Modell: Cleveland Class CL
Hersteller: Yankee Modelworks
Maßstab: 1/350
Art. Nr.:
Material: Resin- und Ätzteile
Preis: ca. 125 Euro

Das Schiff


Die leichten Kreuzer der Cleveland-Klasse waren zwar noch stark von den Beschränkungen des Londoner Flottenabkommens von 1930 geprägt, trugen allerdings auch schon den Erfahrungen Rechnung, die andere Marinen ab 1939 im Zweiten Weltkrieg gesammelt hatten. Die Clevelands basieren vor allem auf dem Entwurf der Brooklyn-Klasse, die noch voll unter den Beschränkungen des Flottenvertrags gebaut wurden. Die Brooklyns prägten mit ihrem Design wesentlich die nachfolgenden Kreuzerklassen der US Navy. Das durchlaufende Hauptdeck wurde von dieser Klasse an Standard für alle folgenden Klassen leichter und schwerer Kreuzer. Und die 15-Zentimeter-Geschütze der Brooklyns fanden sich auch auf den Schiffen der Cleveland-Klasse.
Tatsächlich waren es vor allem die Erfahrungen der Royal Navy, die Einfluss auf die Auslegung der Clevelands hatten. Eine deutliche Steigerung der Flugabwehr-Bewaffnung war das Ergebnis. Bei nur geringfügigen Unterschieden in der Tonnage gegenüber den Brooklyns konnte die Cleveland-Klasse eine eindrucksvolle Batterie von 12 Fünf-Zoll-Geschützen in sechs Doppeltürmen, vier 40 mm Vierlingen und später sechs 40 mm Zwillingen sowie bis zu 19 20mm Flakgeschützen aufbieten. Soviel wie zwei Zerstörer der Sumner/Gearing-Klasse oder ein Flakkreuzer der Atlanta-Klasse. Hinzu kamen die zwölf 15 Zentimeter-Geschütze in vier Drillingstürmen.
Die Bewaffnung zeigt schon deutlich, welchen Zweck die Kreuzer hatten: Schutz der schnellen Trägerkampfverbände und Unterstützung von Ladungsoperationen durch Küstenbeschuss. Nächtliche Duelle mit japanischen Kreuzern wie vor Guadalcanal standen für die Clevelands nicht mehr auf dem Programm. Konsequenterweise überstanden alle 27 Einheiten der Klasse den Zweiten Weltkrieg. Danach wanderten sie mehrheitlich zunächst zur Reserveflotte, wurden teilweise aber in den 50er Jahren reaktiviert.
Sechs Schiffe der Klasse wurden um 1960 herum zu Raketenkreuzern umgebaut und prägten als Galveston/Little Rock- und Springfield-Klasse die frühe Zeit der Flugkörperschiffe in der US Navy. Markenzeichen: hohe Gittermasten und Feuerleitkaskaden.

USS Miami, das von Yankee Modelworks ausgewählte Schiff, wurde am 2. August 1941 kielgelegt und ging am 28. Dezember 1943 unter Captain John Crawford in Dienst. Ab Mai 1944 war das Schiff bei praktisch allen großen Operationen der Pazfikflotte dabei: Marianen, Phillippinen, Iwo Jima und Okinawa. Der Kreuzer gehörte zu unterschiedlichen Trägerkampfgruppen als Geleitschutz. Nach Ende der Feindseligkeiten diente Miami noch als Trainingsschiff für Reservisten an der Pazifikküste, bevor das Schiff im Juni 1947 außer Dienst gestellt und zur Reserveflotte überstellt wurde. Am 1. September 1961 wurde Miami aus der Schiffsliste gestrichen und zum Verschrotten gegeben.

Das Modell


Die Firma Yankee Modelworks ist seit Jahren auf Resin-Bausätze im Großmaßstab 1:350 spezialisiert. Die Bausätze sind in der Regel gut recherchiert, weisen eine hohe Detailgenauigkeit auf und kommen komplett mit einem Satz Fotoätzteile, der auf das jeweils dargestellte Schiff zugeschnitten ist. So ist es auch bei der Miami, die zu den neueren Entwicklungen aus dem Hause Yankee gehört.
Was bekommen wir für rund 125 Euro?



In dem langen stabilen Baukasten finden sich zwei Rumpfteile, eine Tüte Resin-Teile mit den Aufbauten, Waffenplattformen, Schornsteinen und Geschütztürmen, eine Tüte mit Einzelteilen aus Weißmetall, Messingrundstäbe für Masten und Rahen sowie zwei Fotoätzplatinen. Alles ist solide verpackt und erreichte mich ohne jede Beschädigung. Die Einzelteile sind in einem feinen, chremefarbenen Resin gegossen und bis auf kleine Stellen ohne Lufteinschlüsse. Keines der Teile ist verzogen. An einigen Punkten müssen Grate entfernt werden. Am Rumpf sind die Details des Decks bereits angegossen, auch die Holzbeplankung ist in feiner Form wiedergegeben. Gräben, wie sie bei den jüngeren Trumpeter-Modellen als Plankennähte zu finden sind, gibt es nicht. Türen und Feuerlöschanlagen sind als Details ebenso an die Aufbautenteile geformt, wie Luft- und Gasflaschen. Besonders gelungen sind bei meinem Exemplar der Miami die Decklüfter und Ankerwinschen. Der Splitterschutz an Aufbauten und Flakwannen fällt erfreulich dünn aus und muss nicht ersetzt werden. Die Brücke ist eckig und entspricht damit den späteren Cleveland-Bauten, zu denen die Miami gehörte.



Die Passgenauigkeit der Teile ist sehr gut. An Deck sind kleine Führungen angegossen, die eine genaue Positionierung der unteren Aufbauten erleichtern. Die Abmessungen stimmen, mit einer Ausnahme - und die ist ärgerlich: Das Unterwasserschiff ist drei Millimeter zu kurz! Zum Glück stimmt die Abmessung bei der oberen Rumpfhälfte. Wer also ein Wasserlinienmodell bauen möchte, hat keine Probleme. Wer seinen Kreuzer mit Vollrumpf präsentieren will, muss unten am Heck anspachteln. Immerhin besser, als oberhalb der Wasserlinie wegzuraspeln….



Fotoätzteile und Weißmetallteile


Der Ätzteilesatz entspricht in der Qualität den Resinteilen. Feine, reliefgeätzte Teile versprechen Freude bei der Detaillierung. Eine Platine enthält die Relingsteile, genau auf die einzelnen Positionen an Deck und in den Aufbauten zugeschnitten, die zweite, größere Platine birgt die Ätzteile für die Radaranlagen, die Katapulte und Kräne. Die Ausführung ist fein, sie entspricht dem Standard, den Modellbauer heute von den großen Aftermarket-Lieferanten gewohnt sind.



Einziger Schwachpunkt des Modells sind die Weißmetallteile. Schrauben, Anker, Rohre für die 15 Zentimeter-Waffen und Scheinwerfer sind noch in Ordnung. Die Boote, Katapultflugzeuge, Rettungsflöße und 40mm-Waffen entsprechen dagegen nicht der Qualität der anderen Teile des Bausatzes und auch nicht dem aktuellen Standard. Die Metallteile sind zwar nicht unbrauchbar, doch wer ein wirklich tolles Modell bauen möchte, sollte auf Zurüstfirmen wie L’Arsenal, WEM oder Lion Roar zurückgreifen. Sie bieten adäquaten Ersatz an. Und da es sich eher um Kleinteile handelt, sind die Zusatzkosten nicht sonderlich hoch, wenn auch ärgerlich.

Die Anleitung


Eine Schau für sich ist der Bauplan. Neben einer ausführlichen Auflistung der Bauteile und einer Nummerierung der Fotoätzplatinen finden sich genaue Hinweise für das Biegen zahlreicher Ätzteile, verbunden mit Explosionszeichungen, zum Teil farbig gestaltet. Der Aufbau der einzelnen Baugruppen ist logisch, von unten nach oben, vom Bug zum Heck. Abgerundet wird der Bauplan durch eine Farbskizze mit genauen Bemalungshinweisen für die Miami im 1944er Dazzle-Schema und mehreren Fotos vom Original im Einsatz. Ein Abziehbilderbogen mit weißen und schwarzen Kennummern sowie Hoheitszeichen für die Katapultflugzeuge und Flaggen rundet den Bausatz ab.




Fazit


Dieser Bausatz ist nichts für Anfänger. Wer allerdings schon das ein oder andere Multimedia-Schiff gebaut hat und einen richtigen Hingucker für die Vitrine sucht, ist gut bedient. Platz vorausgesetzt! Es sind praktisch alle späteren Clevelands, also mit eckiger Brücke, darstellbar. Ganz zu schweigen von den Umbaumöglichkeiten zu Raketenkreuzern. Gab es da beim Floating Drydock nicht einen Plan von der „Galveston“???..........
Stärken: Saubere Ausführung der Resinteile, sehr gute Ätzplatinen, vorbildliche Bauanleitung.
Schwächen: Weißmetallteile, keine runde Brückenversion
Frank