27.05.1905 - 110 Jahre Schlacht von Tsushima

 

Am 27. Mai 1905 vor 110 Jahren fand die Schlacht von Tsushima statt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Als passendes Modell fand ich dazu bei NNT den Kombrig Bausatz Nr. 70148 Imperator Alexander III, ein russisches Schlachtschiff der Borodino-Klasse. Diese Klasse umfasste fünf Schiffe, wovon Kniaz Suvorov, Borodino, Orel und Imperator Alexander III an der Schlacht bei Tsushima teilnahmen. Orel überlebte und fiel den Japanern in die Hände. Das fünfte Schiff, die Slava, wurde erst im Juni 1905 fertiggestellt.

Das Original

Am 24. Mai 1900 erfolgte die Kiellegung auf der Baltischen Werft in Sankt Petersburg und am 3. August 1901 der Stapellauf. Imperator Alexander III wurde als erstes Schiff dieser Klasse fertiggestellt und stellte am 21. September 1903 in Dienst. Ein Jahr später, am 5. Sept. 1904, nahm Alexander III an der großen Parade anlässlich des Besuchs von Zar und Zarin teil, da die Entsendung des II. Pazifischen Geschwaders nach Fernost kurz bevorstand.

Unter Kapitän Buchwochstow lief Imperator Alexander III am 15. Oktober 1904 von Libau Reede mit dem 2. Pazifikgeschwader unter Konteradmiral Rojéstwenski nach Fernost aus. Das Schiff lief in der Steuerbordkiellinie hinter dem Flaggschiff Suvorov.

Über das Skagerak und den englischen Kanal erreichten die russischen Schiffe am 26. Oktober 1904 die spanische Hafenstadt Vigo. Wegen politischer Probleme konnte aber erst am 31. Oktober mit der Kohlen- und Proviantübernahme begonnen werden. Vor Tanger erhielt Alexander III am 3. Novmber 1904 für die schnellste Kohlenübernahme eine Prämie von 1500 Rubel. Am nächsten Morgen brachen die Schiffe auf, wobei die 1. Division um Afrika herum fuhr und die 2. Division den Weg durch das Mittelmeer und den Suezkanal nahm. Die politische Lage verschlechterte sich weiter und die russischen Schiffe mussten auf ihrem Weg um Afrika meist außerhalb der Häfen Kohlen und Proviant übernehmen. Die einzige freundliche Aufnahme fand am 11. Dezember 1904 in der Lüderitzbucht in Deutsch-Südwestafrika statt. Am 20. Dezmber wurde die Südspitze Afrikas passiert und die Schiffe liefen in den Indischen Ozean ein. Die 1. Division traf am 29. Dezember 1904 in Madagaskar ein und verband sich wieder mit der 2. Division, die schon da war. Politische Wirren ließen den Aufenthalt zum Drama werden, die Kohlen- und Proviantschiffe blieben aus. Erst am 16. März 1905 konnte das Geschwader seine Fahrt mit Kurs auf die Sundainseln wieder aufnehmen. Die Straße von Malakka wurde am 5. April erreicht und sodann Kurs auf die Kam Ranh Bay, 200 sm nördlich von Saigon genommen, um hier das III. Pazifische Geschwader, das später losgesandt worden war und an der Küste entlang fuhr, zu treffen. Am 10. Mai 1905 trafen die Schiffe dann ein und am 14. Mai nahmen 50 Schiffe Kurs auf Wladiwostock.

Die Koreastraße wurde am 26. Mai 1905, dem Vortag der Schlacht erreicht, und die Japaner nahmen sogleich die Beschattung auf. Am 27. Mai 1905 um 14.08 Uhr ließ Admiral Rojéstwenski den ersten Schuss auf die Japaner abfeuern und die Schlacht bei Tsushima begann. Nachdem um 14.47 Uhr das Führungschiff Suvorov und das Schlachtschiff Ossljabia von den Japanern zusammengeschossen waren, übernahm Imperator Alexander III die Führung. Bis 17.55 Uhr war Alexander III von Admiral Togos Schiffen so durchlöchert worden, dass er um 19.00 Uhr in den Fluten versank.

Technische Eigenschaften des Schiffs

Diese unglückliche Klasse war eine Wiederholung der Tsessarevitsch, obgleich man ihr eine andere Panzerung gegeben hatte, war sie dadurch nicht besser geworden. Es war ein für damals typisch französischer Entwurf. Die Bordwände waren oben erheblich eingezogen (Glockenform).

Das Schiff hatte eine Länge von 121,31 m, eine Breite von 23,11 m und einen Tiefgang von 8,48 m. Die Konstruktionswasserverdrängung lag bei 13 516 ts. Zwei stehende Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen wurden von 20 Belleville Kesseln gespeist und erzeugten 16.300 PSi, die das Schlachtschiff auf eine Geschwindigkeit von 17,5 - 17,8 kn brachten.

Der Gürtelpanzer hatte eine Dicke von 191 - 152 mm, der 76 mm starke Seitenpanzer war jedoch ungenügend. Das Oberdeck über den Kasematten maß 64 - 38 mm, das Hauptdeck hatte 51 mm, das Zwischendeck 38 - 25 mm und das Torpedoschott eine Dicke von 32 mm.

An Bewaffnung gab es zwei Doppeltürme mit 30,5 cm/L40-Geschützen, sechs Doppeltürme mit 15,2 cm/L45-Geschützen und 20 x 7,5 cm-Geschützen in Kasematten sowie zwei 64 mm, 20 x 47 mm und zwei 37 mm-Kanonen über das Schiff verteilt. Zwei Torpedorohre waren unter Wasser und zwei über Wasser (eines vorne und eines achtern) angeordnet. Die Besatzung bestand aus 830 - 867 Mann.

Das Modell

Das Modell zeigt den Bauzustand am 5. September 1904 beim Besuch des Zarenpaares.

Ich habe versucht, möglichst nach Bausatz zu bauen, musste aber diverse Änderungen vornehmen. Der Rumpf erhielt Torpedonetze aus mit Weißleim getränktem Papiertaschentuch. Eine Lage mit der Breite von ca. 10 - 15 mm und der richtigen Länge wird am Längsrand mit Weißleim eingestrichen und mit den Fingerspitzen eingerollt. Die entstandene Wurst wird nun vollständig mit Weißleim gesättigt und am Modell angebracht. Diese Art, mit unregelmäßigen Verdickungen, wirkt meines Erachtens natürlicher als die meist verwendete Gummischnur mit Gewebe. Die Spieren bestehen aus 0,3 mm Messingdraht und die Gelenke dazu aus Polystyrol. Die Bugzier wurde mit Sekundenkleber-Gel anmodelliert.

Leider waren die Barbetten der Mittelartillerie so nach innen abgesackt, dass ich sie aus Messing neu drehen musste. Die Schanzkleider dazu wurden aus 0,1 mm Kupferfolie (aus dem Bastelbedarf) ausgeschnitten und angepasst. Die Rohre der Mittelartillerie und der Kasematt-Geschütze sind aus Messingdraht, ebenso die Davits, die oben mit der Zange angedrückt wurden und so eine "Rolle" bekamen.

Für die exakte Fixierung der Schornsteine wurden Bolzen verwendet, die den Rumpf durch den Aufbau hindurch mit den Schornsteinen verbinden.

Die beiden Gefechtsmasten bestehen aus konisch gedrehten Messingstiften aus dem Uhrenbedarf, an die die Stengen und Rahen aus konisch geschliffenem Messingdraht angelötet wurden. Zum Löten empfiehlt es sich, die Teile mit Klebeband auf eine Unterlage aus Presspappe zu kleben, damit sie während des Lötens fixiert bleiben. Mit Flussmittel wird nur wenig Lot benötigt und das Verputzen hält sich im Rahmen. Die vorderen Beibootkräne sind ebenfalls aus Messing und gelötet. Auch die Brücke bekam Stützen aus Messingdraht. Über die obligatorischen Ätzteile brauche ich wohl nicht zu sprechen.

Die Mannschaft besteht aus Polystyrol-Männchen, die mit dem Skalpell aus einem Streifen 2,5 mm x 0,25 mm Evergreen ausgeschnitten wurden. Große Tellermützen, mit einem Durchmesser von 0,7 mm aus 0,1 mm dicker Kupferfolie ausgestanzt, zieren die Köpfe der Matrosen.

Den Flaggenschmuck habe ich auf dem Computer gezeichnet, mit dem Farbdrucker auf normalen Papier ausgedruckt und ausgeschnitten. Damit die Flaggen schön dünn wurden, musste das Papier mit dem Skalpell in der Mitte gespalten werden. Der von der Tinte getränkte Teil wird gefaltet und zusammengeklebt, fertig ist die Flagge.

Als Besonderheit schwimmen noch zwei weiße Schwäne auf das Schiff zu.

Es hat richtig Spaß gemacht, das Modell eines russischen "Briketts" zu bauen.

Farbgebung

  • Rumpf, Aufbau, Masten und Beiboote: Schwarz R302sm
  • Schornsteine: Zitronengelb H99 + H34 + sm
  • Holzdecks: Beige H103
  • Linoleumdecks: Ocker H83
  • Persenning über TR-Netzen: Mittelgrau H125sm
  • Beiboote innen: Weiß R301sm
  • Duchten und Riemen: Sandbraun R63
  • Rohre der kleinen Kanonen: Gunmetall R91
  • Anker, Ankerketten: Eisengrau H32
  • Bugzier: Gold R94

Literaturhinweise

  • Kriegsschiffe der Welt 1860 - 1905 Bd. 2 von R. Chesneau und E. M. Kolesnik, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1984
  • Tsushima von Nowikow-Priboi, Militärverlag der DDR, Berlin 1986
  • Tsushima von Frank Thiess, Paul Zsolnay Verlag, Wien-Hamburg 1964

Reiner Vögel