Das Original
Das britische Schlachtschiff HMS Hood von 1891 ist weniger bekannt als sein unglücklicher Namensnachfolger von 1918, dennoch nimmt es einen wichtige Platz in der Geschichte ein. Die Hood war das letzte Schiff der Royal Sovereign-Klasse. Sie unterschied sich aber deutlich von ihren Halbschwestern, da sie Geschütztürme hatte – im ursprünglichen Sinn auf das Deck aufgesetzte Türme. Die anderen Schiffe der Royal Sovereign-Klasse hatten offene Geschützbarbetten. Die Hood ähnelte in den meisten Gesichtspunkten ihren Halbschwestern, hatte aber als Ausgleich für die schweren Türme ein ganzes Deck weniger Freibord.
Im Vergleich zu den Halbschwestern war sie wegen der niedrigen metazentrischen Höhe eine stabile Geschützplattform. Dies geschah aber auf Kosten der Seetüchtigkeit, insbesondere im raueren Gewässern wie im Kanal und Atlantik. Dazu war sie bei ruhigem Wetter einen halben Knoten langsamer – und deutlich langsamer bei höheren Wellen, da sie vorne wegen des niedrigen Freibords viel Wasser übernahm.
Dies wurde von der Admiralität bemerkt, die sie entsprechend in die ruhigeren Gewässer des Mittelmeers schickte, wo sie vom Grand Harbour in Valetta auf Malta aus operierte. 1900 kehrte sie nach Großbritannien zurück und wurde in die Reserve verlegt, aber fast sofort wieder als Wachschiff für Pembroke wieder in Dienst gestellt. 1901 kehrte sie ins Mittelmeer zurück. 1909-11 diente sie als Wohn- und Flaggschiff in Queenstown, Irland. Durch die neuen Dreadnought war sie veraltet und war deshalb zum Verschrotten vorgesehen. Am 4. November 1914 wurde sie als Blockschiff in der südlichen Einfahrt von Portland (Weymouth) versenkt, um so einen potentiellen Zugangsweg für U-Boote oder von außerhalb des Hafens abgefeuerte Torpedos zu sperren. Sie sollte auf ebenen Kiel versenkt und so leicht wieder gehoben werden können. So eigensinnig wie das Schiff bis zu seinem Ende war, kenterte es bei der Versenkung. So liegt HMS Hood heute Kiel oben in der südlichen Einfahrt von Portland und was bis vor Kurzem ein populäres Tauchziel. Ihr Wrack wurde unter dem Namen „Old Hole in the Wall“ bekannt.
Das Modell
Der Bausatz der Hood von Kombrig verspricht auf den ersten Blick einiges. Leider gibt es einige geringfügige, aber nicht überwindliche Probleme mit der Originaltreue. Für die meisten brauchte es erhebliche Zeit, um sie zu korrigieren bzw. die Teile zu ersetzen. Ein Kompromiss, den der Bausatz, denke ich, mit den meisten Bausätzen britischer Schiffe dieser Epoche gemeinsam hat, ist, dass die Aufbauten an beiden Enden der Kuhl geschlossen dargestellt sind. Tatsächlich waren diese auf den echten Schiffen zur Kuhl hin offen. Diesen Bereich auszuhöhlen und die Decks sowie die Aufbauten neu zu machen, erforderte einige Zeit. Allerdings kann man, wenn man die Boote in der Kuhl positioniert hat, davon kaum noch etwas sehen. Aber ich finde, man sieht genug, um den Aufwand zu rechtfertigen.
Das Aushöhlen der großen Resinblöcke und das Neuanfertigen der Decks und von allem darüber, das hatte ich bereits beim Bau der HMS Magnificient gemacht. Das heißt, ich war bereits eingeübt und bereit es wieder zu machen! Für die Beschreibung dieser Schritte verweise ich auf den Baubericht auf Modelwarships.
Der Großteil der Aufbauten ist selbst gebaut, genauso die kleineren Geschütze, die Ablagen für die Torpedoschutznetze, die Lagerungen für die Beiboote in der Kuhl, das Steuerhaus, Bootsdecks, die oberen Decks und die gesamte Takelage. Getakelt habe ich das Schiff - inklusive der Fußpeerde an den Rahen - mit gezogenem Gussast. Der unterhaltsamste Teil des Baus war die Herstellung der Bugverzierung aus Messingdraht und Resten von Fotoätzteilplatinen und das Ausschneiden von einzelnen, winzigen Buchstaben aus einem alten Fotoätzteilsatz für die japanische Marine von GMM, die auf die Namensschilde achtern geklebt wurden.
Fazit
Der Bau des Modells war gleichzeitig frustrierend und erfreulich, da das Modell so ein schrulliges und eigenartiges Schiff in Bezug auf die Gestaltung und das Aussehen war. Das Original ist gut durch Fotos dokumentiert, wenn es auch nicht viele Ansichten der Decks oder von oben gibt. Viele Informationen findet man in einigen bekannten Büchern, insbesondere in der Neuauflage von British Battleships 1889-1904 von RA Burt. Diese enthält eine hervorragende Aufnahme in hoher Auflösung, die über zwei Seiten gedruckt ist. Allerdings sind die Zeichnungen darin in mehrerer Hinsicht nicht komplett richtig, was eventuell die Fehler des Bausatzes von Kombrig etwas entschuldigt. Im Internet findet man nur die gleichen, bereits zuvor veröffentlichten Fotos in verschiedener Auflösung. Die verfügbaren Fotos und Pläne der Halbschwestern der Royal Sovereign-Klasse waren nicht sehr hilfreich. Abgesehen davon, dass die nebeneinander angeordneten Schornsteine der Hood weiter auseinander stehen, ist die Auslegung der Decks im Detail sehr unterschiedlich. Es gibt praktisch keine Ähnlichkeiten bei der Form der Lüfter und der Größe und Position der Luken. Der Durchbruch war, als ich das neue Buch von Norman Friedman, British Battleships of the Victorian Era, erhielt. Dieses enthält die Pläne der Admiralität der Hood im Zustand der Fertigstellung, die sehr viel erklärten.
Nachdem das Modell die Reise nach Telford, die Ausstellung dort (siehe hier) und die Rückreise überlebt hatte, ist die HMS Hood jetzt permanent zu Hause sicher in ihrer Vitrine untergebracht.
Jim Baumann
(übersetzt aus dem Englischen von Lars)