Das Original

Die Niña war das kleinste der drei Schiffe der Kolumbusflotte. Die anderen Schiffe waren die Pinta und die Santa María. Die Flotte erreichte am 12. Oktober 1492 die Bahamas und gilt deshalb als Entdecker Amerikas.


Es gibt keine Aufzeichnungen des Schiffes, um dieses wirklichkeitsgetreu zu bauen. Die Replikas stellen das vermutliche Aussehen dar. Das Schiff hatte ursprünglich Lateinsegel auf zwei Masten. Dies ist im Modell vorhanden. Die Niña soll während des Zwischenstopps auf den Kanaren auf Rahsegel umgebaut worden sein.

Das Modell

Heller hat das Modell bereits 1969 im Maßstab 1/75 herausgebracht. Der Bausatz ist übersichtlich und enthält 50 Teile plus den Blöcken für die Wanten, weiterhin die zwei Segel und Flaggen.


Das Schiff ist etwas spartanisch ausgestattet und wurde ergänzt mit zusätzlicher Ladung für die lange Atlantiküberquerung und neuen Segeln.

Die Passgenauigkeit ist recht gut und die Spachtelarbeiten gering.  Leider sind die Niedergänge sind ziemlich dick und könnten ersetzt werden. Im Bausatz sind zwei Niedergänge für das achtere Oberdeck vorgesehen, aber keines für den Bug. Ich habe mich entschieden einen Niedergang für das vordere Oberdeck zu verwenden und den zweiten mittig am achteren Oberdeck angebracht. Das Oberdeck achtern erhielt zusätzlich eine Reling.


Es gibt zwei Kanonen an Bord, aufgesetzt auf Klötzen. Diese wurden durch Räder ersetzt. Dazu werden die Klötze entfernt und Achsen eingebaut. Die Räder werden mit einer Revolverlochzange aus einer Polystyrenplatte ausgestanzt und dann verklebt.


Auf den damaligen Segelschiffen wurde zur Haltbarmachung ziemlich viel Teer verwendet. Mache Nachbauten sind fast vollständig schwarz. Hier wurde nur eine dünne Schicht verwendet und auch die Fugen gefüllt.


Verwendet werden nach der Lackierung des Schiffs in Mr. Color H 310 und anschließendem klaren Decklack eine mit Terpin verdünnte Ölfarbe. Nach einiger Trocknungszeit kann man die Schicht nach Bedarf mit Q-Tipps und evtl. Terpin reduzieren.

Wantenerstellung

Die Wanten wurden mittels Blöcken angebracht, um den Mast zu stabilisieren (stehendes Gut). Um gleichmäßige Abstände zwischen den Blöcken zu erreichen, war ein kleines Hilfsmittel, gebaut aus Pastikplatten und Draht, notwendig. Nach Durchfädeln durch die Blöcke wurden die beiden Blöcke darauf aufgesteckt und das kürzere Tau passend verklebt. Je nach verwendeten Faden, hier Zwirn, kann es sein dass sich das beim mehrfachen Durchziehen durch die Blöcke der Faden „auflöst“. Da muss man mit verschiedenen Faden etwas experimentieren.


Zum Verkleben des Taues bietet sich auch Ponal an, da es den Faden nicht verändert als und das leichte Lösen ermöglicht. Eigentlich sollten es Seemannsknoten sein, aber das wird zu dick.

Die Wanten wurden oben am Mast mit doppelseitigen Teppichklebeband befestigt. Darunter wurde dann der Faden zur Fixierung am Mast angebracht und mehrfach um den Mast gewickelt und dann verklebt. Später kann dann einfach der überschüssige Teil der Wanten oberhalb mit Cuttermesser abgeschnitten und das Klebeband entfernt werden.


Verwendet werden unterschiedliche Garne:

Herstellung der Segel

Dem Bausatz liegen gebogene Plastiksegel bei, die  bemalt werden können. Anstelle dieser wurden eigene Segel hergestellt. Die Segel sollten möglichst dünn sein, passend zu Maßstab. Verwendet wurde Seidenpapier, wie er in Bastelgeschäften zu finden ist.


Seidenpapier gibt es in gefalteten Bögen. Die Bögen sind aufzufalten und zu glätten. Das Glätten erfolgt direkt mit einem Dampfbügeleisen auf einem Bügelbrett. Bitte nicht zu lange auflegen!


Das Bild zeigt oben die gebügelte und darunter die ungebügelte Variante.

Das Papier ist sehr dünn und damit auch durchscheinend. Üblicherweise sind die Segel aus Leinen. Also ist ein Lackieren in der passenden Farbe notwendig, am besten beidseitig nach dem Trocknen. Leider war die Tamiyafarbe XF-55 nicht abriebfest, so dass eine zusätzliche Fixierung mit Klarlack notwendig wurde.

Die Segel wurden damals nicht am Stück gefertigt, sondern in einzelnen Bahnen auf Webstühlen gefertigt. Bei der Wasa waren das Bahnen mit 80 cm Breite. Diese wurden anschließend zusammengenäht bis die erforderliche Segelbreite erreicht war. Diese „Nähte“ werden mit einem dünnen Bleistiftstrich imitiert. Die Nähte sind auf beiden Seiten deckend aufzutragen.


Zur weiteren Stabilisierung des Papiers wurde Ponal aufgetragen und zwar nach Trocknung auch auf der anderen Seite. Das Ponal sollte beim Auftragen mit Wasser verdünnt werden und eine gleichmäßige, dünne Schicht bilden.


Die beiden Segel kann man nun aus dem Bogen ausscheiden. Es sollte etwas größer sein, das das Bausatzsegel bereit gebogen ist.

Ein Segel ist mit einem Liek rundherum verstärkt, hier mit einem Vorderliek,  Achterliek und dem unteren Liek. Hier das Liek auf einem Wikingerschiffnachbau in Roskilde. Das wurde über die Jahrhunderte nicht wirklich verändert.


Für das Liek am Modell wurde dünner Faden verwendet, eigentlich zu dünn im Vergleich zu einem maßstabgerechten realen Liek. Geklebt wurde das Liek mit Ponal das durchsichtig trocknet.


Nun war das Kreuz auf dem Segel anzubringen. Dazu wurden Schablonen erstellt und mit Revell Colorstop aufgeklebt.

Hier das Kreuz vordere Segel:


und das für das achtere Segel:


Der Einfachheit halber wurden diese  als 2 x 4 Kacheln ausgedruckt, dann kann man mehrere ausscheiden und die besseren verwenden.


Danach die Lackierung mit Airbrush in roter Farbe, hier in Mr. Hobby H327. Die Lackierung erfolgt beidseitig.


Durch die Behandlung mit Ponal wird das Segel glänzend und ist mit Semi-Mattlack zu überarbeiten, hier per Airbrush. Als Mattlack findet Tamiya XF-35 Verwendung.

Das Segel wurde nun mittels Ponal an den Mast geklebt. Um das Anschlagen des Segels darzustellen, wurden kurze Fäden vorne angeklebt und nach dem Trocknen das „Tau“ über die Rah gezogen und hinten wieder verklebt. Nach weiterer Trocknung ist das „Tau“ bündig zu kürzen.

Am Wikingerboot sieht das so aus:


Hier am Modell:


Anschließend erfolgt die Montage der Rah am Mast.


Leider ist das neue Segel nicht gebogen, also im Wind, sondern hängt einfach nur schlapp herunter. Das lässt sich mittel 0,4 mm Silber-/Nickeldraht ändern. Dazu ist der Draht unten und achtern am Segel anzubringen und in der Farbe des Liektaus zu lackieren. 


Und natürlich entsprechend zu biegen.

Flaggen

Die Flaggen sind auf Papier gedruckt und zusammen zu kleben. Die lange Flagge wird in einem Halter montiert. Damit das nicht einfach nur herabhängt, wird der Halter mit Faden an der Rah befestigt und anschließend mit Sekundenkleber in der richtigen Position fixiert.

Ladung

Für eine wochenlange Atlantiküberquerung braucht es natürlich Speis und Trank. Beim Modell gibt es nur ein einziges Fass. Also wurden weitere Fässer, Eimer und Säcke aus dem Zubehörhandel verwendet. Beispielsweise sind auch H0 Fässer der Eisenbahner möglich.


Beispielhaft sind Figuren mittschiffs dargestellt, die das geringe Freibord zeigen und mit welcher Nußschale wochenlang gesegelt wurde. Die Figuren passen nicht für den Bausatz. Es sind also noch andere zu beschaffen.

Verwendete Farben

Mr. Hobby H 20 Klarer Decklack für den Rumpf
Mr. Hobby H 310 Braun für den Rumpf und die Fässer
Mr. Hobby H 327 Rot für das Kreuz auf dem Segel

Tamiya XF-1   Schwarz für die Taue zum Verbinden der Rahen
Tamiya XF-35 Semi Gloss Clear Mattlack
Tamiya XF-55 Deck Tan für die Segel
Tamiya XF-57 Buff für die Säcke
Tamiya XF-72 Matt Braun für die Anker und Blöcke
Tamiya XF-78 Holzdeck Braun für die Masten und Rahen

Vielen herzlichen Dank an Frank Brüninghaus für die hilfreichen Tipps zur Erstellung der Segel!


Norbert Windrich