Titel

Modell: HMS Eskimo Photoetched Detail Set for the 1/350 Scale Trumpeter Kit
Hersteller: White Ensign Models
Maßstab: 1/350
Material: Fotoätzteile
Art.Nr.: PE 35169
Preis: 29,10 € (bei NNT)

Auch moderne Modellbausätze erfüllen nicht immer alle Erwartungen, die in sie gesetzt werden. Mit der wachsenden Zugänglichkeit von Informationen über die Vorbilder, den ständig sich ausweitenden technischen Produktionsmöglichkeiten und nicht zuletzt den weltweit sich in Echtzeit äußernden Anwendern liegt die sprichwörtliche Latte sehr hoch.

Nun gibt es unterschiedliche Arten, die Latte zu reißen. Da kann der Hersteller im übertragenen Sinne zart mit der Fußspitze hängenbleiben, zum Beispiel mit kleineren Satzfehlern der Abziehbilder oder nur für eingefleischte Experten erkennbaren Unstimmigkeiten. Es gibt aber auch Bausätze, bei denen die Latte sozusagen mit breiter Brust und hörbarem Krachen gerissen wurde. Das ärgert, und nicht nur einen mehr oder minder kleinen Kreis von Enthusiasten.

Trumpeters Bausatz der HMS Eskimo fällt in meinem Empfinden in die zweite Kategorie. Hier liegen mehrere merkbare, unnötige und teils schwer korrigierbare Fehler vor, die bereits bei der Produktion des 1/700er Bausatzes in den diversen Rezensionen angemerkt und doch nicht behoben wurden, als die Formen für das große Pendant erstellt wurden.

Als ich diesen Bausatz gekauft hatte, sah ihn ein niederländischer Modellbaukollege, verzog nur das Gesicht und sagte: „Bad Kit – Bad Kit!“ Um zu wissen, was hier im Argen liegt, verweise ich auf die Rezension, die Olaf Krabbenhöft verfasst hat.

Diese Rezension enthält nach meinem Empfinden nicht nur einen guten historischen Überblick, der zeigt, wie bedeutsam diese Schiffsklasse überhaupt ist, sondern sie zeigt auch die Schwächen des Bausatzes gut auf.

Warum, wird sich der niederländische Kollege fragen, habe ich mir diesen Bausatz dann gekauft?

Um zu schauen, was ich daraus machen kann, und um den wirklich schön gemachten Ätzteilsatz und die Empfehlungen in dessen Anleitung auszuprobieren.

Dieser Ätzteilsatz umfasst eine Messingplatine in Größe einer halben DIN A 4-Seite mit 75 verschiedenen Teilen. Die Teile haben die bekannte WEM-Qualität, und sie sind im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern auch größtenteils gut aus der Platine zu entfernen. In meinem Empfinden sind viele moderne Ätzplatinen zu vollgepackt mit Teilen, die nur sehr knapp herausgeätzt sind und von daher das Heraustrennen erschweren.

Die Ätzteile sind zum überwiegenden Teil sinnvoll und eine Aufwertung. Ich würde lediglich die Oerlikons in einer dreidimensionaleren Ausführung (z.B. von Master) einsetzen und auch die Rohre der Halbzöller-Vierlinge nicht flach lassen.

Bei der Aufwertung der Masten durch Ätzteile würde ich weitgehend auf Kunststoffteile verzichten und gedrehtem Messing aus Stabilitätsgründen den Vorzug geben.

Sehr löblich ist die Beigabe von zwei verschiedenen Relings für den Bugbereich. Hier liegt der ärgerlichste Fehler des Bausatzes, indem auf den markanten Decksprung komplett verzichtet wurde. Es wird empfohlen, ab dem Wellenbrecher das Deck bis zu einer Höhe am Bug von drei Millimetern ansteigen zu lassen, die entstehenden Spalten zu verspachteln und die Bugkontur gemäß einer Zeichnung zu korrigieren. Was hier nicht erwähnt wird, ist, dass die Ankerklüsen und die Bullaugen in dem betroffenen Bereich auch verlegt werden sollten.

Die Ätzteilplatine enthält übrigens erfreulicherweise Namenstafeln für die sechzehn britischen Tribals, leider keine für die kanadischen (siehe auch hier) und australischen Einheiten.

Die Anleitung

Wie stets bei WEM-Ätzteilsätzen ist die Anleitung es wert, komplett und aufmerksam gelesen zu werden. Die Einführung geht bereits auf die diversen Fehler des Grundbausatzes ein und bietet Lösungsmöglichkeiten aus dem firmeneigenen Programm an. So gibt es hier Ersatz für die deutschen Beiboote und eine vierläufige Pom-Pom. Peter Hall hat auch Teile für den Bau einer späteren Version mit Gittermast beigefügt und weist auf im Kunststoffbausatz enthaltene Teile für den späteren Rüstzustand hin.

In der Folge werden die diversen Baugruppen in bekannter Art gezeigt und ihre Verwendung erklärt. Auch hier wird (z.B. bei der HF/DF-Antenne) auf verschiedene Rüstzustände eingegangen. Die Anleitung ist größtenteils gut nachvollziehbar; es liegt nur ein Satzfehler vor, indem bei der Platzierung der Beiboote backbord und steuerbord verwechselt wurde.

Die bei WEM immer wichtigen „other Instructions“ auf der letzten Seite umfassen unter anderem auch Literaturhinweise und einen Verweis auf die Website von WEM, auf der korrekte Farbprofile des Schiffs zu finden sind.

Fazit

Auch ohne ein krampfhafter Nietenzähler zu sein, sind die Versäumnisse bei dem Bausatz von Trumpeter für mich ärgerlich. Besonders die deutlich fehlerhafte Rumpfkontur wäre nicht nötig gewesen, sie wird noch für einiges an Mehrarbeit sorgen. Da ist es gut, einen kompetent und mit Blick auf die Fehler des Bausatzes entwickelten Ätzteilsatz als Ausgangspunkt für ein Bauprojekt zu haben, aus dem sich Lösungsmöglichkeiten ersehen lassen. Neben diesen Ätzteilen werde ich mir korrekte britische Beiboote, eine korrekte Pom-Pom, schönere Oerlikons und die Teile beschaffen, die für einen späteren Rüstzustand erforderlich sind.

Ich halte diesen Ätzteilsatz für hochwillkommen und

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Frank Spahr

Wir danken White Ensign Models für das Bausatzmuster