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Das Original

Die Grumman AF Guardian war das erste, speziell zur U-Bootjagd entwickelte, trägergestütze Flugzeug der US Navy. Anders als bei dem Nachfolgemuster Grumman Tracker war es jedoch noch notwendig, zwei Flugzeuge mit unterschiedlichen Aufgaben gemeinsam, als sogenanntes "Hunter-Killer-Team", operieren zu lassen.

Dies war auch schon bei dem Vorgänger-Team, gebildet aus zwei speziell dafür modifizierten Avengers, der Fall, aber diese Maschinen waren ja noch als reine Torpedo-Bomber entwickelt worden und unterlagen daher gewissen Einschränkungen.

Die Guardian geht ursprünglich auf den Entwurf eines zweimotorigen Bombers/Torpedobombers zurück, der 1944 für den Einsatz auf den neuen Flugzeugträgern der Midway-Klasse entwickelt wurde. Es wurde sogar eine hölzerne Attrappe gebaut (die übrigens gewisse Ähnlichkeiten mit der späteren S2 Tracker aufwies), aber es zeigte sich schnell, dass an den Einsatz zweimotoriger Flugzeuge von Flugzeugträgern aus zu dieser Zeit noch nicht zu denken war. Der Entwurf wurde verworfen und man begann mit der Entwicklung eines einmotorigen Avenger-Nachfolgers, der über einen Antriebsmix aus einem Kolben- und einem Strahltriebwerk verfügen sollte, um sich nach erfolgtem Abwurf schneller aus der Abwehrzone des Gegners entfernen zu können. Das Strahltriebwerk wurde jedoch nie so zuverlässig, sodass man es schließlich wieder aus der Konstruktion strich, ohne dass die Kombination jemals im Flug erprobt worden war. Der Prototyp hatte seinen Erstflug am 19. Dezember 1945, doch schon am Heiligabend 1945 wurde der Entwurf zu einem speziellen U-Jäger umgewidmet, da der Einsatz von Torpedobombern gegen eine Flotte von Gegnerschiffen so nicht mehr den Szenarien zukünftiger Seekriege entsprach. Es zeigte sich schnell, dass all das sperrige und schwere Gerät, Waffenzuladungen und die drei bis vier Mann Besatzung auch nicht von einem Flugzeug von der Größe der Guardian allein getragen werden konnte und so wurde schließlich eine Guppy-Version (Hunter) und eine Scrapper-Version (Killer) entwickelt. Sie erhielten die Bezeichnungen TB3F-1S und TB3F-2S.

Der Erstflug des neuen (Guppy-) Musters fand im November 1948 statt, während der Erstflug der Scrapper erst im Januar 1949 erfolgte. Der Einsatz des Teams sollte so ablaufen: die viersitzige Guppy flog in geringer Höhe und suchte die See mit ihrem AN/APS-20A Radar, das in einer großen Radar-"Beule" unter dem Rumpf untergebracht war, nach einem Periskop oder einem Schnorchel ab. Wenn ein Ziel erfasst war, dirigierte die Guppy-Crew die Scrapper in Position, sodass diese das Ziel dann mit ihrem Kurzstreckenradar vom Typ APS-31, das unter der Steuerbordtragfläche aufgehängt war, erfassen konnte. Im Falle eines Nachtangriffs auf ein aufgetauchtes U-Boot konnte dieses mit einem Hochleistungsscheinwerfer, der unter der Backbordtragfläche hing, beleuchtet werden. Für Angriffe auf getauchte U-Boote standen der Scrapper 16 Sonarbojen zur Verfügung, um das Ziel einzupeilen, gegen das dann ein Mk 34-Torpedo oder vier Wasserbomben eingesetzt werden konnten. Gegen aufgetauchte Ziele konnten auch noch maximal sechs HVAR-Raketen eingesetzt werden, die wie die Wasserbomben an je drei Unterflügelstationen hingen. An den inneren Pylonen konnte zusätzlich noch je ein Zusatztank mit bis zu 568 Litern Fassungsvermögen getragen werden.

Die Truppeneinführung der nunmehr AF-2W und AF-2S genannten Maschinen begann ab Juni 1950 mit der Auslieferung der ersten Flugzeuge an die Entwicklungsstaffel VX-1 des NAS in Key West/Florida. In der Folge fand die Trägererprobung an Bord der USS Wright (CVL-49) im Herbst desselben Jahres statt. Die einsatzmässige Trägererprobung wurde an Bord der USS Palau (CVE-122) von der Staffel VS-24 im Dezember durchgeführt. Aber bereits im Oktober 1950 wurde die erste Einsatzstaffel (VS-25) nach und nach mit dem neuen Flugzeug ausgestattet. Ab 1952 wurden noch besondere "Hunter/Killer"-Maschinen mit der Bezeichnung AF-3S eingeführt. Sie waren unter anderem mit einem nach achtern ausfahrbaren AN/ASQ-8 MAD (magnetic anomaly detector)-Ausleger ausgerüstet und konnten damit auch getauchte U-Boote anpeilen. Bis April 1953 waren 193 AF-2S, 153 AF-2W und 40 AF-3S ausgeliefert worden, die in elf Staffeln Dienst taten.

Die Guardian-Teams wurden während des Korea-Kriegs zum Schutz der Task Force 77 eingesetzt. Doch schon kurz nach Ende dieses Stellvertreterkriegs wurde mit der Ausmusterung der Guardian begonnen, sodass bis Ende August 1955 alle Guardians aus den Einsatzverbänden genommen und von der Grumman S2F Tracker beerbt worden waren. Bei den Crews war das größte, einmotorige Flugzeug mit Kolbenmotor, das je von US-Trägern startete, nicht sonderlich beliebt gewesen. Der Doppelsternmotor brachte einfach nie genug Leistung, die schwere Maschine reagierte entsprechend schwerfällig auf die Ruderkommandos und die Unfallrate war unerfreulich hoch. Dennoch verblieben die letzten Guardians noch bis 1957 bei der US Naval Air Reserve im Einsatz.

Technische Daten (AF-2S)
Besatzung: 3
Länge: 13,21 m
Spannweite: 18,49 m
Höhe: 5,08 m
Leergewicht: 6613 kg
Startgewicht (max.): 10270 kg
Motor: 1 x P&W R-2800 48W "Double Wasp" mit 2400 PS
Geschwindigkeit (max.): 510 km/h
Reichweite: 2415 km
Dienstgipfelhöhe: 4600 m
Bewaffnung: 6 x 5 inch HVAR-Raketen oder 1814 kg-Torpedos oder Wasserbomben

Technische Daten (AF-2W)
Besatzung: 4
Länge: 13,21 m
Spannweite: 18,49 m
Höhe: 5,08 m
Leergewicht: 6613 kg
Startgewicht (max.): 10270 kg
Motor: 1 x P&W R-2800 48W "Double Wasp" mit 2400 PS
Geschwindigkeit (max.): 510 km/h
Reichweite: 2415 km
Dienstgipfelhöhe: 4600 m

Der Bausatz der AF-2S Guardian "Submarine Killer"

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Modell: AF-2S Guardian "Submarine Killer"
Hersteller: Special Hobby
Maßstab: 1/48
Material: 121 Plastikteile, 36 Resinteile und 37 Fotoätzteile
Art.Nr.: SH 48135
Preis: 42,5 €

Special Hobby hilft uns mit diesem klassischen Kleinserienbausatz im nach wie vor beliebten Maßstab 1:48, eine Lücke zwischen den Navy-Flugzeugen des Zweiten Weltkriegs und den Flugzeugen einer neuen, technisch ausgefeilteren Epoche zu schließen. Das Schließen dieser Lücke verlangt dem Modellbauer handwerklich aber auch einiges mehr ab als beispielsweise einer der in geringer Stückzahl von Trumpeter produzierten Bausätze.

Die Guardian "Killer" kommt generell mit einer überschaubaren Teilezahl daher. Ein nicht geringer Teil ist dabei für Außenlasten vorgesehen. Ein Großteil der 37 Resinteile wird für den P&W 2800 "Double Wasp"-Sternmotor verwendet. Dieser erhält dadurch einen hohen Detaillierungsgrad, wovon aber nur ein Bruchteil zu sehen ist, denn er verschwindet sehr tief in der Motorverkleidung.

Die Oberflächen sind sehr ansprechend detailliert. Es finden sich feine Gravuren und auch erhabene Details, die ebenfalls überzeugen.

Das geräumige Cockpit ist aufgrund des Einsatzes von Fotoätz- und einigen Resinteilen recht ansprechend detailliert. Bei der Farbangabe liegt der Hersteller aber voll daneben, denn wie frei verfügbare Farbfotos belegen, war das Cockpit nicht 'schwarz' sondern 'interior green' lackiert. Dies gilt übrigens auch für die Arbeitsstationen im Rumpf. Deren Detaillierung ist recht spartanisch. Lediglich zwei ebenfalls mit Fotoätzteilen zu verfeinernde Sitze sollen eingebaut werden. Wenn man jedoch die dazugehörigen Einstiegsluken bzw. die Tür nicht austrennt und geöffnet darstellt, wird man nichts von diesen Sitzen erkennen können. Stellt man diese Bereiche aber geöffnet dar, müssten auch alle evtl. sichtbaren Gerätschaften nach- und eingebaut werden und da war so einiges verbaut! Ich denke, dass man darauf verzichten kann - auch auf die beiden Sitze. Einfach die Rumpfinnenseiten 'interior green' lackieren, Cockpit etc. einbauen, Rumpfhälften zusammenfügen und gut ist!

Die Rumpfunterseiten sind so gestaltet, dass alleine durch das Einsetzen der geschlossenen Bombenschachtklappen die Scrapper bzw. durch Einbau des Radoms die Guppy entsteht. Das hochbeinige Fahrwerk ist an sich ganz ok, nur leider muss man relativ kräftige Grate an den Beinen entfernen, das ist bei all den Absätzen und Ringen recht aufwändig. Das ungewöhnliche, doppelt bereifte Spornrad ist hingegen schnell montiert.

Die Tragflächen verfügten über Vorflügelschlitze. Special Hobby sieht hierfür ein Einbauteil vor, das aber nicht so gut passt, dass man ohne Spachtel auskommen könnte. Die verspachtelten Bereiche hinterher zu verschleifen, ist sicher auch nicht ganz ohne. Ich empfehle daher, das Bauteil erstmal nur mit der jeweiligen Tragflächenunterseite zu "vermählen" und zu verspachteln, und die Tragflächenoberseiten erst aufzusetzen, wenn die Arbeit zufriedenstellend beendet ist. Vorher müssen natürlich noch die Bauteile der Fahrwerksschächte eingepasst werden. Unglücklicherweise befinden sich ausgerechnet im "Dach"bereich der Schächte, also in der Innenseite der oberen Tragflächenhälften, je zwei dämliche Ausdrückermarken. Befänden sie sich einige Millimeter weiter außen, könnte man sie getrost vergessen, aber so....Grrrr!

In die Höhenleitwerke müssen noch die Finnen eingepasst werden. Hier wird es auch nicht ohne Spachtelmasse oder einen sonstigen Füllstoff gehen.

Kleinserienbausätze kommen ja meistens komplett ohne die sonst übliche Passstifte/Löcher-Kombination aus. Dies gilt beinahe auch für die Guardians. Bei den Spritzlingen I mit den Außenlasten hat man dieses, an sich bewährte, System aber angewandt. Nur leider funktioniert es nicht! Wenn man die Außenlasten-Bauteile (bis auf die HVAR-Raketen, denn die sind nicht halbiert) so zusammenfügt, wie es die Passstifte vorgeben, sitzen die Hälften nicht mal ansatzweise exakt aufeinander und somit treffen sich natürlich  auch die umlaufenden Gravuren nicht! Im Grunde ist das aber (fast) kein Problem. Man muss lediglich die Passstifte abtrennen und die Bauteile halt ohne diese zusammenfügen. Ausgerechnet bei den Bauteilen des Suchscheinwerferbehälters ist es damit nicht getan, denn blöderweise fehlt ausgerechnet vorne, dort wo das transparente Bauteil angesetzt werden muss, nun an einer Seite ein knapper Millimeter Material! Hier muss man also für Ausgleich sorgen, am besten bevor man das Klarsichtteil verbaut.

Übrigens soll man laut Bauplan die beiden tropfenförmigen Zusatztanks nicht verwenden. Ich habe aber Fotos gesehen, auf denen auch diese Tanks geflogen wurden.

Als einzig sichtbare Bewaffnung, der Bomben- bzw. Torpedoschacht ist ja geschlossen, verfügt der Bausatz über sechs HVAR-Raketen. Diese sind einteilig mit ihren Trägern gespritzt. Nur das Endstück mit dem Kreuzleitwerk muss noch angesetzt werden. Die Leitbleche sind recht dick, aber da gibt es ja diverse alternative Lösungsmöglichkeiten.

Der Markierungsbogen liefert Abziehbilder für zwei Maschinen. Die Anstriche ähneln sich, aber die erste Maschine gehörte zur Naval Air Station Oakland (heute Oakland International Airport) und verfügte über ein oranges Rumpfband, was bei all dem dunklen Blau einen willkommenen Farbtupfer darstellt. Allerdings handelt es sich hierbei um eine Maschine einer Reserveeinheit. Die zweite Decalvariante ermöglicht den Bau einer Einsatzmaschine der Staffel VS-24, die 1954 auf der USS Saipan (CVL-48) eingeschifft war. Unglücklicherweise ergibt sich zusammen mit den beiden Decalvarianten, die dem Hunter-Bausatz beiliegen, keine passende Paarung eines "Hunter/Killer"-Teams. Schade! Die Rettung kommt aber von Caracal-Decals. Dieser auf Nachkriegsmaschinen spezialisierte Hersteller hat einen generellen Guardian-Satz erstellt, mit dem man sehr, sehr viele Guardian-Kennungen zusammenstellen kann.

Der Bausatz der AF-2W Guardian "Submarine Hunter"

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Modell: AF-2W Guardian "Submarine Hunter"
Hersteller: Special Hobby
Maßstab: 1/48
Material: 121 Plastikteile, 36 Resinteile und 37 Fotoätzteile
Art.Nr.: SH 48158
Preis: 42,5 €

Der Hunter-Bausatz besteht aus exakt den selben Spritzlingen wieder der des Killers. Die ersten beiden Bauplanseiten sagen einem, welche Teile man jeweils nicht verwenden soll. Interessanterweise gibt es auch noch Bauteile, die weder für die eine noch für die andere Version benötigt werden. Es handelt sich dabei um Teile für einen späteren Antennenmast und ein zusätzliches kleineres Radom auf dem Rumpfrücken. Meine Recherche hat ergeben, dass man diese Teile mit den passenden Markierungen auch schon jetzt verwenden könnte. Gedacht sind sie seitens des Herstellers vermutlich aber für einen künftigen Bausatz der AF-3S. Es gibt offensichtlich auch noch ein alternatives Bauteil zur Abdeckung des Bomben- bzw. Torpedoschachts, das den hier besprochenen Bausätzen noch nicht beiliegt, aber im Bauplan als Spritzling 'H' abgebildet ist. Vermutlich handelt es sich um ein alternatives Bauteil für einen künftigen Bausatz eines zivilen Feuerlöschflugzeugs.

Obwohl die AF-2W ein Viersitzer war, gibt es nur drei Sitze. Da man davon aber, wie beschrieben, eh nichts sehen könnte, spielt das keine so entscheidende Rolle. Sollte man den Innenausbau vornehmen wollen, hat man ohnehin so viel zu tun, dass es auf einen zusätzlich anzufertigenden Sitz auch nicht mehr ankommt.

Außer den beiden tropfenförmigen Zusatztanks werden keine Außenlasten verbaut. Wie schon beschrieben, müssen hier die Passstifte entfernt werden, damit es passt.

Der Markierungsbogen liefert Abziehbilder für zwei Einsatzmaschinen. Die erste war 1954 mit der Staffel VS-21 auf der USS Bairoko (CVE-115) eingeschifft, während die zweite Maschine zur Staffel VS-25 gehörte und 1951 auf der USS Badoeng Strait (CVE-116) eingeschifft war. Leider lässt sich mit keiner dieser beiden Möglichkeiten ein Hunter/Killer-Team mit einer der beiden Decalvarianten des Killer-Bausatzes bilden.

Fazit

Dieser Kleinserienbausatz erfüllt prinzipiell alle Erwartungen, die man an ein solches Produkt stellen darf. Erfahrung im Umgang mit Kleinserienbausätzen ist sehr zu empfehlen. Dass nun auch dieser rare Flugzeugtyp gebaut werden kann, ist begrüßenswert und dies fließt in die Bewertung mit ein. Die beschriebenen Mängel (Passstifte) waren vermeidbar und die Unmöglichkeit mit den Abziehbildern ein Hunter/Killer-Team zusammenzustellen ist ärgerlich. Dennoch ist dieser Bausatz

alt empfehlenswert

Olaf Krabbenhöft

Wir danken MPM/Special Hobby für das Bausatzmuster