01.09.1939 - 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs

 

Heute vor 75 Jahren, am 1. September 1939, begann der deutsche Überfall auf Polen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die polnische Marine war zahlenmäßig deutlich unterlegen. Sie reagierte auf den Angriff mit drei Plänen: Plan Peking, der Verlegung der Zerstörer-Division nach Großbritannien; Plan Rurka, dem Legen von Minenfeldern in der Danziger Bucht, um den deutschen Vormarsch zu behindern; sowie Plan Worek, dem Einsatz der eigenen U-Boote in der Danziger Bucht und der südlichen Ostsee.

Der Hauptstützpunkt der polnischen Marine war in Gdynia im Stadtteil Oksywie. Von dort wurden die polnischen Schiffen zu den Einsätzen geschickt. Gdynia selbst wurde am 14. September von deutschen Truppen erobert. Operation Rurka scheiterte an deutschen Luftangriffen, worauf die beteiligten Schiffe, darunter der Minenleger Gryf und der Zerstörer Wicher, auf den Stützpunkt auf der Halbinsel Hel verlegten. Dort beteiligten sie sich an der Verteidigung und beschädigten am 3. September den deutschen Zerstörer Leberecht Maas. Die Halbinsel konnte bis zum 2. Oktober verteidigt werden, als die dortigen Truppen kapitulieren mussten. Die verbliebenen Schiffe waren aber bereits am 3. September durch Angriffe von Ju 87 Sturzkampfbombern der TrGr 186 versenkt worden. Den fünf U-Booten gelang es nur den deutschen Minensucher M 85 zu versenken, der auf eine Mine lief, die von Żbik gelegt worden war. Wilk und Orzeł konnten nach Großbritannien entkommen, die anderen drei U-Boote wurden in Schweden interniert.

Das Modell

Ich hatte schon immer Interesse daran, die polnische Marine des Zweiten Weltkriegs zu bauen. Einerseits hatte sie einige schöne Schiffe, andererseits sind die meisten ihrer Schiffe als Bausatz im Maßstab 1/700 erhältlich. Als ich eine größere Anzahl dieser Bausätze angesammelt hatte, kam mir die Idee, diese gemeinsam in einer Hafenszene darzustellen. Passend dazu war zunehmend Zubehör von Firmen wie Battlefleet Models verfügbar. Ich suchte im Internet nach Inspirationsquellen und fand schließlich Fotos des Hauptstützpunkts der polnischen Marine in Gdynia. Mir gefiel der offene Eindruck des Hafens und die Nähe zur Stadt. Nach einigen Überlegungen entschied ich mich, nicht eine genaue Wiedergabe des Hafens zu bauen, sondern nur einen Eindruck der Szenerie wiederzugeben. Der wichtigste Grund dafür war Platzmangel, da ein genaues Modell des Hafens einfach meine sowieso schon schnell schrumpfende Regelfläche zu stark reduziert hätte.

Nachdem ich mich für den Ort (Gdynia) und die Zeit (1939) entschieden hatte, brauchte ich einen Plan für die Szene, die ich darstellen wollte. Ich entschied mich, dass Diorama im Format DIN A4 (21 x 29 cm) zu bauen. Ich hatte bereits Bausätze des Zerstörers Grom, des U-Boots Orzel und des Minenlegrs Gryf. Ich beschloss, die beiden Schiffe als Päckchen an den Kai zu legen, in einem anderen Teil des Hafens die Ausrüstung der U-Boote darzustellen und die Szene dann mit einigen kleineren Schiffen aufzufüllen. Grom und Orzeł habe ich aus Bausätze von Niko Models gebaut, während die Gryf von HP Models ist. Letzterer Hersteller hat ein größeres Angebot von polnischen Schiffen im Programm, aus denen ich das Minenleger-U-Boot Wilk, den Tender Kujawiak und den Minensucher Jaskółka auswählte. Um genügend Platz für alle diese Schiffe und den Bereich an Land zu haben, entschied ich mich zentral eine Pier zu platzieren, so dass zwei verschiedene Bereiche des Hafens entstanden. Dabei baute ich zuerst die Modelle und dann erst den Hafen.

ORP Grom

Dies ist einer der frühen Niko Bausätze und er wirkt wie ein guter Bausatz. Allerdings werden wir später sehen, dass er nicht ohne Probleme ist. Der Zusammenbau verlief zunächst problemlos. Dabei habe ich den Bausatz um fotogeätzte Türen, Luken und andere Details ergänzt. Die kleineren Waffen des Bausatzes habe ich ersetzt. Darunter findet sich ein 40 mm Bofors Zwilling von LionRoar, der modifiziert wurde, um die frühe Form der Lafette, die auf diesem Schiff (und Gryf) zu finden war, darzustellen. Die Masten habe ich durch Messingteile ersetzt, die auch genutzt wurden, um die Abstützungen der verschiedenen Plattformen darzustellen. Die restlichen Fotoätzteile stammen aus verschiedenen Quellen. Für alle Schiffe nutzte ich die Reling von Gold Medal Models (ultrafine railing), da diese die maßstabsgetreuste ist, die erhältlich ist. Abgesehen von der Kujawiak habe ich alle Schiffe mit einem Mittelgrau bemalt, während ich für die Decks ein Dunkelgrau nutzte. Allerdings ist es mir nicht gelungen, herauszufinden, welcher Farbton genau damals benutzt wurde.

Erst als ich nach der Bemalung die Geschütze anbringen wollte, stellte ich fest, dass das hintere Geschütz fast über das Heck des Modells der Grom hinausragt, was nicht stimmen konnte. Ich überprüfte meine Literatur und erkannte, dass das Heck fast 5 mm zu kurz war. Glücklicherweise schien dieser Längenunterschied nur den Teil des Rumpfs hinter dem achteren Aufbau zu betreffen. Eigentlich war es zu spät, um diesen drastischen Fehler noch zu verbessern, aber so sah das Schiff für mich einfach falsch aus. Ich wünschte nur, ich hätte den Fehler früher bemerkt, aber dies war eine wertvolle Lektion.. Ich sägte das Heck ab und fügte 5 mm Plastikplatten ein, die ich danach in die richtige Form schliff. Danach ersetzte ich die zerstörten Details an Deck. Das Ergebnis war nicht perfekt, aber es war um einiges besser als das nicht korrigierte Modell, das so seltsam aussah.

Als ein weiteres Detail erhielt das Modell dann noch Reusenantennen. Allerdings fand ich später heraus, dass die Grom diese 1939 nicht mehr hatte und ich sie gar nicht hätte bauen müssen. Meine Recherche war vielleicht nicht so gut, wie sie für dieses Schiff möglich gewesen wäre... Auf jeden Fall sahen die Antennen gut aus und es war eine Menge Arbeit gewesen, sie zu bauen, deshalb ich ließ sie am Modell. Die Reusenantennen sind aus dünnem schwarzen Draht und Faden fürs Fliegenfischen hergestellt, während die restliche Takelage aus gezogenen Gussast ist, den ich immer noch für das einfachste und effektivste Material für die Takelage halte.

ORP Gryf

Die Gryf ist ein Schiff, das interessant aussieht. In mancher Hinsicht ist sie der Grom nicht unähnlich. Die Plattformen und deren Abstützungen mittschiffs waren das größte Problem beim Bau, da ich die Abstützungen aus Resten von alten Platinen herstellen musste. Die restlichen Arbeiten ähnelten denen, die ich für Grom durchgeführt habe. Der Bausatz ist nicht sehr detailliert, weshalb einige Arbeit nötig ist, um zusätzliche Details hinzuzufügen.

ORP Orzeł

Dieses Modell habe ich praktisch aus der Schachtel gebaut, da der Bausatz sehr gut und schon detailliert ist. Das einzige Problem war der fotogeätzte Teil des Decks, welche über den Resinrumpf hinausragte, so dass etwas Spachteln und Schleifen notwendig war.

ORP Wilk

Wilk war ein älteres U-Boot als Orzel und der Bausatz von HP Models ist relativ einfach. Ein auffallendes Merkmal der Wilk waren die zahlreichen Öffnungen der Tauchtanks. Diese stellte ich dar, in dem ich den Rumpf erst Schwarz bemalte, dann die Öffnungen abklebte und den Rumpf mit der eigentlichen Farbe bemalte. Weitere Ergänzungen waren das Decksgeschütz, das ein modifiziertes amerikanisches 7,62 cm-Geschütz ist, und die Ruder achtern, die ich aus Papier herstellte.

ORP Kujawiak

Der HP Model Bausatz kann entweder als eine frühe Torpedoboot-Version oder, mit einigen kleinen Veränderungen, als U-Boot-Tender mit einem auffallenden Tarnschema gebaut werden. Änderungen für die Tender-Version waren u.a. das Weglassen der Torpedorohre und das Hinzufügen von Ladebäumen und anderen Details. Auch hier wurde das Decksgeschütz modifiziert und detailliert. Das Tarnschema ist über eine weiße Grundierung gemalt.

ORP Jaskółka

Der kleine Minensucher wurden mit nur wenigen hinzugefügten Details gebaut. Am stärksten fällt der Ladebaum hinter dem Schornstein auf, der dazu diente, das Boot handzuhaben.

Der Hafen

Für den Hafen benutze ich Docksektionen von Battlefleet Models, die ich von der Größe und Winkel entsprechend anpasste. Die Gebäude sind eine Mischung aus Teilen von Skywave, Battlefleet Models und White Ensign Models sowie selbst gebauten Teilen. Die Fahrzeuge und andere typische Hafenutensilien stammen aus einer ähnlichen Kombination von Quellen. Ich versuchte den Eindruck eines regnerischen Tags zu vermitteln, in dem ich Pfützen auf den Kais mit Kleer von Johnson darstellte. Das benutzte ich auch um den Eindruck zu vermitteln, dass die Dächer der Gebäude nass sind. Viele Details wurden hinzugefügt, um einen geschäftigen Eindruck zu erzeugen. Aber ich versuchte das Diorama nicht zu überladen. Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und es war angenehm mal etwas anderes als die üblichen Schiffe mit Wasserfläche zu bauen. Wie mit allen anderen Arten von Szenen ist auch hier der Einfallsreichtum die einzige Grenze.

Mike McCabe
IPMS fine waterline special interest group

(übersetzt aus dem Englischen und Einleitung von Lars)