Das Original
Die Sir Winston Churchill wurde für die britische Sail Training Asscociation (S.T.A.) gebaut. Sie wurde als Dreimast-Topsegelschoner mit zwei Rahsegeln, zwei Gaffelsegeln und Gaffeltopsegeln und einem großen Bermudasegel (Hochsegel) am Besanmast plus der Stagsegel und Klüver entworfen. Der Hintergrund dieser auf dem ersten Blick seltsam zusammengestellten Segeltakelage war, dass man den Segelschülern die Möglichkeit bieten wollte, dass sie Erfahrung mit jeder Art von Segel, die im 20. Jahrhundert üblich war, sammeln konnten.
Das 135 ft (41,2 m) lange Schiff wurde 1965/66 von Richard Dunston in Hessel am Humber gebaut. 1968 lief ein Schwesterschiff, die Malcolm Miller, vom Stapel. Sir Winston Churchill unterschied sich von Malcom Miller hauptsächlich in Bezug auf die Form der Kabinentür mittschiffs: oben abgerundet auf der Sir Winston Churchill, eckig auf der Malcom Miller. Sir Winston Churchill lag auch achtern tiefer im Wasser. Als sie gebaut wurde, wurde achtern Betonballast eingefüllt – mehr als vorgesehen! Dies wurde nie korrigiert und deshalb kann man diesen Unterschied in der Trimmung auf den meisten Fotos, auf denen beide Schiffen zusammen sehen sind, deutlich sehen.
Sir Winston Churchill diente für über 34 Jahre zusammen mit Malcolm Miller als Segelschulschiff der S.T.A. sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene. 1976 nahm sie an einem transatlantischen Windjammerrennen, um den 200. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung zu feiern, teil. 2000 wurde sie verkauft, diente aber für eine Firma auf der Isle of Man weiter als Segelschulschiff – aber mit reduzierter Kapazität. 2007 wurde sie gründlich überholt und wurde danach als luxuriöse Privatjacht unter griechischer Flagge in Dienst gestellt. Sie kann gechartert werden und kreuzt im Mittelmeer und der Ägäis.
Das Modell
Der über 40 Jahre alte Bausatz der Sir Winston Churchill von Imai ist in Bezug auf die Rumpfform recht gut. Aber abgesehen vom Rumpf und dem Decksteil wurde fast alles andere verworfen und durch selbst gebaute Teile ersetzt.
Da die Sir Winston Churchill ein relativ „modernes“ Segelschiff ist, dachte ich, dass es einfach sein würde, Informationen über das Schiff zu finden. Aber es stellte sich schwerer heraus als ich gedacht hatte. Es gibt viele Fotos des Schiffs in niedriger Auflösung im Internet. Überwiegend sind es Ansichten aus der Entfernung, die unscharf und pixelig sind. Viele sind nur nützlich, um die Umrisse der Takelage zu sehen. Es gibt viele Fotos im Internet, die von Leuten gemacht wurden, die auf ihr tatsächlich gesegelt sind. Diese stellten oft gute Ansichten von Decksdetails dar. Die nützlichste Quelle für Aufnahmen mit vernünftiger Auflösung waren Screenshots von alten Aufnahmen von Pathe News auf YouTube. Dazu kamen noch ein 1/100-Plan – Dank an David Carter – und diverse Ansichten von verschiedenen Modellen in größeren Maßstäben, die fast alle in irgendeiner Art nicht mit dem Original übereinstimmten.
Der detaillierte Baubericht kann auf Modelwarships.com gelesen werden.
Die Masten des Originals bestanden aus anodisierten Aluminium und waren aus einem Teil hergestellt. Am Modell wurden sie aus rostfreiem Stahldraht fürs Schweißen gemacht. Der Draht wurde in eine Bohrmaschine eingespannt und in eine konische Form geschliffen. Ich ließ ihn unbemalt. Die im Querschnitt rechteckigen Rahe wurden aus Stäben für alte Spur 00-Kupplungen gemacht.
Die Segel wurden aus feinkörnigem Papier ausgeschnitten. Die Nähte wurden mit Bleistift aufgezeichnet. Besondere Sorgfalt ist notwendig, wenn man die Nähte auf den Stagsegeln aufmalt, so dass sie auf beiden Seiten symmetrisch angeordnet sind. Sie wurden danach lackiert, um sie undurchlässig für Feuchtigkeit zu machen. Anschließend wurden sie vorsichtig mit verdünnter weißer Wasserfarbe gewaschen, um die Kontraste abzuschwächen. Abschließend wurden sie gerollt und in Form gebracht. Besondere Aufmerksamkeit war notwendig, um die Lieken parallel auszurichten.
Das Modell habe ich auf eine Wasserfläche montiert, die ich mit meiner üblichen Methode aus Aquarellpapier auf hölzernen Cocktailspießen erstellt habe. Die Methode habe ich auf Modelwarships detailliert beschrieben.
Die Takelung habe ich dieses Mal etwas anders gemacht. Zum ersten Mal benutzte ich eine Mischung aus meiner normalerweise bevorzugte Methode mit gezogenen Gussast, siehe die Beschreibung auf Modelwarships, kombiniert mit dem seiner feinen, flexiblen Faden von Uschi, den ich überwiegend für die Falle zu den Nagelbänken verwendet habe.
Das Fazit
Wenn ich das Alter dieses ehrwürdigen und recht seltenen Bausatzes berücksichtige, war er ein guter Ausgangspunkt, um ein Modell dieses beliebten Exemplars der Geschichte der britischen Segelschiffe des 20. Jahrhunderts darzustellen. Rückblickend sehe ich Bereiche, die ich noch feiner hätte machen können – aber ich bin mit dem Endergebnis zufrieden!
Jim Baumann
(übersetzt aus dem Englischen von Lars)