Modell: American Navy Cruiser Newark
Hersteller: Oceanmoon
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Polystyrol (Spritzguss), gedrehte Messingteile, Fotoätzteile
Art.Nr.: WM03527
Preis: ca. 67 €

Das Original

Der 1888-91 gebaute Geschützte Kreuzer USS Newark (C-1) gehörte zu den frühen Exemplaren dieses Typs der US Navy. Für die US Navy waren nach den ersten drei Geschützten Kreuzern Atlanta, Boston und Chicago parallel zur Newark insgesamt zehn Geschützte Kreuzer im Bau. Fünf kleinere Kreuzer wurden nach zwei Entwürfen – Cincinnati- und Montgomery-Klasse – gebaut. Die fünf größeren Kreuzer wurden nach fünf verschiedenen Entwürfen gebaut. Charleston und Baltimore wurden nach (verschiedenen) Entwürfen der britischen Werft Armstrong gebaut, Philadelphia nach einem abgewandelten Entwurf der Baltimore, während die anderen beiden Kreuzer – Newark und San Francisco – Weiterentwicklungen der Chicago waren.

Statt der Bewaffnung aus 20,3-cm-, 15,2- und 12,7-cm-Geschützen der Chicago erhielten die beiden neueren Schiffen eine einheitliche Hauptbewaffnung aus 15,2-cm-Geschützen. Bei Newark standen diese alle in Schwalbennestern auf dem Oberdeck. Die vordersten und achtersten vier Geschütze standen in überdachten Schwalbennestern, die typisch für damalige US-Kreuzer waren. Newark erhielt im Gegensatz zur Chicago auch ein Poopdeck sowie ein vollständiges Panzerdeck. San Francisco ähnelte Newark, die vordersten und hintersten 15,2-cm-Geschütze standen aber nicht in Schwalbennestern, sondern ein Deck höher auf der Back bzw. Poop. Newark, San Francisco und Philadelphia erhielten anfangs noch eine Segeltakelage und sie fielen im Vergleich zu den parallel nach britischen Entwürfen gebauten Kreuzern langsamer aus. 1898 wurden die Geschütze der Newark zu Schnellfeuergeschützen umgerüstet sowie der Großmast und die Segeltakelage entfernt. 1901/02 wurde die Bewaffnung erneut modifiziert, die 15,2-cm-Geschützte wurden gegen moderne ausgetauscht und die leichten Geschütze verstärkt.

Newark war 100,0 m lang, 15,0 m breit und verdrängte 4149 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen, die zusammen 8500 PS leisteten, womit 18 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 384 Mann.

Bewaffnung 1891
12 x 15,2 cm L/30 (Einzellafetten)
4 x 5,7 cm 6-Pfünder
4 x 4,7 cm 3-Pfünder
2 x 3,7 cm (1-Pfünder)

Newark wurde 1888-91 von William Cramp & Sons in Philadelphia gebaut. 1892 unterstützte sie die 400. Jahrfeiern der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, u.a. schleppte sie einen Nachbau der Niña über den Atlantik. Sie diente sowohl im Nordatlantik als auch im Südatlantik. Nach der Überholung 1898 diente sie im Spanisch-Amerikanischen Krieg zur Blockade Kubas und bombardierte Monzanillo sowie einige der Wracks nach der Schlacht von Santiago. 1899 wurde sie in den Pazifik geschickt, um die Besetzung der Philippinen, genauer die Unterdrückung der philippinischen Unabhängigkeitsbewegung während des Philippinisch-Amerikanischer Krieg zu unterstützen. 1900 diente sie in China während des internationalen Eingreifen gegen den „Boxer-Aufstand“. Sie kehrte danach an die US-Ostküste zurück, wo sie überholt wurde und danach wieder bei der Atlantikflotte, ab 1904 öfters als Schulschiff. 1906 wurde sie außer Dienst gestellt, 1907 bei der Marinemiliz New Yorks wieder in Dienst gestellt und diente danach von 1908 bis 1912 in Kuba. 1912 wurde sie erneut außer Dienst gestellt, 1913 aus der Marineliste gestrichen und diente danach für das öffentliche Gesundheitssystem als Quarantänehulk in Providence, 1918-19 wurde sie erneut von der US Navy übernommen und diente als Teil des Marinekrankenhaus in Newport. Sie wurde danach wieder an das öffentliche Gesundheitssystem übergeben. 1926 wurde Newark wieder an die US Navy übergeben und zum Abwracken verkauft.

Der Bausatz

Der chinesische Kleinserienhersteller Oceanmoon hat neben vielen Bausätzen chinesischer und japanischer Schiffe und einiger anderer Marinen auch inzwischen eine Zahl von Bausätzen von US-amerikanischen Schiffen herausgebracht, u.a. der Kreuzer USS Dolphin sowie die Kanonenboote USS Yorktown und USS Castine. Bausätze dieser Schiffe waren zuvor im Maßstab 1/700 meines Wissens genauso wenig erhältlich, wie im Falle der Newark. Der  Bausatz stellt das Schiff in einem frühen Bauzustand dar.

Der Rumpf ist mit Schanzkleid, Schwalbennestern und allen Deckshäusern bis zum Niveau des Back- und Poopdecks als ein Teil gegossen. Die Abmessungen und die Form ist originalgetreu - abgesehen davon, dass am Heck sich der Rumpf ganz oben knapp unter dem Niveau des Poopdecks etwas abgerundet ist und sich nach innen biegt. Dies ist im Bausatz nicht dargestellt, hier neigen sich die Rumpfseite bis zum Deck nach Außen. Vorne am Bug findet sich ein gewaltiger Anguss, der noch entfernt werden muss. Mein Exemplar des Rumpfs ist leicht bananenförmig. Die Rumpfseiten sind kaum detailliert, viele Details sollen in Form von Fotoätzteilen ergänzt werden, so die Aufdickung im Bereich der Ankerklüsen, Bugzier und einige Luken. Am Heck und an den Unterseiten der Schwalbennestern sieht man teilweise noch die Bearbeitungsspuren am Urmodell, die mit abgegossen wurden. Auch am Bug dürfte etwas Nacharbeit anfallen, hier findet sich an der Steuerbordseite einige Unsauberkeiten.


Als weitere Resinteile sind Lüfter und die Schutzschilder der 15,2-cm-Geschütze enthalten. Die Schutzschilde sehen passender als bei einigen früheren Oceanmoon-Bausätzen aus, also besser an die Form der Originale angepasst. Allerdings ist die hintere Kante des Dachs bei den Originalen rund (siehe hier) und nicht gerade wie im Bausatz. Die Lüfter liegen in einer Größe bei, auf Plänen findet sich auch ein Lüfter hinter dem achteren Schornstein und vor der "Kasematte" des achteren 15,2-cm-Geschützpaars, der etwas kleiner ist. Hier muss man wohl in der Restekiste schauen.


Wie in vielen Bausätzen von Oceanmoon, liegt auch hier wieder ein Spritzling mit Spritzgussteilen bei, der aus Bausätzen von S-Model bekannt ist. Die Anleitung geht nicht darauf ein, wofür dieser verwendet werden soll, wahrscheinlich für die Beiboote. Hier muss man aufpassen, da aus irgendeinem Grund oft die Beiboote zu groß sind und man kleinere selbst suchen muss.


Es liegen gedrehte Messingteile für die Untermasten und die 15,2-cm-Geschütze bei. Die Teile für die Masten muss man selbst anpassen. In Der Anleitung wird anscheinend auf normale Metallstäbe verwiesen, es finden sich aber Längenangaben. Die 15,2-cm-Rohre wirken in der Anleitung im Vergleich zu Originalfotos viel zu lang. Die Originalrohre über alles waren zwischen 4,8 und 5,0 m lang (ich habe nicht gefunden, welches Modell Newark hatte), die Messingrohre hätten umgerechnet eine Länge von 7,4 m, sind also im Maßstab 1/700 3,4 mm zu lang. Eventuell kann man sie entsprechend kürzen und sie wirken dann ok. Alternativ kann man sie stärker kürzen und den hinteren Teil mit dem Verschluss durch einen Plastikstab andeuten (vergleiche Originalfotos hier ganz unten).


Für die Schornsteine sind Plastikrohre enthalten, die man selbst ablängen müsste (alternativ könnte man Messingrohre verwenden). Für die Rahe und Spiere sind Plastikstäbe enthalten, die aber im Vergleich zum Original teilweise zu dick sind und fürs Takeln wegen der geringeren Stabilität im Vergleich zu Metallstäben nicht optimal sind.

Die Fotoätzteile

Es liegt eine umfangreiche Fotoätzteilplatine bei, die qualitativ gut ausfallen. Hier finden sich zahlreiche Teile, um den Rumpf weiter zu detaillieren (z.B. Bugzier, Aufdickung um Ankerklüsen, Luken, Oberlichter), Anker, Davits, leichte Geschütze, Steuerhaus, Marsen, Rahe, Wanten, Steuerräder, Decks über den "Kasematten", Relings, Bootslager, Niedergänge etc. Sogar der Kommandoturm ist als Fotoätzteil enthalten und muss entsprechend gebogen werden.


Etwas problematisch ist die Darstellung der "Kasematten" (sind keine Kasematten, da nicht gepanzert) der vier vordersten und vier achtersten 15,2-cm-Geschütze. Hier soll man die fotogeätzten Decks auf den Resinrumpf kleben. Allerdings fehlt dann die Darstellung der Wand über der Geschützöffnung, die man selbst ergänzen muss. Das fotogeätzte Deck wäre alleine viel zu dünn. Die Öffnungen sind teilweise auch seitlich stärker begrenzt, so dass auch hier Wände ergänzt werden müssen.

Die Abziehbilder

Als Abziehbild ist eine US-Flagge enthalten (ich habe nicht überprüft, um sie zum dargestellten Zeitraum passt).


Das Schiff scheint am Heck ein Namensschild gehabt zu haben, das hier nicht dargestellt ist.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus mehreren Farbfotos eines zusammengebauten, aber nicht bemalten Modells und einigen textlichen Hinweisen auf chinesisch, die man (falls nicht sowieso intuitiv verständlich wie bei den Längenangaben für die Masten) mit einer entsprechenden App auf dem Mobiltelefon übersetzen kann. Die Darstellung sollte einen Zusammenbau ermöglichen, könnte aber Probleme bei einigen Details verursachen, z.B. bei den leichten Geschützen oder dem Steuerhaus. Hier helfen nur Pläne und Fotos weiter (siehe z.B. Navsource für Fotos des Schiffs und Navweaps für Fotos der Geschütze).


Es fehlen Farbangaben. Newark hatte ursprünglich einen weißen Rumpf mit einem Zierstreifen (Farbe?) und ockerfarbenen Aufbauten, Lüftern, Masten und Schornsteinen. Das Steuerhaus war aus dunklem Holz und die Geschützrohre waren schwarz. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg war die Segeltakelage und der Großmast entfernt und der Rumpf in einem mittleren Grau gestrichen. Nach dem Krieg wurde der obere Teil des Rumpfs (knapp unter der Kante des niedrigeren Schanzkleids mittschiffs) und alles darüber ocker gestrichen, der oberste Teil der Schornsteine wurde schwarz, genauso die Geschützrohre. Die Schutzschilde der Geschütze sowie die Rümpfe der Beiboote blieben weiß. Für Bauzustände ab 1898 muss man schauen, ob es weitere Unterscheide gab, z.B. bei den leichten Geschützen und eventuell bei der Höhe der Schornsteine.

Quellen

Fazit

Oceanmoon setzt mit dem Bausatz der Newark die Serie der Bausätze von Schiffen der US Navy aus dem späten 19. Jahrhundert fort. Der Bausatz dürfte eine gute Grundlage bieten. Allerdings ist einigen Bereichen Nacharbeit erforderlich, so an der Form der abgerundeten Oberkante des Rumpfs achtern, der Rohre und der Schutzschilde der 15,2-cm-Geschütze, der Öffnungen der "Kasematten" der vordersten und achtersten vier 15,2-cm-Geschütze und die fehlenden Lüfter. Eigeninitiative ist auch bei den Schornsteinen und den Masten gefragt. Insgesamt ist der Bausatz

guter Durchschnitt


Lars