Das die Revell- und Trumpeter-Bausätze des Gato-Klasse U-Boots im Maßstab 1:72 bzw. 1:144 eine wahre Zubehörflut auslösen würden, war ja zu erwarten, aber auch die schreibende Zunft hat sich zu Wort gemeldet.
Beginnen möchte ich mit dem neuen Titel aus der Reihe Warship Pictorial:
Titel: Warship Pictorial No. 28 Gato Type Fleet Submarines
Verlag: Classic Warships Publishing
Autor: Steve Wiper, Ron Smith
Umfang: 71 Seiten, 109 Fotos, davon 24 in Farbe,
Erscheinungsdatum: 2006
ISBN: ISBN 0-9745687-7-5
Preis (von Christian Schmidt, München): € 17.95
Autor Steve Wiper hat in Zusammenarbeit mit Ron Smith, der die Fotorecherche betrieben hat, eine großartige Fotodokumentation herausgebracht, die viele bislang schlecht oder gar nicht dokumentierte Bereiche der Gatos fotografisch beleuchtet. Auf 71 Seiten bietet die Publikation 109 Fotos, davon 24 in Farbe, von Gatos, Balaos und Booten der Tench-Klasse. Mit Ausnahme einiger Farbfotos stammen alle Fotos aus dem 2. Weltkrieg und dokumentieren somit die Entwicklung dieser Boote und ihrer Nachfolger, mit all ihren kriegsbedingten Umbauten, von der Kiellegung bis zum Kriegsende. Unterstützt werden die Fotos noch durch grafische Darstellungen aller Rohrwaffen sowie einer zeitgenössischen Darstellung eines Tarnschemas.
Generelle Aussagen zur Gato-Klasse werden in einem zweiseitigen historischen Abriss gemacht, dieser kommt aber in Bezug auf einige Details nicht ohne Fehler aus.
Da wird zum Beispiel die Aussage getroffen es habe 73 Gatos gegeben, SS-212 – SS-284. Tatsächlich waren es 77 Boote, denn SS-361 Golet, SS-362 Guavina, SS-363 Guitarro und SS-364 Hammerhead waren auch noch Gatos. Frage: was unterscheidet ein Gato generell vom Balao? Die Balaos verfügten über eine dickere Druckkörperhülle, wodurch ihnen eine größere Tauchtiefe ermöglicht wurde. Boote mit der dünneren Hülle sind also Gatos.
Ein anderes Detail das einer genaueren Überprüfung unterzogen werden sollte betrifft die Position des Ankers. Mr. Wiper schreibt, dass alle Boote die von "Electric Boat", Manitowoc gebaut worden sind, den Anker an Steuerbord trugen, während alle anderen Werften den Anker an Backbord platzierten. Unglücklicherweise liefert er selbst den Gegenbeweis, indem er auf Seite 14 ein Foto von SS-229 Flying Fish, gebaut von der Portsmouth Navy Yard, platzierte, welches eindeutig die Ankermulde an Steuerbord aufweist. Vielleicht ein Überbleibsel der ursprünglichen Planung, die Boote mit zwei Ankern auszustatten?
Wie oben schon gesagt, steckt das Heft voll von großartigen Fotos, die aber alle in Häfen oder friedlichen Gewässern gemacht worden sind und die nur Außenansichten der Boote liefern.
Wer Gefechtsaufnahmen oder Innenansichten sucht wird enttäuscht. Auch werden einige technische Details, wie die auf machen Fotos deutlich sichtbarem Entmagnetisierungskabel am Heck, nicht weiter erklärt. Man muss sich manches Mal schon gut auskennen, um ein Foto richtig "lesen" zu können.
Sehr gut dokumentiert sind die vielen unterschiedlichen Ausführungen der Türme, wodurch sehr deutlich gemacht wird, wie individuell die einzelnen Boote tatsächlich waren. Vermutlich gab es keine zwei Boote die zeitgleich vollkommen identisch waren.
Am Ende wartet das Heft noch mit einer mehrseitigen tabellarischen Auflistung aller Gatos, Balaos und Tenchs auf, die SS-Nummern, Namen, Indienststellungsdaten und den Verbleib dokumentieren. Die letzte Seite liefert noch die generellen Vergleichsdaten aller drei Bootstypen.
Für mich persönlich fehlen eindeutig die Einsatz- bzw. Gefechtsfotos die es natürlich in den Archiven gibt. Vermutlich wollte der Autor aber gezielt nur die technische Geschichte der Boote dokumentieren, was ihm aufgrund der z.T. unzureichenden Erläuterungen nicht vollständig gelungen ist.
Fazit:
- tolle, detailreiche Fotos, z.T. ganzseitig gedruckt
- erstklassige Druckqualität
- leider oftmals unzureichende Bildtexte, die den Leser mit seinen Fragen allein lassen
- dennoch gutes Preisleistungsverhältnis
Wer einfach nur möglichst viele Fotos von Gatos sucht wird hier fündig. Gewisse Vorkenntnisse sind aber notwendig, wenn man mit den Fotos "arbeiten" will.
Prädikat:
Olaf