Amelia Earhart

Bausatzvorstellung Spezial - 70 Jahre Amelia Earhart


Vor genau 70 Jahren, am 2 Juli 1937 um 10 Uhr Lokalzeit, hoben Amelia Earhart und ihr Navigator in Lae (Papua-Neuguinea) ab. Das Ziel war die 4100km entfernte Howland Island. Dies war eine der letzten Etappen auf der Weltumrundung. 30000km hatten sie schon geschafft, aber der riskanteste Teil - der Pazifik - lag noch vor ihnen.
19 Stunden nach dem Start erreicht der letzte Funkspruch die "Itasca". Die "Itasca" war ein Kutter der Amerikanischen Küstenwache, der in der Nähe von Howland Island platziert worden war, um Earhart bei der Navigation und mit Wetterprognosen zu unterstützen. Die Electra kam nie auf Howland Island an.
Danach folgte eine Rettungsaktion bisher unbekannten Ausmasses. Ein dutzend Kriegsschiffe - darunter der Flugzeugträger Lexington, drei Zerstörer und ca. 60 Flugzeuge - nahmen an der Suchaktion teil. Aber das Wrack konnte nicht gefunden werden.
Ein halbes Jahr später wurde die Akte von der US Navy geschlossen, und im Januar 1939 wurde Amelia Earhart von einem Gericht für tot erklärt. Nach offiziellen Angaben fiel sie mit leeren Tanks ins Meer und ertrank.
Dass weder sie noch das Flugzeug je wieder gefunden worden sind, führte auch zu ziemlich verrückten Spekulationen. Einmal hiess es, sie wurde von den Japanern gefangen genommen, oder sie sei gar zum damaligen Feind übergelaufen. Dies sind jedoch die üblichen und nicht glaubwürdigen Verschwörungestheorien. In den letzten Jahren sind jedoch Hinweise aufgetaucht, die auf ein wesentlich realistischeres Ende hindeuten. Man vermutet, sie sei auf der kleinen, unbewohnten Insel Nikumaroro notgelandet und habe dort noch eine zeitlang überlebt. Diverse Knochenfunde und alte Funksprüche deuten darauf hin. Diesen Sommer wird eine Expedition von 15 Fachleuten nach Nikumaroro gestartet mit dem Ziel, die Geschichte über Amelia Earharts verschwinden endgültig aufzuklären. Wenn es sich bestätigen sollte, dass sie dort notgelandet ist, so wäre eines der grössten - und interessantesten - Rätsel in der Geschichte der Fliegerei gelöst.

Zum Original


Der Erstflug der Electra erfolgte am 23. Februar 1934. Sie war das erste zweimotorige Ganzmetall-Flugzeug von Lockheed, und wurde in einer Stückzahl von 149 Exemplaren gebaut, von der heute noch einige in flugtauglichem Zustand erhalten sind. Von der Electra gab es auch eine verkleinerte Version (die L-12 Electra Junior), sowie eine vergrösserte Version (die L-14 Super Electra). Das sehr elegante Reiseflugzeug wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls verwendet, hauptsächlich für leichte Transportaufgaben sowie als VIP-Transporter. Die Electra besticht wie viele der damaligen Reiseflugzeuge durch ihre zeitlose Eleganz, die durch die Aluminiumhaut zusätzlich betont wird.
Technische Daten der Version 10A
Länge: 11.8m
Spannweite: 16.8m
Höhe: 3.1m
Motorisierung: 2x Pratt & Whitney R-985-13 mit je 450PS
Höchstgeschwindigkeit: 325km/h
Reichweite: 1150km

Zum Modell


Die Faltschachtel enthält: 2 Gussäste aus hellgrauem Kunststoff, 1 transparenten Gussast, eine tiefgezogene Haube, 4 Blöcke für die Resin-Teile sowie die Bauanleitung und die Decals. Die Teile sind sauber in Tüten verpackt, so dass eigentlich nichts passieren sollte.



(Das Bild links zeigt die Schachtel mit der aufgeklebten Electra der Firma Bata, wie es vom Modellbaustudio Rhein-Ruhr verkauft wurde. Rechts die Version auf der urpsrünglichen Schachtel)
Schauen wir den Inhalt etwas genauer an:
Spritzgussteile
Die beiden Gussäste mit gesamthaft 37 Teilen sind ordentlich verarbeitet, und die Dimensionen wurden gut getroffen. Bei der Länge hat Special Hobby eine Punktlandung hingelegt, nur die Spannweite sollte ca. 2mm grösser sein. Die Angüsse sind oftmals etwas dick, und Fischhaut ist auch des öfteren vorhanden, dafür wissen die sehr feinen versenkten Gravuren zu gefallen. Einsinkstellen sind kaum vorhanden (ich habe nur eine gefunden, innen im Passagierraum), und die Auswerfermarken sind dort versteckt, wo sie nicht gesehen werden. Passstifte sind nicht vorhanden, was bei Shortrun-Bausätzen aber auch die Regel ist. Der transparente Gussast beinhaltet nur die 10 Fenster - exakt soviele, wie benötigt werden. Zwei zusätzliche Fenster hätten auch nicht geschadet. Die Dicke ist nicht ganz gleichmässig, man sieht, wie die Scheiben am Rand etwas dicker sich als in der Mitte. Dafür sind sie schlierenfrei und klar.





Resinteile
Der Bausatz enthält 4 Blöcke aus beigem Giessharz - 2 Motoren, der Cockpitbereich sowie die Cockpiteinrichtung, was gesamthaft 9 Teile ergibt. Die Motoren sind brauchbar gegossen, allerdings kann man aus Resin bessere Teile giessen. Was da beigelegt wird, hätte ein Grossserienhersteller auch mit Spritzguss hinbekommen. Das ist aber nicht weiter schlimm, verschwinden die Motoren unter den Abdeckungen. Interessant ist der Cockpitbereich - das Armaturenbrett, die Pedalen sowie der Blendschutz sind in einem Teil zusammengefasst. Das ist durchaus ein interessanter Ansatz. Natürlich wäre ein Cockpit aus mehreren Teilen unter dem Strich detaillierter geworden, aber das Cockpit ist schlecht einsehbar, und so kann man den Kompromiss durchaus eingehen. Die Einrichtung des Cockpits lässt sich ebenfalls sehen. Es sind 2 unterschiedliche Sitze vorhanden (mit Gurte), die Steuerräder sowie deren Halter. Die Teile sind sehr filigran gegossen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass davon nicht mehr soviel zu sehen sein wird. Die Piloten betraten das Cockpit durch den Passagierraum, und so gibt es keine Cockpithaube, die man geöffnet zeigen kann...





Tiefziehhaube
Die Haube mit den Cockpitfenster liegt als Tiefziehteil bei. Diese Teil ist sehr klar und schlierenfrei. Allerdings liegt nur ein Stück bei, man sollte also beim Ausschneiden vorsichtig sein.





Bauanleitung
Nach einer kurzen Einleitung über das Flugzeug werden die Teile dargestellt, und der Bau wird in 5 Stufen beschrieben. Wo Teile selbst gebaut werden müssen (zB Antennen oder die Auspuffrohre) sind die Dimensionen jeweils angegeben. Die Farbgebung ist nicht immer eindeutig, es bleiben diverse Punkte ungeklärt. SH gibt als Farbnummern diejenigen von Humbrol an, und wo möglich, auch einen RLM-Ton. Die Positionierung der Decals ist leider nicht immer 100% eindeutig.





Decals / Versionen
Die Decals sind von Propagteam gedruckt, und hinterlassen einen guten Eindruck. Sie sind dünn und versatzfrei gedruckt.



Es lassen sich 5 verschiedene Electras darstellen:
1. Die vermutlich berühmteste - Die Electra, mit der Amelia Earhart ihre Weltumrundung versucht hat. Die Farbe ist Aluminium über alles, mit relativ grosser Registrationsnummer (NR16020).
2. Eine Electra der Rumänischen Luftwaffe, weitere Angaben wie Jahr oder Einheit sind nicht angegeben. Die Farbgebung ist etwas verwirrend, auf der Legende wurden Aluminum und hellblau gleich schraffiert. Ich gehe davon aus, dass die Unterseite blau ist, und der Rest Alu, das grün übermalt wurde.
3 und 4. Eine Electra der Spanischen Luftwaffe. Die Version von 1938 ist blau/grau, und die von 1939 ist blau/grau/braun.
5. Dieses Modell wurde vom Modellbaustudio Rhein-Ruhr "getunt", es liegt noch ein separater Decalbogen samt Anleitung bei, um die Electra der tschechischen Schuhfabrik "Bata" darzustellen. Diese Electra ist Aluminium über alles, und besitzt schöne, rotblaue Zierstreifen.

Links: Earharts Electra.
Mitte: Eine Electra der spanischen Luftwaffe
Rechts: heiteres Farberaten... was ist nun blau, was ist Alu?


Details

Links: Ein Seitenruder und ein Rad. Etwas Fischhaut, etwas dicke Angüsse, dafür feine Gravuren
Mitte: Die Propeller haben eine brauchbare Detaillierung der Nabe, aber Angüsse an den Blattspitzen sind nicht gerade von Vorteil
Rechts: Das Fahrwerk und die Motorbefestigung.


Links: Gähnende Leere im Cockpit. Da sollte man etwas Initiative zeigen und die Struktur sowie einige Kabel andeuten
Rechts: Die Einstiegstüre. Man beachte die sehr feinen Gravuren.

Fazit


Der Bausatz ist erstaunlicherweise der einzige einer Lockheed Electra 10, und selbst der ist nicht mehr in Produktion. Special Hobby hätte den Jahrestag von Earharts Verschwinden durchaus dazu verwenden können, das Modell neu zu lancieren. Eigentlich schade um die verpasste Chance, hinterlässt das Modell einen guten Eindruck, und wäre auch für den Shortrun-Anfänger wegen seiner Einfachheit sehr zu empfehlen.

+ Qualität der Teile
+ Feine Gravuren
- Kein Interieur, Seitenwände Cockpit
- Resinteile könnten detaillierter sein.
Alex

Quellen und interessante Links


Expedition nach Nikumaroro
Wikipedia: Lockheed Electra
Wikipedia: Amelia Earhart
University of Purdue, sehr umfassende Infos rund um Amelia Earhart