kit)
Maßstab: 1/72
Artikelnummer: 72074
Preis: ca. 10 - 15 Euro
Historischer Hintergrund
Als Gegenleistung für Rohstofflieferungen nach Deutschland lieferte das Deutsche Reich neben mehren U-Booten auch Geheimunterlagen technologischer Art. Auf Grundlage dieser wurde von den Japaner einige Flugzeugmuster mehr oder weniger nachgebaut, so unter anderem die Mitsubishi J8M1 "Shusui" auf Grundlage der Messerschmitt Me 163 "Komet" und die Nakajima "Kikka" auf Grundlage der Messerschmitt Me 262 "Schwalbe". Das BMW-003-Triebwerk wurde ebenfalls nachgebaut, erreichte jedoch als Ne 20 mit 500 kp Schub etwas weniger als das Originaltriebwerk. Einer der großen am Boden sichtbaren Unterschiede zur Me 262 bestanden in der klappbaren Tragflügelkonstruktion sowie den spitzer zulaufenden Tragflächenenden. Da zu Beginn der Entwicklung die Maschine als reine Selbstmordwaffe konzipiert wurde, ließ man auch ein Fahrwerk erst einmal weg. Erst im Dezember 1944 wurde das Projekt unter der Bezeichnung "Kokoku Heiki Nr.2" zum Schlachtflugzeug weiterentwickelt. Im April war die ersten Rümpfe, der erste Prototyp am 31. Juni fertig. Die ersten Rollversuche verliefen am 21. Juli erfolgreich, so dass am 7. August der Erstflug unter dem Kommando von Testpilot Susumo Takaoka stattfand. Beim zweiten Flug endete der Versuch, die Startstrecke mit Starthilfsraketen zu verkürzen, im Absturz und schweren Beschädigungen. Am 15. August, dem Tag des Waffenstillstandes, befanden sich weitere 24 Exemplare in der Fertigung. Geplant war, die Maschinen derr 724. Kokutai (etwa Fliegerstaffel) als Selbstopferflugzeug einzusetzen. In der Planung befand sich zu diesem Zeitpunkt auch ein Heeresprojekt mit der gelpanten Kennung Ki- 201 "Karyu", welches aber über das Reißbrettstadium nicht mehr hinauskam.
technische Daten (in Klammern Me 262)
Länge 9,25 m (10,60 m)
Spannweite 10,00 m (12,65 m)
Höhe 3,05 m (3,83 m)
Leermasse 2300 kg
maximale Startmasse 4312 kg
Höchstgeschwindigkeit 697 km/h (870 km/h)
Gipfelhöhe 12000 m (10500 m)
Reichweite 890 km (1050 km/h)
Der Bausatz
In zwei Tüten präsentiert sich der Packungsinhalt. In einem befindet sich der - ja richtig "1" -Gießast mit den Kunststoffteilen und der Klarsichthaube. In der zweiten befinden sich neben den Decals die Ätz- und Resinteile. So weit, so gut. Die Schwierigkeiten bei Experimentalmaschinen liegt ja immer bei den vorliegenden Originaldokumenten. Es ist sehr schwierig, etwas zur Größe (also dem Maßstab) und Form etwas zu schreiben. MPM listet diesen Kit in seiner Short-Run-Reihe auf, da sollte jedoch nicht gleich böses denken. Doch dazu später mehr.
Über die Bauanleitung braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Sie ist viersprachig (Tschechisch, Englisch, Deutsch, Französisch) und übersichtlich. Dem Originalplan wurde eine A5-Seite für das Upgrade-Kit beigelegt. Auf der zweiten Seite klärt uns MPM kurz über die Eigenschaften eines Short-Run-Bausatzes auf. Wer meckern will, sollte darüber klagen, dass MPM nicht aufklärt, dass ein Buggewicht notwendig sein wird und das die Farbangaben nach dem amerikanischen Farbkennsystem "FS*****" angegeben sind. Da zum Original aber eh nur magere Angaben vorhanden sind, wird meist nach dem Standard-Farbton der IJN verfahren - in dem Fall also Nakajima-Green für die Oberfläche, Nakajima Marinegrau für die Unterseiten und die Standard-Innenfarbe für Cockpit, Fahrwerk, Triebwerksinneres usw..
Die Decals
Die Decals sind von einer bemerkenswerten Materialstärke - und das ist im positiven Sinne gemeint! Einziges Manko sind der leichte Versatz vom Rot auf dem Weißen Untergrund, nicht ganz 0,5 mm, aber dennoch sichtbar. Das Typenschild (bei den meisten Flugzeugen am hinteren linken Rumpfteil vor dem Höhenleitwerk) fehlt leider. Ob ist im Original nicht vorhanden war oder von MPM vergessen wurde - keine Ahnung... Auf den wenigen Fotos ist jedenfalls keines zu erkennen.
Die Gießäste
Wie bereits geschrieben, ist dies ein Short-Run-Bausatz mit all seinen "Fehlern". Viel Nacharbeit ist am Rumpf nötig. Sicher sind die Gravuren sehr sehr dünn gehalten, dafür sind sie durchgehend. Und über die Gravurstärke kann man immer streiten! Mir sind so dünn gehaltene jedenfalls lieber als bei anderen Modellen weit "höherwertiger" Hersteller, welche mitunter fast 0,5 mm erreichen. Das würde im Original dann mehr als 3 cm ergeben. Was solls? Ursprüngliche Schwachstelle des Kits sind in jedem Fall das Cockpit gewesen, hier liegen Resinteile bei. Und über deren Qualität braucht keiner zu jammern. Die Foto-Ätzteile stammen aus der Fabrikation von Eduard - also ein Markenprodukt, über deren Qualität man kaum etwas zu schreiben braucht. Im Original-Kit scheint die Kanzel aus einem Vacu-Teil gewesen sein. Hier ist es leider "nur noch" ein Standardbauteil. Wäre zu schön gewesen, alles an einem Modell "üben" zu können.
Die Details
Die dünnen Gravuren - Geschmacksache. Mir gefällt es so besser!
Das einteilige!!! Tragwerk. Auch hier sehr dünne Gravuren. Der Fahrwerksschacht ist mehr als einfach gehalten - bis Eduard Einzug hält und etwas Verbesserung bringt.
Der Originalsitz und das Resinteil. Die Unterschiede sind überzeugend!
Schön, das auch die Rumpfwand mit Resinteilen beplankt wird.
Die Ätzteile finden Verwendung als Instrumententräger, Pedale, Gurte, Schubregeleinheit und Halterung für die Fahrwerksklappen.
Fazit
Vorteile
++ Preis-/Leistungsverhältniss
++ Qualität der Resin- und Ätzteile
+/- Short-Run mit all seinen Stärken und Schwächen
Nachteile
- ungenaue Farbangaben
- fehlender Hinweiß für das Gewicht im Rumpfbug
Der Bausatz ist mit diesem Preis für den etwas fortgeschrittenen Modellbauer, der erstmals mit Ätz- und Resinteilen Erfahrung sammeln will. Ansonsten zahlt man für einen Bausatz in dieser Größe etwa 7 - 16 Euro (je nach Hersteller) plus jeweils 7,00 Euro für für die Ätz- und Resinteile. Aber der Bausatz verdient nicht, nur in diese Ecke gestellt zu werden. Dafür weißt er als "Short Run" eine zu gute Qualität auf. Und man erhält ein Modell, welches von anderen Herstellern gar nicht im Angebot ist. Den Originalbauastz sollte man allerdings nicht wählen, der geringfügig höhere Preis für das "upgraded kit" sollte wirklich nicht hemmend wirken.