Das Original
Hier mein Modell eines Schiffes aus der Frühzeit des deutschen Stahlschiffbaus, des Passagierdampfers Spree des Norddeutschen Lloyds, gebaut auf der Vulcanwerft Stettin. Sie war das letzte Schiff der Flüsseklasse (vergl. Elbe, Havel, Lahn und weitere). Die Abmessungen waren: Länge 138,90 m, Breite 15,50 m, 6963 BRT, 18 kn.
Das Schiff war als Einschraubendampfer konzipiert und konnte ca. 800 Passagiere befördern. Zunächst war sie auf der Nordatlantikroute Bremen-New York eingesetzt. 1891 kam sie mitten im Atlanktik der in Brand geratenen Abyssinia zur Hilfe und übernahm Passagiere und Crew. Sodann brach ihr zweimal die Propellerwelle, sie wurde aber beide Male von anderen Schiffen entdeckt und zu nahegelegenen Häfen geschleppt, wohlgemerkt zu Zeiten, als es noch keinen Funk gab.
Für den Ruf des Schiffes war das wohl nicht förderlich, es zeigte sich, dass zwei Maschinen und zwei Propeller doch sicherer waren und das Schiff wurde 1899 dementsprechend umgebaut und um ca. 20 m verlängert. Um die Sache abzurunden, wurde sie in Kaiserin Maria Theresia umgetauft. Neben der Nordatlantikfahrt wurde sie auch wiederholt für Kreuzfahrten im Mittelmeer eingesetzt. Bereits nach vier Jahren wurde sie aber an die russische Marine verkauft und zum Hilfskreuzer Ural umgebaut. Im Mai 1905 war sie dann das Schiff mit dem ersten Sichtkontakt zur japanischen Flotte bei Tsushima. Es wird berichtet, dass sie sich gegen die überlegenen Japaner tapfer geschlagen hat. Nach schweren Treffern befahl der Kapitän, das Schiff aufzugeben. Der Gutteil der Besatzung hatte die Kämpfe bis dahin überlebt und wurde von russischen Einheiten gerettet.
Das Modell
Die Inspiration zum Bau kam von einer Abbildung der Spree in einem Bildband über die Seefahrt, ein schönes Kapitänsbild, wo sie fast wie eine Yacht wirkt, schlank und elegant, ganz anders als spätere Dickschiffe wie Imperator und Vaterland...
Das Modell ist schon 24 Jahre alt, basiert auf dem Generalplan in Busleys umfangreichen Buch Die neueren Schnelldampfer des NDL, welches mal als Nachdruck erschienen ist. Einen Linienriss habe ich aus den Decksplänen nach besten Ermessen rausgemessen, ich denke, die Rumpfform ist ganz OK. Vereinzelt habe ich etwas bei den Aufbauten raten müssen.
Der Rumpf ist aus gestapelten Sperrholzschichten, Aufbauten sind meist aus Evergreen, die Schornsteine waren mal ein Kugelschreiber. Ansonsten wurde viel gezogener Gussast verwendet, auch für die Relings, die Takelage ist 0,08 mm Angelschnur. Die Ausrüstung ist größtenteils Resin aus selbsthergestellten Formen. Fotoätzteile waren mir damals noch unbekannt, an diesem Modell ist wirklich alles selbstgemacht.
Quellen
- Die technische Entwicklung des Norddeutschen Lloyds und der HAPAG von Rudolph Haack und Carl Busley, VDI, 1993
- Die neueren Schnelldampfer des NDL von Carl Busley
- Schiffe-Maxim.de
- Wikipedia
Gabriel Basurco