Warship 2020 Titel

Titel: Warship 2020
Autor: John Jordan (Herausgeber)
Verlag: Osprey Publishing
Erscheinungsjahr: 2020
ISBN: 9781472840714
Umfang: 224 Seiten mit zahlreichen Zeichnungen und Schwarz-Weiß-Fotos
Preis: 40 Britische Pfund

Inhalt

Die Zeitschrift Warship erscheint seit vielen Jahren jährlich, inzwischen bei Osprey Publishing. Die Ausgabe 2020 enthält mehrere Artikel über Flugzeugträger, aber auch andere Typen wie Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer und U-Boote sind berücksichtigt. Zeitlich reicht die Spannweite der Themen vom späten 19. Jahrhundert bis heute.

Enthalten sind folgende Artikel:

  • From Battleship to Carrier: Béarn von John Jordan über den ersten französischen Flugzeugträger Béarn, der 1928 fertig gestellt wurde. Von den Hintergründen des Entwurfs, den technischen Eigenschaften, den eingeschifften Flugzeugen bis zu den Umbauten wird das Schiff ausführlich vorgestellt. Jordan hat auch detaillierte Zeichnungen des Schiffs für den Artikel angefertigt, die dazu genau beschriftet sind. Dazu enthält der Artikel zahlreiche Fotos, sowohl Gesamtansichten als auch Detailansichten (siehe Beispielseite unten). Hier werden auch viele der besonderen Merkmale des Schiffs gezeigt, wie z.B. die Tore, mit denen die Öffnungen des Flugdecks für die Aufzüge geschlossen werden konnten, zweistöckige Aufzüge und eine aus dem Flugdeck ausfahrbare Brücke. Für jeden, der ein Modell dieses Schiffs bauen will (siehe z.B. dieses gebaute Modell), dürfte der Artikel sehr hilfreich sein.

Warship 2020 Beispielseite

  • The Eight-Eight Fleet and the Tosa Trials von Hans Lengerer: über die Pläne der Kaiserlich Japanischen Marine eine Flotte aus acht Schlachtschiffen und acht Schlachtkreuzern aufzubauen. Schon die Super-Dreadnought der Fuso- und Ise-Klasse wurden als veraltet betrachtet. Dieses gewaltige und sehr teure Programm wurde nie komplett realisiert. Von den geplanten Schiffen wurden nur Nagato und Mutsu wie geplant fertig gestellt und Akagi und Kaga als Flugzeugträger fertig gebaut. Die gewaltigen Kosten hätten Japan finanziell ruiniert, so dass der Washingtoner Flottenvertrag, der die Fertigstellung und den Bau dieser Schiffe verbot, als willkommener Ausweg betrachtet wurde. Neben den finanziellen Kosten behandelt der Artikel auch die technischen Anforderungen und stellt einen der Konstrukteure, Hiraga Yuzuru, vor. Dazu wird ausführlich auf die Tests der Panzerung und des Unterwasserschutzes des nicht fertig gestellten Schlachtschiffs Tosa eingegangen. Neben einigen Skizzen und Fotos finden sich auch viele Pläne, die die Schäden der Tosa, die durch die Versuche verursacht wurden, dokumentieren.
  • Italia and Lepanto. Giants of the Iron Century von Sergei Vinogradov: über die beiden italienischen Schlachtschiffe Italia und Lepanto, die 1876-87 gebaut wurden. Diese beiden Schiffe waren besonders: sie waren mit den damals schwersten Geschützten, gewaltigen 43,1-cm-Hinterladern, ausgerüstet. Allerdings waren sie nicht schwer gepanzert, sondern hatten wie Geschützte Kreuzer nur ein Panzerdeck. Stattdessen sollte die hohe Geschwindigkeit in Kombination mit der geringen Feuergeschwindigkeit der Gegner als Schutz dienen. Die Schiffe waren damit eine Kombination von Schlachtschiff und Kreuzer, ähnlich wie spätere Schlachtkreuzer. Zudem sollten sie eine komplette Infanterie-Division mit 10.000 Soldaten transportieren können, weshalb sie einen relativ geräumigen Rumpf mit hohen Freibord erhielten. Dieses revolutionäre Konzept war bei Baubeginn sinnvoll. Durch die Einführung der Schnellfeuergeschütze und der Steigerung der Geschwindigkeit veralteten beide Schiffe aber schnell. Der Artikel beschreibt die Hintergründe des Entwurfs und die technischen Eigenschaften der Schiffe detailliert. Auch auf die Kritik an den Schiffen wird eingegangen. Auch die Umbauten und Lebensläufe der beiden Schiffe werden behandelt. Viele Fotos und Pläne zeigen die Schiffe. Leider gibt es aktuell meines Wissens keinen Bausatz, der 1/700er Bausatz von Yumematu dürfte nur noch schwer zu finden sein.
  • The Reconstruction of HMS Victorious von David Hobbs: eine Beschreibung des Umbaus des britischen Flugzeugträgers Victorious von 1950-58, der das Schiff zum zeitweise modernsten Träger der Royal Navy machte. Hobbs geht detailliert auf die verschiedenen Veränderungen ein, die auch die damals schnellen Fortschritte bei Flugzeugträgern deutlich machen. Neben einigen Skizzen illustrieren auch diverse Schwarz-Weiß-Fotos, darunter eine Serie von Detailaufnahmen von oben, den Artikel. Für alle, die den 1/700er Bausatz der Victorious von Orange Hobby bauen wollen, ist der Artikel eine gute Quelle.
  • The Beginnings of Soviet Naval Power von Przemysław Budzbon und Jan Radziemski: über den Einfluss des britischen U-Boots L 55, dessen Wrack 1928 von den Sowjets gehoben und untersucht wurde, auf den sowjetischen U-Boot-Bau. Der Artikel beschreibt die Probleme der Konstrukteure der sowjetischen Marine, neue U-Boote zu entwerfen, da sie über keinerlei Erfahrung mit dem Bau moderner U-Boote hatten. Deshalb war der Fund des 1917-18 gebauten britischen U-Boots einer Klasse, die für die Royal Navy bis 1923 gebaut wurde, sehr hilfreich. Die Autoren behandeln die verschiedenen früheren und späteren U-Boot-Klassen der sowjetische Marine. Von vielen dieser Klassen sind Pläne und Fotos enthalten.
  • The Development of the Small Cruiser in the Imperial German Navy (Part 1) von Dirk Nottelmann: ein Artikel über die Entwicklung des Kleinen Kreuzers der Kaiserlichen Marine. Der Artikel geht kurz auf einige der frühen Kreuzer ein, u.a. den Aviso Grille, die Torpedokreuzer Blitz und Pfeil, die Ungeschützten Kreuzer der Sperber- und Bussard-Klasse sowie den Aviso Hela, ein. Der Schwerpunkt liegt klar bei der Entwicklung der neuen, dann als Kleinen Kreuzer klassifizierten Gazelle-Klasse sowie der Einführung der Turbine in einzelnen Kreuzern der Bremen-, Königsberg- und Dresden-Klasse. Nottelmann recherchiert die Hintergründe, die zur Entwicklung der Gazelle-Klasse führten, einer Abkehr von der bisherigen Praxis verschiedene Typen für den Flotten- und Auslandsdienst zu bauen. Der Abschluss dieses Teils bildet die Kolberg-Klasse. Die folgenden Klassen sollen in Warship 2021 beschrieben werden. Illustriert ist der Artikel mit diversen Skizzen, Teile von Plänen und Schwarz-Weiß-Fotos (siehe Beispielseite unten). Für meinen Geschmack hätte der Artikel ausführlicher sein können und ich hoffe, dass Nottelmann das bisher gesammelte Material nutzen wird, ein Buch über die kleineren Kreuzer der Kaiserlichen Marine (Kreuzer III. und IV. Klasse, Avisos, Kleine Kreuzer) zu schreiben.

Warship 2020 Beispielseite

  • Design Trends in Modern Surface Combatants von Conrad Waters: ein Artikel über moderne Fregatten und Zerstörer. Beschreiben wird u.a. die starke Größenzunahme; die Maßnahmen zur Reduktion der Radarsignatur und einige andere Schritte, die Schiffe für Sensoren schwieriger zu detektierbar zu machen; die modulare Auslegung, um die Schiffe für verschiedene Missionen ausrüsten zu können sowie die Entwicklung der Kommandosysteme, Antriebe, Überlebensfähigkeit und Besatzungsstärke und -unterbringung. Den Abschluss bilden mögliche zukünftige Entwicklungen, z.B. vernetzte Kampffähigkeiten, autonome Fahrzeuge und neue Waffensysteme wie Laser. Illustriert ist der Artikel mit diversen Skizzen und Fotos. Der Artikel bietet einen guten, kurzen Überblick über aktuelle Entwicklungen.
  • The Fleet Battleship Charles Martel von Philippe Caresse über das französische Schlachtschiff Charles Martel, das 1897 in Dienst gestellt wurde und zu einer Serie von Schiffen gehörte, die nach sehr verschiedenen Entwürfen gebaut wurden. Der Artikel dürfte die Kurzform des Abschnitts über des Schiffs in einem französisch-sprachigen Buchs des gleichen Autors sein. Da Originalpläne noch nicht zugänglich sind, fallen die enthaltenen Pläne eher skizzenhaft aus. Dafür finden sich viele gute Fotos. Von der Charles Martel gab es einen 1/700 Bausatz von Yumematu, der aber nur schwer zu finden sein dürfte.
  • The Quest for an Italian Aircraft Carrier 1922-1939 von Michele Cosentino: über die Bestrebungen der italienischen Marine, Flugzeugträger zu beschaffen. Ausgehend von dem Seeflugzeugträger Giuseppe Miraglia werden die verschiedenen Entwürfe beschrieben. Diverse Planskizzen und Fotos illustrieren den Artikel.
  • On Barren, Hideous Rocks. The Groundins of HMS Dauntless, July 1928 von Michael Whitby: über das Auflaufen des britischen Leichten Kreuzer HMS Dauntless auf ein Riff in der Hafeneinfahrt von Halifax. Eine interessante Recherche über die Ursachen dieses Unfalls und die folgende Bergung des Schiffs. Karten und Fotos illustrieren den Artikel. Einen Bausatz eines späten Kreuzers der D-Klasse mit Trawler-Bugs gab es im Maßstab 1/700 von HP-Models. Aktuell ist nur von der Klasse nur die Conrad von Niko Models erhältlich, deren Bug man aber modifizieren müsste und die man auf den Zustand von 1928 zurück bauen müsste.
  • T 47 Surcouf von John Jordan über die französischen Zerstörer des Typs T47, der Surcouf-Klasse. Ein kurzer, vierseitiger Artikel, der die Klasse im ursprünglichen Zustand beschreibt. Es ist auch ein Plan enthalten. Von der Klasse gibt von L'Arsenal im Maßstab 1/700 und von Heller im Maßstab 1/400 Bausätze.

In der Rubrik Warship Notes folgen eine Reihe von kürzeren Artikeln über die 15,2-cm-Türme der Nelson-Klasse, die Idee einer mobilen Basis der Royal Navy nach dem Ersten Weltkrieg, den Untergang des britischen Schlachtschiffs HMS Victoria 1893 und die Restauration des Landungsboots LCT 7074 (ab 2020 Teil des The D-Day Story Museums in Southsea by Portsmouth). Bei A's & A's finden sich Antworten auf Artikel in früheren Ausgaben, u.a. Informationen über das französische Schlachtschiffs Brennus und die Antriebsanlage des Schlachtkreuzers HMS Tiger. Unter Naval Books of the Year finden man zahlreiche, gut geschriebene und detaillierte Buchbesprechungen. In der Warship Gallery finden sich diverse Fotos britischer Schiffe aus der Zeit des Kalten Kriegs, mehrheitlich Fregatten. Diese Fotos stammen aus dem Buch Cold War Fleet von Clive und Sue Taylor.

Fazit

Eine interessante Ausgabe mit vielfältigen Themen. Die Artikel sind gut geschrieben und zeichnen sich durch Pläne und eine gute Auswahl an Fotos aus. Insgesamt ist diese Ausgabe

alt sehr empfehlenswert

Lars