Im Jahre 1999 hatte ich mein Großprojekt „Schiffe der DDR Volksmarine“ begonnen und die ersten kleinen Einheiten wie LTS und KTS als Eigenbau erstellt. Zwischenzeitlich waren viele andere Modelle wichtiger, aber nun kann es am Projekt mit den anderen Einheiten der Volksmarine weitergehen. Mit der Delfin von Kombrig in 1/700 lässt sich eines der neueren Küstenschutzschiffe (KSS) wie die Rostock bauen.
Das Original
Die FK-Fregatten der sowjetischen Koni I-Klasse (Projekt 1159) waren für den Export bestimmt und deshalb bewusst einfach und unkompliziert gehalten. Mit ihrem Stahlrumpf und den Aufbauten vorwiegend aus Leichtmetall waren die Küstenschutzschiffe 141 Rostock, 142 Berlin- Hauptstadt der DDR und die 143 Halle die modernsten und kampfkräftigsten Einheiten der damaligen Volksmarine.
Die Rostock wurde in der Sowjetunion auf der Gorkiy-Werft in Zelenodolsk am Dnepr 1975-77 gebaut. Nach der Erprobung im Schwarzen Meer schleppte der sowjetische Eisbrecher Vladimir Rusanov das Schiff über das Mittelmeer, den Atlantik und das Kattegat in die Ostsee. Am 25. Juli 1978 erfolgte die feierliche Indienststellung in der Volksmarine der DDR.
KSS 141 Rostock war wiederholt bei Übungen und Manövern der verbündeten Flotten eingesetzt. Gemeinsame Ausbildungsfahrten mit der sowjetischen und der polnischen Seekriegsflotte führten das Schiff bis ins Nordmeer und in den Atlantik. Die Besatzung der Rostock erhielt 1985 und 1986 den Pokal für die beste Leistung bei der U-Boot-Abwehr und konnte als bestes Schiff ausgezeichnet werden.
Nach der Wende übernahm die Bundesmarine die Rostock im Oktober 1990 mit Heimathafen Warnemünde, am 18. April 1991 außer Dienst gestellt und seit Oktober 1991 zum Verkauf ausgeschrieben. Ab 13. Juli 1992 lag sie im Marinearsenal Kiel, wurde im Mai 1995 an Großbritannien zur Endverwertung als Zielschiff verkauft und nach Portsmouth geschleppt.
Technische Daten
Typ: FK-Fregatte KONI I-Klasse, Küstenschutzschiff 2. Ranges
Bauwerft: Gorkiy Werft, Zelenodolsk, UdSSR
Projekt: SKR Wachschiff Projekt 1159
Baunummer: 1159.01
Kiellegung 1975
Indienststellung in VM 25.07.1978
Kennung 141
Länge ü. alles 96,40 m
Länge zw. d. Loten 90,0 m
Breite 11,26 m
Breite max. 12,56 m
Tiefgang max. 3,65 m
Typverdrängung 1.440 t
Konstruktionsverdr. 1.577 t
Einsatzverdrängung 1.820 t
Antriebsanlage: CODAG-Anlage mit Gasturbine auf Mittelwelle
1x Gasturbinen 20.000 PS / 14.705 kW
2x 18 Zyl. Zweitakt-Gegenkolben-DM Typ 68B.
mit je 8.000 PS / 5.882 kW
mittig Festpropeller, außen Verstellpropeller
2 Ruder
Höchstgeschw. 30 kn (mit Gasturbine 35.000 PS)
Fahrbereiche 4.500 sm / 18 kn mit DM 16.000 PS
Besatzung 110 Mann
Bewaffnung
1 Schiff/Luft FK-System mit Zwillingsstarter SA-N-4 (Osa-2M)
18 Gecko Flugkörper (K 33)
4 76 mm Kanone L/59 in Doppeltürmen AKL 726
4 30 mm Flak L/52 in Doppeltürmen AK-230
2 U-Jagdraketenwerfer 212 mm in 12fach Lafette RBU-6000
2 Wabo-Ablaufbühnen
12 – 30 Minen auf Minengeleisen, Gleislänge ca. 64 m
Ortungs – und Führungsanlagen
1 Luftraumüberwachungsradar Strut Curve (MR-302)
1 Navigationsradar (Don-2)
1 Waffenleitradar Pop Group (MPZ-301) für SA-N-4
1 Waffenleitradar Hawk Screech (Fut-B) für 76 mm
1 Waffenleitradar Drum Tilt (Rys-MR 104) für 30 mm
Das Modell
Als Bausatz für das KSS Rostock kommt der Kombrig-Bausatz # 70340 der Delfin zum Einsatz. Der Rumpf ist blasenfrei, mit sauberen Kanten gegossen, zeigt aber nur wenige Details, die Wasserlinie ist plan. Der Bausatz enthält weder Decals noch Ätzteile, somit muss auf den eigenen Fundus zurückgegriffen werden. Für den Bau der Rostock sind einige kleinere Umbauten notwendig. Als Hilfe erhielt der Rumpf von unten 2 M3 Gewindebohrungen und eine 19 mm Spanplatte als Basis. Für diesen Umbau und der zusätzlichen Detaillierung bietet der Modellbauplan von Bernd Loose aus modellbau heute 3/81 Küstenschutzschiff Rostock eine willkommene Unterstützung, ebenso wie Fotos und Skizzen aus der zeitgenössischen Literatur.
Zuerst wird das Heck nach Fotos und Plan seitlich weiter nach vorne gezogen. Ein wesentliches Merkmal sind auch die seitlichen Scheuerleisten (0,25 mm x 0,25 mm) auf Höhe des Hauptdecks. Als Wasserpass habe ich dünne Polystyrolfolien (0,25 mm und 0,5 mm) verwendet. Mein Modell erhält Ankerklüsen am Vorschiff, welche jedoch nicht unbedingt notwendig sind, da sie am Original nur minimal ausgeführt sind. Ankerketten und Decksklüsen vervollständigen das Backdeck. Für die geschlossenen Klüsen auf dem Hauptdeck werden Flyhawk Ätzteilen verwendet. Ein anderes Merkmal sind die vielen Scheinwerfer der Deckbeleuchtung. Aus 0,25 mm dickem Evergreen ausgestanzt sind die Teile oben gewölbt, unten glatt und somit haben die Lampenschirme noch den Charme der 70er Jahre.
Am Brückendeck achtern gibt es kleine Plattformen, die am Bausatzrumpf voll dargestellt waren, also entfernen und durch Evergreen ersetzen. Ebenso fehlen im Bausatz die Verlängerung des Schornsteindecks und die Plattformen zu den Beibooten. Zusätzliche Lüfterblöcke gehören auch achtern an den Brückenaufbau und unter die Verlängerung des Schornsteindecks (mit einem Gewindebohrer in Evergreenstreifen geritzt). Die großen Pilzlüfter auf Deck und den Aufbauten sind Drehteile von Flyhawk. Die Brückennocks erhalten Windabweiser und Positionslampen aus Evergreen. Die Pivots der AK-230 werden den Fotos angepasst und nach achtern versetzt.
Die anderen Änderungen gegenüber der Delfin, also die Verwandlung in das Küstenschutzschiff Rostock sind auf den Fotos der Originalteile aus dem Bausatz und den detaillierten Bauteilen zu sehen. Bilder sagen mehr als tausend Worte!
Verwendete Farben
Unterwasserschiff, Wasserpaß Mittelgrün R 365sm
Wasserpasslinie oben Weiß R 301sm
Rumpf mit Aufbauten Hellgrau R 374sm
Stahldecks Vistagrün MA 71.101
Pilzlüfter Mittelblau MA 71.089
Rettungsringe Orangerot R 310sm / R 330sm
Poller, Klüsen, Anker Schwarz MA 71.057
und Ankerketten, Schornstein innen
Isolatoren für Antennen Mittelbraun MC 70.941
ABC Anzug der Besatzung Orangerot R 310sm / R330sm
Stahlhelme Mittelgrau R 378sm
(R= Revell, MA=ModelAir Vallejo,, MC=ModelColor Vallejo)
Der Zusammenbau
Es erfolgt der übliche Ablauf von unten nach oben und von vorne nach achtern. Kleine Drahtstifte erleichtern die Positionierung der Bauteile, sofern die Bohrungen am vorgesehenen Platz dafür mindestens 0,1 mm größer ausgeführt sind. Die Antennen hatte ich zuerst aus gezogenem Gießast vorgesehen, doch ist 0,3 mm/0,4 mm Messingdraht beim Konischschleifen stabiler. Die Kennung besteht aus weißen Abreibeziffern, doch leider sind sie beim Abreiben wegen ihres Alters zerbrochen. Die einzige Lösung ist dabei die Aufdoppelung aus mehreren Ziffern; irgendwann ist die Kennung dann komplett. Die Flagge der Volksmarine ist ein Scann, verkleinert, gefaltet und angeklebt. Das Emblem am Heck besteht aus einer Hinumaru (1 mm) mit Ährenkranz aus Goldfarbe, aufgetragen mit dem „3-Haare-Pinsel“.
3D geduckten Figuren mit ABS-Anzug und Offiziere mit weißer Mütze bereichern das Modell.
Quellen
- Die Volksmarine der DDR, Siegfried Breyer, Peter Joachim Lapp, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1985
- Vom Küstenschutzboot zum Raketenschiff, Hans Mehl, Knut Schäfer, Ulrich Israel, Militärverlag der DDR, Berlin 1989
- Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge, der deutschen Marine von 1956 bis heute (1996), Gerhard Koop, Siegfried Breyer, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996
- Schiffe und Boote der Volksmarine der DDR, Manfred Röseberg, Ingo Koch Verlag, Rostock 2002
- Modellbau heute, diverse Hefte, mbh-Details, Branderburgisches Verlagshaus, Berlin 1975 - 1992
- Marinekalender 1988, Hrsg. Dieter Flohr, Robert Rosentreten, Militärverlag der DDR, Berlin 1987
- Farben und Anstriche der Volksmarine Teil 1 und 2, Horst Maiwald, Falk Pletscher, ModellFan 10 / 2006 und 11 / 2006, Carl Ed. Schünemann KG Verlag Bremen 2006
Reiner Vögel