Das Original
Der Zerstörer USS Zumwalt (DDG-1000) sollte das erste Schiff einer Klasse von 32 Schiffen werden, die auf die Arleigh Burke-Klasse folgen sollte. Aus Kostengründen wurde diese eigentlich sehr fortschrittliche Klasse mit zahlreichen neuen Elementen wie neuen Radargeräten, einer besseren Rumpfform, neuen Antrieb, neuen Senkrechtstartern etc. auf drei Schiffe zusammen gekürzt und stattdessen weitere Zerstörer der Arleigh Burke-Klasse gebaut. Zumwalt wurde 2011-16 von Bath Iron Works gebaut und 2020 für einsatzfähig erklärt, obwohl ihr Zustand immer noch provisorisch war. Seit 2023 wird sie bei Ingalls modernisiert, wobei u.a. die 15,5-cm-Geschütze durch Starter für hyperschallschnelle Conventional Prompt Strike (CPS)-Raketen ersetzt werden sollen.
Das Modell
Eines der Modellbau-Highlights aus 2022 war die Ankündigung von Takom in Zusammenarbeit mit Snowman Models, den Lenkwaffenzerstörer USS Zumwalt (DDG-1000) in 1/350 auf den Markt zu bringen. Das Modell fand dann auch schnell den Weg in meinen Vorrat und nicht allzu viel später auf den Basteltisch.
Normalerweise setzte ich meine Modelle in eine Wasserfläche und ein Vorbildfoto als Inspiration war schnell gefunden. Auf diesem Bild liegt die Zumwalt in ruhigem Wasser vor dem Hintergrund einer nordamerikanischen Fjordlandschaft. Doch da ich keine Erfahrung mit Fotohintergründen bei Wasserlinienmodellen habe und ich in erster Linie das Modell fertig gebaut haben wollte, verwarf ich diese Idee wieder und entschloss mich stattdessen ein Vollrumpfmodell zu bauen, um das hässliche Entlein in Gänze präsentieren zu
Der Zusammenbau
Die Passgenauigkeit ist gut und wegen der, trotz der Größe, geringen Teilezahl, war es ein kurzer Bastelspaß. An der Teilung zwischen Über- und Unterwasserschiff musste ich etwas spachteln und schleifen.
Der Aufbau wird auf der Innenseite mit Spanten gestützt. Mit diesen und mittels Führungen auf dem Oberdeck lassen sich die einzelnen Seitenteile problemlos zusammenfügen. Mit etwas Aufmerksamkeit bekommt man alles ohne Spalte zusammengeklebt. Die Kachelstruktur des Aufbaus ist leider nicht durchgehend gleichmäßig ausgeführt. An der Backbordseite fehlen an zwei Reihen die senkrechten Unterteilungen, an manch anderen Stellen sind diese etwas verwaschen. Das trübt den eigentlich guten Gesamteindruck, könnte man hier diese Struktur doch schön mit Washing akzentuieren.
Die Podeste der SATCOM-Antennen und der Bushmaster-Geschütze werden mit Fotoätzteilen beplankt, um die Kacheln darzustellen. Dies klappt ohne Probleme. Optional liegen dem Bausatz für alle Geschützrohre Messingdrehteile bei. Bei den Bushmaster-Geschützen wollte ich es eigentlich die originalen Kunststoffrohre belassen, doch sind mir diese beide Male beim Heraustrennen gebrochen, also musste ich die sehr feinen Drehteile verwenden.
Dann kam die Frage: wie die Hauptgeschütze darstellen? Der schwimmende Pyramidenstumpf mit seinem bedingungslosen Stealth-Design schreit eigentlich nach seiner minimalistischen Darstellung. Doch das war mir dann doch etwas zu wenig, zumal das Schiff später auf Sockeln präsentiert wird. Also entschloss ich mich das zweite Hauptgeschütze ausgelenkt und großer Rohrerhöhung zu bauen.
Die Bemalung
Als erstes grundierte ich den Unterwasserrumpf mit hellgrauer Grundierung. Mit einer flexiblen Schablonen für Mottlingeffekte sprühte ich unregelmäßig Medium Gunship Grey RC-244 und Weiß RC-003 auf. Darüber lackierte ich in mehreren Schichten verdünntes Rotbraun RC-067 bis mir die Farbe deckend genug war. Für die Streakingeffekte am Unterwasserschiff benutzte ich verschiedene rotbraune Oil- bzw. Streakingbrusher. Nach ausreichend Trocknungszeit klebte ich das Unterwasserschiff ab und bereitete die Lackierung des restlichen Modells mit einer Schicht schwarzem Primer vor.
Für die Farbe des Oberdecks benutze ich wieder Medium Gunship Grey RC-244, welches ich mit F-15 Dark Grey RC-246 übernebelte. Nach dem Abkleben der Oberdecksbereiche bekam der Rest eine Lackierung in Hazegrey. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem passenden Farbton dafür in den von mir bevorzugten Farbsystemen. Für die Zumwalt verwendete ich eine Mischung aus AK-11886 und AK-11887. Das gesamte Überwasserschiff bekam dann einen Überzug mit seidenmattem Klarlack. Danach konnte ich mit den Decals beginnen.
Die Decals
Diese sind einer der großen Schwachpunkte von Takom. Zum einen sind diese relativ steif und es bedarf eines ordentlich Weichmachereinsatzes. Beim prominentesten Decal, der Bugnummer, ist der Farbton einigermaßen stimmig getroffen, allerdings erkennt man die Rasterung des Druckes. Der weiße „Mittelstreifen“ auf dem Flugdeck setzt sich beim separaten Decal für das Hangartor mit seitlichem Versatz fort. Weil beim Decal für das Hangartor die rotgelbe Warnmarkierung mit dem weißen Streifen zusammenhängt, lässt sich das auch nicht durch seitliches Verschieben beheben. Also bleibt hier ein kleiner Versatz.
Alterung des Rumpfes
Alle Vertiefungen und Ecken bekamen ein Washing mit einer Mischung aus dunkelbraunem und dunkelgrauem Fertigwash. Ablaufspuren von Salzwasser und Schmutzfahnen erzeuge ich wieder mit verschiedenen Fertigwashings und Streaking Brushern.
Nach ausreichend Trocknungszeit versiegelte ich alles mit mattem Klarlack. Abschließen konnte ich die zur einfacheren Bemalung separat gelassenen Kleinteile wie die Geschütze oder SATCOM-Antennen ankleben. Eine kleine Herausforderung zum Schluss waren noch die als Fotoätzteile beiliegenden Relingstücke. Zur Befestigung dieser sind im Oberdeck Bohrungen für jede einzelne Relingstütze eingelassen. Auf der Back müssen dazu lange Relinabschnitte im passenden Winkel gebogen, eingefädelt und verklebt werde. Das ist zwar etwas friemelig, ging dann aber besser als befürchtet.
Das Fazit
Takom bereichert den Schiffsmodellbaumarkt dank der Zusammenarbeit mit Snowman Models mit tollen und ungewöhnlichen Modellen, meist fernab des Mainstreams. Allerdings darf man von diesem Hersteller mit dessen Expertise im Modellbau deutlich mehr erwarten. Meine Kritik bezieht sich im Fall der Zumwalt auf die Decals und auf die im etwas größer als DIN A6 Format gedruckte sehr kleine Anleitung. Es sind zwar alle Teile gezeigt, aber teils sehr unübersichtlich.
Insgesamt wird meine Sammlung um ein Modell eines außergewöhnlichen Vorbilds bereichert.
Sven