HMS Warrior war das erste hochseetüchtige Panzerschiff mit eisernem Rumpf und wurde heute vor 150 Jahren in Dienst gestellt. Obwohl die notwendigen Technologien vorhanden waren und der Krim-Krieg die Nützlichkeit von Panzerung bereits demonstriert hatte, baute die Royal Navy weiterhin hölzerne, ungepanzerte Linienschiffe mit Schraubenantrieb. Erst der Bau der französischen Gloire - eines hochseegängigen Panzerschiffes mit hölzernem Rumpf - zwang die Royal zu einer Reaktion: dem Bau der Warrior.
Die Gloire war eine direkte Weiterentwicklung der hölzernen Zweidecker-Schlachtschiffe. Sie erhielt nur ein Batteriedeck, um das erhöhte Gewicht der Panzerung auszugleichen. Deshalb wurde sie als Fregatte bezeichnet, obwohl sie nie als Kreuzer gedacht war, sondern als Teil der Schlachtlinie eingesetzt werden sollte. Die Royal Navy interpretierte dies falsch und Baldwin Walker entwarf als Reaktion kein Schlachtschiff, sondern eine Fregatte. Die Warrior war eine Weiterentwicklung der hölzernen Schraubenfregatten Mersey und Orlando (die längsten hölzernen Schiffe der Royal Navy, gebaut von 1856-61). Um das erhöhte Gewicht der Panzerung und verstärkten Bewaffnung tragen zu können, musste der Rumpf vergrößert werden. Da bei Mersey und Orlando (102,4 m Länge) die Grenzen des für hölzerne Rümpfe Möglichen erreicht war, erhielt Warrior einen eisernen Rumpf. Der lange Rumpf ermöglichte eine für die damalige Zeit sehr hohe Geschwindigkeit, hatte aber auch eine geringe Manövrierfähigkeit zur Folge. Warrior war auf große Reichweite für den Kreuzerkrieg ausgelegt, wurde aber wegen fehlender Dockmöglichkeiten kaum außerhalb europäischer Gewässer eingesetzt. Die Panzerung der Warrior umschloss eine Zitadelle mittschiffs, in der die Maschine und ein Großteil der Bewaffnung untergebracht war. Bug und Heck blieben ungepanzert.
Warrior war in Bezug auf Geschwindigkeit, Bewaffnung und Panzerung den französischen Gegenstücken überlegen, so dass sie trotz der Konzeption als Fregatte (Kreuzer) die Grundlage für die britische Schlachtschiffentwicklung wurde. Neben Warrior wurde 1859-62 noch das Schwesterschiff Black Prince gebaut, 1861-64 die Halbschwester Achilles und 1861-68 die verbesserte Minotaur-Klasse sowie eine Reihe von kleineren und schwächeren Panzerschiffen. Erst mit der Bellerphon (1863-66 gebaut) kehrte die britische Marine zu einer für Schlachtschiffe optimaleren, d.h. breiteren Rumpfform zurück.
Warrior ist 128 m lang und 17,8 m breit und verdrängte 9137 ts. Der Antrieb erfolgte über eine liegende Zwei-Zylinder-Dampfmaschine und zehn Kessel. Bei den Probefahrten leistete die Maschine 5267 PS, womit 14,08 kn erreicht wurden. Als Hilfsantrieb verfügte die Warrior über eine Vollschiffstakelage.
Bewaffnung 1861
26 x 20,6 cm (68-Pfünder Vorderlader auf dem Hauptdeck)
10 x 17,8 cm (110-Pfünder Hinterlader, acht auf dem Hauptdeck, zwei auf dem Oberdeck)
4 x 12 cm (40-Pfünder Hinterlader auf dem Oberdeck)
2 x 20-Pfünder-Hinterlader (Oberdeck)
1 x 12-Pfünder-Hinterlader (Oberdeck)
1 x 6-Pfünder-Vorderlader (Oberdeck
Bewaffnung 1867
4 x 20,3 cm (Vorderlader, in der Zitadelle auf dem Hauptdeck)
28 x 17,8 cm (Vorderlader, 20 in der Zitadelle auf dem Hauptdeck, acht auf dem Oberdeck)
4 x 20-Pfünder (Salutgeschütze)
2 x 12-Pfünder (Bootskanonen)
1 x 9-Pfünder (Bootskanone)
Warrior wurde von 1859-61 von den Thames Ironworks and Shipbuilding Co. Ltd im Großraum London gebaut. Ihre aktive Einsatzzeit verbrachte sie überwiegend bei der Kanalflotte. Sie war aber lediglich von 1861-64 (es folgte eine längere Nachrüstung) und 1867-71 im Einsatz. Am 14. August 1868 kollidierte sie mit dem Panzerschiff Royal Oak, wurde aber nur leicht beschädigt (sie hinterließ ihre Galionsfigur auf dem Achterschiff der Royal Oak). Im Juli 1869 schleppte sie zusammen mit dem Schwesterschiff Black Prince und der Schaufelradfregatte Terrible einen Schwimmdock nach Bermuda - die einzige Gelegenheit, bei der Warrior europäische Gewässer verließ. 1871-75 wurde sie umgebaut, wobei sie ein Poopdeck, neue Kessel und ein neues Bugspriet erhielt. Danach war sie Teil der Reserveflotte und wurde nur jährlich im Sommer aktiviert. 1879 erhielt sie ein Dampf-unterstütztes Ruder, um die mangelhafte Manövrierfähigkeit zu verbessern. 1880 erfolgte die Umklassifizierung zum Panzerkreuzer, 1883 wurde Warrior außer Dienst gestellt und lag die folgenden Jahrzehnte ungenutzt in Portsmouth. 1902-04 diente sie als Depotschiff für Zerstörer in Portsmouth, 1904-1923 war sie als Vernon III Teil der Torpedoschule in Portsmouth. 1927 wurde sie zu einer schwimmenden Ölpier für die Marinewerft Pembroke umgebaut. In dieser Funktion diente sie, 1942 in Oil Fuel Hulk C77 umbenannt, bis 1979. 1979-87 wurde sie in Hartlepool restauriert, seit 1987 kann sie in Portsmouth im Portsmouth Historic Dockyard besichtigt werden. Heute ist Warrior das einzige noch existierende britische Schlachtschiff - das erste eiserne und auch das letzte.
Folgende Artikel haben wir zu dem 150. Jahrestag veröffentlicht:
Andrew Lambert: HMS Warrior 1860 Victoria's Ironclad Deterrent
Panzerfregatte HMS Warrior (1/48 Modell)
Quellen
- HMS Warrior 1860. Victoria's Ironclad Deterrent von Andrew Lambert, London, 2011
- The immortal Warrior. Britain's first and last battleship von John Wells, Emsworth, 1987
- HMS Warrior Portsmouth Hampshire
- HMS Warrior (1860) (Wikipedia, dt.)
- HMS Warrior (1860) (Wikipedia, engl.)
- Die HMS Warrior von 1860
- The Sail & Steam Navy List von David Lyon und Rif Winfield, London, 2004
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Lars