Titel: Warship 2018
Autor: John Jordan (Herausgeber)
Verlag: Osprey
Erscheinungsjahr: 2018
ISBN: 978-1-4728-2999-3
Umfang: 224 Seiten mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotos und Zeichnungen
Preis: 40 Britische Pfund (ca. 45 €)
Inhalt
Die Zeitschrift Warship, die jährlich in Buchform erscheint, wird inzwischen von Osprey verlegt. Die Ausgabe 2018 enthält zahlreiche Artikel über Kreuzer sowie einige andere Schiffstypen des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter auch einen Artikel über die dänische Niels Juel, die vor 75 Jahren selbst versenkt wurde.
Der Ausgabe enthält folgende Artikel:
- Niels Juel: "A funny little Danish warship" von Tom Wismann: ein Artikel über das 1914 begonnene dänische Küstenpanzerschiff Niels Juel, das als Schulkreuzer fertig gestellt wurde. Der Artikel beschreibt die Entwicklung, Bau des Schiffes und Umplanung während des Baus. Die technischen Eigenschaften werden ebenso behandelt, wie die Geschichte des Schiffs, der Umbau 1935-36 und das Schicksal des Schiffs, das als deutsches Kadettschulschiff Nordland 1945 zum letzten Mal versenkt wurde. Skizzen zeigen das Schiff, wie ursprünglich geplant, wie fertig gestellt und nach dem Umbau. Dazu sind zahlreiche Fotos des Schiffs enthalten (siehe Beispielseite unten). Siehe auch Fotos von Modellen der Niels Juel in Kopenhagen und Aalborg, Fotos der heute noch existierenden Geschütze hier und hier sowie das dänisches Heft Niels Juels Kanoner.
- The Battle of the River Plate: a tactical analysis von Alan D. Zimm: über die Schlacht vor dem Río de la Plata zwischen dem deutschen Kreuzer ("Panzerschiff") Admiral Graf Spee und den britischen Kreuzern Exeter, Ajax und Achilles. Der Autor geht von den britischen und US-amerikanischen Vorschriften für Manöver aus, die den Ausgang eines solchen Gefechts prognostizieren sollten. Die Auswahl der Vorschriften wirkt auf den ersten Blick seltsam, da es ein Schlacht zwischen der Kriegsmarine und Royal Navy war. Allerdings zeigt der Autor, dass der britische Befehlshaber Harwood seine Taktik genau aus diesen Vorschriften ableitete und damit fast eine Niederlage verursachte. Tatsächlich waren die Annahmen der US Navy für ein solches Gefecht realistischer. Der Autor versucht des Gefecht anhand der deutschen und britischen Berichte, die sich teilweise deutlich widersprechen, zu rekonstruieren und zeigt dabei, dass die gewählten Taktiken beider Befehlshaber für dieses Artilleriegefecht sehr problematisch waren. Der Artikel enthält Karten des Gefechts sowie Fotos der beteiligten Schiffe.
- Under the guns: Battle damage to Graf Spee 13 December 1939 von William J Jurens: passend dazu beschreibt ein zweiter Artikel die Schäden, die die Admiral Graf Spee in diesem Gefecht erlitten hat. Basierend auf britischen und deutschen Quellen versucht der Autor alle Treffer und den Umfang der Schäden zu rekonstruieren. Alle Treffer werden beschrieben, dazu auch die Schäden durch Splitter. Eine Zusammenfassung am Ende beschreibt, warum das Schiff selbst versenkt wurde und was mit dem Wrack passierte. Die Schäden werden durch viele Zeichnungen und Fotos illustriert (siehe Beispielseite unten), wobei diese Quellen sicher auch für Modellbauer nützlich sind, z.B. um das Schiff im Maßstab 1/350 oder 1/700 aus einem der Bausätze, z.B. von Trumpeter, zu bauen.
- The armoured cruiser Jeanne d'Arc von Luc Feron: ein Artikel über den 1903 fertig gestellten französischen Panzerkreuzer Jeanne d'Arc. Der Artikel erschien ursprünglich 2015 auf französisch in Marines & Force navales N° 157, wurde aber überarbeitet und durch neue Zeichnungen ergänzt. Die Entwicklung, technischen Eigenschaften sowie der Lebenslauf des Panzerkreuzers werden beschrieben. Statt der Originalpläne in der französischen Originalversion sind hier neu gezeichnete Pläne enthalten, die weniger detailliert sind, aber dafür eine bessere Übersicht vermitteln. Enthalten sind Seitenansicht; Aufsicht; ein Längsschnitt und eine Decksansicht, die den Aufbau der Maschinenanlage beschreiben; Ansichten der 19,4 cm-Türme und 13,8 cm-Geschütze sowie Zeichnungen der Panzerung und anderer Schutzeinrichtungen. Dazu kommen zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos, die von der Größe und Qualität gut genug sind, um beim Bau eines Modells hilfreich zu sein. Im Maßstab 1/700 gibt es einen Bausatz von Kombrig (siehe Bausatzbesprechung).
- Breaking 'Ultra': The Cryptologic and Intelligence War between Britain and Italy, 1931-1943 von Enrico Cenuschi. Ein Artikel über die Entschlüsselung der Kodes im Zweiten Weltkrieg. Einerseits argumentiert der Autor, dass die britischen Erfolge und insbesondere die Auswirkung der Entschlüsselung von italienischen Kodes übertrieben wurde, u.a. nennt er die "Entdeckung" eines nie gelegten Minenfelds, das so den italienischen Hafen von Benghazi schützte, obwohl es nie existierte. Dazu werden die italienischen Erfolge britische Kodes zu brechen beschrieben, inklusive der mehrfachen Erbeutung von Dekodierungsmaschinen und entsprechenden Unterlagen. Fotos zeigen die beteiligten Personen und einige betroffene Schiffe.
- The IJN light cruiser Oyodo von Hans Lengerer: über den letzten japanischen Leichten Kreuzer, der als Flaggschiff und Aufklärer für U-Boote gebaut wurde, aber nie entsprechend verwendet wurde, u.a. da die geplanten Flugzeuge nie vorhanden waren. Die Entwicklung des Kreuzers, seine technische Eigenschaften, Umbauten und Geschichte werden beschrieben. Der Artikel enthält Pläne des ursprünglichen Zustands sowie einige Fotos des Schiffs. Der Artikel liefer sowohl interessante Informationen über das Vorbild, ist auch sehr nützlich, wenn man ein Modell des Schiffs bauen will, z.B. aus dem Bausatz von Aoshima (siehe Bausatzbesprechung).
- Coast defence and coast offence: Russian Monitor Designs of the First World War von Stephen McLaughlin: über Entwürfe von russischen Monitoren für die Küstenverteidigung und Unterstützung von Angriffen für die Ostsee- und Schwarzmeerflotte im Ersten Weltkrieg. Die Hintergründe der Bestrebungen solche Schiffe anzuschaffen sowie verschiedene Entwürfe werden beschrieben. Keines dieser Entwürfe wurde realisiert. Dazu werden Umbauprojekte von alten Schlachtschiffen erwähnt, zumindest die Sinop erhielt massive Torpedowülste. Fotos zeigen diverse Schiffe, die als Vorbild hätten dienen können, sowie einige ältere Schiffe. Dazu sind zahlreichen Skizzen der verschiedenen Entwürfe enthalten.
- Modern naval replenishment vessels von Conrad Waters: der Autor beschriebt die heutigen Richtungen beim Bau von Versorgern, u.a. die Nutzung kommerzieller Entwürfe bzw. das Bestreben Mehrzweckschiffe zu bauen. Es wird auch kurz auf die Geschichte der Versorgungsschiffe eingegangen sowie auf geänderte Umweltauflagen (das Verbot von Einhüllentankern). Auf die britische Tidespring-Klasse und die daraus abgeleitete norwegische Maud, die deutsche Berlin-Klasse und ihre kanadischen Halbschwestern sowie die niederländische Karel Doorman werden näher charakterisiert. Viele Fotos zeigen die Schiffe, dazu gibt es einige Zeichnungen, überwiegend Seitenansichten.
- Lost in the fog of war: Royal Navy Cruiser Designs for Trade Protection 1905-1920 von David Murfin: in dieser Zeit baute die Royal Navy fast ausschließlich Kreuzer für den Dienst mit der Flotte, die keine ausreichende Reichweite und Seetüchtigkeit hatten, um die Handelsrouten zu schützen. Es wurden einige Kreuzer entworfen, sowohl für den Dienst in den Kolonien, als auch zum Schutz des Handels bzw. der Jagd auf gegnerische Handelsstörer. Diese Entwürfe führten schließlich zum Bau der Hawkins-Klasse. Dazu sind Entwürfe enthalten, die australische Adelaide mit 19 cm-Geschützen auszurüsten bzw. aus der D-Klasse durch Verlängerung einen Kreuzer mit ausreichenden Reichweite zu erhalten. Fotos zeigen ältere und gebaute Kreuzer, zahlreiche Skizzen der verschiedenen Entwürfe sind enthalten.
- Amatsukaze: a destroyer's struggle von Michael Williams. Die sehr interessante Geschichte des japanischen Zerstörers Amatsukaze der Kagero-Klasse. Die Geschichte des Schiffs wird ab Ende 1942 erzählt. Sie verlor am 16. Januar 1944 den vordere Hälfte des Rumpfs, konnte aber geborgen werden. Sie wurde mit einem neuen Bug etwa auf der Position des vorderen Schornsteins versehen und die achtere Hälfte des Zerstörers diente so noch als Geleitschiff, lief aber durch Luftangriffe beschädigt auf und musste nach Angriffen von kommunistischen Widerstandskämpfer aufgegeben werden. Der Artikel enthält diverse Skizzen, die die Klasse im ursprünglichen Zustand und die Amatsukaze im letzten Zustand zeigen. Dazu sind einige Fotos enthalten, u.a. auch Aufnahmen der Geleitschiffe, die bei den letzten Einsatz der Amatsukaze dabei waren und Aufnahmen der Amatsukaze während der Luftangriffe selbst. Der Artikel ist sicher eine gute Inspiration für ein Modell dieses Schiffs.
- USS Huntington (ex West Virginia) von A D Baker III. Ein kurzer Artikel über den Panzerkreuzer der Pennsylvania-Klasse, der einige Fotos des Schiffs sowie einen Plan im Zustand von 1920 enthält. In Kombination eine interessante Quelle für einen Umbau eines der Bausätze der Klasse von Niko Model bzw. Loose Cannon.
In Warship Notes wird auf die Entwicklung des japanischen 15,5 cm-Geschützes und dessen Drillingsturm (verwendet auf der Mogami- und Yamato-Klasse sowie der Oyodo), den mysteriösen Verlust des U-Boots U 56 1916 sowie die politische Namensgebung der US Navy eingegangen. Neben Korrekturen und Ergänzungen der letzten Ausgabe findet man noch zahlreiche Buchbesprechungen. Am Ende gibt es noch einen kurzen Artikel über die deutschen U-Boote UB 125 und U 55, die nach dem Ersten Weltkrieg als Kriegsbeute an Japan gingen und 1921 abgewrackt wurden. Die Fotos zeigen ihre Inaktivierung und Abwrackung.
Fazit
Eine sehr interessante und reich bebilderte Ausgabe, die sowohl für marinehistorisch Interessierte als auch Schiffsmodellbauer spannend und nützlich sein dürfte.
sehr empfehlenswert
Lars