HMS Colossus Deckelbild

Modell: HMS Colossus
Hersteller: IHP (Imperial Hobby Productions)
Maßstab: 1/700
Material: Plastik (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 7001A
Preis: 53,80 € (bei NNT)

Das Original

Ende 1941 ergab sich für die Royal Navy der dringende Bedarf nach Flugzeugträgern, die zusammen mit den schweren Einheiten operieren konnten. Die Fertigstellung dieser neuen Flottenträger war aber nicht vor 1945 zu erwarten. Um die Lücke zu schließen, entschied man sich nach einigen Überlegungen für innerhalb von zwei Jahren baubare, leichte Billig-Träger. Letztlich erwiesen sich diese Zwischenlösungen jedoch als ausgesprochen erfolgreich und langlebig.

HMS Colossus war das Typschiff der ersten und größten Klasse dieser Leichten Flottenträger. Sie wurde am 01.06.42 auf Kiel gelegt, lief am 30.09.43 vom Stapel und stellte am 16.12.44 in Dienst. Mitte 1945 kam sie zur Pazifikflotte, nahm aber nicht mehr an Kampfhandlungen teil. Nach einem Jahr kehrte sie nach Großbritannien zurück und wurde für fünf Jahre an Frankreich verliehen, das sie schließlich 1951 ankaufte.

Die französische Marine übernahm das Schiff am 06.08.46 und gab ihm den Namen Arromanches. Während der französischen Operationen in Indochina unternahm der Träger insgesamt vier Fahrten nach Südostasien, von Oktober 1948 bis Februar 1949, von August 1951 bis Juni 1952, von September 1952 bis März 1953 und von September 1953 bis September 1954. 1956 nahm das Schiff an der britisch-französischen Suez-Operation teil. Danach erfolgte 1957/58 ein umfangreicher Umbau, bei dem u.a. ein Winkeldeck angebaut und ein Landespiegelsystem installiert wurden. Ab 1960 wurde Arromanches hauptsächlich als Ausbildungsschiff eingesetzt. 1968 erfolgte ein Umbau zum Hubschrauberträger. 1974 wurde das Schiff außer Dienst gestellt.

Eine noch interessantere Geschichte hat das Schwesterschiff HMS Venerable vorzuweisen, das man auch aus dem Bausatz bauen kann. Sie wurde am 03.12.42 auf Kiel gelegt, lief am 30.12.43 vom Stapel und wurde am 17.01.45 in Dienst gestellt. Sie kam in Fernost beim 11. Trägergeschwader bei „Aufräumaktionen“ nach der japanischen Kapitulation zum Einsatz.

Sie wurde dann an die Niederlande verkauft, wo sie am 28.05.48 als Karel Doorman in Dienst gestellt wurde. Zwischen 1955 und 1958 wurde sie für den Einsatz von Jets umgebaut. Dabei erhielt sie ein Winkeldeck, die Landezone wurde verstärkt und ein Dampfkatapult eingebaut. Außerdem wurde die Insel umgestaltet. Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde sie als U-Jagd-Träger eingesetzt, bis sie 1968 nach einem Brand stillgelegt werden musste. Nach erfolgter Reparatur wurde das Schiff an Argentinien verkauft.

Dort wurde sie am 12.03.69 als 25 de Mayo in Dienst gestellt. 1982 wurde sie zur Deckung der Landung auf den Falklands eingesetzt. Dabei kam es auch beinahe zu einer direkten Konfrontation mit britischen Trägern. Nach der Versenkung des Kreuzers General Belgrano durch das britische U-Boot HMS Conqueror wurde sie jedoch zurückgezogen und kam während des Falklandkrieges nicht mehr zum Einsatz. 1983 wurde die Katapultanlage aufgerüstet, um auch Flugzeuge vom Typ Super Êtandard starten zu können. Weitere erforderliche Maßnahmen konnten jedoch aus finanziellen Gründen nicht mehr durchgeführt werden. 1990 wurde das Schiff aus dem aktiven Dienst genommen und 1997 endgültig außer Dienst gestellt.

Technische Daten (Colossus 1945)

Verdrängung: 13.190 tons (Standard)
Länge: 198,25 m (WL), 211.39 m (ü.a.)
Breite: 24,38 m (Rumpf), 34,31 m (ü.a.)
Tiefgang: 5,64 m
Maschinenleistung: 40.000 PS, 25 kn

Bewaffnung (Colossus 1945)

42 Flugzeuge
6x Vierlings-Pompoms (2 pdr)
11x 40 mm Bofors Mk III Einzelflak (Juli 1945, 2 Stück kurz danach ausgebaut)
10x 40 mm Boffin Einzelflak

Der Bausatz

Nach der Arromanches von Heller (1/400) aus den 1970er-Jahren, die später auch als HMS Colossus herausgegeben wurde, ist dies erst der zweite Spritzgussbausatz eines Schiffes dieser Klasse. Zugleich ist dies der erste Spritzgussbausatz dieses Herstellers. Interessanterweise ist er so konzipiert, dass der Rumpf nach einem Stecksystem - wie bei einem Snap-Kit - zusammengefügt wird.

Die beiden Schalen, die den eigentlichen Rumpf bilden, sind reichlich detailliert. Die horizontal verlaufenden aufgeprägten Linien sind allerdings deutlich überdimensioniert.

Hangardeck und Flugdeck weisen, ihrer Eigenschaft entsprechend, weniger Details auf. Das Katapult und die Aufzüge sind jedoch in das Flugdeck eingraviert und die Fangseile und Fangnetze sind erhaben dargestellt. Dass eines der Fangseile über den achteren Aufzug verläuft, ist zwar seltsam, aber durch Fotos belegt.

Weitere Einzelbauteile gibt es für das Vordeck, die Insel und den Heckspiegel.

Die übrigen Teile befinden sich an Spritzrahmen.

Rahmen B enthält die Geschützplattformen und andere Anbauteile des Rumpfes.

Am Rahmen C befinden sich u.a. die Teile für den Mast und den Kran.

Rahmen D ist zweimal vorhanden und liefert Kleinteile wie Boote und Waffen. Insgesamt gibt es sechs Pompoms, zwanzig 40-mm-Bofors-Mk-III-Einzelflak und sechs 20-mm-Doppelflak, jedoch leider keine Boffins.

Die Abziehbilder

Auf einem kleinen Bogen befinden sich Abziehbilder für die Markierungen auf dem Flugdeck einschließlich der Kennbuchstaben für Colossus und Venerable.

Die Anleitung

Die Bauanleitung zeigt auf sechs Seiten den Zusammenbau in zehn Schritten. Sie ist schwarz-weiß und sehr ausführlich und übersichtlich gestaltet. Ein farbig gedrucktes Blatt zeigt, wo die Abziehbilder zu platzieren sind, und enthält Bemalungsangaben für den Zeitraum 1946 mit Verweisen auf Farben von Colourcoats, Humbrol, Tamiya und Vallejo. 1945 hatten Colossus und Venerable Tarnanstriche.

 

Colossus-Klasse Fotoätzteile von Tom's Modelworks

Tom's Modelworks: Ätzteilsatz für Colossus-Klasse (1/700)

Modell: Colossus Class Cariers
Hersteller: Tom's Modelworks
Maßstab: 1/700
Material: Messing
Art.Nr.: 7101
Preis: 14 $

Passend zu dem IHP-Bausatz hat Tom’s Modelworks einen Ätzteilesatz entwickelt.

Er besteht aus einer speziellen Platine für Schiffe der Colossus-Klasse und einer kleinen Platine (Nr. 7104), die auch separat erhältlich ist, für Radarantennen der Typen 282 und 285. Neben allerlei Radarantennen enthält dieser Satz u.a. Teile für die Heckgalerie, den Kran, die Fangnetze und die Antennenmasten, aber auch die Namensschilder für alle sieben als Träger fertiggestellten Einheiten der Klasse und für Arromanches.

Ergänzt wird der Satz durch eine 8-seitige Anleitung, die zeigt, wie die Ätzteile zu biegen und zu verbauen sind. Dazu kommen einige Kopien von Bildern verschiedener Schiffe der Klasse.

Fazit

Man kann IHP zu diesem Erstlingswerk gratulieren, schließt es doch eine wichtige Lücke. Dass der Bausatz keine Flugzeuge enthält, stellt dagegen eine deutliche Schwäche dar - die sich aber mit Nachrüstsätzen beheben lässt. Die Detaillierung reicht insgesamt nicht an den hohen Standard heran, den man von einigen asiatischen Herstellern gewohnt ist. Das gilt vor allem für die Waffen. Der Bausatz alleine stellt guten Durchschnitt dar. In Kombination mit dem Ätzteilesatz ist er dann aber doch

alt empfehlenswert


Falk Pletscher