17.09.1894 - 120 Jahre Schlacht am Yalu

 

Deckelbild

Modell: Imperial Chinese Navy Torpedo Cruiser Kuang Yi
Hersteller: Oceanmoon
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Plastik (Spritzguss), Fotoätzteile, Messingrohre, Plastikstäbe, Abziehbilder
Art.Nr.: WM07001
Preis: ca. 19 € (bei Ebay-Händler ss-model)

Die Guanyi (Kuang Yi) war nicht an der Schlacht von Yalu vor 120 Jahren beteiligt (siehe Jahrestage auf Modellmarine), sondern an den der ersten Schlacht des Chinesisch-Japanischen Kriegs, der Schlacht von Pungdo am 25. Juli 1894, in der sie versenkt wurde. Ihr Schwesterschiff Guangbing (Kuang Ping) allerdings hatte chinesische Truppentransporter in die Mündung des Yalu geleitet und griff dann zusammen mit dem Panzerkreuzer Pingyuan in die Schlacht von Yalu ein. Sie beschoss insbesondere den japanischen Aviso Saikyo Maru mit dem japanischen Admiral Kabayama an Bord und konnte nach Weihaiwai entkommen, wo sie von den Japanern erbeutet und als Kohei Go in Dienst gestellt wurde.

Das Original

Die Guangyi (廣乙, alte Schreibweise Kuang Yi, Kuang I oder Kwang-yi) war ein chinesisches Torpedokanonenboot, das auch als Torpedokreuzer bezeichnet wurde. Ähnliche Schiffe wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts von vielen anderen Marinen gebaut. Torpedokreuzer und Torpedokanonenboote lassen sich nicht eindeutig trennen, die Klassifizierung schwankte von Marine zu Marine. Es waren auf jeden Fall Versuche schnelle Torpedoträger zu bauen, die selbst mit Torpedos angreifen, aber auch Torpedoboote jagen und zerstören können sollten. Dazu dienten sie der Aufklärung, teilweise auch als Depeschenschiffe (Avisos) und als Kreuzer in Übersee. Gemeinsam war ihnen, dass sie für ihre Aufgaben nicht schnell genug waren, d.h. der Geschwindigkeitsüberschuss im Vergleich zu Schlachtschiffen zu gering war und sie dazu langsam waren, um Torpedoboote einholen zu können.

Die Guangyi wurde zusammen mit dem Schwesterschiffen Guangbing (廣丙, Kuang Ping) und Guangding (廣丁, Kuang Ting) für die chinesische Guangdong Flotte, der kleinsten der vier chinesischen Flotten gebaut. Diese Flotte der Provinz Guangdong (um die Hauptstand Guangzhou, früher im Westen Kanton genannt) spielte in den Kriegen des späten 19. Jahrhunderts wie den Chinesisch-Französischen Krieg 1884-85 und den Chinesisch-Japanischen Krieg von 1894-95 nur eine untergeordnete Rolle. Zwei der drei Schiffe der Guangyi-Klasse wurden allerdings im Chinesisch-japanischen Krieg zusammen mit der Beiyang Flotte eingesetzt und gingen beide verloren.

Die Guangyi-Klasse gehörte zu den kleinsten Vertreter ihres Typs und zu den Schiffen, die in China selbst gebaut wurden. Sie hatte 1894/95 im Vergleich zu den größeren, aber älteren Schiffen der Beiyang-Flotte den Vorteil, dass sie schon mit Schnellfeuergeschützen ausgerüstet waren. Allerdings fiel sie für ihre Aufgabe viel zu langsam aus.

Guangyi war 71,6 m lang, 8,2 m breit und verdrängte etwa 1000 t. Der Antrieb bestand aus zwei Dampfmaschinen, die 2400 PS leisteten, womit 16,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 110 Mann.

Bewaffnung
3 x 12 cm
4 x 5,7 cm
4 x 3,7 cm (fünfrohrige Gatling-Geschütze)
4 x 45,7 cm-Torpedorohre

Die Guangyi wurde 1892 auf der Marinewerft Fuzhou (früher Foochow geschrieben) gebaut. Sie wurde kurz vor dem Chinesischen-Japanischen Krieg zur Unterstützung der Beiyang-Flotte abgeordnet und sollte Truppentransporte nach Korea geleiteten. Dabei traf sie zusammen mit dem Geschützen Kreuzer Jiyuan (Chi Yuen/Tsi Yuan) am 25. Juli 1894 auf die japanischen Geschützten Kreuzer Naniwa, Yoshino und Akitsushima. Unter ungeklärten Bedingungen brach zwischen den beiden Verbänden eine Schlacht aus, in der Guangyi von Akitsushima schwer beschädigt wurde und sich auf Stand setzte. Nach der Schlacht wurde das Wrack von japanischen Schiffen komplett zerstört.

Der Bausatz

Die Resinbausätze von Oceanmoon habe ich bisher nur bei dem Ebay-Händler SS-Model und dem chinesischen Gegenstück von Ebay gesehen. Im Angebot sind im Maßstab 1/700 eine Reihe von Schiffen aus der Zeit des Chinesisch-Japanischen Kriegs von 1894/95, darunter der japanische Geschützte Kreuzer Matsushima und die chinesischen Kreuzer Jingyuan (King Yuan)/Laiyuan (Lai Yuan), Pingyuan (Ping Yuan) und Guangjia (Kuang Chia), einige Torpedoboote, Zerstörer und Kanonenboote. Zusammen sind von Oceanmoon und S-Model (siehe Bausatzbesprechungen hier) wohl alle chinesischen Schiffe der Schlacht von Yalu erhältlich.

Mit dem hier besprochenen Bausatz der Guangyi (Kuang Yi) kann auch das an der Schlacht von Yalu beteiligte Schwesterschiff Guangbing (Kuang Ping) gebaut werden. Der Bausatz ist sehr sorgfältig verpackt. Die Resinteile sind in einer unterteilten Plastikbox untergebracht, die man später auch zum Lagern von Teilen der Restekiste nutzen kann. Die Anleitung und die Fotoätzteile findet man in einem versiegelten (!) Briefumschlag.

Es ist der Bau eines Wasserlinienmodells möglich. Die Form und die Abmessungen des Rumpfs dieses kleinen und schlanken Schiffs sind – soweit ich dies anhand der wenigen Informationen über die Klasse, die mir vorliegen, beurteilen kann - korrekt wiedergegeben. Der Rumpf ist schön detailliert, auch wenn einige der Details etwas massiv sind, z.B. die Decke der Decksplanken. Zwischen einigen der Planken sind auch deutliche Spalten, die wohl schon beim Urmodell vorhanden waren.

Die restlichen Resinteile umfassen u.a. die Walfischback, Schornstein, Lüfter, Geschütze und Teile der Aufbauten. Auch diese Teile sind recht gut gemacht. Die Schilde der 12 cm-Geschütze sind z.B. hinten offen und enthalten eine Andeutung der Lafette. Die leichten Geschütze haben aber etwas dicke Rohre.

Viele weitere Teile, z.B. die Beiboote, sind auf einem beigelegten Spritzling enthalten, der aus den Bausätzen von S-Model (Sextant Model) bekannt ist und auch von S-Model extra erhältlich ist. Die Beiboote selbst sind allerdings nicht perfekt, die Stärke der Wände des Bootsrumpfs ist doch sehr massiv (von oben gesehen).

Die Fotoätzteile

Auf der enthaltenen Platine findet man weitere Teile der Aufbauten, Anker, Davits, Schutzschilde der 5,7 cm-Geschütze, Steuerräder, Teile der Verzierung, Niedergänge und einige Relingsteile (die aber zu massiv sind).

Abziehbilder und weitere Teile

Die damaligen chinesischen Flaggen sind als Abziehbilder enthalten. Für die 12 cm-Geschütze sind Messingrohre beigelegt.

Dazu findet man einige Plastikstäbe für die Masten, die man lieber durch Metallteile ersetzen sollte.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst einen chinesisch-sprachigen Text mit der Geschichte des Schiffs und dessen technischen Eigenschaften, eine Seitenansicht und Aufsicht, zwei Explosionszeichnungen, die den Zusammenbau erklären sollen, sowie eine farbige perspektivische Ansicht des Schiffs.

Da die Anleitung rein auf Chinesisch verfasst ist, fällt die Zuordnung von einigen der Teile nicht leicht. Der fortgeschrittene Modellbauer sollte mit Hilfe der enthaltenen Zeichnungen und einigen Originalfotos aber nicht für unlösbaren Aufgaben stehen. Die farbige Ansicht kann auch als Orientierung für den Anstrich genommen werden, der bei Ausbruch des Chinesisch-Japanischen Kriegs noch typisch viktorianisch war. Die Guangyi wurde wahrscheinlich vor der Versenkung nicht umgestrichen. Eventuell wurden bei Guangbing während des Kriegs die weißen Teile grau übermalt. In japanischen Diensten als Kohei Go war sie hellgrau gestrichen, Guanding erhielt in chinesischen Diensten eventuell einen dunkelgrauen Anstrich.

Quellen

  • The Chinese Steam Navy 1862-1945 von Richard NJ Wright, London, 2000
  • Sino-Japanese Naval War 1894-1895 von Piotr Olender, Petersfield, 2014
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979

Fazit

Oceanmoon schließt mit seinen Bausätzen einige Lücken für Schiffe der Epoche. Der hier besprochene Bausatz ist sehr vollständig, Messingrohre, Fotoätzteile und Abziehbilder liegen bereits bei. Die Detaillierung ist gut bis sehr gut, erreicht aber nicht ganz das Niveau der besten Kleinserienhersteller. Dafür ist der Bausatz aber für einen Kleinserienhersteller sehr günstig.

alt empfehlenswert

Lars