Projekt 11351 (Krivak III): Deckelbild (mit Transportschaden)

Modell: Russia Type P.11351 patrol vessel
Hersteller: YG Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Messingrohr, Abziehbilder
Art.Nr.: YM20092
Preis: ca. 42 €

Das Original

Die Fregatten des Projekts 11351 Nerey (NATO-Name Krivak III) waren eine Weiterentwicklung des Projekts 1135 (Krivak). Das Projekt 1135 wurde U-Jagd-Schiff als billigere Ergänzung der Großen U-Jagd-Schiffe des Projekts 1134 (Kresta II) entworfen. Sie erhielten nur einen Starter für UPRK-3 Metel-U-Jagd-Raketen und keinen Hubschrauber. Deshalb konnten sie deutlich kleiner als die Schiffe des Projekts 1134 ausfallen. Es wurden 1968-81 insgesamt 32 Schiffe in zwei Varianten gebaut (Projekt 1135 und 1135M). Das 1981-93 gebaute Projekt 11351 war eine billigere Ergänzung des Projekts 1155 (Udaloy). Hier wurden die Prioritäten im Vergleich zur Ursprungsversion umgedreht: auf einen Starter für U-Jagd-Raketen wurde verzichtet, stattdessen erhielten die Fregatten ein Hubschrauberdeck und einen -hangar achtern. Für den Hangar musste der achtere Osa-Flugabwehrraketenstarter und die Geschütze weichen, stattdessen erhielten sie ein Bordgeschütz auf dem Vorderdeck statt des U-Jagd-Raketenstarters dort.

Von dem Projekt 11351 wurden insgesamt acht Schiffe von der Werft Saliw in Kerch angefangen. Sechs davon- Menschinski, Dserschinski, Imeni XXVII sjesda KPSS (später Oryol), Imeni 70-Letija Pogranitschnych (später Anadyr),Imeni LXX Letija WTschk-KGB (später Pskow), Kedrow und Worowskij - gingen nicht an die sowjetische Marine, sondern an die Grenztruppen, die dem KGB unterstellt waren. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR dienten diese Schiffe bei den russischen Grenztruppen, die dem FSB unterstellt sind. Diese Schiffe dienten im Endeffekt als Patrouillenschiffe der Küstenwache, blieben aber vollständig bewaffnet. 2020 sind noch zwei von ihnen - Dserschinski und Orjol - in Dienst. Die Bauwerft lag nach dem Zusammenbruch der UdSSR in der Ukraine und die verbliebenen Schiffe sollten für die ukrainische Marine fertig gebaut werden. Es wurde aber nur Hetman Sahaidatschnyj (ex Kirow) 1993 fertig gestellt, die seither als als Flaggschiff für die ukrainische Marine dient. Das unfertige Schwesterschiff wurde 1995 abgewrackt.

Die Fregatten des Projekts 11351 sind 123,0 m lang, 14,2 m breit und verdrängen 3642 t. Der Antrieb besteht aus vier Gasturbinen - zwei für die Marschfahrt und zwei für die Höchstgeschwindigkeit, die zusammen 46.000 PS leisten, womit 31 kn erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 193 Seeleuten.

Bewaffnung
1 x 10 cm L/59 AK-100
2 x 3 cm L/54 AK-630 (zwei Einzellafetten mit Gatling-Geschütz)
1 Osa-M-Zwillingsstarter (20 9M33-Flugabwehrraketen)
2 RBU-6000-Zwölffach-U-Jagd-Raketenwerfer (96 RGB-60Raketen)
8 x 53,3 cm-Torpedorohre (zwei Vierlingsrohre, acht Torpedos)
1 Kamow Ka-27-Bordhubschrauber

Kedrow (Кедров)wurde 1988-89 gebaut und diente Anfangs bei den sowjetischen Grenztruppen (Küstenwache) des KGB im Pazifik. Ende 1991 wurde das Schiff von der russischen Küstenwache (FSB) übernommen. Ab 1995 war sie kaum einsatzbereit, 2002 wurde sie offiziell außer Dienst gestellt

Worowskij (Воровский)wurde 1989-90 gebaut und diente auch noch kurz bei den sowjetischen Grenztruppen, dann bei der russischen Küstenwache. Sie wurde genauso im Pazifik eingesetzt. Sie blieb länger einsatzbereit und wurde erst 2017 außer Dienst gestellt.

Hetman Sahaidatschnyj (Гетман Сагайдачный) wurde 1990-93 gebaut, ursprünglich als Kirow für die sowjetischen Grenztruppen. Die Fertigstellung erfolgte für die ukrainische Marine, deren Flaggschiff sie seither ist. Sie wurde schon oft für repräsentative Aufgaben verwendet, so 1994 bei den Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag der Landung in der Normandie. 2008 wurde sie im Mittelmeer als Teil der Operation Active Endeavour eingesetzt, 2013 im Indischen Ozean als Teil von Operation Ocean Shield und 2014 wieder dort, aber als Teil Operation Atalanta. Während der Rückfahrt von dieser Operation behaupteten russische Quellen, dass das Schiff nach der russischen Besetzung der Krim auf die russische Seite übergelaufen wäre, was aber eine gezielte Falschmeldung war. Ihren Heimathafen musste sie von Sewastopol nach Odessa wechseln. Sie ist noch in Dienst.

Der Bausatz

Inzwischen kann man alle Versionen der Krivak-Klasse im Maßstab 1/700 bauen. Die Projekte 1135 (Krivak I) und 1135M (Krivak II) aus dem Bausatz von Pit-Road, das Projekt 11351 (Krivak III) aus dem hier vorgestellten Bausatz von YG Models (und einem inzwischen ebenfalls erschienen Bausatz von Youfeng/YF Resin), das Projekt 11356 (indische Talwar-Klasse) aus dem 3D-gedruckten Modell von Dutch Fleet Naval Miniatures und das Projekt 11356R (Admiral Grigorowitsch-Klasse) aus dem Bausatz von YG Models (und einem 3D-gedruckten Model von Dutch Fleet Naval Miniatures).

Aus dem Bausatz des Projekts 11351 von YG Models kann man folgende Schiffe bauen:

  • Worowskij, russische Küstenwache (FSB), Zustand Anfang der 2000er oder um 2009
  • Kedrow, sowjetische Küstenwache (KGB), Zustand um 1990
  • Hetman Sahaidatschnyj, ukrainische Marine, Zustand 1990er/2000er oder 2010er

YG Models ist ein chinesisches Kleinserienhersteller. Mein Bausatz war fast drei Monate unterwegs und der Karton war bei der Ankunft ziemlich zerbeult. Auch die Verpackung des Bausatz innen hatte etwas abbekommen (siehe das Foto des Deckelbilds oben). Der Inhalt kam aber vollkommen unbeschädigt an - offensichtlich waren die Teile durch Schaumstoff bzw. Luftpolsterfolie gut geschützt.

Der Bausatz des Projekts 11351 (Krivak III) von YG Models ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Die Abmessungen und die Form des Rumpfs sind gut getroffen. Allerdings schwillt der Bug des Bausatzteils vorne leicht an. Es ist wahrscheinlich, dass hier etwas Schleifarbeit anfällt. Die Detaillierung des Rumpfs ist ansonsten gut.

Viele der Aufbautenteile - im Gegensatz zu Resinbausätzen modernerer, mehr auf eine reduzierte Radarsignatur optimierte Schiffe - liegen als zusätzliche Teile bei. Die Detaillierung ist überwiegend gut, auch der Guss ist meist gut, aber nicht perfekt, z.B. bei den Details des Hangars innen. Der Hangar kann so aber offen dargestellt werden.

Die Kleinteile sind überwiegend gut macht. Die sehr massiven Steigeisen (?) vorne an dem AK-100-Turm sollte man wohl entfernen. Der Originalturm, wie auch auf dem Foto auf dem Deckelbild sichtbar, ist wesentlich glatter.

Ein Bordhubschrauber wurde leider vergessen. Die Kamow Ka-27 gibt es in sehr guter Qualität von Orange Hobby, auch Gwylan Models und Trumpeter bieten Modelle im Maßstab 1/700. Die ersteren beiden Hersteller bieten Resinmodelle mit Fotoätzteilen an. Bei den Spritzgussteilen von Trumpeter muss man die Rotoren entweder dünn schleifen oder Fotoätzteile aus einer anderen Quelle finden.

Die Fotoätzteile

Dem Bausatz liegen zwei umfangreiche Fotoätzteilplatinen bei. Hier findet man z.B. das Hubschrauberdeck, Teile für die Masten, Davits, Radarantennen, Schotten, Niedergänge, bereits abgelängte Reling, Reusenantennen etc.

Die meisten der Fotoätzteile wirken sehr gut. Die Sicherheitsnetze am Hubschrauberdeck, die Reling und insbesondere die Reusenantennen wirken aber zu dick. Bei dem Kranausleger neben dem Hangar könnten Drahtteile besser als die flachen Fotoätzteile sein. Auch bei den Peitschenantennen könnten dünnere Kupferdrahtteile eine bessere Alternative sein.

Dazu liegt dem Bausatz ein Messingrohr für das AK-100-Geschütz sowie ein Messingstab bei. In der Anleitung habe ich nicht gefunden, wofür letzterer verwendet werden soll. Ich extra das neue Übersetzungsprogramm meines Telefons getestet. Der chinesische Text in der Anleitung bedeutet aber anscheinend nur Kupfer (Messing?)-Stab mit 0,5-mm-Durchmesser, also liefert auch keinen Hinweis für den Verwendungszweck.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder erlauben den Bau von drei verschiedenen Schiffen - Worowskij, Kedrow und Hetman Sahaidachny.

Man findet die Markierungen des Hubschrauberdecks, Kennnnummern, Flaggen, Namensschilder und die sehr viel umfassenderen Markierungen der Worowskij bei der russischen Küstenwache. Der Druck ist nicht ganz perfekt, insbesondere die russische Flagge für den Rumpf der Worowskij hat leichte Stufen an den Trennlinien zwischen den Farben.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Übersicht der enthaltenen Teile, perspektivische Ansichten, die den Zusammenbau erklären, sowie Zeichnungen mit den Positionen der Abziehbilder. Die Beschriftung ist überwiegend auf Chinesisch, aber auch ohne Chinesisch-Kenntnisse (oder ein passendes Übersetzungsprogramm) dürfte der Zusammenbau kein Problem sein. Die meisten Angaben sind Aussagen wie "auch auf anderer Seite anbringen".

Die Zeichnungen der einzelnen Schiffe in der Anleitung für die Abziehbilder sind nur mit "RUS", "USSR" und "URU" beschriftet. Das sich dies auf Russland, die UdSSR und die Ukraine bezieht, ist noch einfach. Die Schiffe selbst können aber nur über die Namensschilder-Abziehbilder (wenn man Kyrillisch lesen kann) oder die Kennnummern identifiziert werden (eine Liste mit Kennnummern findet sich auf der russischen Wikipedia-Seite, hier muss man natürlich auch Kyrillisch lesen oder zumindest übersetzen lassen können). Angaben zu den Farben der Schiffe findet man nicht. Alle drei Schiffe waren lange in dem Hellgrau gestrichen, das man von der sowjetischen Marine kennt, die Decks im typischen Rot und an der Wasserlinie gab es einen weißen Zierstreifen (siehe Fotos unter Quellen). Für zwei der Schiffe findet zwei verschiedene Darstellungen der Kennnummern. Die Kennnummer "U130" der Hetman Sahaidachny war in den 1990ern und 2000ern nur weiß, in den 2010ern erhielt die Nummer einen schwarzen Schatten. Worowskij hatte ursprünglich die takische Nummer 052 (oder 059), in den 2000ern erhielt sie die Nummer 160. Spätestens in den 2000ern wurde die russische Flagge unter der Brücke aufgemalt, die Kennnummer hatte einen schwarzen Schatten und unterhalb der AK-130-Geschütze neben dem Hangar war auf beiden Seiten eine Flagge (der russischen Küstenwache?) aufgemalt. 2009 war sie deutlich bunter bemalt (siehe hier): der Rumpf wurde dunkelblau, die Aufbauten weiß. Hinter die Flagge kam auf den Rumpf der große weiße Schriftzug "Береговая охрана" (Küstenwache), hinter die Brücke der blaue Schriftzug "Coast Guard" und die Kennnumer 160 war nur weiß. Die aufgemalten Flaggen auf beiden Seiten wurden beibehalten. Der rote Stern am Bug der Kedrow und Worowskij wurde leider bei den Abziehbildern vergessen, obwohl er in der Zeichnung dargestellt ist.

Wenn man eines der anderen Schiffe bauen will, muss man sich die Kennnumern aus alternativen Quellen besorgen. Dazu muss man beachten, dass mindestens die ersten beiden Schiffe - Menschinski und Dserschinski - mit dem MR-310U Angara (NATO: Head Net-C)-Radar auf dem Fockmast ausgerüstet wurden, während die anderen Schiffe den MR-750MA Fregat (NATO: Top Plate) erhielten, der im Bausatz enthalten ist.

Hier noch ein Vergleich des Rumpfs des Projekts 11351 mit dem des Projekts 11356R (Admiral Grigorowitsch-Klasse), ebenfalls ein Bausatz von YG Models:

Quellen

Fazit

Der Bausatz der russischen bzw. ukrainischen Fregatten des Projekts 11351 (Krivak III) von YG Models bietet eine gute Grundlage für den Bau eines Modells. Die Resinteile sind überwiegend gut detailliert und gegossen, etwas Nacharbeit könnte seitlich am Bug anfallen. Dazu sind Fotoätzteile und Abziehbilder enthalten, die den Bau eines russischen, sowjetischen und ukrainischen Schiffs ermöglichen. Leider fehlt der Bordhubschrauber. In Bezug auf die Bemalung muss man selbst recherchieren, auch in Bezug auf die verschiedenen Zustände der Bemalung und Markierungen muss man sich selbst informieren. Insgesamt ist der Bausatz

alt empfehlenswert

Lars