Einige Jahre Zeit und zehn Ausgaben hat es gedauert bis der Luftfahrtverlag-Start zwei Decalbögen mit Markierungen für deutsche U-Boote aus den beliebten "U-Boot im Focus" Magazinen herausgebracht hat. Da nicht alle Modellbauer Platz für die großen Modelle in 1:72 zu Hause haben, wurde auch eine Auswahl dieser Embleme und Markierungen im Maßstab 1:144 erstellt.
Die U-Boot Decals des Luftfahrtverlag-Start wenden sich nicht nur an die U-Boot-modellbauenden Leser der Magazin-Reihe "U-Boot im Focus", sondern auch an alle anderen Modellbauer, die einfach nur mal einige U-Bootsmodelle bauen wollen ohne auf die allgemeinen Decals der jeweiligen Bausätze zurück greifen zu müssen. Wer die Hefte besitzt ist aber klar im Vorteil, denn die hier dargestellten Boote finden sich alle in der einen oder anderen Form in den verschiednen Ausgaben wieder und gerade die mit dem jeweiligen Boot verbunden Geschichten mögen den endgültigen Ausschlag geben, welches Boot denn nun tatsächlich gebaut werden soll.
Zubehör: U-Boot im Focus Decals zu den Editionen 2 - 11
Hersteller: Luftfahrtverlag-Start
Maßstab: 1/72 und 1/35
Umfang: Embleme und Markierungen für 14 Typ VII C und ein Typ XXIII Boot
Preis ab Verlag: € 16,50 Euro, zzgl. Versand
Dieser Bogen liefert farbenfrohe, vor allem aber sehr abwechslungsreiche Embleme und Markierungen die zum Teil sehr gross an den Türmen der Boote prangten. Einige Embleme waren dabei grafisch so anspruchsvoll ausgeführt, dass die Umsetzung in Decals ohne Detailverlust eine echte Herausforderung gewesen sein dürfte. Dies gilt besonders für das einzige Decal das, als Bonus, im Maßstab 1:35 gehalten ist. Es handelt sich dabei um das "Drei Affen - nichts hören - nichts sagen - nichts sehen" -Emblem des Typ XXIII Elektroboots U 4709. Obwohl passend für den 1:35er Bausatz von Bronco erstellt, ist es kleiner als manches 1:72er Emblem. Die feinstrichige Ausführung der Grafik wäre so leider nicht in 1:72 möglich gewesen. Es ist das bislang einzige Emblem eines XXIIIers, das auch nachweislich an einem solchen Boot geführt wurde.
Es sind zwar Decals für 14 Boote aufgeführt, aber tatsächlich sind mehr Decals auf dem Bogen drauf. Für U 93 liefert der Bogen sowohl das große und ungewöhnlich freundliche Emblem einer strahlend aufgehenden Sonne mit der Frage "hallo, wie gehts?" darunter, als auch das spätere Emblem des Bootes, einen roten Teufel der mit einem Kescher einen auf einem Schiff liegenden und "Zigarre qualmenden" Churchill aus dem Ozean fischt. Verrückt, was sich die Besatzungen so alles haben einfallen lassen. Man stelle sich vor, wie man gerade, dem Tode entronnen, in einem Rettungsboot sitzt und plötzlich taucht ein U-Boot neben einem auf und am Turm prangt die Frage "hallo, wie gehts?" Na ja, die wenigsten alliierten Seeleute werden deutsch verstanden haben!
Für U 96 bzw. die 9. U-Flottille liefert der Bogen drei unterschiedlich farbige Sägefische und zwar in schwarz, blau und grün. Dies ist mit der noch immer ungeklärten Frage nach der tatsächlichen Farbe dieses Fisches begründet. Im Film ist der Fisch schwarz. Im Internationalen Maritimen Museum in der Hamburger Hafencity hängt ein Emblemschild, das ein ehemaliges Besatzungsmitglied des Bootes angefertigt hat und darauf ist der Fisch grün! Andere Quellen beschreiben das Emblem, zumindest das der 9.U-Flottille, als blau. Fragen über Fragen, aber immerhin hat man als Modellbauer die freie Auswahl.
Toll ist auch das Emblem von U 453. Ein roter Hummer, der einem Churchill in den Hintern kneift. Der arme Mann war gern genommes Objekt für Spott und Häme der U-Bootsbesatzungen! Auch die Wappen der Patenstädte wurden gerne am Turm geführt. Der Bogen liefert hierzu das Wappen von Dornbirn das im österreichischen Bundesland Voralrberg liegt und Patenstadt von U 575 war. Kombiniert wird dieses Stadtwappen mit zwei roten "Jolly Roger" Piratenwimpeln. Das Filzlaus-Emblem von U 581 erinnert möglicherweise an einen folgenreichen Besuch der Hamburger Reeperbahn. Zumindest hatte die gesamte Besatzung diese Tierchen "in Pflege" als sie zur Baubelehrung in Hamburg weilte. Ja, ja, auch an Land lauerten unzählige "Gefahren" auf den U-Bootsfahrer!
Ein echter "Hammer" ist die so genannte Maling eines noch nicht identifizierten VII C Bootes, das erst in der kommenden Ausgabe von "U-Boot im Focus" vorgestellt werden wird. Dieses Boot führte doch tatsächlich ein mit Reisszähnen bewehrtes Maul mehrere Meter am Bug entlang. Ein Auge unterstreicht noch den "tierischen" Eindruck dieses einzigartigen Anstrichs. Auch wenn es keinen Fotobeleg dafür gibt, dass das Maul auf beiden Rumpfseiten prangte, ist dies doch stark anzunehmen. Hätte mir jemand von dieser Maling bloss erzählt, ohne es mit einem Foto belegen zu können, hätte ich wohl nicht an seine Existenz geglaubt.
Zubehör: U-Boot im Focus Decals zu den Editionen 2 - 11
Hersteller: Luftfahrtverlag-Start
Maßstab: 1/144
Umfang: Embleme und Markierungen für elf VII C und zwei Typ IIB Boote
Preis ab Verlag: € 16,50 Euro, zzgl. Versand
Dieser Decalbogen beinhaltet im Vergleich mit dem 72er Bogen einige Markierungen für VIIer Boote weniger, dafür liefert er aber zusätzliche Embleme für zwei Typ II B Boote. Rausgeflogen sind die allzu filgranen Embleme wie zum Beispiel der "keschernde" rote Teufel von U 93, oder das steigende Einhorn von U 258. Auch der Marienkäfer des Schnorchelboots U 929 und die Embleme von U 575 (Dornbirn) waren nicht mehr vernüftig darstellbar. Alles andere ist identisch und unglaublich fein gedruckt. Für die exzellente Druckqualität garantierte übrigens die italienische Druckerei Cartograf!
Bei den hinzugekommenen Emblemen der Typ IIB Boote handelt es sich um Markierungen für U 10 und U 24. Sie sind für den Bausatz von ICM / Revell gedacht. An der Turmfront von U 10 prangte eine großer Wasserbüffelkopf auf weissem Kreis und an der Turmfront von U 24 ein kleiner Katzenkopf, den man auf Fotos leicht übersehen kann. Viel größer und auffälliger ist jedoch die buckelnde schwarze Katze an der Turmseite! Der Turm ist mit unterschiedliche grauen Feldern getarnt. Beide Türme werden in der kommenden Ausgabe von "U-Boot im Focus" als Farbgrafiken dargestellt sein. Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings. Beide Boote weisen eine vom Bausatz abweichende Anordnung der Positionlaternen seitlich am Turm auf. Im Bausatz stehen kleine "Balkone" nach außen ab. Bei diesen beiden Boote sind die Laternen in vertiefte Schächte eigebaut. Dies ist mit etwas Plastik-Sheet schnell geändert. Belohnt wird man für diese Mühe mit ungewöhnlichen Modellen, die so nicht alltäglich zu sehen sein werden.
Fazit
Die Decals sind eine erstklassige Ergänzung zu den existierenden Bausätzen. Der Druck ist exzellent! Das Preis-Leistungsverhältnis ist für eine auf 500 Stück limitierte Auflage mit derart vielen Auswahlmöglichkeiten einwandfrei. Das man für die beiden Typ II B Boote einen kleinen Umbau vornehmen muss, ist sicher nicht optimal, aber auch keine allzu große Hürde. Das Hochglanzfaltblatt liefert nicht nur zu jedem Boot ein oder zwei Fotos, zum Teil sogar in Farbe, sondern auch Informationen zum Lebenslauf und Verbleib der Boote. Die beiden Decalbögen sind
uneingeschränkt empfehlenswert
Thomas Schmidt
Wir danken Luftfahrtverlag-Start für das Bausatzmuster