Hersteller: White Ensign Models
Maßstab: 1/700
Art.Nr.: K750
Preis: ca. 45 Euro
Das Original
Die ab 1937 in Auftrag gegebenen Zerstörer der L- und M-Klasse waren die ersten britischen Entwürfe mit geschlossenen Geschützlafetten und einer Hauptartillerie, die auch zur Luftabwehr eingesetzt werden konnte. Die maximale Rohrerhöhung von 50° erwies sich im Einsatz allerdings als viel zu gering. Der Rumpf basierte auf der vorangegangenen, sehr erfolgreichen J- und K-Klasse.
Die Schiffe wurden erst während des zweiten Weltkrieges fertiggestellt, und Produktionsengpässe bei den Geschütztürmen führten zu der Behelfslösung, dass vier Zerstörer der L-Klasse nur mit offenen 4" Zwillingsgeschützen ausgerüstet wurden.
HMS Milne wurde Anfang 1940 als Flotillenführer bei der Scotts Schiffswerft auf Kiel gelegt, der Stapellauf erfolgte im Dezember 1941. Der Zerstörer wurde überwiegend als Geleitschutz bei den Konvoys im Atlantik und in der Arktis/Murmansk eingesetzt. HMS Milne versenkte dabei am 31. Mai 1943 vor Norwegen U-289. Im selben Jahr wurde der Dreibeinmast durch einen Gittermast ausgetauscht, um die immer umfangreicher werdende Radarausrüstung tragen zu können.
Nach dem Krieg wurde HMS Milne als Reserve stillgelegt und 1959 zusammen mit drei weiteren Schwesterschiffen an die Türkei verkauft.
Technische Daten:
Verdrängung: 1935 to (Standard), 2840 to (Einsatz)
Länge: 110,5 m
Breite: 11,2 m
Tiefgang: 3,1 m
Antriebsleistung: 48.000 shp auf zwei Wellen
Geschwindigkeit: 36 kt
Reichweite: 5.500 sm bei 15 kt
Besatzung: 220 Mann
Bewaffnung: 3 x Zwillings 4,7" L/50 QF Mark XI, Lafette LA/HA Mk.XX
1 x Vierfach "Pompom" 2-Pdr, Lafette Mk.VII
2 x Vierfach Vickers 0,5" MG AA
2 x Vierfach Topredosätze für 21" Torpedoes Mk.IX
Quellen:
Norman Friedman, "British Destroyer&Frigates - The Second World War and After", Chatham Publ.
Wikipedia, L and M Class Destroyers
Der Bausatz
White Ensign Models hat als Hersteller von Resinbausätzen und Photoätzteilen einen erstklassigen Ruf. Entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung als ich den stabilen Karton öffnete und die durch Luftpolsterfolie sowie Styroporchips gut verpackten Bauteile herausholte.
Der Rumpf ist in einem hellgrauen Resin absolut perfekt gegossen und besticht durch eine unglaubliche Detailfülle. Auch die Proportionen sind im Vergleich zu den mir vorliegenden Bildern und Informationen sehr gut getroffen.
Durch die geringe Materialstärke des Rumpfes Mittschiffs besteht natürlich die Gefahr, daß sich das Resin verzieht. Auch mein Exemplar ist über die gesamte Rumpflänge leicht durchgebogen. Mit etwas Geduld und Hitze läßt sich das aber beseitigen.
Viele Decksstrukturen wie die Munitionsschränke oder die Wasserbombenwerfer auf dem Achterdeck sind bereits am Rumpf angegossen. Das Vorschiff weist schon die für Stahldecks typischen rutschhemmenden Riffelungen auf, dagegen wurde freundlicherweise auf eine angegossene Ankerkette verzichtet - diese liegt sowieso als Ätzteil bei.
Die Kleinteile bestehen aus einem gelblichen Resin und sind unglaublich filigran. Auch hier ist der Abguß bis auf etwas Fischhaut perfekt, selbst die feinsten Strukturen sind sauber abgeformt. Derart feine Teile wollen natürlich vom Modellbauer auch mit Fingerspitzengefühl behandelt werden. Für die Masten liegt dem Bausatz Messingdraht in zwei Stärken bei.
Die Brückenaufbauten und die Geschütze sind eine wahre Augenweide. Das vierfach-Pompom ist geradezu sensationell und in seiner Dreidimensionalität Fotoätzteilen natürlich überlegen.
Ein wichtiges, weil für das typische Erscheinungsbild der L- und M-Klasse ausschlaggebende, Detail der Brücke ist richtig wiedergegeben: Um dem Steuermann die Sicht über das Geschütz B zu ermöglichen, wurde das Ruderhaus höher platziert. Dies führt zu einem nur noch flachen Dachanstieg zur offenen Brücke hin und unterscheidet sich somit deutlich von den vorhergehenden und auch nachfolgenden Zerstörerklassen.
Die Fotoätzteile
Die Platine mit den Fotoätzteilen aus der Feder von "Mad" Peter Hall ist ein eigener Bausatz im Bausatz und in allen Details liebevoll gemacht. Die Relings passen zum Deckssprung und weisen die richtige Anzahl Durchzüge auf, Leitern, Ankerkette, die unterschiedlichsten Radarantennen...hier ist einfach alles drauf. Viel Zeit sollte man sich bei der Montage des filigranen Gittermastes lassen, er bestimmt das Aussehen des fertigen Modells mit seiner prägnanten Struktur maßgeblich.
Die Bauanleitung
Die Bauanleitung besteht aus fünf schwarzweiß- und einer farbig gedruckten DIN-A4 Seite. Ein knapper Text zum Vorbild sowie die umfangreiche Liste an Resin- und Fotoätzteilen nehmen davon bereits zwei Seiten in Anspruch. Die detaillierten Anweisungen werden durch übersichtliche Baustufenzeichnungen ergänzt und lassen keine Fragen offen. Trotzdem empfiehlt sich wegen der hohen Teilezahl ein genaues Studium.
Auf der letzten Seite befinden sich die Bemalungshinweise mit zwei farbig gedruckten Tarnschemen, einmal für den Bauzustand Mitte 1943 und einmal für den Bauzustand Dezember 1944. Die Farbangaben beziehen sich auf die hauseigenen "WEM Colour Coats" - genauer gehts einfach nicht mehr.
Die Zeichnungen in der Anleitung zeigen HMS Milne ohne taktische Kennung, dem Bausatz liegen auch keine Decals bei.
Bei einer kurzen Recherche bin ich zumindest für die 1944er Version auf ein Foto gestoßen welches das Schiff tatsächlich ohne Kennung zeigt (Norman Friedman, "British Destroyer&Frigates - The Second World War and After", Chatham Publ., Seite 46).
Fazit
Mit dem erstklassigen Bausatz der HMS Milne beweist White Ensign Models einmal mehr, dass der gute Ruf absolut gerechtfertigt ist. Der fortgeschrittene Modellbauer bekommt eine tolle Ausgangsbasis mit perfekten Resinteilen und einer umwerfenden Fotoätzeilplatine.
sehr empfehlenswert
Stefan
Wir bedanken uns bei White Ensign Models für das Bausatzmuster