U-Boot-Spezialwoche
Das Original
Der für die Kriegsmarine entwickelte revolutionäre U-Boot-Typ XXI legte den Grundstein für alle nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten U-Boot-Klassen. Viele Konstruktionsmerkmale dieses ersten wahren Unterseebootes flossen in die Neuentwicklungen ein. Die Sowjetunion entwickelte in den Nachkriegsjahren zunächst die Whiskey- und Zulu-Klasse. Daraus ging in den 50er Jahren die Foxtrot-Klasse sowie die für den Export bestimmte Variante, die Romeo-Klasse, hervor. Nachdem China Zugang zu den Konstruktionsplänen der Romeo und technische Unterstützung erhielt, begann es diese selbst in großer Stückzahl (84 Einheiten, 6 für den Export) zu produzieren. Mit den damit gemachten Erfahrungen begannen die chinesischen Konstrukteure den Romeo-Typ weiterzuentwickeln. Daraus resultierte der Typ 035, NATO-Name: Ming-Klasse.
Der Bau des ersten Typ 035 begann im Oktober 1969 bei der Wuhan Werft in Zentralchina. Der Stapellauf fand im Juli 1971 statt und wurde im April 1974 in den Dienst der PLAN gestellt. Den ersten drei Booten, welche zwischen 1969 und 1979 gebaut wurden, wurde nachgesagt, dass sie sehr störanfällig waren, so dass sie in den 1980er Jahren ausgemustert wurden.
Nachdem der Ming-Typ 1983 das nationale Entwicklungszerifikat erhielt, wurde die Produktion 1987 wieder aufgenommen und insgesamt zwölf Boote vom modifizierten Typ 035G zwischen 1988 und 1995 gebaut.
Ende der 1990er wurde die Typ 035 Produktion wegen Verzögerungen in der Entwicklung der neuen Generation des Typs 039 wieder aufgenommen. Insgesamt wurden seit den 1970er Jahren 21 U-Boote gebaut, wovon sich noch 18 im aktiven Dienst der PLAN befinden. Der modernste Typ 035G weist ein verbessertes Feuerleitsystem und eine stark verringerte Geräuschsignatur auf. Weitere sechs Boote des wiederum verbesserten Typs 035B wurden schließlich zwischen 1997 und 2001 gebaut.
Das Modell
Hobby Boss füllt stetig die Händlerregale mit neuen, interessanten, exotischen U-Boot-Bausätzen in 1/350. Der chinesische Typ 035 Ming war vor einiger Zeit bei Traudl´s für geldbeutelfreundliche 12,- € vorrätig.
Zu Hause machte ich mich dann ans Werk. Ich fügte die Rumpfhälften zusammen und brachte die Anbauteile am Heck an. Der Hersteller lässt einem die Wahl, ob man die beiden Propeller durch Ätzteile ersetzen will oder die Spritzguß verbaut. Ich entschied mich für die letztgenannte Version, da diese in dem ringförmigen Schutz eh kaum einsehbar sind.
Das Oberdeck beließ ich separat, da es zum einen anders lackiert wird als der Rumpf und zum anderen es mir erleichterte, den Rumpf fürs Lackieren aufzunehmen.
Den Turm baute ich ebenfalls separat zusammen. Die wenigen Ätzteile für die Brückenreling klebte ich gleich mit an. Hier muss man allerdings sehr vorsichtig vorgehen. Die Ätzteile sind sehr filigran geätzt und das Messing ist sehr weich, so dass es sich bei unvorsichtiger leichter Berührung schon verbiegen kann. Nun ging es ans Lackieren. Zuerst lackierte ich die silberfarbenen Sonarfenster am Bug mit ModelMaster 1781. Parallel dazu bekam das Oberdeck einen Überzug mit Gunze H77. Einen Tag später maskierte ich die silbernen Bereiche. Das Überwasserschiff sowie den Turm lackierte ich mit Revell 57. Nach einer weiteren 24stündigen Trochnungsphase maskierte ich die grauen Bereiche des Rumpfes entlang der Wasserlinie. Anschließend bekam das Unterwasserschiff einen Anstrich mit Revell 37.
Abschließend maskierte ich die Bereiche um die backbord- und steuerbordseitigen (vermutlich ebenfalls) Sonarfenster. Diese sind im Original etwas heller als der Rumpf. Ich wählte dazu Light Ghost Gray 1728 von ModelMaster.
Auf dem Deck befinden sich verstaut zwei Rettungsbojen, welche farblich durch einen Signalton hervorgehoben sind. Ich pinselte diese mit Gunze H24. Danach bekamen alle Teile den obligatorischen Klarlacküberzug (Tamiya X-22). Vor der weiteren farblichen Akzentuierung bracht ich die Decals auf. Dies sind die Rumpfnummern beidseitig am Turm und eine kreisförmige Markierung um das achtere Luk.
Da die Boote der Ming-Klasse noch im aktiver Dienst sind und entsprechend gepflegt werden, beschränkte ich mich beim Altern auf ein paar Filter, Washing und „Verblassen der Wasserlinie“. Vorwiegend unterhalb der vielen Wasserabläufen bis zur Wasserlinie setzte ich schwarzen Filter ein. Danach folgte ein Washing mit schwarz-brauner Ölfarbe. Auf den Bereich zwei Millimeter unterhalb der Wasserlinie brachte ich etwas weiße Ölfarbe auf und verstrich diese seitlich. Das Ganze wiederholte ich mit grüner Ölfarbe. Somit erzeuge ich Algenbewuchs. Die Ankertasche und die Turmfenster pinselte ich mit H77.
Jetzt konnte bis auf die Ausfahrgeräte alles zusammengebaut werden. Für den abschließenden matten Klarlacküberzug befestigte ich das Boot mit doppelseitigem Klebeband auf einem kleinen Klötzchen, welcher mir als Lackieraufnahme dient. So erreiche ich bis auf einen kleinen Bereich an der Unterseite des Modells alle Flächen. Zum Abschluß befestigte ich die weitestgehend silberfarbenen Ausfahrgeräte am Turm.
Fazit
Da die Ming-Klasse sozusagen ein entfernter Verwandter des deutschen Typ XXI ist, weist die Rumpfform im Gegensatz zu den übrigen tropfenförmigen Booten noch archaische, stromliniengünstige Konturen auf. Dieses kleine Modell, welches unter modernen U-Booten noch dazu einen angenehmen Farbfleck darstellt, hat sehr viel Spaß gemacht und bietet einen etwas anderen Anblick im U-Boot-Regal.
Sven