Modell: Tragflächen-Patrouillenboot „Pegasus“-Klasse
Hersteller: White Ensign Models
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Weißmetall und Fotoätzteile
Preis: 38 Euro
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Das Vorbild


Die US-Marine hat traditionell wenig Interesse an der Küstenkriegsführung. Anders als zum Beispiel die Deutsche oder die Dänische Marine sind die Operationen der Amerikaner grundsätzlich auf ozeanische Dimensionen ausgelegt. Dennoch gab es in den 70er Jahren Überlegungen, kleine, schnelle Einheiten in strategisch wichtigen Meeresengen zum Beispiel im Mittelmeer oder im Nordwestpazifik zu stationieren, durch die die damalige UdSSR ihre Schiffe schicken musste, um den offenen Ozean erreichten.
Das Ergebnis dieser Überlegungen waren die Patrouillen-Boote der „Pegasus“-Klasse. Sie wurden mit einer Gasturbine angetrieben und nutzten – revolutionär – die damals sehr neue Tragflügeltechnik. Die Boote waren ausschließlich gegen Überwasserschiffe bewaffnet: Sie trugen acht Harpoon-Lenkflugkörper achtern und eine 7,6 cm OTO-Melara auf dem Vorschiff. Ursprünglich sollten 30 Boote gebaut werden.
Probleme mit dem Tragflächenantrieb machten die Schiffchen aber drastisch teuerer, so dass nur sechs Boote gebaut wurden: „Pegasus“, „Hercules“, „Taurus“, „Aquila“, „Aries“ und „Gemini“, alle nach Sternbildern benannt. Sie gingen von 1976 bis 1982 in Dienst. Die Boote wurden bei der US Navy vor allem zu Versuchszwecken genutzt, einige fuhren aber auch Küstepatrouillen in der Karibik. Nach nur wenigen Dienstjahren mit hohen Betriebskosten wurden alle sechs Boote 1993 außer Dienst gestellt.
pe02Technische Daten:
Länge: 40 m
Breite: 8,6 m
Verdrängung: 231 t
Antrieb: Eine Gasturbine und zwei Diesel für Verdrängungsfahrt
Leistung: 19 600 PS auf zwei Wasserstrahldüsen
Geschwindigkeit: 12 Knoten bei Verdrängungsfahrt, 40 Knoten bei Gleitfahrt
Reichweite: 1300 Seemeilen bei 38 Knoten
Besatzung: 21 Mann 4 Offiziere/17 Uffz. und Mannschaften
Bewaffnung: 8 Harpoon – Mk 140, ein 7,6 cm – L/62-Mk 75
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Das Modell


Der Pegasus-Bausatz gehört zu den älteren Modellen von White Ensign Models aus Großbritannien, doch steht er den jüngeren Bausätzen aus dem gleichen Stall in der Qualität nicht nach. Der Rumpf ist aus einem Stück gegossen und gratfrei. Die Dimensionen sind korrekt und stimmig. Die wesentlichen Details wie Feuerlöschanlage, Türen, Rettungsringe und Handläufe sind bereits angegossen. Gleiches gilt für die Details an Deck wie Winden und Schlauchtrommeln. Einziges Manko ist die erhaben ausgeführte Fensterreihe der Brücke. Warum die nicht wie bei anderen Firmen versenkt gegossen wird, ist mir ein Rätsel. Ein Phänomen übrigens, dass sich bei WEM-Modellen häufiger findet.
Die prominenten Tragflügel sind in Weißmetall gegossen und ebenfalls von hervorragender Qualität. Wie auch die OTO-Melara-Kanone, der Abgaszug, die Harpoon-Kanister und der kleine Mast. Sie müssen nur gering versäubert und entgratet werden.
Ergänzt wird die Handvoll Bauteile durch eine kleine Fotoätzplantine, auf der sich neben der üblichen Reling auch die Harpoon-Racks, Poller, ein Namensschild und der filigrane Dreibeinmast für die Feuerleitanlage finden. Alle Fotoätzteile sind in der bei WEM üblichen Qualität reliefgeätzt und sehr fein ausgeführt.
Die Bauanleitung ist klar, sauber gezeichnet, übersichtlich und führt ind sechs Stufen zum Ziel. Ergänzt wird sie durch eine Farbzeichnung mit Seitenriss und Decksaufsicht. Die Farbangaben beziehen sich auf das WEM Colorcoat-Programm.
pe04Teile aus Weissmetall:
Tragflügel, Bewaffnung, Abgaszug, Feuerleitradompe05pe06pr07

Fazit


Die „Pegasus“ ist sehr gut geeignet für den Einstieg in den Bau von Resinmodellen. Und wer bislang noch nicht mit Fotoätzteilen gearbeitet hat, kann sich hier ebenfalls versuchen, bevor er sich bei einer WK II „Missouri“ mit ihrer Flak-Bestückung die Finger bricht.
Für die Fortgeschrittenen dürfte die besondere Herausforderung bei diesem Modell darin liegen, eine realistische Gleitfahrt mit der typischen, hoch aufgeschnittenen Welle am vorderen Flügel darzustellen.
Mit der oben gemachten Einschränkung wegen der Brückenfenster – absolut empfehlenswert
Frank Ilse