Deckelbild RV Natsushima von Takara im Maßstab 1/700

Modell: RV Natsushima (Ships of the World, The Sinking of Japan)
Hersteller: Takara (MicroWorld)
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss, vorbemalt)
Art.Nr.: SINK-6 (?)
Preis: 12-30 € (nur noch gebraucht?)

Das Original

Das japanische Forschungsschiff Natsushima (なつしま) ist eines der Forschungsschiffe, die der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC) gehören. Es wurde als Mutterschiff des Forschungs-U-Boots Shinkai 2000 1981 gebaut. Entsprechend verfügt es achtern über einen großen A-Rahmen, um das 24 t schwere U-Boot aussetzen zu können, sowie einen Hangar für dieses. Achtern ist ein zweiter Fahrstand, um das Schiff während des Handhabens des U-Boots steuern zu können. Die Natsushima diente mit Shinkai 2000 der Tiefseeerforschung, überwiegend in den Gewässern um Japan.

Nach 1411 Tauchgängen wurde das U-Boot Shinkai 2000 2002 außer Dienst gestellt. Da für das verbesserte Tiefseeforschungs-U-Boot Shinkai 6500 bereits das Forschungsschiff Yokosuka zur Unterstützung existierte, musste eine neue Aufgabe für die Natsushima gefunden werden. Sie erhielt statt des mit drei Personen bemannten U-Boots das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug (Remotely Operated Vehicle, ROV) Hyper-Dolphin. Dieses ist mit Kameras und Greifarmen ausgestattet und kann für ähnliche Aufgaben wie Shinkai 2000 verwendet werden, aber tiefer tauchen (3 km statt 2 km). Alternativ kann das geschleppte Tiefseeerkundungssystem Deep Tow eingesetzt werden. Dieses ist mit Sonar und Kameras ausgestattet und kann bis zu einer Tiefe von 6 km eingesetzt werden.

Die Natsushima ist 67,3 m lang, 13,0 m breit und verdrängt 1739 t. Ihre insgesamt 1700 PS starken Dieselmotoren ermöglichen eine Marschgeschwindigkeit von 11 kn. Die Besatzung setzt sich aus etwa 55 Personen zusammen, von denen 37 seemänisches Personal sind, 18 Wissenschaftler und 8 zur Bedienung des ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs Hyper-Dolphin.

Die Natsushima wurde 1981 von Kawasaki in Kobe gebaut und hat ihren Heimathafen in Yokosuka. Sie erforschte primär die Tiefsee um Japan herum, hat aber z.B. 2005 auch den Meeresboden nach dem Erdbeben bei Sumatra 2004 erkundet, das den verheerenden Tsunami im Indischen Ozean auslöste.

Der Bausatz

Der japanische Hersteller Takara hatte (oder hat?) im Maßstab 1/700 zahlreiche Fertigmodelle und halbfertige, schon bemalte Bausätze im Angebot. Darunter waren viele U-Boote, aber auch diverse Modelle aus dem Film Sinking of Japan. Zu letzteren gehörten zwei Modelle im Maßstab 1/700: ein kleiner Schlepper und das hier vorgestellte Modell des Forschungsschiffs Natsushima.

Auf dem Deckelbild (siehe unten) sieht man wahrscheinlich das Filmplakat und unten einen CH-47-Hubschrauber. Nur an einer der Seiten der Schachtel (siehe oben) kann man (ohne Japanisch-Kenntnisse) erkennen, dass ein Modell der Natsushima enthalten ist. Wenn man die Schachtel öffnet, findet man ein fast fertiges Modell, zwei Spritzlinge, einen Modellständer und ein Modell des Forschungs-U-Boots Shinkai 2000.

Der Rumpf und Aufbauten sind bereits weitgehen zusammen gebaut, bemalt und Abziehbilder versehen. Die Abmessungen und die Form ist relativ stimmig. Das Modell ist als Vollrumpfmodell ausgelegt, aber es sieht so aus, könnte man den Unterwasserumpf entfernen.

Im Detail gibt es aber einige Abweichungen, z.B. hat die Brückenfront beim Original keine Kanten, sondern ist abgerundet (siehe z.B. hier und hier). Auch die Öffnungen am Schanzkleid des Arbeitsdecks achtern entsprechen nicht den Fotos des Originals, die ich gefunden habe (siehe z.B. hier und hier). Leider konnte ich nicht finden, welche Umbauten erfolgten, als das U-Boot Shinkai 2000 außer Dienst gestellt wurde und die Natsushima Mutterschiff für unbemannte Unterwasserfahrzeuge wurde. Es gibt zumindest Museumsmodelle, die diesem Bausatz entsprechen (siehe hier und hier). Allgemein muss aber aber leider feststellen, dass der Zusammenbau und die Bemalung nicht sehr sorgfältig erfolgt ist. Viele Korrekturen dürften notwendig sein, z.B. an diversen Spalten oder dem ungenauen Farbauftrag (bei meinem Exemplar z.B. am Schornstein und der Vorderkante der Brücke). Dabei kann u.a. auch gleich die Decksfarbe bis zur Deckskante erweitert werden. Ein Problem dabei ist, dass die Abziehbilder für das JAMSTEC-Symbol und die Schiffsnamen bereits aufgebracht sind. Bei einer kompletten Neubemalung müsste man diese ersetzen. Auf jeden Fall ersetzen muss man den Gittermast, der geschlossen mit nur angedeuteten Gitterstruktur ausgeführt ist.

Weitere Teile findet man vorlackierten Spritzlingen. Am ersten findet man u.a. ein viel zu dick ausgeführten achteren Mast, Teile für den A-Rahmen, Beiboote und Ruder. Die Davits sind bei den Beibooten bereits angegossen. Ein weiteres Beiboot findet man heute oberhalb des kleinen Beiboots (Teil Nr.9, siehe Originalfotos z.B. hier). Ein weiterer kleiner Dreibeinmast, den man beim Original an Backbord neben dem Schornstein findet (siehe z.B. hier), fehlt im Bausatz genauso wie die Fallreeps neben dem Brückenaufbau auf dem ersten Aufbautendeck.

Am zweiten Spritzling findet sich der A-Rahmen selbst, ein Kran, Satellitenantennen und ein Container. Den A-Rahmen dürfte man weiter verfeinern können, genauso den Kran, dessen Ausleger beim Original aus zwei Streben besteht. Die Ausrüstung mit Satellitenantennen sieht auf dem heutigen Schiff etwas anders als im Bausatz aus (zumindest 2013, siehe hier), entspricht aber diesem Foto.

Der Bausatz enthält das Forschungs-U-Boot Shinkai 2000, welches bei Erscheinen des Bausatzes 2006 bereits außer Dienst gestellt war. Takara bot/bietet im Maßstab 1/144 im Rahmen der gleichen Serie das U-Boot Shinkai 6500 an, welches aber von einem anderen Schiff, der Yokosuka, aus eingesetzt wird. Das enthaltene Modell scheint mir aber eine recht gute Widergabe des älteren U-Boots zu sein.

Das Modell enthält einen Ständer, der eine Nachbildung des Meeresbodes darstellen soll.

Die entsprechende Wasseroberfläche des Dioramas ist einem weiteren Bausatz mit einem kleinen Schlepper enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einem japanischen Text über das Original mit diversen technischen Angaben. Das Foto des Originals dürfte für das Verfeinern des Modells sehr nützlich sein - ist aber leider etwas klein abgedruckt. Zwei Fotos des fertigen Modells zeigt die Positionen, wo die restlichen Teile montiert werden sollen. Aufgrund der der wenigen Teile sollte diese unproblematisch sein - abgesehen eventuell vom A-Rahmen.

Wegen der Farben und vieler Details empfiehlt es sich Originalfotos zu Rate zu ziehen. Hier findet man einiges, wenn man die Bildersuche von bekannten Suchmaschinen mit der japanischen Schreibweise des Namens Natsushima, なつしま, als Stichwort verwendet.

Quellen

Fazit

Dieser Bausatz dürfte, u.a. weil er bereits teilweise zusammengebaut und bemalt ist, eine Menge Arbeit verursachen, wenn man ein etwas detaillierteres Modell bauen will. Im Gegenzug bekommt man aber, wenn man den Bausatz noch auftreiben kann (ich habe zuletzt regelmäßig entsprechende Angebote gesehen), die Grundlage für ein Modell eines heutigen Forschungssschiffs. Bausätze von Forschungsschiffen sind leider sehr selten. Das Original zeichnet sich durch interessante Details, u.a. den massiven A-Rahmen und das Forschungs-U-Boot, aus. Für die, die sich vor der zusätzlichen Arbeit nicht abschrecken lassen, ist der Bausatz

alt brauchbar

Lars