Titelseite

Titel: Super Destroyers. From the Torpedo Boat Era to the Dominant Surface Warship of Today
Autor: Robert C. Stern
Verlag: Seaforth Publishing
Erscheinungsjahr: 2024
ISSN: 978-1-5267-7745-4
Umfang: 256 Seiten mit vielen Schwarz-Weiß- Fotos
Preis: 40 Britische Pfund (beim Verlag)

Inhalt

Der Autor widmet sich in diesem Buch "Super-Zerstörern", wie man dem Untertitel entnehmen kann von der Zeit der Torpedoboote bis heute. Was versteht der Autor unter "Super-Zerstörern"? Er geht von Zerstörern aus, die wegen der Flottenverträge zwischen den beiden Weltkriegen einen Größensprung nach oben gemacht haben (u.a. um Kreuzer partiell zu ersetzen, einfach um anderen Zerstörern überlegen zu sein oder um auf andere große Zerstörer zu reagieren) - ausgehend von einem kleinen Buch von Antony Preston mit dem gleichen Titel von 1978. Er weitet dies aber auch auf frühere und spätere Zerstörer aus, die im Vergleich zu anderen Schiffen des Typs in ihrer Zeit einen Sprung in Bezug auf Größe und Leistungsfähigkeit darstellten.

Das Buch ist in elf Kapitel gegliedert. Im ersten Kapitel beschäftigt sich Stern mit den Schiffen und Booten aus der Zeit von 1876-85, als es verschiedene Ideen gab, wie man Torpedos einsetzten konnte: von kleinen (Bei)Booten, Torpedobooten, Torpedokanonenbooten bis hin zu Torpedokreuzern. Es folgen Kapitel über die Entwicklung der Torpedobootzerstörer (1884-1915), deren Einsatz im Ersten Weltkrieg (am Beispiel der Schlacht in der Otrantostraße am 15. Mai 1917 und dem deutschen Angriff auf einen Norwegen-Konvoi am 12. Dezember 1917) und die Vorläufer der Super-Zerstörer der Zwischenkriegszeit (1917-18). Die nächsten vier Kapitel widmen sich der Entwicklung der Super-Zerstörer zwischen den Kriegen von dem Washingtoner Flottenvertrag, über Versuche die Größe der Zerstörer zu begrenzen, über die aus dem Londoner Flottenverträgen resultierenden Schiffen bis hin zu den Zerstörern, die nach Kündigung der Flottenverträge entworfen wurden. Ein Kapitel analysiert deren Einsätze im Zweiten Weltkrieg anhand von zwei Beispielen: der Schlacht bei Sfax am 16. April 1941 (einem britischen Angriff auf einen italienischen Konvoi) und dem Einsatz von Zerstörern als Radarvorposten gegen Kamikazeangriffe vor Okinawa. Die letzten beiden Kapitel behandeln die im Zweiten Weltkrieg entworfenen Zerstörer bzw. die nach dem Krieg entworfenen Zerstörer.

Beispielseite

In den ersten Kapiteln könnte man das Buch auch als Geschichte der Zerstörer bezeichnen. Es gibt hier keinen besonderen Fokus auf größere Schiffe. Die ersten solche Beispiele sind die Zerstörer der Tribal-Klasse von 1908 und HMS Swift von 1910, wobei letztere doppelt so groß wie die Tribal-Klasse und die typischen Zerstörer zu Beginn des Ersten Weltkriegs ausfiel. Als weitere Beispiele werden die italienischen Esploratori leggeri (Leichte Spähschiffe, Allessandro Poerio- und Carlo Mirabello-Klasse), die russische Nowik von 1913 und die verschiedenen frühen Flottillenführer genannt. Eine andere Entwicklung, die großen Zerstörer, die für Argentinien und Chile vor dem Krieg gebaut wurden (und teilweise dann für die britische, deutsche und französische Marine fertig gestellt wurden), wird hier nicht genannt. Ich hätte hier die allgemeine Geschichte der Zerstörer, insbesondere der britischen Zerstörer, etwas reduziert und mich mehr auf die besonders großen Exemplare wie Swift, die Esploratori leggeri, Nowik, die argentische La Plata- und Catamarca-Klasse sowie die chilenische Almirante Lynch-Klasse (1913) sowie die britischen Flottillenführer fokussiert - als Vorläufer der Großzerstörer. Auch in den Kapiteln über die späten Schiffe des Ersten Weltkriegs und der Zwischenkriegszeit schwankt der Autor teilweise zwischen einer allgemeinen Geschichte der Zerstörer und einem Fokus auf besonders große Exemplare, aber hier ist der Schwerpunkt schon deutlich stärker auf den größeren Super-Zerstörern. Bei dem im Zweiten Weltkrieg entworfenen Schiffen liegt der Fokus klar auf großen Exemplaren wie Shimakaze, der Akizuki-Klasse, der Battle- und Daring-Klasse sowie der Allan M. Sumner- und Gearing-Klasse. Wie bei The Modern Cruiser vom gleichen Autor (siehe Buchbesprechung) ist das Kapitel über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ziemlich minimalistisch und besteht primär aus groß abgedruckten Fotos mit etwas längeren Bildlegenden. Hier hätte der Autor genauer auf die Entwicklung eingehen können.

Beispielseite

Das Buch enthält zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos, die oft relativ groß abgedruckt sind, aber in unterschiedlicher Qualität wieder gegeben sind (was wohl oft auch schon an der unterschiedlichen Qualität der Originale lag). Die Fotos ermöglichen es, sich einen Eindruck von der Entwicklung zu machen. Als Quelle für den Modellbau sind sie nicht unbedingt gedacht, als Anregung können sie aber durchaus dienen. Für ausgewählte Klassen findet man im Text kurze Tabellen mit technischen Daten. In der Einleitung findet man noch eine Umrechnungstabelle von Inch (Zoll) nach metrischen Maßen für typische Geschützkaliber sowie ein Abkürzungsverzeichnis. Hinten im Buch ist noch ein Quellenverzeichnis, Anmerkungen sowie ein Stichwortverzeichnis.

Fazit

Vom Titel und der Werbung des Verlags hätte ich mir bei diesem Buch einen etwas anderen Fokus erwartet, was in meinem Fall aber auch daran liegt, dass mich primär die Entwicklung in Richtung der Großzerstörer ab etwa 1910 bis in die 1960er interessiert hätte. Diese Erwartungen erfüllt das Buch nur teilweise. Als Geschichte der Entwicklung der Zerstörer von den frühen Torpedoträgern über die Torpedobootszerstörer hin bis zu den Super-Zerstörern aus der Zwischenkriegszeit ist das Buch aber durchaus interessant.

alt empfehlenswert


Lars