Modell: Matsushima IJN 2nd Class Cruiser with Postcard
Hersteller: Seals Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Polystyrol (Spritzguss)
Art.Nr.: SM4-7000
Preis: 86 € (bei NNT)
Das Original
Die Matsushima (松島) war das Typschiff einer Klasse von drei Geschützten Kreuzern. Sie wurden als Reaktion auf die chinesischen Schlachtschiffe Dingyuan und Zhenyuan gebaut. Da Japan sich keine Schlachtschiffe leisten konnte, nahm man die Idee des französischen Konstrukteurs Bertin auf. Er favorisierte schnelle, leicht gepanzerte Schiffe mit einem starken Hauptgeschütz. Die Verwendung so großer Geschütze auf den kleinen Schiffen führte aber zu Problemen mit dem Rückstoß. Außerdem waren die Nachladezeiten sehr lang. Als die ersten Bedenken auftraten, plante und baute man das vierte Schiff wieder als Kreuzer nach damals üblicher Bauweise in Großbritannien.
Die drei Schiffe Matsushima (松島), Hashidate (橋立) und Itsukushima (厳島) waren nach berühmten Aussichtspunkten benannt. Deswegen bekamen diese den Spitznamen Sankeikan (Dreiansichten-Schiffe).
Die Schiffe waren 91,81 m lang. Die Hauptbewaffnung bestand aus einem 320 mm Canet-Geschütz. Die Feuerrate lag bei zwei Schuss pro Minute. Bei Hashidate und Itsukushima war das Geschütz auf dem Vordeck verbaut. Bei Matsushima war es am Heck angeordnet. Als Sekundärbewaffnung kamen elf - bei Matsushima zwölf - 120 mm Armstrong-Schnellfeuergeschütze dazu sowie sechs 3-Pfünder und mehrere 1-Pfünder. Außerdem waren vier Torpedorohre verbaut. Dies führte zu einer kopflastigen Ausführung, die man mit einer geringeren Panzerung auszugleichen versuchte. Entsprechend der damals üblichen Bauweise eines Geschützten Kreuzers waren nur das Deck über den Munitionskammern und Maschinenräumen sowie die Geschützschilde aus gehärtetem Panzerstahl. Der Rest des Schiffes bestand aus weichem Stahl.
Matsushima wurde am 17. Februar 1888 in La Seyne-sur-Mer in Frankreich auf Kiel gelegt und lief am 22. Januar 1890 vom Stapel. Die Fertigstellung erfolgte 1892.
Die drei Schiffe der Matsushima-Klasse waren mit Beginn des Chinesisch-Japanischen Krieges einsatzbereit. Zusammen mit der Chiyoda bildeten sie während der Schlacht am Yalu die Hauptkräfte. Matsushima diente dabei als Flaggschiff von Admiral Itō Sukeyuki. Während der Schlacht traten die Probleme mit der Konstruktion zu Tage. So konnte Matsushima nur vier Mal ihr Hauptgeschütz abfeuern. Im Gegenzug erhielt sie mehrere schwere Treffer, die aber zum Großteil nicht explodierten. Matsushima musste sich aus dem Gefecht zurückziehen und in Japan repariert werden. Sie konnte aber schon 26 Tage später wieder in Dienst gestellt werden und nahm an der Schlacht von Lüshunkou und Weiheiwei teil.
Nach dem Krieg wurde Matsushima 1898 als Kreuzer Zweiter Klasse umklassifiziert. 1901 wurde ein größerer Umbau an den Schiffen vorgenommen. Der Dreibeinmast wurde durch einen einfachen Mast ersetzt. Vier der 120 mm-Geschütze wurden vom unteren Geschützdeck auf das mittlere Geschützdeck verlegt. Außerdem wurde die leichte Bewaffnung und die Kesselanlage erneuert.
Mit Beginn des Russisch-Japanischen Krieges 1904 waren die drei Schiffe dennoch hoffnungslos veraltet. Zusammen mit dem erbeuteten chinesischen Schlachtschiff Chin’en, ehemals Zhenyuan, bildeten sie das Fünfte Geschwader der Dritten Flotte. Anfangs unternahm das Geschwader Patrouillen in der Koreastraße. Im Mai wurden die Schiffe für die Blockade von Port Arthur eingesetzt. Bei der Seeschlacht im Gelben Meer am 10. August war das Geschwader dabei, konnte allerdings nicht auf Geschützreichweite aufschließen. An der Schlacht von Tsushima waren die Schiffe ebenfalls beteiligt. Dabei konnte Matsushima die russischen Kreuzer Oleg und Aurora angreifen. Allerdings wurde durch einen Treffer ihre Steueranlage beschädigt und musste repariert werden. Am nächsten Tag konnte sie jedoch die Kapitulation der verbliebenen russischen Schiffe sichern. Danach wurde Matsushima Flaggschiff der neu gegründeten Vierten Flotte und nahm an der Invasion der Insel Sachalin im Juli und August 1905 teil.
Nach dem Krieg wurde Matsushima als Trainingsschiff eingesetzt. 1908 kam es in einem taiwanesischen Hafen zu einem Unfall mit der Munition und das Schiff explodierte und sank. 206 Mann der 350-köpfigen Besatzung starben.
Der Bausatz
Der Bausatz der Matsushima stammt vom japanischen Hersteller Seals Models (siehe auch das gebaute Modell der Matsushima). Es handelt sich um einen Resinbausatz, allerdings liegt auch der Spritzling aus dem Plastikbausatz der separat erhältlichen Schwesterschiffe bei (siehe Bausatzbesprechung der Itsukushima). Entsprechend sind nur der Rumpf und die Aufbauten aus Resin. Für Teile, die bei allen drei Schiffen gleich sind, wie Bewaffnung oder Schornstein, nimmt man die Plastikteile. Zusätzlich liegt noch ein allgemeiner Spritzling mit den Beibooten, verschiedenen Geschützen und Davits bei. Dieser findet sich bei allen Modellen von Seals Models aus dieser Ära. Hinzu kommt ein einzeln verpacktes 120 mm-Geschütz.
Bei dieser Sonderauflage liegt eine Postkarte bei, die Matsushima während des Japanisch-Chinesischen Krieges zeigt.
Der Bausatz entspricht dem Bauzustand der Matsushima nach dem Umbau von 1901. Ein Zurückrüsten auf einen früheren Zustand ist auf Grund des Resinrumpfes sehr schwierig. Im Gegensatz zum Plastikbausatz der Schwesterschiffe verfügt der Resinrumpf über versenkte Plankenstöße für das Holzdeck. Der Guss ist sehr fein und es fanden sich keine fehlerhaften Stellen. Die Qualität der Plastikteile ist auch recht gut, auch wenn diese nicht mehr dem neusten Stand entsprechen. Gerade beim allgemeinen Spritzling stören die Auswerferspuren auf der Innenseite der Boote und die zu dicken Rohre der Geschütze. Bei den Plastikteilen ist zu beachten, dass man teilweise Änderungen vornehmen muss, wie z.B. den Mast oder die Davits kürzen. Dies ist aber in der Anleitung gut erklärt. Kurioser ist da allerdings, dass man sich die Niedergänge selber machen soll, indem man von einer Resintreppe dünne Streifen abschneidet. Ob das klappt, kann ich nicht sagen, da ich für die Niedergänge Ätzteile verwendet habe.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus zwei großen DIN-A4-Seiten mit einer Teileübersicht und einem zusätzlichen Blatt mit Fotos des fertiggebauten Modelles. Leider ist die Anleitung komplett in Japanisch gehalten. Allerdings ist sie sehr deutlich gezeichnet und zeigt auch sehr gut, wo Änderungen an den Bauteilen vorzunehmen sind. Dazu kommen noch die Farbfotos von einem gebauten Modell. Eine Farbangabe für den Bausatz liegt nicht bei. Zur Zeit des Russisch-Japanischen Krieges waren die Schiffe dunkelgrau.
Quellen
Fazit
Für einen Fan für ungewöhnliche Schiffe aus der Pre-Dreadnought-Zeit ist der Bausatz ein Muss. Er bietet eine mehr als gute Basis, um ein kleines Schmuckstück zu bauen. Allerdings ist noch Nacharbeit an den Plastikteilen nötig und das eine oder andere Ätzteil würde dem Bausatz gut tun. Zusammen mit den zwei Schwesterschiffen gebaut, ergibt sich ein sehr ungewöhnliches Bild.
empfehlenswert
Christian Höltge