Titel

Titel: British Cruisers of the Victorian Era
Autor: Norman Friedman, A.D. Baker III, Paul Webb
Verlag: Seaforth Publishing
Erscheinungsjahr: 2012
ISBN: 978 1 84832 099 4
Umfang: 352 Seiten mit schwarz-weißen Fotos und Plänen
Preis: ca. 55 €

Inhalt

Norman Friedman hat seine Geschichte der britischen Kreuzer, die mit British Cruisers Two World Wars and After begonnen hat, durch einen Band über die britischen Kreuzer der Viktorianischen Zeit ergänzt. Dieser Band umfasst alle Kreuzer von den ersten dampfgetriebenen Fregatten und Korvetten bis hin zu den letzten Panzerkreuzern.

In der Einleitung wird der politische und technische Hintergrund der Entwicklung der britischen Kreuzer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im frühen 20. Jahrhundert beschrieben. Auch wenn die Kapitel über die mit Dampf und Segeln angetriebenen Kreuzer mehr als 70 Seiten umfassen, sind diese Klassen noch nicht so detailliert beschrieben. In der Übersicht sind zwar alle Fregatten, Korvetten und Sloops aufgeführt, aber die technischen Daten der vor 1860 gebauten Schiffe sind nicht enthalten. Auch die späten Sloops, die aber wegen der geringen Geschwindigkeit keine echten Kreuzer mehr waren, fehlen. Dafür gibt es eine eindrucksvolle Sammlung an Fotos dieser bemasteten Kreuzer, allerdings kaum Pläne: es ist lediglich ein Originalplan der Schaufelradfregatte Gladiator und ein neu gezeichneter Plan der großen, eisernen Fregatte Shah.

Beispielseite

Sehr viel ausführlicher wird auf die späteren Kreuzer 1., 2. und 3. Klasse eingegangen. Bei den Kreuzern 1. Klasse sind alle frühen Panzerkreuzer, die großen Geschützten Kreuzer bis hin zu den späten Panzerkreuzer enthalten, d.h. alle Schiffe vom 1877 fertiggestellten bemasteten Panzerkreuzer Shannon bis zum letzten Panzerkreuzer, der 1908 fertig gestellten Shannon. Für alle dieser Klassen - mit Ausnahme der beiden ältesten, der Shannon- und Nelson-Klasse, sind Pläne enthalten, die meist den einen frühen Bauzustand zeigen. Die Ausnahme ist die Drake-Klasse, die im Zustand von 1916 gezeigt wird.

Bei den Kreuzern 2. Klasse sind die Geschützten Kreuzer von der Isis-Klasse (als Depeschenschiffe klassifiziert) bis zur Challenger-Klasse enthalten - die Kreuzer der Town-Klassen (Bristol- bis Birkenhead-Klasse) finden sich in British Cruisers Two World Wars and After. Seltsam ist hier, dass es keinen Plan der Mersey-Klasse gibt, da sonst alle älteren und jüngeren Klassen vertreten sind. Von der Apollo-Klasse gibt es sogar einen zweiten Plan, der den Zustand als Minenleger zeigt. Die Kreuzer der Arrogant-Klasse finden sich allerdings nicht in diesem Kapitel, sondern werden bei den überwiegend als Kreuzer 3. Klasse klassifizierten Torpedokreuzern besprochen.

Die Kreuzer 3. Klasse umfassen die frühe, als Depeschenschiffe klassifizierte Surprise-Klasse, über die Torpedokreuzer bis hin zu den Geschützten Kreuzern der Amethyst-Klasse (Gem-Klasse). In diesem Kapitel ist, wie schon erwähnt, auch die Kreuzer 2. Klasse der Arrogant-Klasse beschrieben sowie das Torpedoboot-Mutterschiff Vulcan. Von allen Klassen abgesehen von der Surprise-Klasse sind Pläne enthalten, im Falle der Vulcan sind dies Originalpläne, ansonsten neu gezeichnete Pläne. Hier findet sich auch ein Plan der Torpedoboote 2. Klasse TB39-48, die auf der Vulcan mitgeführt wurden.

Wer die Spähkreuzer (scout cruisers) von der Adventure-Klasse bis zur Active-Klasse vermisst (immerhin 15 Schiffe) in British Cruisers Two World Wars and After vermisst hat, wird auch in diesem Band nicht fündig. Friedman zählt diese Schiffe zu den Zerstörerführern und beschreibt sie sehr kurz in British Destroyers: From Earliest Days to the Second World War. In diesem Buch über britische Zerstörer sind einige Fotos, aber keine Pläne der Spähkreuzer enthalten.

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Neben den britischen Schiffen wird auch auf die für den Export gebauten Kreuzer eingegangen. Diese werden aber nicht vollständig beschrieben. Von einigen der Schiffe sind einfache, zeitgenössische Skizzen enthalten, von anderen neu gezeichnete Pläne: eine Seitenansicht der US-amerikanische New Orleans sowie Aufsicht und Seitenansicht der peruanischen Almirante Grau (im Zustand von 1907 und 1944) und der russischen Rurik (1909).

Friedman beschreibt in diesen Kapiteln primär die Entwürfe der einzelnen Klassen. Auf die gebauten Schiffe, wie sie sich bewährt haben, Umbauten, Einsätze etc., wird dagegen im Text kaum eingegangen. Hierzu finden sich aber Informationen in den Beschriftungen der Fotos und Pläne sowie im letzten Kapitel Epilogue: Fisher's Revolution. Als Modellbauer kann man sich sparen, die sonstigen Kapitel zu lesen, die, abgesehen von der Einleitung, auch nicht gerade leicht lesbar sind.

Das Buch enthält zahlreiche, groß und in guter Qualität abgedruckte Schwarz-Weiß-Fotos, die die Schiffe in Gesamtansichten, teilweise aus mehreren Blickwinkeln, zeigen. In den Kapiteln über die einzelnen Klassen finden sich überwiegend Fotos in den frühen Bauzuständen, im letzten Kapitel sind auch diverse Fotos aus der Zeit des Ersten Weltkriegs enthalten. Dazu kommen die sehr detaillierten Pläne, die meist eine Seitenansicht und eine Aufsicht umfassen. Teilweise ist auch ein Segelplan enthalten. Leider fehlt bei den Plänen eine Maßstabsangabe. Sie sind vom Maßstab an die Breite der Seiten angepasst. Im Anhang findet sich in Literaturverzeichnis, Anmerkungen, technische Daten (wie schon erwähnt fehlen hier die vor 1860 gebauten Schiffe), tabellarische Lebensläufe der Schiffe (hier sind alle Schiffe enthalten), ein Abkürzungsverzeichnis sowie ein Stichwortverzeichnis. Bei letzteren ist mir aufgefallen, dass die Seiten über die Shannon von 1854 und 1873 durcheinandergemischt wurden, während die Seiten über die Shannon von 1905 bei der von 1873 zu finden sind.

Fazit

Wer sich für die britischen Kreuzer aus der Zeit zwischen 1840 und 1910 interessiert, wird an diesem Buch nicht vorbei kommen. Im Text konzentriert sich Friedman, wie üblich, (zu) stark auf die Entwürfe der Schiffe. Der Modellbauer findet aber in den Beschriftungen der Fotos und Pläne zahlreiche nützliche Informationen. Meiner Meinung nach hat sich der Kauf alleine schon wegen der Fotos und Pläne gelohnt.

alt empfehlenswert

Lars