Titel: Ark Royal – A pictorial history of the Royal Navy´s last conventional aircraft carrier
Verlag: Patrick Stephens, Cambridge
Autor: Paul Beaver
Umfang: 96 Seiten
Erscheinungsdatum: 1979
ISBN: 0 85059 381 6
Preis: momentan nur antiquarisch erhältlich

Der Abstieg Großbritanniens von einer erstrangigen Macht mit einem weltumspannenden Kolonialreich zeichnete sich bereits nach dem ersten Weltkrieg ab und verstärkte sich nach dem zweiten umso mehr. Das Land blieb praktisch bankrott zurück und verbrachte die nächsten Jahrzehnte damit, sich von seinen überseeischen Besitzungen mehr oder minder friedlich zu trennen. Die britische Flotte war chronisch unterfinanziert und überfordert; spätestens die Entscheidung zum Aufbau einer eigenen strategischen Unterseebootsflotte und deren Finanzierung aus dem Marinehaushalt führte zu drastischen Kürzungsplänen. Der Falklandkrieg bewirkte eine Begrenzung dieser Pläne, aber die großen Zeiten der britischen Marine endeten bereits in den späten 1970ern mit der Außerdienststellung ihres letzten echten Flugzeugträgers, der Ark Royal IV.


Die Geschichte dieses Schiffes ist exemplarisch für die britische Marinepolitik der Nachkriegszeit. Geplant für den Einsatz im Pazifik, wurde die vierte Ark Royal 1943 zusammen mit drei Schwesterschiffen auf Kiel gelegt. Im Gegensatz zu früheren Trägern boten ihre Hangars mehr Platz besonders in der Höhe. Der langsame Baufortschritt verhinderte ähnlich wie beim Schlachtschiff Vanguard einen Kriegseinsatz. Am Ende wurden aus Geldmangel nur zwei der Schiffe fertiggestellt, die Ark Royal wurde erst 1955 in Dienst gestellt. Die lange Bauzeit ermöglichte allerdings auch die Berücksichtigung vieler Lehren und Erfindungen aus der Kriegszeit. Über die nächsten 23 Jahre diente das Schiff weltweit der Wahrung britischer Interessen. Es wurde mehrfach umgebaut; dabei erhielt es ein zuerst leicht, dann stärker gewinkeltes Deck, verlor Schritt für Schritt die ursprünglich erhebliche Flakbewaffnung, bis es schließlich komplett unbewaffnet fuhr. Über die Jahre wurden neue Flugzeugmuster eingesetzt. Die tiefgreifendste Modernisierung erlebte die Ark Royal IV Ende der 1960er, als sie für die Aufnahme speziell modifizierter F-4 Phantom II umgerüstet wurde – obwohl das Schiff dafür eigentlich zu klein war. Vieles von dem, was getan wurde, waren Kompromisse, mit denen die Marine versuchte, möglichst viel aus dem vorhandenen veralteten Material herauszuholen.
Die Sparmaßnahmen der 1970er Jahre, verbunden mit zunehmenden technischen Problemen besonders im Antrieb, führten schließlich zur Ausmusterung und dem Ersatz durch die erheblich kleineren und weniger leistungsfähigen "Flugdeckkreuzer" der Invincible – Klasse. Vorher hatte die BBC eine Fernsehserie (heute würde man es eine Doku-Soap nennen) an Bord der Ark Royal IV gedreht, deren Titelsong "Sailing" von Rod Stewart zum Klassiker wurde. Anhand dieser Serie, die auf DVD erhältlich ist, kann man sich ein gutes Bild vom Leben auf diesem letzten konventionellen britischen Träger machen.
Darüber hinaus gibt es ein umfassendes Buch von Richard Johnstone-Bryden über das Schiff, das 1999 erschienen ist und zur Zeit (März 2008) nur antiquarisch und zu Preisen erhältlich ist, bei denen mir Worte in den Sinn kommen, die im Strafgesetzbuch stehen. Da mich britische Träger immer schon fasziniert haben, wollte ich schon lange ein Modell der Ark Royal IV in ihrem letzten Bauzustand haben. Kein Bausatzhersteller hat sich bislang dieses Themas angenommen, so dass ich über den recht betagten Fujimi-Bausatz im frühen Bauzustand kurz nach der Indienststellung nicht hinausgekommen bin. Vorerst sammle ich also Unterlagen, und da ich nicht gewillt bin, fast 300 € für das erwähnte Buch von Johnstone-Bryden auszugeben, entschied ich mich für das Bändchen von Beaver, das anlässlich der Ausmusterung der Ark Ende der 1970er erschien. Es ist ebenfalls nur antiquarisch zu haben, allerdings zu weitaus zivileren Preisen.
Beaver gibt zuerst einen kurzen Überblick über die früheren Träger des Traditionsnamens Ark Royal, dann beschreibt er Entwicklung und Bau des Schiffes. Die Einsatzzeit ist in Kapitel über die einzelnen "Commissions" unterteilt; dort wird knapp beschrieben, welche Einsätze das Schiff unternahm und welche Veränderungen an ihm vorgenommen wurden. Eine große Zahl schwarz-weißer Abbildungen zeigt Szenen aus dem Leben des Schiffes und seiner Mannschaften. Dazu gehören neben vielen Bildern vom Schiff und dem Bordgeschwader auch Bilder z.B. von Landgängen, Festen, vom Mischen des Weihnachtspuddings oder von Besuchen der königlichen Familie an Bord. Das Bildmaterial ist für meine Begriffe sehr interessant und gibt eine Menge Anregungen für Modellbauer. Das Buch endet mit einem Ausblick auf die Invincible-Klasse und einer Reihe von Anhängen. Diese enthalten:

  • Einen Überblick, welche FAA-Staffeln wann auf der Ark eingesetzt waren
  • Eine Liste der Kapitäne der Ark
  • Technische Daten bei Indienststellung und im Endzustand
  • Die "Battle Honours" der Ark Royal (d.h. aller Schiffe dieses Namens)


Fazit


Ein interessanter Einstieg in die Geschichte eines Schiffes, das nie einen Schuss im Ernst abfeuerte, aber an dem mehrere Jahrzehnte der Entwicklung des Flugzeugträgers und britischer Marinegeschichte sichtbar sind.
EMPFEHLENSWERT

Frank Spahr