Modell: Soviet Navy Pr.50 Riga Class Frigate (Guard Ship)
Hersteller: Doggy Industries
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Messingrohre
Art.Nr.: MDW011
Preis: 66,8 € (bei NNT)
Das Original
Von den sowjetischen Fregatten des Projekts 50, der Gornostai-Klasse (NATO-Name Riga-Klasse), wurden 1952-59 68 Exemplare gebaut. Die vorhergehenden Fregatten des Projekts 42 (Kola) wurden als zu teuer betrachtet. Das Projekt 50 fiel deshalb kleiner aus und hatte ein 10-cm-Geschütz und ein Torpedorohr weniger. Um bei den kleineren Schiff die erforderliche Geschwindigkeit zu erreichen, wurden eine Hochdruckdampfanlage verwendet. Die Schiffe sollten als Geleitschiffe, Aufklärer und zur Unterstützung von Landungsoperationen dienen und konnten See- und Luftziele sowie U-Boote bekämpfen. Von der sowjetischen Marine wurden die Fregatten als Wachschiffe klassifiziert. Ehemals sowjetische Schiffe dienten später bei der bulgarischen, finnischen, indonesischen und ostdeutschen Marine. Zusätzlich wurden in China vier Schiffe in Lizenz als Typ 6601 bzw. Typ 01 gebaut. Die vier Fregatten der Volksmarine wurden als Küstenschutzschiffe klassifiziert.
Von dem Projekt 50 gab es verschiedene Varianten. Bei dem Projekt 50K wurde das ursprüngliche Zwillingstorpedorohr durch ein Drillingstorpedorohr ersetzt. Die Variante Projekt 50PLO hatte zusätzlich zwei 2,5-cm-Zwillingsflak auf Plattformen neben dem Schornstein. Viele der Schiffe wurden modernisiert, wobei der Gittermast modifiziert wurde und auf diesem ein neuer Fut-N (Slim Net)-Radar aufgestellt wurde. Vielfach wurde auch die Brücke und der Aufbau unter dem zweiten 10-cm-Geschütz umgebaut und die U-Jagd-Raketenwerfer des Typs MBU-200 durch RBU-1200 oder RBU-2500 ersetzt. Die ersten beiden Fregatten der Volksmarine, Karl Marx und Ernst Thälmann, wurden entsprechend modernisiert. Die anderen beiden Schiffe, Karl Liebknecht und Friedrich Engels, wurde schon modernisiert geliefert. Die chinesischen Fregatten des Typs erhielten ab 1971 statt der Torpedorohre einen Zwillingsstarter für HY-1-Anti-Schiffsraketen. Die finnische Hämeenmaa wurde 1978-79 zum Minenleger umgebaut, wobei sie vorne am Bug einen 3-cm-Zwillingsnahbereichsabwehrgeschütz des Typs AK-230 erhielt, die U-Jagdraketenwerfer, die Torpedorohre und das achtere 10-cm-Geschütz entfernt wurden.
Die Fregatten des Projekts 50 waren 90,9 m (91,6 m?) lang, 10,2 m breit und verdrängten 1337 t (maximal 1600 t?). Der Antrieb erfolgte durch zwei Kessel und zwei Dampfturbinen mit zusammen 20.020 PS, womit bis zu 29 kn erreicht wurden (wegen häufigen Schäden an den Turbinen wurde die Geschwindigkeit auf 25 kn begrenzt). Die Besatzung bestand aus 152 Personen.
Bewaffnung
3 x 10 cm L-56 B-34 (Einzellafetten)
4 x 3,7 cm L/67 W-11M (zwei Zwillingslafetten)
2 x 2,5 cm L/79 2M-3M (zwei Zwillingslafetten, nur wenige Schiffe)
2 x 16fach RBU-2500-U-Jagd-Raketenwerfer (ursprünglich ein MBU-200, bei der Volksmarine später vier 5fach-RBU-1200)
3 x 53,3 cm Torpedorohre (Drillingsrohr, auf vielen Schiffen nur Zwillingsrohre)
4 BMB-2-Wasserbombenwerfer (36 Wasserbomben)
12 Wasserbomben (Ablaufgestell achtern unterdeck)
Minen (10 - 104, je nach Typ)
Die Fregatten des Projekts 50 wurden 1952-59 von der Werft 61 Kommunara (Nr. in Nikolaev (20 Schiffe), der Werft Nr. 820 in Kaliningrad (41 Schiffe) und der Werft Nr. 199 in Komsomolsk-on-Amur (sieben Schiffe) für die sowjetische Marine gebaut. Vier weitere wurden 1955-59 von Hutung in Shanghai und Kuang Chu in Guangzhou für die chinesische Marine gebaut. Die Schiffe der sowjetischen Marine hatten teils Namen, teils nur SKR-Nummern. Sie dienten bei der baltischen Flotte, der Nordmeerflotte, der Pazifikflotte, der Schwarzmeerflotte sowie zeitweise auch im Kaspischen Meer. Abgesehen von den Schiffen, die (überwiegend) schon in den 1950ern und 1960ern an andere Marinen abgegeben wurden, blieben sie bei der sowjetischen Marine mit nur wenigen Ausnahmen bis Ende der 1980er, Anfang der 1990er in Dienst. Bulgarien erhielt 1957, 1958 und 1985 drei Schiffe, Derzki, Smeli und Bodri, die 1989-93 außer Dienst gestellt wurden. Die chinesischen Schiffe dienten bis in die 1980er. Die ostdeutsche Volksmarine erhielt 1956 und 1959 insgesamt vier Schiffe. Das erste Paar, Karl Marx und Ernst Thälmann, wurde 1976 bzw. 1977 außer Dienst gestellt, das zweite Paar, Karl Liebknecht und Friedrich Engels, schon 1968 bzw. 1969. Finnland erhielt 1964 zwei Schiffe, Uusimaa und Hämeenmaa, die bis 1979 bzw. 1985 dienten. Indonesien erhielt 1963-65 acht Schiffe - Jons Sudarso, Slamet Rijari, Ngurah Rai, Walter Monginsidi, Lambung Mangkurat, Hang Tuan, Kaki Ali und Nuku. Diese wurden zwischen 1971 und 1986 außer Dienst gestellt.
Der Bausatz
Doggy Industries bietet zwei Versionen des Projekts 50 an: den hier vorgestellten Bausatz einer Fregatte der sowjetischen Marine (Artikelnummer MDW011) und einen Bausatz einer mit Anti-Schiffs-Raketenstartern modernisierten chinesischen Fregatte (Chinese Navy Pr.6601 Chengdu class Guided Missile Frigate, MDW010). Der Bausatz der sowjetischen Fregatte zeigt auf dem Deckelbild die Fregatte SKR-61 ohne 2,5-cm-Flak, laut Anleitung baut man aber eine Fregatte des Projekts 50PLO, wie z.B. SKR-4, mit 2,5-cm-Geschützen.
Der Rumpf ist ohne Aufbauten als Wasserlinienmodell ausgelegt. Die Form wirkt gut wiedergegeben, aber die Länge ist 5 mm zu kurz, während die Breite stimmt - falls die Angabe von 90,9 m stimmt. Die Darstellung der Minenschienen ist nicht optimal. Diese sind mit einer relativ hohen Platte statt zwei einzelner Schienen dargestellt. Der obere Teil des Hecks war auch etwas scharfkantiger als am Modell dargestellt.
Die Aufbauten bestehen aus wenigen Teilen. Das Deck unterhalb der Brücke ist so gemacht, dass die seitlichen Durchgänge offen sind und durch Fotoätzteile für hochgezogene Schanzkleid ergänzt werden - dies eröffnet einem die Möglichkeit, leichter die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schiffen bei der Form des Schanzkleids hier zu berücksichtigen. Bei der Brücke gab es beim Original mindestens drei Varianten. Hier muss man Fotos des Schiffs prüfen, das man bauen will. Die auf dem Deckelbild abgebildete sowjetische SKR-61 hatte z.B. diese Form der Brücke, auch die ostdeutschen Schiffe nach der Modernisierung. Allerdings fehlt der Windabweiser oberhalb der Brückenfenster und die Ausführung ist auch ansonsten etwas grob. Der achtere Aufbau scheint für viele Schiffe passend zu sein. Die Plattform für die 2,5-cm-Flak ist als extra Teil ausgeführt, kann also relativ leicht weggelassen werden. Das SWP-42-50-Feuerleitgerät mit dem Jakor 2M-Radar ist wieder etwas grob wieder gegeben. Dem Bausatz liegt nur ein Drillingstorpedorohr bei, während viele Schiffe, u.a. die ostdeutschen, Zwillingstorpedorohre hatten.
Die 10-cm-Geschützen liegen wahlweise als einteilige Ausführung aus Resin bei oder als fotogeätzte Variante. Das Rohr kann durch im Bausatz enthaltene gedrehte Messingrohre ersetzt werden. Es liegen RBU-1200- und RBU-2500-U-Jagdraketenwerfer bei, von jedem drei. Das ist etwas schade, da man für viele sowjetische Schiffe nur zwei RBU-2500 braucht, für die ostdeutschen aber vier RBU-1200.
Hier die gedrehten Messingrohre für die 10-cm-Geschütze:
Die Fotoätzteile
Es liegt eine umfangreiche Fotoätzteilplatine bei, die für die beiden Bausätze des Projekts 50 von Doggy Industries identisch ist. Eine kleinere Platine enthält für diesen Bausatz spezifische Teile für das Schanzkleid seitlich der vorderen Aufbauten. Die fotogeätzten Rohre für alle Geschütze sind nicht optimal, da nur zweidimensional, insbesondere natürlich für die 10-cm-Geschütze. Für diese liegen aber alternativ auch die oben gezeigten Messingrohre bei. Die Darstellung des Masts wirkt gut. Ob die fotogeätzten Brückenfenster (Teil 25) gut wirken, bezweifle ich etwas. Als Alternative liegt auch Teil 38 bei. Der obere Fahrstand (Teil 19) war nur bei einem Teil der Schiffe vorhanden. Der kleine Gittermast auf dem achteren Aufbau (Teil 39) war bei den meisten Schiffen der Klasse nicht vorhanden.
Die Anleitung
Die Anleitung umfasst nur eine Seite mit kurzen Angaben über das Original sowie einigen Ansichten eines gebauten Modells, auf dem die Positionen der Fotoätzteile, aber nicht der Resinteile gezeigt werden. Hier sind Vergleiche mit Plänen und Fotos notwendig.
Es sind keine Angaben zur Bemalung enthalten, auch keine Fotoätzteile. Die sowjetischen Schiffe der Klasse hatten das normale Hellgrau auf den Seiten und rote Decks, oft einen weißen Zierstreifen an der Wasserlinie. Für eine Liste der Kennnummern siehe hier.
Bei einem Schiff der Volksmarine hat man das Problem, dass auf vielen Fotos keine Kennnummern erkennbar sind (für eine Liste der Kennnummern siehe hier), da diese bei Paraden anscheinend übermalt wurden. Dadurch können die Schiffe oft nicht leicht identifiziert werden. Aus dem Bausatz kann man am einfachsten eines der Schiffe im modernisierten Zustand bauen - der Bau von Karl Marx und Ernst Thälmann, im ursprünglichen Zustand würde zusätzlich zu den im folgenden genannten Punkten auch noch Änderungen an der Brücke, am Mast und neue U-Jagd-Raketenwerfer erfordern. Ein auffälliger Unterschied zwischen dem Bausatz und den ostdeutschen Schiffen ist das Schanzkleid, das bei den ostdeutschen Schiffen unterhalb der U-Jagd-Raketenwerfern nur ein deutlich kürzeres Stück bis zum Deck darüber reicht. Das erste Paar der ostdeutschen Schiffe hatte seitlich des Aufbaus ein durchgehendes Schanzkleid, das zweite Paar hatte etwa auf der Höhe der Brückenflügel einen zurückgesetzten Teil, in dem Rettungsinseln standen. Im Bausatz ist diese Stelle offen ausgeführt. Die ostdeutschen Schiffe hatten nur Zwillingstorpedorohre und im modernisierten Zustand vier RBU-1200, so dass man ein Zwillingsrohr und einen weiteren Starter auftreiben muss. Die 2,5-cm-Flak und deren Plattformen muss man weglassen. Bei der Brücke fehlt ein Windabweiser über den Brückenfenstern.
Quellen
- Küstenschutzschiff Projekt 50 (Parow und die Marine)
- Riga-Klasse (Wikipedia)
- Morskaja Kollektsija 9/2011 Gornostai
- Guard Ships Project 50
- Vom Küstenschutzboot zum Raketenschiff von Hans Mehl, Knut Schäfer und Ulrich Israel, Berlin (Ost), 1986
- DDR-Marine 1949-1990 von Knut Schäfer und Peter Seemann, Stuttgart, 2014
- Typenatlas NVA. Die Schiffe der Volksmarine 1960-1990von Ulf Kaack, München, 2014
- Conway's All the World's Fighting Ships 1947-1995 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1995
Fazit
Dieser Bausatz der sowjetischen Fregatten des Projekts 50 (Riga-Klasse) von Doggy Industries ist meines Wissens bisher der einzige im Maßstab 1/700. Im Vergleich zu den mir vorliegenden Daten ist der Rumpf zu kurz. Eine weitere größere Herausforderung dürfte sein, eine Fregatte der Klasse zu finden, die halbwegs zu den Bausatzteilen passt, da ansonsten einige kleinere oder größere Umbauten notwendig sind. Das gilt auch für die vier ostdeutschen Schiffe. Ansonsten sind einige der Resinteile etwas grob, aber dafür findet man relativ viele Fotoätzteile, die aber die Resinteile nur zum Teil verbessern können, bei anderen muss man sich selbst Lösungen überlegen. Insgesamt ein Bausatz, bei dem einiges an Recherche und Änderungen notwendig sein dürften, um ein bestimmtes Schiff darstellen zu können.
guter Durchschnitt
Lars