Contestzeit – Einkaufszeit! Denn selbstverständlich hatte ich solch Modellbaufossilien, wie sie für den Ü30 - Contest benötigt wurden, nicht in meinem Bestand. Also auf zum örtlichen Händler und die Regale nach einem völlig neuartigen Schema durchforstet, denn nach einem besonders alten Bausatz hatte ich noch nie gesucht. Schließlich wurde ich erwartungsgemäß in der Ecke mit den dicksten Staubschichten fündig: Eine Devastator von Airfix – die sollte es werden! Nieten und Wellblech bis der Arzt kommt, vom Themengebiet her sehr interessant und vor allem: alt genug!
Der Bausatz präsentiert sich recht übersichtlich - und grob. Die Klarsichtteile machten einen üblen Eindruck und waren größtenteils schon vom Gussast abgebrochen, die Decals präsentierten sich auf einem retro-artigen pappbraunen Trägerpapier. Im normalen Leben hätte ich einen großen Bogen um das Teil gemacht, aber für den Contest schien er mir genau passend, zumal die allgemeine Formgebung recht stimmig wirkt und die verschiedenen Oberflächen der Devastator passend wiedergegeben werden.
Nachdem ich mich vom Schock der ersten Trockenpassungen erholt hatte, bekamen die Cockpitteile einen Überzug mit Interior Green von Gunze. Da man durch die Glasbausteine der Cockpitverglasung auf den Fotos eh nichts erkennen könnte, habe ich mir hier jede weitere Detailierung erspart und konnte recht zügig die Rumpfhälften schließen. Das Modell bietet die Option, die Flügel angeklappt darzustellen, worauf ich jedoch verzichtet habe. Jeder Flügel besteht aus 4 Teilen die mittelprächtig zueinander passen. Um unschöne Kanten an den Klappkanten zu vermeiden, habe ich zunächst jeweils die oberen und unteren Innen- und Außenteile miteinander verklebt und anschließend die Flügel geschlossen. Auf diese Weise beschränkt man die wirklichen Spachtel- und Schleifarbeiten auf die Flügelnase, was der Wellblechstruktur jedoch nicht gerade entgegenkommt…
Jetzt konnten die Tragflächen an den Rumpf angeklebt werden, was wiederum einige Nacharbeit erforderte: der Anschluss wurde komplett überspachtelt, verschliffen und anschließend umlaufend neu graviert. Die Höhenleitwerke wurden an den Kontaktflächen mit dem Rumpf soweit es möglich war passend geschliffen, angeklebt und die verbleibenden Spalten mit Mr. Surfacer verfüllt. Die Lüftungsklappen an der Rückseite der Motorhaube hatten eine Stärke von gut 2 mm; sie wurden mit Skalpell und Feile ausgedünnt, Lufteinlässe und Auspuffrohre mit verschiedenen Bohrern aufgebohrt. Die Verglasung hat mir am meisten Sorgen bereitet. Sie ist vierteilig, hat massive Anspritzpunkte, viele Kratzer und ist alles andere als glasklar. Vor der Montage am Rumpf wurden die Glasteile aneinandergeklebt, verschliffen und in Future getaucht, um ihre Erscheinung ein wenig zu verbessern. Blieb noch der große Torpedo: hier wurde ebenfalls heftig gespachtelt und geschliffen, bis das Ergebnis einigermaßen akzeptabel war.
Lackiert wurde mit Tamiya- Farben, aber vorher musste die Kanzelverglasung in mühseliger Kleinarbeit mit Tamiyatape- Stückchen maskiert werden. Anschließend wurde mit dunkelgrauer Farbe vorschattiert und anschließend mit hochverdünnten Schichten das Weiß bzw. Blau übergenebelt. Die stoffbespannten Flächen wurden etwas heller gehalten, da sie beim Original schneller ausblichen als die metallbeplankten Bereiche. Anschließend folgte eine Lage Klarlack und der Kampf mit den Decals… Diese dachten auch nach langer Einweichzeit nicht im Traum daran sich vom Trägerpapier zu lösen, bis ich sie schließlich mit einem Skalpell von der obersten Trägerpapierschicht "herunterschnitt". Einmal auf dem Modell ließen sie sich auch vom stärksten Weichmacher nicht sonderlich beeindrucken, sondern rissen an allen Ecken und Enden auseinander. Irgendwann hatte ich einfach die Nase voll, es gut sein lassen und die Oberfläche mit einem Mattlacküberzug versiegelt. Die Nieten und Wellblechstrukturen erhielten nun noch ein Drybrush mit Ghost Gray vom Modelmaster; die Walkways lagen (zum Glück?) nicht als Decals bei und wurden auflackiert. Der Torpedo erhielt eine Lackierung mit verschiedenen Alclad- Tönen, genauso wie der Stermotor, der das bescheidene Highlight des Bausatzes bildet; ein Washing mit Tamiya Smoke rückt seine Kühlrippen, sowie die Details des Fahrwerks ins rechte Licht. Der Propeller wurde zunächst Alu lackiert und erhielt danach einen dünnen schwarzen Überzug mit Gunze Mattschwarz, das partiell wieder abgekratzt, wurde um die Abnutzungen an den Propellerblättern nachzubilden. Die Reifen des Fahrwerks wurden mit Reifenschwarz von Gunze lackiert und wurden noch dezent mit einem Tamiya-Weathering Set bearbeitet, um ihnen ein wenig mehr Wirkung zu verleihen und dann stand die Kleine endlich auf eigenen Beinen.
Interessant war’s! Nicht immer spaßig, aber ich habe durch den Bau des Modells moderne Bausätze erst wieder so richtig zu schätzen gelernt. Und auch wenn das fertige Modell wahrlich kein Eyecatcher geworden ist, kann ich dadurch nichts desto trotz mal wieder ein eindeutig positives Fazit aus dem MB-Contest ziehen: immer wieder gerne!
Steffen Recter